Sülz (Köln)
Der Stadtteil Köln-Sülz liegt im Südwesten von Köln und ist politisch dem Stadtbezirk Köln-Lindenthal zugeordnet.

Strukturdaten
Sülz grenzt im Süden an die Stadtteile Zollstock und Klettenberg, im Westen an Hürth-Efferen, im Osten an die Neustadt-Süd und im Norden an Lindenthal. Mit Klettenberg ist Sülz auf Grund einer Vielzahl gemeinschaftlich genutzter Einrichtungen wie Schulen, Kirchen und Einkaufsstraßen zusammengewachsen.
Sülz hat Vorlage:Ref
- 6 Stadtviertel: Sülz, Kriel, Beethovenpark, Weißhausviertel, Justizzentrum und Uni-Center
- 36.214 Einwohner und ist einwohnerzahlenmäßig der drittgrößte Kölner Stadtteil
- einen leichten Frauenüberschuss (19.104 weibliche gegenüber 17.010 männlichen Einwohnern)
- mit 24.128 nicht Verheirateten einen sehr hohen Singleanteil
- 21.529 Bürger im Alter zwischen 18 und 60 Jahren
- 16.669 Bürger, die auf Grund der Nähe zur Universität Köln weniger als 5 Jahre ansässig sind
- 15.235 Katholiken, 13.928 Sonstige und 6.951 Protestanten
- 22.477 Haushalte, davon 14.150 Ein- und 5.114 Zweipersonen-Haushalte
- 22.046 Wohnungen, darunter 16.352 Wohnungen, die aus mindestens 3 Räumen bestehen
Geschichte
Der Name Sülz leitet sich vom Fronhof Sulpece ab, der im Jahr 1145 erstmals urkundlich als Villa Sultz erwähnt und 1181 in Sulpze umbenannt wurde. Er gehörte bis zur Säkularisation zu den zwölf Mensalgütern (Tafelgütern) der 957 gegründeten Benediktinerabtei St. Pantaleon. Diese sorgte 1198 mit dem Bau eines Weiherklosters und insgesamt neun Burgen und Rittergütern in dessen Umgebung, die sich 1240 zu einer Burgengenossenschaft zusammenschlossen, für einen hohen Aufschwung im heutigen Sülzer Gebiet.


1474 beschloss der Kölner Rat während des Burgundischen Krieges, den Hof ebenso wie die im 12. Jahrhundert gebaute Wallfahrtskapelle St. Nikolaus und die gesamte Bebauung vor der Kölner Stadtmauer abzureißen, um dem Feind Karl dem Kühnen, Herzog von Burgund, jegliche Deckungsmöglichkeiten zu nehmen. Ab 1487 baute man den alten Hof als Villa Nova an der Berrenrather Straße wieder auf. Er bildete mit dem 1378 urkundlich erwähnten Weißhaus auf der Luxemburger Straße und dem später zu Klettenberg gehörenden Komarhof und dem Klettenberger Hof eine Wirtschaftseinheit. Heute erinnert die Neuenhöfer Allee als ehemals repräsentative Zufahrt vom Krieler Dömchen aus an den Fronhof, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts endgültig abgerissen wurde.
Auf dem Gebiet des heutigen Stadtteils Sülz befanden sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts, beginnend mit der Privatinitiative des Bauunternehmers Heinrich Wagner, der dort 1845 drei Morgen Land kaufte, zahlreiche Sand- und Kiesgruben, Ziegeleien und auch auf Grund der noch fehlenden Kanalisation Poudrettefabriken (Düngemittel) mit entsprechender Geruchsbildung. Zuvor handelte es sich beim heutigen Sülz um rein landwirtschaftlich genutzte Flächen.
In dieser ersten Entwicklungsstufe ab 1845 siedelten sich zunächst kleine Gewerbebetriebe und Fabriken im Bereich zwischen Sülzburg- und Ägidiusstraße an, und daraus folgte ein enormer Bevölkerungszuzug. In Sülz gab es Maschinenfabriken und Spinnereien; es wurden Fahrräder, Motorräder, Autos und Tabakverarbeitungsmaschinen gebaut, Goldleisten, Buchdruckerschwärze, Möbel, Bogenlampen, Bürsten, Lacke, Lakritz, Zigarren, Angeln, Mieder und Strohhüte hergestellt und Brot gebacken. Auf diese Weise entstand die seinerzeit für Sülz typische Mischung aus Wohnen und Arbeiten. Die Gebäude vieler dieser Betriebsstätten sind heute noch erhalten.
Bekannte ansässige und teilweise branchenführende Unternehmen waren beispielsweise:
- Tabakverarbeitungsmaschinen Wilh. Quester, Berrenrather Straße
- Cito-Fahrradwerke, Luxemburger Straße
- Allright-Fahrradwerke, Neuenhöfer Allee, später mit Cito zu den Köln-Lindenthaler Metallwerken verschmolzen
- Strohhutfabrik Silberberg & Mayer, Lotharstraße
- Angelgerätehersteller Brink, Berrenrather Straße, später von Noris aufgekauft und mit Shakespeare zu Noris-Shakespeare verschmolzen
- Brotfabrik Hermann, Wichterichstraße
- Kölner Motorenwagenfabrik, Marsiliusstraße (1897 erstes deutsches Automobilwerk), später Priamuswerke
Sülz wurde 1888 eingemeindet.
In einer zweiten Entwicklungsstufe wurden nach der Jahrhundertwende in Sülz zentrumsnahe Wohngebiete für die Kölner entlang der noch aus römischer Zeit stammenden Ausfallstraßen sowie im Bereich zwischen Berrenrather und Luxemburger Straße erschlossen, die nun planerisch auf architektonische Elemente der Kölner Neustadt zurückgreifend gestaltet wurden und unterschiedliche Zentren wie Wohnbebauung, Geschäftsansiedlungen, Plätze, Grünflächen sowie Kirchen- und Schulbebauung berücksichtigten.
Straßen, Plätze und Grünanlagen
Straßen

