Lagos

Lagos ist die größte Stadt in Nigeria und war bis 1991 Hauptstadt. Mit 8.789.133 Einwohnern in der eigentlichen Stadt und 10.692.484 in der Agglomeration (Stand jeweils 1. Januar 2005) gehört Lagos neben Kairo zu den größten Städten Afrikas und der Welt. Vor Kano und Ibadan ist Lagos die größte Stadt des Landes und war bis 1975 auch Hauptstadt des Bundesstaates Lagos.
Geografie
Geografische Lage
Die Stadt liegt an der Küste des Golfs von Guinea und erstreckt sich über das Festland und eine Reihe von Inseln.
Die geografischen Koordinaten sind 6°27' Grad nördlicher Breite und 3°23' Grad östlicher Länge.
Klima
Lagos befindet sich in der tropischen Klimazone. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 26,4 Grad Celsius, die jährliche Niederschlagsmenge 1.626 Millimeter im Mittel. Die durchschnittlichen Höchsttemperaturen liegen das ganze Jahr über zwischen 28 und 33 Grad, die Tiefsttemperaturen zwischen 21 und 23 Grad im Mittel.
Hauptregenzeit ist zwischen Mai und Oktober. Der meiste Niederschlag fällt im Juni mit durchschnittlich 336 Millimeter, der wenigste im Januar mit 40 Millimeter im Mittel.
Geschichte
Das heutige Lagos wurde im Jahre 1472 von dem portugiesischen Seefahrer Ruy de Sequeira entdeckt und hieß damals Eko (Heerlager). Anschließend wurde diese Insel zu einer Handelsniederlassung ausgebaut, die dann den Namen Lagos erhielt, genannt nach dem kleinen Dorf Lagos im Süden Portugals. Zuerst diente Lagos als Anlegestelle für Handelsschiffe und wurde erst im 16. Jahrhundert durch das Volk der Yoruba besiedelt. Wenig später geriet das Gebiet des Obas (Königs) von Lagos in das Herrschaftsgebiet des Obas von Benin, der damaligen Großmacht am Golf von Benin, die mit den Portugiesen einen regen Sklavenhandel aufnahmen.
Lagos entwickelte sich, nach dem generellen Verbot des Sklavenhandels durch Frankreich im Jahre 1794 und Großbritannien im Jahre 1807 zu einer Sammelstelle für Sklaven, da diese dort besser vor den Patroullienschiffen versteckt werden konnten. Nach der Unterwerfung von Lagos durch die englischen Seestreitkräfte im Jahre 1861, wurde Lagos britisches Protektoratsgebiet, dem britischen westafrikanischen Kolonialreich angegliedert und von der Goldküste aus verwaltet. Im Jahre 1886 ist Lagos eine eigenständige Kolonie geworden und unterstand einem britischen Gouverneur.
1906 wurde im Zuge der Konsolidierung des britischen Kolonialreiches das Protektorat Südnigeria, das bislang von der Royal Niger Company ausgebeutet wurde, unter die Verwaltung der Kolonie gestellt, und im Jahre 1914 wurde das Protektorat Nordnigeria ebenfalls dem Gouverneur von Lagos unterstellt. Damit ist der größte Teil des heutigen Nigerias zentral aus Lagos verwaltet worden. Ab 1960 war Lagos die Hauptstadt des unabhängigen Staates Nigeria, bis sie im Jahre 1991 von der Stadt Abuja im Landesinneren abgelöst wurde.
Bevölkerungsentwicklung
Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand, jeweils bezogen auf das verwaltungsmäßige Stadtgebiet. Wie in vielen anderen Metropolen bilden sich auch in Lagos vermehrt große Vororte und Satellitenstädte heraus, in denen das Hauptbevölkerungswachstum stattfindet. Einige inoffizielle Quellen sehen die Agglomeration Lagos bereits bei gut 15 Mio. Einwohnern.

