Martina Navratilova
Martina Navrátilová (* 18. Oktober 1956 als Martina Šubertová in Řevnice bei Prag/Tschechoslowakei) ist eine US-amerikanische Profi-Tennisspielerin. Sie gilt als eine der besten Tennisspielerinnen aller Zeiten. Unvergessen sind die Duelle der Serve-und-Volley-Spezialistin mit der Grundlinienspielerin und Sandplatzspezialistin Chris Evert, der anderen großen Spielerin der siebziger und achtziger Jahre.
Erfolge
Jahr | Tennisspieler(in) | Wettbewerb |
---|---|---|
1938 | ![]() |
Herreneinzel |
1951 | ![]() ![]() |
Herrendoppel |
1953 | ![]() |
Dameneinzel |
1960 | ![]() mit verschiedenen Partnerinnen |
Damendoppel |
1962 | ![]() |
Herreneinzel |
1963 | ![]() ![]() |
Mixed |
1965 | ![]() mit verschiedenen Partnern |
Mixed |
1967 | ![]() mit verschiedenen Partnerinnen |
Mixed |
1969 | ![]() |
Herreneinzel |
1970 | ![]() |
Dameneinzel |
1983 | ![]() |
Junioreneinzel |
1984 | ![]() ![]() |
Damendoppel |
1988 | ![]() |
Dameneinzel |
1998 | ![]() mit verschiedenen Partnerinnen |
Damendoppel |
Martina Navratilova gewann in ihrer nahezu beispiellosen Karriere unter anderem eine Rekordzahl von insgesamt 167 WTA -Turnieren im Einzel und 175 Titeln im Doppel ( Rekord ). Mit insgesamt 18 Einzeltiteln bei Grand-Slam-Turnieren wird sie nur von Margaret Smith Court ( 24 ), Steffi Graf ( 22 ) und Helen Wills Moody ( 19 ) übertroffen. Navratilova gewann 9 Einzeltitel in Wimbledon (Rekord) und siegte zwischen 1982 und 1987 sechs mal ununterbrochener Folge (Rekord). Navratilova hält auch zusammen mit Billie Jean King die Bestmarke für die Gesamtzahl an Siegen in Einzel-, Doppel- und Mixed-Konkurrenzen (20). Sie siegte des weiteren vier mal bei den US Open (1983, 1984, 1986 und 1987), zweimal bei den French Open (1982 und 1984) und war drei mal bei den Australian Open (1981, 1983 und 1985) siegreich. Navratilova errang sechs aufeinanderfolgende Grand-Slam-Siege im Einzel ( Rekord ) und gewann zusammen mit ihrer Partnerin Pam Shriver den Grand Slam im Damen-Doppel. In der Addition aller Einzel-, Doppel- und Mixed-Erfolge bei allen vier Grand Slam - Turnieren kommt Navratilova auf insgesamt 58 Siege und wird hier nur von der Australierin Margaret Smith Court übertroffen. Navratilova stand auch nahezu 20 Jahre unter den ersten fünf Tennisspielerinnen der Weltrangliste . Nach ihrem überraschenden Comeback in Doppel- und Mixed-Konkurrenzen im Jahr 2000 dauert ihre Karriere noch immer an.
Karriere
1956-1971: Die Anfänge in der Tschechoslowakei
Martina Navratilova wird 1956 als Martina Šubertová in Prag in der damaligen Tschechoslowakei geboren. Im Alter von drei Jahren vollziehen ihre Eltern die Scheidung. 1962 heiratet ihre Mutter Jana Miroslav Navrátil und zieht mit ihrer Tochter nach Revnice. Martina übernimmt den Namen ihres Stiefvaters und heisst fortan Martina Navratilova. Über ihn, der auch ihr erster Trainer wird, kommt die kleine Martina erstmals mit dem Tennissport in Berührung. Das Talent liegt in der Familie. Grossmutter Agnes Semanska vertrat als Tennisspielerin vor 1945 die Farben ihres Landes. Stiefvater Miroslav drängt das kleine Mädchen, nicht abwartend, sondern aggressiv zu spielen und so oft wie möglich ans Netz vorzurücken. Er, ein grosser Bewunderer des Rasentennis in Wimbledon , weckt so eine langanhaltene Leidenschaft, die die weitere Karriere der Ausnahmespielerin bestimmen wird. 1964 im Alter von 8 Jahren spielt Navratilova ihr erstes Turnier und erreicht das Halbfinale. In den nächsten Jahren folgen zahlreiche Siege im Juniorenbereich. In Prag sieht sie als Zuschauerin den grossen zweifachen Grand Slam - Gewinner Rod Laver . Von nun an fasst Navratilova das Ziel ins Auge, Tennisprofi zu werden.
