Bézierkurve
Die Bézierkurve wurde Anfang der 1960er Jahre unabhängig voneinander von Pierre Bézier bei Renault und Paul de Casteljau (1910-1999) bei Citroën entwickelt und ist ein wichtiges Werkzeug im CAD. Paul de Casteljau gelang zwar die Entdeckung früher, Citroën hielt seine Forschungen jedoch bis zum Ende der 1960er Jahre als Betriebsgeheimnis zurück.
Definition
Eine -dimensionale Bézierkurve ist eine Kurve der Form
, mit den Kontrollpunkten und den Bernsteinpolynomen und .

Am gebräuchlichsten sind kubische () Bézierkurven. Eine solche ist in nebenstehender Abbildung mit ihren vier Kontrollpunkten und dem sich aus diesen ergebenden Kontrollpolygon zu sehen. Während es prinzipiell auch andere Darstellungen für Kurven gibt, eignet sich die Bernsteinform am besten für den interaktiven Entwurf am Bildschirm, da sich die Bézierkurve an das Polygon der Kontrollpunkte annähert und so intuitiv bearbeitbar ist.
Weitere wichtige Eigenschaften jeder Bézierkurve, die sich aus den Eigenschaften der Bernsteinpolynome ergeben, sind:
- Die Kurve geht genau durch die Endpunkte und . (Die Eigenschaft ergibt sich direkt aus dem Aufbau der zugehörigen Bernsteinpolynome: An der Stelle ist das erste Bernsteinpolynom gleich und alle übrigen gleich . Entsprechend verhält es sich mit dem letzten Bernsteinpolynom an der Stelle . Damit nimmt die Kurve bei den Wert und bei den Wert an.
- Die Kurve liegt innerhalb der konvexen Hülle des Kontrollpolygons.
- In den Endpunkten ist sie tangential zu bzw. .
- Eine Gerade schneidet eine Bézierkurve höchstens so oft, wie sie ihr Kontrollpolygon schneidet (die Kurve hat eine beschränkte Schwankung).
- Eine affine Transformation (Verschiebung, Skalierung, Rotation, Scherung) kann auf die Bézierkurve durch Transformation des Kontrollpolygons angewendet werden ("affine Invarianz").
- Liegen alle Kontrollpunkte auf einer Geraden, so wird die Bézierkurve zu einer Strecke (Vorteil gegenüber der Polynominterpolation).
Als verallgemeinerte Form der Bézierkurve kann die Bézierfläche gesehen werden. Eine -dimensionale Bézierfläche ist eine Fläche der Form
, mit den Kontrollpunkten und den Bernsteinpolynomen und .
Eine Bézierfläche kann also durch zwei zueinander orthogonale Bézierkurven beschrieben werden.
Anwendung
In der Computergrafik werden Bézierkurven zur Definition von Kurven und Flächen im Rahmen von CAD, bei Vektorgrafiken (z. B. SVG) und zur Beschreibung von Schriften (z. B. Postscript Type1 und CFF-Opentype) verwendet.
Die Auswertung einer Bézierkurve in einem bestimmten Punkt kann schnell mit Hilfe des de Casteljau-Algorithmus erfolgen.
Beispiele
Lineare Bézierkurven (n=1)
Zwei Kontrollpunkte P0 und P1 bestimmen eine lineare Bézierkurve, die einer Geraden zwischen diesen beiden Punkten entspricht. Die Kurve wird angegeben durch
- .
Quadratische Bézierkurven (n=2)
Eine quadratische Bézierkurve ist der Pfad, der durch die Funktion C(t) für die Punkte P0, P1 und P2 verfolgt wird:
- .
Kubische Bézierkurven (n=3)
Vier Punkte (P0, P1, P2 und P3) bestimmen eine kubische Bézierkurve. Die Kurve beginnt bei P0 und geht in Richtung P1 und dann aus Richtung P2 zu P3. Im Allgemeinen geht die Kurve nicht durch P1 und P2 - diese Punkte dienen nur der Richtung, wobei P1 die Richtung bestimmt, in welche die Kurve in P0 geht. P2 legt die Richtung fest, aus welcher die Kurve durch P3 geht. Der Abstand zwischen P0 und P1 und der Abstand von P2 und P3 bestimmen, "wie weit" sich die Kurve in Richtung der Kontrollpunkte P1 und P2 bewegt, bevor sie in Richtung P3 läuft.
- .
Siehe auch
- Teilen und Annähern von Bezierkurven mit dem Algorithmus von De Casteljau
- B-Splines
- Parabolic Blending
Weblinks
Literatur
- Gerald Farin: Curves and Surfaces for CAGD. A practical guide. 5. Aufl. Academic Press, San Diego 2002 ISBN 1-55860-737-4