In der Ägidiusstraße, der ehemaligen Wagnerstraße, begann 1845 die eigentliche Besiedlung von Sülz. Hier und in dem weiteren kleinen nahezu rechtwinkligem Straßenraster zwischen Berrenrather und Zülpicher Straße, sowie Weyertal und Sülzburgstraße, wie der Gustav-, Redwitz- und Marsiliusstraße fand nicht nur die erste gewerbliche Besiedlung statt, hier wurden auch die ersten zweistöckigen Wohnhäuser für Arbeiter gebaut und Handelswaren feilgeboten. In der Marsiliusstraße steht heute noch die 1875 in einem damals typischen und später mit der geschlossenen Fensterfront in der 1. Etage verändertem Dreifensterhaus gegründete und erst 1998 geschlossene Eisenwarenhandlung Bosen, deren Inventar geborgen und in einem Museum wieder aufgebaut werden soll.
Knapp 100 Jahre nach dem Beginn der Sülzer Besiedlung bildete die kreuzende Palanterstraße die Sülzer "Rote Zelle" in dem ansonsten überwiegend von Nationalsozialisten durchsetzten Sülz mit heutigen stets starker Rot-Grün-Mehrheit. Hier drängelten sich in den Wohnungen einfachste Arbeitergroßfamilien, die sich mit denen aus angrenzenden Veedeln prügelten, und die Nationalsozialisten hielten gerade deshalb vorwiegend dort ihre Parademärsche ab. In der Palanterstraße war auch der Boxer und dreimalige deutsche Meister im Mittelgewicht Peter Müller zu Hause.


Die Berrenrather, Luxemburger und Zülpicher Straße sind die 3 großen Ausfallstraßen, die sowohl stadtauswärts führen als auch Sülz mit der Kölner Innenstadt verbinden und noch in römischer Zeit ihre Entstehung fanden. Hier verkehren auch die Öffentlichen Verkehrsmittel, die in Sülz ausschließlich oberirdisch verlaufende Stadtbahn auf Luxemburger und Zülpicher Straße und Busse auf der Berrenrather Straße.
Quer durch den Stadtteil verlaufen das Weyertal und die ehemalige Kaiserstraße, die mit der Eingemeindung in Sülzburgstraße und in ihrer Verlängerung ab der Luxemburger Straße in Gottesweg umbenannt wurde. Die Sülzburgstraße bildet seit der Jahrhundertwende zwischen Berrenrather und Luxemburger Straße eine der Einkaufsstraßen der Sülzer sowie der benachbarten Klettenberger, und in dieser Höhe haben sich auch in den großen Nachbarstraßen zahlreiche Geschäfte angesiedelt, so dass dieses Carrée das Zentrum von Sülz bildet.
Die weiteren verkehrstechnischen Verbindungen zu den benachbarten Stadtteilen sind Teile der Militärringstraße, der Sülzgürtel, auf dem ebenfalls eine Stadtbahnlinie fährt, sowie die Innere Kanalstraße, die im Sülzer Bereich Universitätsstraße und Weißhausstraße heißt. Zwischen Militärring und Sülzgürtel befindet sich auch die idyllisch am Beethovenpark vorbeiführende Neuenhöfer Allee.
Plätze und Grünanlagen