1972-1976: Erste Erfolge und Emigration
1972 , Navratilova ist 15, wird sie erstmals tschechoslowakische Meisterin - ein Erfolg, den sie in den kommenden beiden Jahren zu wiederholen weiss. 1973 erreicht sie den ersten Platz der nationalen Rangliste. Im selben Jahr setzt die 16jährige ein erstes Ausrufezeichen: sie erreicht das Finale des Juniorenturniers in Wimbledon. Navratilova wird Profi-Spielerin. Als sportliches Aushängeschild gehört Navratilova seit 1973 zu den wenigen Privilegierten, die das kommunistische Land zur Ausübung ihres Sports verlassen dürfen. Martina ist begeistert von den Möglichkeiten, den Freiheiten und dem Überfluss, den die westlichen Länder in jeder Hinsicht bieten. Besonders angetan haben es ihr die USA , die sie im selben Jahr erstmals besucht. Im Herbst kommt es in Akron / Ohio zu einer denkwürdigen Begegnung: Navratilova trifft beim dortigen WTA-Turnier erstmals auf die amerikanische Weltranglisten-Erste Chris Evert. Navratilova ist chancenlos. Aber dieses erste Zusammentreffen stellt nur den Auftakt dar zu einer der beindruckendsten Rivalitäten in der Geschichte des Sports. Navratilovas Begeisterung für das "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" birgt aber auch Schattenseiten: den bekennenden Fast-Food-Fan Navratilova plagen zunehmend offensichtliche Gewichtsprobleme. Trotzdem erweckt das Potential der Tennisspielerin schnell das Augenmerk der Experten. Die Linkshänderin, deren Markenzeichen ein ungemein harter Aufschlag sowie ein präzises Serve-und-Volley-Spiel sind, besticht durch eine für den Damen-Circuit ungewohnt aggressive Spielweise. Der bekannte amerikanische Sportjournalist Bud Collins bezeichnet Navratilova respektvoll, aber durchaus auch zweideutig, als "The Great Wide Hope" des Damentennis. Das Jahr 1975 bringt einen ersten Durchbruch bei den Grand Slam - Turnieren: die Tschechoslowakin erreicht das Einzelfinale der Australian Open und der French Open , wobei sie jeweils Evonne Goolagong und Chris Evert unterliegt. An der Seite ihrer späteren Dauerrivalin gewinnt Navratilova das Doppelfinale der French Open und somit den ersten von insgesamt 31 Grand Slam-Titeln. Noch sind die Kräfteverhältnisse zwischen der amerikanischen Grundlinien-Spielerin, dem Liebling der Massen, und der Serve-und-Volley-Spezialistin aus der Tschechoslowakei eindeutig verteilt: Evert, das nun 21jährige, ehemalige "Wunderkind" des Tennissports, ist die dominierende Spielerin der mittleren und späten siebziger Jahre. Das erbitterte Duell dieser beiden Spielerinnen um die Vorherrschaft im Damen-Tennis wird die kommende Dekade prägen. Beide Spielerinnen werden in den Folgejahren insgesamt 80 mal aufeinandertreffen und ihr erbitterter Kampf um die Krone des Damentennis wird die nächsten 15 Jahre prägen.
Im Halbfinale der US Open unterliegt Navratilova erneut der Weltranglisten-Ersten Chris Evert. Sie beantragt politisches Asyl in den Vereinigten Staaten und erhält eine Greencard.
