Das Abendmahl (Leonardo da Vinci)
Das Abendmahl ist eines der berühmtesten Gemälde der Welt. Es wurde in den Jahren 1495 bis 1497 von dem italienischen Maler Leonardo da Vinci geschaffen. Den Auftrag dazu erteilte ihm der Mailänder Herzog Ludovico il Moro. Es ist ein Secco an der Nordwand des Refektoriums (Speisesaal) der Dominikanerkirche Santa Maria delle Grazie in Mailand und gilt als Höhepunkt in Leonardos malerischem Schaffen.
Allgemeines
Das Bild misst 9,04 mal 4,22 Meter und zeigt Jesus mit den zwölf Aposteln in dem Augenblick unmittelbar nachdem dieser ihnen erklärt hat: „Einer von euch wird mich verraten“. Es gilt als Meilenstein der Renaissance, denn es nahm bahnbrechenden Einfluss auf die Malerei des Abendlands wegen seiner korrekt wiedergegebenen perspektivischen Tiefe.

Wegen der Feuchtigkeit der Mauer und des Gebrauchs experimenteller organischer Farben, die sich alsbald als Fehlgriff erwiesen, erlitt das Gemälde noch zu Lebzeiten Leonardos schwere Schäden durch feine Risse. Im Laufe der Zeit blätterte auch die Farbe über weite Flächen ab. Einer später in die Wand eingezogenen Tür fielen Jesu Füße zum Opfer, die Leonardo ursprünglich abgebildet hatte. Napoleons Besatzungstruppen machten das Refektorium dann zu einem Pferdestall. 1943 überstand das Gemälde um Haaresbreite einen Bombenangriff, der nur die Südwand des Saals zum Einsturz brachte.
Das Abendmahl wurde bereits mehrfach restauriert, zuletzt von 1978 bis 1999. Heute wird es durch Sicherheits- und Staubschleusen geschützt, kann aber besichtigt werden. Pro Stunde werden jedoch nur etwa 100 Besucher zugelassen, daher gibt es lange Wartelisten und eine Anmeldung, z.B. über Tel.(+39) 02.89.42.11.46 oder [1] ist nötig. (Stand: 04/2006)
1980 wurde die Kirche gemeinsam mit dem Gemälde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
In diesem Bild findet man an vielen Stellen den goldenen Schnitt - 1/Φ, am offensichtlichsten in diesem Fall dort, wo Jesus und die Person rechts neben ihm die Hände haben.
Interpretationen
Im Jahr 2004 ist ein Buch erschienen (Leonhard Salleck, Der Schlüssel zu Leonardo da Vincis "Abendmahl"), in dem versucht wird, den Symbolgehalt des Gemäldes zu entschlüsseln. Der Autor versenkte sich in die Gedankenwelt Leonardos und interpretierte auf dieser Grundlage jede Einzelheit des Bildes von der Stellung der Hände bis zur Kassettendecke als verborgene weltanschauliche Aussage Leonardos.
Kommentar des Autors: „Leonardo hat für alles, was dem Menschen denkbar ist, im Gemälde ein Symbol und die richtige Verhaltensweise dazu angegeben, nämlich die des Humanismus in der Renaissance, der den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Außerdem wird im Gemälde zum ersten Mal entdeckt, dass Leonardo seine Hauptzielsetzung in der Kunst, nämlich die Malerei zur Wissenschaft zu machen und den Grundsatz 'Sehen ist gleich Erkennen' in die Tat umgesetzt hat.“
Dan Brown übernahm in seinem Roman Sakrileg Spekulationen, die in dem Buch The Templar Revelation. Secret Guardians of the True Identity of Christ bereits 1998 von Lynn Picknett Clive Prince aufgestellt worden waren, dass nämlich links neben Christus nicht sein Jünger Johannes, sondern wegen dessen weiblicher Züge, seine angebliche Gattin Maria Magdalena sitze. Brown bezieht sich des Weiteren auf die englischen Journalisten Michael Baigent, Henry Lincoln und Richard Leigh ("Holy Blood, Holy Grail", dt. „Der heilige Gral und seine Erben“, 1982 und "The Messianic Legacy", 1983), die sich ihrerseits auf fingierte Dokumente des Franzosen Pierre Plantard beziehen.
In diesem Bild hat die Person links von Jesus starke feminine Züge.
Eine Frage wird durch eine mysteriöse Hand, welche ein Messer in der Hand hält und die angeblich anatomisch zu keiner der dargestellten Personen gehören kann, aufgeworfen:
Sie befindet sich unter der linken Hand des Jüngers, der beide Hände nach oben reißt. Hat Leonardo vergessen, sie nach mehreren Entwürfen zu entfernen?
Nein, sie gehört zum Jünger rechts daneben, der sich mit seiner rechten Hand an seiner Seite abstützt, während er seinem anderen Nebenmann über dessen Schulter schaut, was man sehr schön bei entsprechender Vergößerung des Gemäldes erkennen kann!
Das Gemälde in der Werbung
1993 erschien ein Werbemotiv der Modemarke Otto Kern, das das Abendmahl zu Werbezwecken nutzte und in Deutschland Kontroversen auslöste: Statt der Jünger saßen barbusige Models um einen Jesus-Darsteller. Das Plakat wurde vom deutschen Werberat gerügt und musste zurückgezogen werden. Das spätere Motiv, in dem 12 Männer, um eine Jesus-Darstellerin formiert waren, blieb dagegen weitgehend unbeachtet.
Das französische Modehaus Girbaud warb Ende April 2005 in Frankreich mit einer Anzeige, welche auf dem Abendmahl-Fresko von Leonardo da Vinci beruhte. Zu sehen waren zwölf weibliche Models, von denen eine offensichtlich Christus darstellte. Besonders kritisiert wurde jedoch der nackte Rücken des einzig männlichen Apostel-Darstellers, weshalb das Modehaus durch die katholische Kirche wegen Blasphemie verklagt wurde. Am 10. März gab Richter Jean-Claude Magendie dieser Recht und ordnete an, die Plakate in ganz Frankreich binnen drei Tagen zu entfernen. Die Girbauds taten Kund, es sei niemals ihre Absicht gewesen, jemandes Gefühle zu verletzen.