In der zweiten Entwicklungsphase wurden insgesamt 7 Plätze angelegt, teilweise nach Plänen von Fritz Encke. Ein typisches Beispiel hierfür ist der Asbergplatz (1912). Hier gibt es, wie auch auf dem De-Noël-Platz (1904/05), dem Manderscheider Platz (1911), dem Münstereifeler Platz (1905-1910) und dem Nikolausplatz (1912) sowohl Spielplätze als auch bepflanzte Ruhezonen für Erwachsene.
Der nach Geheimrat Dr. Benjamin Auerbach, der 1885 bis 1935 das Israelitische Asyl für Kranke und Altersschwache in Köln-Ehrenfeld leitete, benannte Auerbachplatz und der Hermeskeiler Platz dienen zweimal wöchentlich als Marktplätze und stehen ansonsten für Volksfeste und als Parkplätze zur Verfügung. Der Auerbachplatz verfügt im östlichen Bereich ebenfalls über Spiel- und Ruhezonen.

Sülz erstreckt sich im Westen über den äußeren Grüngürtel Kölns und damit über den Beethovenpark mit der Pappelgruppe als Zentrum und einer Reihe von Sportplätzen, Liegewiesen und Waldstücken. Im direkten Anschluß an den Beethovenpark wurde die Kleingartenanlage Kletterrose angelegt. Auch große Teile des 20 ha großen Decksteiner Weihers, welcher wie der Beethovenpark ebenfalls nach Plänen von Fritz Encke angelegt wurde, gehört zum Sülzer Bereich des äußeren Grüngürtels. Der Decksteiner Weiher war hierbei schon in den 20er Jahren als Mittel zur Ausübung des Ruder-, Segel- und Eissports geplant. Der auf der Gleueler Straße überbrückte Mittelteil ist von zwei Kastanienalleen umsäumt, die zu den schönsten Alleen Kölns gehören.
Gebäude und Denkmäler
Kirchen, Kapellen und Friedhöfe

Neben dem, heute allerdings zum Stadtteil Lindenthal gehörenden und in unterschiedlichen Bauetappen vom 9. bis 13. Jahrhundert entstandenen vom Volksmund sogenannten Krieler Dömchen, der ehemaligen Pfarrkirche St. Stephan des Gutes Creile, dürfte der 1906 bis 1909 von Franz Statz, Sohn des Dombaumeisters Vincenz Statz wiederaufgebauten Nikolauskirche samt dem katholischen Pfarramt auf dem von Fritz Encke gestalteten Nikolausplatz die größte historische Bedeutung zukommen. Sowohl im Krieler Dömchen als auch in St. Nikolaus finden sich expressionistische Fresken von Peter Hecker aus den 1960er Jahren.
Weitere Kirchen sind die 1930 von Ferdinand Passmann und J. Bonn erbaute St. Karl Borromäus-Kirche in der Zülpicher Straße an der Ecke Redwitzstraße mit Kirchverglasungen aus dem Jahr 1958 von Georg Meistermann und die beiden evangelischen Kirchen: Das 1928 von Heinrich Matter und Eduard Scheler zunächst nur als Gemeindehaus erbaute Tersteegenhaus mit später angefügtem Kirchturm in der Emmastraße und die Johanneskirche in der Nonnenwerthstraße. Nahe des Kinderheims am Sülzgürtel findet sich noch die Waisenhauskapelle des Architekten Gottfried Böhm. Zum Weißhaus gehört eine private von Vincenz Statz erbaute Kapelle mit Gemälden von Johann Anton Ramboux.
Für die Protestanten war Köln lange Zeit eine Diaspora. Hiervon zeugt auch der Geusenfriedhof am Weyertal von 1576, der bis 1829 den reformierten Gemeinden als Friedhof diente. Er lag seinerzeit außerhalb des Stadtgebiets von Köln und ist mit seiner Vielzahl von hervorragenden Grabdenkmälern und mit zahlreichen Inschriften versehenen Grabplatten in Lindenthal an der Grenze zu Sülz bis heute erhalten.
Weitere Bauwerke