1976 erringt Navratilova an der Seite von Chris Evert erstmals die Doppelkrone in Wimbledon - Auftakt einer Rekord-Sammlung von insgesamt 20 Titeln in der "Ruhmeshalle" des Tennissports.
1978-1980: Jahre der Orientierung und erste Grand Slam-Siege im Einzel
Das Jahr 1978 markiert den endgültigen Durchbruch: Die 22jährige Martina Navratilova erringt den ersten Einzelsieg in Wimbledon. Im Finale des bedeutendsten Tennisturnieres der Welt bezwingt sie Doppel-Partnerin und Weltranglisten-Erste Chris Evert in 3 Sätzen. Diese ist seit dem Abgang von Margaret Smith Court Mitte der 70er Jahre die unumschränkte Herrscherin und dominiert die Konkurrenz nahezu nach Belieben. Mit der Wimbledon-Krone erringt Martina nicht nur ihren ersten von insgesamt achtzehn Einzeltiteln bei Grand Slam - Turnieren - sie erklimmt auch erstmals kurzzeitig den ersten Platz der Tennis-Weltrangliste . 1979 gelingt es ihr , den Triumph in Wimbledon gegen die Amerikanerin Billie Jean King zu wiederholen. Doch Navratilova ist noch weit davon entfernt, jene Athletin zu sein, die durch ihre Professionalität zur Dominatorin des Damentennis aufsteigen wird.
Das Jahr 1980 ist eher von persönlichen Widrigkeiten geprägt. Bei den grossen Tennisturnieren bleibt Navratliova erfolglos. Nachdem Gerüchte um eine Affäre mit der Bestsellerautorin Rita Mae Brown in der Boulevardpresse die Runde machten, bekennt sich die Tennisspielerin erstmals offen zu ihren lesbischen Neigungen.
1981: Wendepunkt: Der Wandel zur professionellen Athletin
1981, nach einer Wartezeit von 5 Jahren, wird die 25jährige Martina Navratilova schliesslich amerikanische Staatsbürgerin. Im Finale der Australian Open sichert sie sich ihren dritten Grand Slam Einzeltitel und erreicht erstmals das Endspiel der US Open , in dem sie der jungen Tracy Austin im Tiebreak des dritten Satzes unterliegt. 1981 markiert einen Wendepunkt im Leben der Tennisspielerin: Martina Navratilova beginnt mit wissenschaftlicher Akribie an sämtlichen Aspekten ihrer Tenniskarriere zu arbeiten, um so ihr Potential vollständig auszuschöpfen. Hierbei geht sie für das Tennis neue und revolutionäre Wege. Navratilova ist die erste Spielerin, die neben dem eigentlichen Training auf dem Platz die immense Bedeutung der athletischen Grundlagen, die Bedeutung von Fitness-, Kraft-, der Beweglichkeit sowie des Lauf- und Sprinttrainings erkennt. Zur Verbesserung ihrer Fitness verpflichtet Navratilova den amerikanischen Basketball-Star Nancy Lieberman . Ein Ernährungsexperte erstellt einen speziellen, auf die Erfordernisse des Tennis abgestimmten Ernährungsplan. Zudem Navratilova ist die erste Spielerin, die einen professionellen Trainer verpflichtet, der sich rund um die Uhr nur mit einer Spielerin beschäftigt.
Sie leitet so indirekt einen Prozess der Professionalisierung ein, der die gesamte Szene nachhaltig verändern wird.