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Politik
Städtepartnerschaften
Lagos unterhält mit folgender Stadt eine Partnerschaft. In Klammern das Jahr der Etablierung.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Lagos hat zahlreiche Stadtviertel mit unterschiedlichen Eigencharakteren und einer Dichte der Verschiedenartigkeit des Lebens. Für den niederländischen Architekten Rem Koolhaas ist die Stadtentwicklung von Lagos beispielhaft für die Metropolen des 21. Jahrhunderts. 2002 war Lagos eine der afrikanischen Plattform-Städte der Kunstausstellung Documenta 11.
Das Nationalmuseum in Onikan auf der Insel Lagos beherbergt archäologische und ethnografische Sammlungen sowie traditionelle Kunst. Im angeschlossenen Handwerkszentrum besteht die Möglichkeit nigerianisches Kunstgewerbe zu erstehen. Auf dem Jankara-Markt der Insel ist das Handeln erlaubt. Hier werden Gewürze, bedruckte Baumwoll- und handgewebte Stoffe sowie Lederartikel angeboten.
Ein sehr markantes Gebäude in Lagos ist auch das Nationaltheater mit seiner ovalen Grundfläche. In dem Gebäude werden nicht nur Theaterstücke vorgeführt sondern auch verschiedene Masken und Skulpturen ausgestellt. Sehenswert ist auch das Surulere-Nationalstadion, wo die Fußballnationalmannschaft von Nigeria ihre Länderspiele austrägt.
Die Inseln Lagos Island, Ikoyi und Victoria Island werden durch drei Brücken mit dem Festland von Lagos verbunden: der Eko-Brücke, der Carter- Brücke und der Third-Mainland-Brücke. Von 1933 bis 1969 war die Carter-Brücke die einzige Verbindung zu Lagos Island, eine Tatsache, die zu enormen Verkehrsstaus führte, da sich damals fast alle Ministerien auf der Insel befanden.
Wirtschaft und Infrastruktur
Lagos ist das Finanz- und Bankenzentrum Nigerias. Mit seiner Industrie (unter anderem Volkswagen), drei Häfen und dem angebundenen internationalen Flughafen von Ikeja ist Lagos auch das ökonomische Zentrum des Landes. Die Industriebetriebe der Stadt konzentrieren sich auf Iddo Island. Die drei Hafenanlagen Lagos (auch für die Anlieferung von Benzin und Diesel), Apapa (für Stückgüter) und Tin Can Island (für Container) sind der größte Umschlagplatz für Importe nach Nigeria.
Exportiert werden in großem Umfang Erdnüsse, Baumwollwaren, Nutzholz, Kakao und Palmöl. Chemische Produkte, Maschinen, Kraftfahrzeuge, elektronische Geräte, Bier, Nahrungsmittel und Textilien werden in der Stadt hergestellt. Lagos hat wie viele andere Großstädte auch mit Überbevölkerung und katastrophalen Verkehrsbedingungen und maroden Strassen zu kämpfen, die den Verkehr auf den Stadtautobahnen und Brücken zwischen den Inseln und dem Festland oft völlig lahm legen.
Die Einnahmen aus dem Export von Erdöl haben zu einem allgemeinen Anstieg der Preise und Lebenshaltungskosten geführt, die Lagos zur teuersten Stadt Nigerias machten. Trotz des Ölreichtums, sind lange Warteschlangen wegen der Benzinknappheit an den Tankstellen des Landes an der Tagesordnung. Dabei bleibt die Stadt mehr oder weniger funktionstüchtig und das rasante Wachstum bringt auch ohne staatlichen Eingriff intakte Infrastrukturen hervor - trotz des im westlichen Blick chaotischen Bildes. Wandel und Durchlässigkeit prägen das städtische Zusammenleben. Ein Zimmer wird von durchschnittlich vier Menschen bewohnt und das Leben spielt sich vor allem auf den Straßen ab.
Im Berufsverkehr zwischen dem Zentrum und den Wohnvierteln wandeln sich die Hauptverkehrsachsen zu Marktplätzen. Nach Verbesserungen der Lebensbedingungen haben die 1990er Jahre mit ihren ökonomischen und politischen Krisen zu einer massenhaften Verelendung auch in Lagos geführt.
Die für viele Menschen unerträglichen Lebensbedingungen in anderen Landesteilen, insbesondere die Unterdrückung im islamischen Norden und Umweltzerstörung sowie Menschenrechtsverletzung in den Erdölregionen des Nigerdeltas führten in den letzten Jahrzehnten zu einer rapiden Landflucht. Hinzu kamen Flüchtlinge aus den benachbarten Bürgerkriegsregionen.
Bildung

Die Stadt ist Sitz zahlreicher Bildungseinrichtungen. Dazu gehören unter anderem die 1962 gegründete Universität, das College of Medicine, die School of Postgraduate Studies, die Faculty of Arts, die Faculty of Business Administration, die Faculty of Education und die Nationalbibliothek.
Das Strukturanpassungprogramm SAP, welches in den 1970er Jahren gestartet wurde, führte zu massiven Ausgabenkürzungen im öffentlichen Bereich und somit auch im Bildungssektor. Die Eliten des Landes, darunter auch Hochschullehrer, verließen unter diesen Bedingungen vermehrt Nigeria, und besonders Lagos. Von dieser Abwanderung hat sich das Bildungswesen bis heute nicht erholt.
Söhne und Töchter der Stadt
- Tafawa Balewa, 1957-1966 Ministerpräsident von Nigeria
- Florence Ekpo-Umoh, deutsche Leichtathletin
- Buchi Emecheta, nigerianische Schriftsteller
- Akin Euba (* 28. April 1935), Komponist
- Herbert Macaulay, nigerianischer Politiker
- Anthony Olubunmi Okogie, Erzbischof von Lagos und Kardinal
- Hakeem Olajuwon, nigerianisch-amerikanischer Basketballspieler