Reste des ältesten Sülzer Bauwerks finden sich auf der Berrenrather Straße, die in ihrem gesamten Verlauf von Hürth-Efferen bis Sülz identisch mit der Trasse der römischen Wasserleitung ist. Es handelt sich hierbei um einen Pfeilerrest sowie einen Schlammfang der Eifelwasserleitung aus der 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts nach Chr. Direkt gegenüber des Schlammfangs befindet sich das von Franz Kremer, dem 1. Präsidenten des Kölner Fußballclubs 1. FC Köln gebaute Vereinsheim Geißbockheim, benannt nach dem Maskottchen des 1. FC Köln. Einen solchen Geißbock hatte der Zirkusdirektor H. Williams 1950 im Rahmen einer Karnevalsveranstaltung Franz Kremer überreicht.
Von historischer Bedeutung sind zudem das in Privatbesitz befindliche und restaurierte Wasserschloß Weißhaus mit der Wolffschen Immobilienanlage und dem nach dem Weißhaus benannten einzigen noch erhaltenen Vorstadtkino Kölns an der Luxemburger Straße, das Waisenhaus am Sülzgürtel, die Strohhutfabrik Silberberg & Mayer in der Lotharstraße und das in einer ehemaligen Ausbildungswerkstatt der Maschinenfabrik Wilh. Quester untergebrachte Jugendzentrum in der Sülzburgstraße.

Zu Sülz gehört zudem das Uni-Center, eines der größten Wohnhäuser Europas, sowie die Volkssternwarte Köln auf dem Dach des Schiller-Gymnasiums.
Das Sülzer Stadtbild ist heute geprägt von Wohngebieten unterschiedlicher Arten. Diese bestehen aus den ehemaligen zweigeschossigen Arbeiterwohnungen im Altstadtbereich rund um die Ägidiusstraße, sowie zahlreichen ab der Jahrhundertwende, teilweise auch noch in den 1920er und 1930er Jahren von der GAG,GRUBO und Grundstein erbauten Genossenschaftswohnungen, mit großzügigen, begrünten Innenhöfen, aber auch aus Luxuswohnanlagen und in die ehemaligen Fabrikationsstätten eingebauten Loftwohnungen. Im westlichen Bereich stadtauswärts findet man auch Gartenstadtsiedlungen. Südlich der Berrenrather Straße prägen hingegen ausschließlich viele ab 1900 erbaute Bürgerhäuser aus der zweiten Entwicklungsphase das Stadtbild.
Denkmäler


In die Wand des Jugendzentrums in der Sülzburgstraße ist ein von den Jugendlichen 1981 selbst geschaffenes Zwangsarbeiterdenkmal eingelassen. Gunter Demnig verlegte zur Erinnerung an deportierte Juden in Sülz eine Reihe von "Stolpersteinen"; der vor dem Haus Emmastraße 27 erinnert beispielsweise an die in Auschwitz ermorderte Dr. Louise Straus-Ernst, die zunächst mit ihrem Mann Max Ernst Dada Köln stark mitprägte, später dort journalistisch tätig war und viele bekannte Theaterleute und Künstler empfing. Am Haus Sülzgürtel Nr. 8 befindet sich eine Gedenktafel für die Kölner Widerstandsgruppe Nationalkommitee freies Deutschland.
Zu den Sülzer Denkmälern gehören auch die beiden katholischen Kirchen, das Pfarrhaus am Nikolausplatz, das Tersteegenhaus, die ersten Schulgebäude, ein 1923 auf dreieckigem Grundriß erbautes Tranformatorenhäuschen mit Keramikreliefs von Erwin Holler am Sülzgürtel, die Plätze und Grünanlagen mit dem Decksteiner Weiher, das Weißhaus mit Kapelle, der römische Schlammfang und der Pfeilerrest der römischen Wasserleitung, sowie knapp 200 im Denkmälerverzeichnis einzeln aufgeführte Wohnhäuser, Siedlungen und ehemalige Betriebsstätten.
Einrichtungen
Schulen und Hochschulen