1982-1987: Ungebrochene Dominanz und ewiges Duell mit Chris Evert
Schon 1982 beginnt sich die Umorientierung der Martina Navratilova zur absoluten Professionalität auszuzahlen: körperlich und mental in absoluter Bestform gewinnt die Neu-Amerikanerin nicht weniger als 15 WTA - Turniere im Einzel und 14 im Doppel. Aus der hochtalentierten, aber übergewichtigen Spielerin ist eine Athletin geworden, die mit ihrer akribischen Ernährungs- und Trainingsplanung das Damen-Tennis auf ein nicht gekanntes Niveau führt und Maßstäbe für andere setzt. Navratilova siegt erstmals auf der ungeliebten langsamen Asche der French Open, erneut auf heiligem Rasen in Wimbledon und im Dezember bei den Australian Open. Unterlegene Gegnerin in den letzteren Finals ist Chris Evert, der Dominatorin der vergangenen Jahre. Sie muss zusehen, wie die vorher beherrschte Rivalin an ihr vorbei zieht. Bis zum Jahre 1981 hatte Evert von 44 Duellen nicht weniger als 28 gewonnen. Nun wendet sich das Blatt: Evert fällt auf den zweiten Platz der Weltrangliste zurück. Die Rivalität dieser beiden vom Spielsystem, aber auch von der Persönlichkeit her so gegensätzlichen Spielerinnen, erreicht in der Folge im Kampf um die Vorherrschaft ihren Höhepunkt. Beide stehen sich zwischen 1982 und 1987 nicht weniger als zehn mal im Finale eines Grand Slam-Turniers gegenüber, wobei Navratilova siebenmal gewinnt. Bis zu Everts Rücktritt im Jahre 1989 treffen beide 80 mal aufeinander, wobei 43 Siege an Navratilova und 37 Triumphe an Evert gehen. Das Resultat dieser sportlichen Rivalität, die zunehmend auch mit einer respektvollen Freundschaft einhergeht, zwingt auch Evert auf ein neues sportliches Niveau. Angesichts der neuen Fähigkeiten der Gegnerin ist auch sie nun gezwungen, sich athletisch und spielerisch weiterzuentwickeln. Ein Umstand, der die gestürzte Königin 1985 für eine kurze Zeit auf den Thron zurückbringt. Im Rückblick sind sich beide einig, dass ihre Rivalität beide auf die höchste Stufe ihres Könnens führte. Evert wird später sagen: "Wir haben beide das beste aus uns herausgeholt, was möglich war". Und Martina Navratilova wird erklären: "Es wird nie mehr eine solche Rivalität geben wie die unsrige. Es gab vor uns niemals eine solche. Und es wird nach uns keine Rivalität mehr geben, die mit der unsrigen vergleichbar sein wird".
1983 aber beginnt eine Phase der nahezu ungebrochenen Dominanz der Martina Navratilova: nach ihrer Achtelfinal-Niederlage bei den French Open 1983 siegt die Amerikanerin in Wimbledon, New York und Melbourne (damals noch am Jahresende im Dezember ausgetragen). Mehr noch: Navratilova gewinnt insgesamt 15 Turniere im Einzel und 13 im Doppel. Die Jahresbilanz lautet auf 86 Siege und nur eine Niederlage - ein bis heute unübertroffener Jahresrekord für Männer wie Frauen. Mit dem Gewinn der French Open in Paris vollendet sie auch einen "unechten", da nicht in einem Kalenderjahr zu Stande gekommenen Grand Slam. Navratilova gewinnt im Anschluss erneut in Wimbledon und verteidigt ihren Titel bei den US Open in New York. Der Erfolg bei den US Open 1984 war ihr sechster Grand-Slam Triumph in Folge (ein weiterer Rekord). Mit der Halbfinal-Niederlage gegen Helena Sukova bei den Australian Open desselben Jahres endet schliesslich nach 74 Einzelsiegen in Folge die längste je im Tennis erzielte Siegesserie. Navratilova verpasst denkbar knapp die Chance, alle vier Grand Slam Turniere innerhalb eines kalendarischen Jahres zu gewinnen und so einen historischen Grand Slam zu vollenden.
Trotz dieser vergebenen Möglichkeit hält die nahezu ungebrochene Dominanz der Amerikanerin erst einmal an: zwischen 1982 und 1984 verliert sie insgesamt nur 6 Einzelspiele. Mit ihrer Doppel-Partnerin Pam Shriver gelingt ihr der Grand Slam im Damen-Doppel sowie die Rekordzahl von 109 Siegen zwischen 1983 und 1985. Navratilova selbst ist über drei Jahre lang auch unangefochtene Weltranglisten-Erste in der Doppelkonkurrenz.
