Reaganomics

Der Begriff Reaganomics (Kofferwort, zusammengesetzt aus „Reagan“ und „economics“, engl. für Wirtschaft) bezeichnet die Wirtschaftspolitik der USA unter Präsident Ronald Reagan.
Theorie


Reagans Wirtschaftspolitik basierte auf wirtschaftswissenschaftlichen Thesen oder Theorien der Chicagoer Schule (auch Angebotspolitik genannt) und auf der Theorie des Ökonomen Arthur B. Laffer, nach Steuersenkungen würden die Steuereinnahmen nicht sinken, sondern sogar steigen (siehe Laffer-Kurve).
Steuerpolitik und Staatseinnahmen
Die Reagan-Regierung senkte mit dem Economic Recovery Tax Act of 1981 den Spitzensteuersatz der Einkommensteuer von 70 % auf 33 %. Auch die Steuern auf Veräußerungsgewinne und Unternehmenssteuern wurden reduziert. Dadurch verringerten sich die Steuereinnahmen deutlich. Mit verschiedenen Gesetzen wie dem Tax Equity and Fiscal Responsibility Act of 1982, den Social Security Amendments of 1983, dem Deficit Reduction Act of 1984, dem Omnibus Budget Reconciliation Act of 1987 und dem Tax Reform Act of 1986 wurden moderate Steuererhöhungen verabschiedet.[1]
Die Staatseinnahmen gingen 1983 zunächst zurück, stiegen dann zwar wieder an,[2] allerdings langsamer als zuvor.[3] Die Auswirkungen von Reagans Steuerpolitik werden bis heute kontrovers diskutiert, so führte sie zu einem massiven Haushaltsdefizit, welches erst unter Clinton ausgeglichen werden konnte.
Auseinandersetzung
Die Wirtschaftspolitik der Regierung Reagan bleibt bis heute Gegenstand kontroverser Diskussionen. Kritische Stimmen argumentieren, es handele sich um eine Politik zulasten ärmerer Schichten und zugunsten der oberen zwei Prozent der Bevölkerung der USA, da auch finanzielle Zuwendungen für Sozialprogramme aus den Zeiten der Great Society gekürzt wurden.[4]
Gerard Radnitzky charakterisiert die Reaganomics als „freie Marktwirtschaft in der Rhetorik und einige Privatisierungen, während in der Praxis die Staatsausgaben und der Steueranteil als Prozente des Bruttosozialproduktes gestiegen sind.“ [5]
In Großbritannien sprach man vom Thatcherismus, benannt nach der britischen Premierministerin Margaret Thatcher, dem eine ähnliche Politik zu Grunde lag. In Neuseeland entwickelte sich als Anlehnung an Reaganomics der Begriff Rogernomics für die Politik des Finanzministers Roger Douglas.
Als Atari Democrats sowie unter dem Begriff Dritter Weg wurden sozialdemokratische und gemäßigt linke Politiker sowie politische Strömungen bezeichnet, die einzelne Aspekte der Reaganomics auf der politischen Linken rezipierten.
Der Soziologe Colin Crouch sieht die grundlegenden Veränderungen in den USA während der Reagan-Administration in der Abwicklung wohlfahrtsstaatlicher Institutionen, der Marginalisierung der Gewerkschaften und einer Spaltung zwischen Arm und Reich auf einem Niveau vergleichbar mit Ländern der Dritten Welt.[6]
Siehe auch
Literatur
- Rudolf Hickel: Reagans ‚amerikanischer Traum‘ – ein Alptraum für Europa. In: Blätter für deutsche und internationale Politik, Ausgabe 03/1981, S. 286–300. (PDF; 1,8 MB)
Weblinks
- Supply Tax Cuts and the Truth About the Reagan Economic Record Analyse des libertären Cato Institute
Einzelnachweise
- ↑ Office of Tax Analysis: Revenue Effects of Major Tax Bills. (PDF) United States Department of the Treasury, , abgerufen am 5. Februar 2011 (Working Paper 81, Table 2).
- ↑ treasurydirect.gov – Historical Debt Outstanding – Annual 1950–1999
- ↑ cbpp.org – Richard Kogan: Will The Tax Cuts Ultimately Pay For Themselves?
- ↑ Ronald Reagan – Geliebt und gehasst auf YouTube, Dokumentation von Eugene Jarecki
- ↑ Gerard Radnitzky: Hayek und Myrdal – Ironie einer Preisteilung (PDF; 46 kB) S.2
- ↑ Colin Crouch: Postdemokratie. Suhrkamp, Frankfurt 2008, S. 19.