In Sülz gibt es zwei Grundschulen auf der Berrenrather Straße, eine Hauptschule auf der Mommsenstraße, zwei Realschulen auf der Berrenrather Straße und dem Sülzgürtel und drei Gymnasien in der Nikolaus- und der Leybergstraße. Die englische School of St. George nahe des Waisenhauses wird Sülz bald verlassen. Am Sülzgürtel befindet sich noch die Schule für Erziehungshilfe und in der Redwitzstraße eine Förderschule für den Förderschwerpunkt "Geistige Entwicklung".
Die in der ehemaligen Strohhutfabrik untergebrachte Regionalschule Sülz der Rheinischen Musikschule in der Lotharstraße ist dem Hochschulbereich zuzuordnen. Darüber hinaus befinden sich einige zur Universität Köln gehörenden Institute in Sülz: Das Institut für Angewandte Sozialforschung und das Forschungsinstitut für Soziologie in der Greinstraße, das Institut für Anwaltsrecht am Justizzentrum sowie das Institut für Energierecht am Nikolausplatz.
Private Theater- und Musikschulen, Rechtsreferendarkurse im Pfarrsaal von St. Nikolaus sowie einige Kurse der Volkshochschule in der ehemaligen Strohhutfabrik runden das Sülzer Ausbildungsprogramm ab.
Soziales


Das 1914 eröffnete Waisenhaus am Sülzgürtel, dessen Direktor in nationalsozialistischer Zeit 1940 als Büroleiter der Kommandozentrale in Berlin die Vernichtung lebensunwerten Lebens mitorganisierte, wird schon seit langem lediglich als Kinderheim genutzt. Die derzeit noch 200 dort lebenden Kinder werden im Herbst 2006 ebenfalls moderneren Unterbringungsformen zugeführt. Das voll unterbunkerte und marode Waisenhaus wird dann teilweise restauriert eine andere Verwendung finden. Auf demselben Gelände befindet sich auch die Zentrale der Kölner Seniorengemeinschaft e.V., die ein umfangreiches Programm zur Freizeitgestaltung anbietet.
Das städtische Dr. Ernst-Schwering-Altersheim am Auerbachplatz, das Ende 2005 in eine neu erbaute Wohnanlage integriert wurde, war in den 1960er Jahren ein später umgesiedeltes jüdisches Altersheim.
Für das Jugendzentrum in der Sülzburgstraße werden die Räumlichkeiten der ehemaligen Testwerkstatt der Wilhelm Quester Maschinenfabrik genutzt. Eine Reihe von in den 1920er Jahren gegründeten Wohnungsbaugenossenschaften, die sich die damalige Beseitigung der Wohnungsnot für die vielen Arbeiterfamilien zum Ziel gesetzt hatten, bieten noch immer die zwischenzeitlich wenigen preiswerten Wohnungen in Sülz an. Die Katholische Arbeiterbewegung KAB war über viele Jahrzehnte hinweg die eigentliche Sülzer Bürgergemeinschaft, die das gesamte soziale Beziehungsnetz prägte.
Der Arbeiter Samariter Bund ASB ist in der Sülzburgstraße in einem mit einer Sonnenuhr verzierten großzügigen Gebäudekomplex eines ehemaligen Klosters untergebracht. Dieses ehemalige Kloster befindet sich direkt gegenüber dem zweiten Standort der Nikolauskirche, bevor diese 1906 in einer größeren, der stark gewachsenen Bevölkerung angemessenen Dimension am ursprünglichen Platz, dem heutigen Nikolausplatz, wiederaufgebaut wurde.
Kirchliche, städtische und private Organisationen bieten in Sülz insgesamt 18 Kindertagesstätten mit 998 Plätzen an.
Kulturelles
Das kulturelle Leben in Sülz ist so vielfältig wie die Bevölkerung. Traditionelle Veranstaltungen sind der Veedelszooch am Karnevalsdienstag, zahlreiche Kirchfeste, allen voran das Ökumenische Kirchfest auf dem Nikolausplatz, die Fronleichnamsprozession durch die Sülzburgstraße zum deshalb so benannten Gottesweg und das Schützenfest.