Zwischen 1985 und 1987 erreicht Martina Navratilova die Endspiele aller elf Grand Slam Turniere, an denen sie teilnimmt und von denen sie sechs gewinnt.
Bemerkenswert ist der Umstand, dass Navratilova zwar insgesamt die Szene dominiert. Doch ihre Rivalin Chris Evert - Gegnerin in fast allen Endspielen - bleibt ihr dicht auf den Fersen. Evert gewinnt auch in dieser Zeit mindestens einen Grand Slam - Titel pro Jahr. Mit ihrem Sieg bei den French Open 1985 gelingt es ihr noch einmal, die alte Rivalin vom Thron zu stossen und für einige Wochen auf Platz 2 zu verdrängen. Nach 182 Wochen geht die unumschränkte Vorherrschaft der Martina Navratilova zu Ende - ein Rekord, den erst die junge Steffi Graf brechen wird.
1987-1989: Eine neue Gegnerin - der Verlust der Weltranglistenführung an Steffi Graf
Zwischen 1982 und 1987 führt Navratilova insgesamt 331 Wochen und 156 Wochen in ununterbrochener Folge die Weltrangliste der Tennis-Damen an - ein bis dahin unübertroffener Rekord. Martina Navratilova und Chris Evert dominieren nach Belieben. Platz 1 und 2 der Weltrangliste sind auf Jahre unantastbar an die beiden Amerikanerinnen vergeben. 1985 aber macht die Kunde von einem "Wunderkind" aus Deutschland die Runde, welche die Vorrangstellung der 29jährigen Navratilova nachhaltig bedroht. Die sechzehnjährige Steffi Graf kann zwar noch keines der Duelle gegen die Amerikanerinnen gewinnen, stößt aber zum Jahresende mit ihrem Power-Spiel von der Grundlinie, einem harten Aufschlag und einer furchterregenden Vorhand schon auf Platz 6 der Weltrangliste vor. Graf ist die erste Spielerin, die Navratilova im Bereich der Athletik und Schnelligkeit nicht nachsteht. Noch einmal ist die Amerikanerin Teil eines erbitterten und leidenschaftlichen Duells um die Vorherrschaft im Damen-Tennis. Wieder besteht der grosse Reiz in den spielerischen und persönlichen Unterschieden: Serve-und-Volley gegen Grundlinienspiel. Alt gegen jung. Die auch ausserhalb des Platzes offensiv auftretende Amerikanerin gegen die stille verschlossene Deutsche. Auf Nachfrage wird Martina Navratilova nicht müde zu betonen, dass hier ihre Nachfolgerin zu besichtigen sei. Schon 1986 spüren die beiden Spitzenspielerinnen den Atem der jungen Graf im Nacken, die bis auf Platz drei vorstößt und im Mai 1986 im Endspiel der German Open von Berlin ihren ersten Sieg über Navratilova verbuchen konnte. 1987 verdrängt sie Chris Evert auf Platz 3. Im Finale der French Open in Paris musste sich die Weltranglistenerste in einem dramatischen Dreisatz-Match der jungen Deutschen beugen. Zwar gelingt es der Amerikanerin noch, ihre Gegnerin auf den schnelleren Böden von Wimbledon und der US Open desselben Jahres niederzuhalten. Doch es verdeutlicht sich, dass die athletische Deutsche mit ihrem schnellen Grundlinienspiel, ihrer Vorhand und ihrem immensen Siegeswillen die Mittel besitzt, um Navratilovas Vormachtstellung endgültig zu beenden. Deren 8. Sieg in Wimbledon über Graf bringt die langersehnte Einstellung des Uralt-Rekordes an Einzeltiteln im Mekka des Tennissports. Bei den US Open gelingt Navratilova ein weiterer sporthistorischer Erfolg: als dritte Person der Tennis-Geschichte kann sie Einzel, Doppel und Gemischtes Doppel beim selben Grand Slam-Turnier für sich entscheiden. Doch die Verhältnisse insgesamt kippen: Trotz der zwei Grand Slam-Siege Navratilovas, der nur ein Titel Grafs in Paris gegenübersteht, gelingt es der Deutschen aufgrund ihrer bemerkenswerten Konstanz, die Amerikanerin von der Spitze der Weltrangliste zu verdrängen. Für Navratilova beginnen ungewohnte, weil sieglose Jahre bei den bedeutendsten Turnieren der Welt.