Die Interessengemeinschaft der Sülzer Geschäftsleute veranstaltet am 1. Wochenende im September das Carreéfest, und im November stellt sie Künstlern eine Woche lang ihre Schaufenster im Rahmen der Kunst im Carreé zur Verfügung.

Über 30 im Veedel ansässige Künstler sowie die Ateliergemeinschaften Ägidiusstraße und Lichthof (in der ehemaligen Strohhutfabrik Silberberg & Mayer in der Lotharstraße) beteiligen sich im November an den Tagen der Offenen Ateliers. Dirk Löbbert bemalt seit 2 Jahren zu den 5 Kölner Jahreszeiten die Tafeln eines traditionellen Sülzer Ecklokals. Seit 10 Jahren veranstaltet das Forum Klettenberg regelmäßig Lesungen und Konzerte im Tersteegenhaus und in der Johanneskirche, auch in den katholischen Kirchen finden regelmäßig Konzerte statt. Weitere regelmäßige Veranstaltungen richten das Hildegard-von-Bingen-Gymnasium, der Kultursalon Freiraum am Gottesweg, das Kindertheater Casamax im Hinterhof der Berrenrather Straße und die Studiobühne der Universität Köln sowie diverse Buchhandlungen im Veedel aus.
In Sülz ist zudem die Johanneskantorei und das Klettenberger Kammerorchester mit jährlichen Veranstaltungen in der Johanneskirche beheimatet, sowie die Regionalschule Sülz der rheinischen Musikschule (ebenfalls in der ehemaligen Strohhutfabrik). Ebenso stammen zahlreiche Profimusiker aus Sülz, wie beispielsweise die Bläck Fööss, die Wise Guys und Stefan Raab. Sülz hat ebenfalls eine Reihe von Laienchören, wie den Shalom Chor und ChorAlle Köln. Das Weißhauskino auf der Luxemburger Straße rundet das Programm cineastisch ab.
Der gemeinnützige Bürgerverein Leben in Sülz-Klettenberg e.V. befindet sich in Gründung und hat seine Aufgabe, die vielfältigen kulturellen und sozialen Aktivitäten im Veedel zu vernetzen, bereits mit der seit Januar 2006 monatlichen Herausgabe eines Veranstaltungsflyers für den Doppelstadtteil begonnen, der kostenlos in den Geschäften ausliegt.
Städtische Verwaltungseinrichtungen
Auf Sülzer Stadtteilgebiet gegenüber des Uni-Centers liegen auch das Kölner Arbeitsamt sowie das Justizzentrum mit Landgericht, Amtsgericht, Staatsanwaltschaft und der Rheinischen Notarkammer.
Politik & Wirtschaft
Politik

Die folgende Tabelle zeigt die Sülzer Wahlergebnisse von 2004 bzw. 2005
(in Klammern das Ergebnis des gesamten Stadtbezirks Lindenthal)Vorlage:Ref:
Partei | Kommunal 2004 in % | Landtag 2005 in % | Bundestag 2005+1 in % |
SPD | 30,18+2 (26,82) | 35,86+3 (31,58) | 48,36 (41,71) Dr. Lale Akgün |
CDU | 27,67 (36,84) | 31,17 (40,46+4) | 29,06 (37,51) Prof. Dr. Rolf Bietmann |
Grüne | 24,14 (18,29) | 18,82 (13,71) | 12,15 (9,14) Volker Beck |
FDP | 7,06 (9,57) | 8,56 (9,98) | 6,35 (8,35) Dr. Werner Hoyer |
+1 Erststimmen. Zweitstimmen im Stadtbezirk Lindenthal:
SPD 31,20 %, CDU 31,76 %, Grüne 15,92 %, FDP 15,56 %
+2 Dr. Eva Bürgermeister und Dr. Alexander Fladerer
+3 Tayfun Keltek
+4 Franz-Josef Knieps
Im Bundestag wird Sülz respektive der gesamte Stadtbezirk Lindenthal damit durch Dr. Lale Akgün (SPD) vertreten, im Landtag hingegen von Franz-Josef Knieps (CDU). In der Kommunalpolitik wird der mehrheitlich rot-grün wählende Stadtteil Sülz von der Bezirksvertreterin Lindenthals, Helga Blömer-Frerker (CDU) angeführt.
Wirtschaft
Die ehemalige industrielle Fertigung mit ihren Fabrikschornsteinen ist aus Sülz seit längerem verbannt. Gemäß Flächennutzungsplan Vorlage:Ref ist der überwiegende bebaute Teil von Sülz heute als Wohngebiet definiert und die Altstadt sogar als besonderes Wohngebiet. Industriegebiete finden sich in Sülz gar nicht mehr, und nur der kleine Bereich um die Rhöndorfer Straße ist ein Gewerbegebiet. Weiter stadteinwärts ab der Universitätsstraße auf beiden Seiten der Luxemburger Straße findet sich noch Mischgebiet sowie eine Sonderbaufläche für die Universität. Darüber hinaus gibt es noch kleinere Gemeinbedarfsplätze, hauptsächlich für Schulen.

Die Wirtschaft in Sülz findet vorwiegend in Arztpraxen, Rechtsanwalts-, Architektur- und Wirtschaftsberatungsbüros, einer Reihe von Handwerksbetrieben, Kunstateliers und Galerien, auf den beiden Wochenmärkten sowie in einer Vielzahl von Kneipen, Brauhäusern, Restaurants, Cafés sowie in Supermärkten, Drogerieketten und kleinen Fachgeschäften statt.
Buchhandlungen und Antiquariate erreichen neben Sonnenstudios, Frisören, Fahrradläden und Weinhandlungen nahezu Apothekendichte. Aber auch Obst- und Gemüsehandlungen mit italienischem Flair sowie Delikatessenläden, alteingesessene Schuhmacher, Autowerkstätten, Transport- und Umzugsunternehmen, private Musik- und Theaterschulen und eine Scherenschleiferei prägen das gewerbliche Angebot in Sülz. Darüber hinaus sind in Sülz viele in der Kölner Medienstadt Beschäftigte ansässig, die teilweise auch freiberuflich oder kleingewerblich Medienproduktionen erstellen.
Große Bürohauskomplexe stehen hierbei, vom Justizzentrum im Mischgebiet an der Luxemburger Straße abgesehen, nicht zur Verfügung. Die zumeist kleinen Betriebe der freien Berufe richten sich vielmehr ebenfalls in den ehemaligen, nun restaurierten Produktionsbetrieben ein.
Die meisten Sülzer arbeiten nicht in Sülz, sondern wohnen lediglich dort. Der Anteil der Arbeitslosen beträgt 8,8 %, damit zählt Sülz zu den 38 von insgesamt 85 Stadtteilen von Köln, die eine niedrigere Arbeitslosigkeit als der Durchschnitt aufweisen.
Quellen & Literatur
Fußnote 1: Vorlage:Fußnote
Fußnote 2: Vorlage:Fußnote
Fußnote 3: Vorlage:Fußnote
- Hans-Michel Becker, "Äbte, Kies und Duffesbach", hrsg. von Verlag J.P. Bachem, Köln, 1987
- Denkmälerverzeichnis 12.3 Stadtbezirke 2 und 3 Rodenkirchen und Lindenthal, hrsg. von Stadt Köln, Köln, 1984
- Jürgen Wilhelm, Das Grosse Köln Lexikon, hrsg. von Greven Verlag, Köln, 2005
- Josef van Elten und Rochus Witton, "100 Jahre Pfarrgemeinde St. Nikolaus, Köln-Sülz", hrsg. von Erzbischöfliches Generalvikariat Köln, Köln, 1992
- Dr. Heinz Schliski, "Das Wasserschloß Weißhaus", im Selbstverlag hrsg. von Else und Heinrich Wolf, Köln, 1987
- Johannes Schuster, "Sülzer Grenzen und Straßen", Selbstverlag, Köln, 2000
- "Verkaufsprospekt Cito", hrsg. von Cito-Fahrrad-Werke Act.-Ges. Köln-Klettenberg, Köln, 1899