Das Jahr 1988 bringt den vollkommenen Aufstieg der neuen Dominatorin: Graf gewinnt alle vier Grand Slam-Turniere und besiegt ihre grosse Rivalin auch erstmals auf dem schnellen Rasen in Wimbledon. Mit 5:7 6:2 und 6:1 beendet sie zugleich Navratilovas Serie von 6 Einzeltiteln in Folge.
1989 stehen sich beide letztmals als Nummer 1 und Nummer 2 in Grand Slam-Finals gegenüber. Graf gewinnt in Wimbledon und bei den US Open in drei Sätzen.
1990-1994: Rekorde für die Ewigkeit und Rücktritt
Trotz Grafs Siegeszug der vorangegangen Jahre ist Martina Navratilova überzeugt, die Kraft für noch einen weiteren Sieg an der Church-Road in sich zu tragen. Im Jahre 1990 ergibt sich diese Gelegenheit: die Titelverteidigerin Graf strauchelt früh und Martina Navratilova ergreift die Chance. Sie gewinnt - nun 33jährig - noch einmal in Wimbledon. Sie schlägt Zina Garrison deutlich mit 6:4 und 6:1 und wird mit 9 Siegen alleinige Rekordhalterin beim bedeutendsten Tennis-Turnier der Welt. Obgleich dies Navratilovas letzter Einzel-Titel bleibt, gelingt es ihr in den Folgejahren noch zwei Mal, in grosse Finals einzuziehen. Schlagzeilen machen auch private Bekenntnisse: schon 1981 hatte die Amerikanerin in einem Interview mit der New York Daily News die Öffentlichkeit über ihre Homosexualität in Kenntnis gesetzt. Nun, 1991, erscheint Martina Navratilovas Autobiografie mit dem Titel "So bin ich", in der sie sich offensiv zu diesem Umstand bekennt. Bei den US Open unterliegt sie der neuen Weltranglisten-Ersten Monica Seles. 1992 fallen weitere Rekorde: mit ihrem 158. Einzelsieg bei einem Grand Prix-Turnier übertrifft Martina die Bestmarke ihrer alten Rivalin Chris Evert. Im Finalspiel der Paris Indoor Championships besiegt sie mit Monica Seles 36jährig als älteste Spielerin aller Zeiten eine Weltranglisten-Erste. 1994 erreicht die 37jährige Amerikanerin noch einmal das Endspiel auf dem heiligen Rasen in England, wo sie sich der Spanierin Conchita Martinez geschlagen geben muss. 1994 gibt Martina Navratilova ihren Rücktritt von der Profi-Tour bekannt. Im Jahre 2000 wird sie in die International Tennis Hall of Fame aufgenommen.
2000-2005: Ein spätes Comeback und neue Rekorde
Im Jahr 2000 , sechs Jahre nach dem ersten Rücktritt und im Alter von nun 44 Jahren, entschliesst sich Martina Navratilova überraschend zu einem Comeback in Doppel- und Mixed -Wettbewerben.
2002 gewinnt sie das WTA-Turnier in Madrid im Doppel zusammen mit Natalja Zwerewa und bricht damit den Rekord von Billie Jean King als älteste Siegerin eines WTA-Turniers. Im WTA-Turnier im englischen Eastbourne startet die 45-jährige Martina Navratilova im Jahr 2002 auch bei den Einzelmatches. Dabei besiegt sie die um fast 20 Jahre jüngere und an Nummer 22 der Weltrangliste geführte Russin Tatjana Panowa in einem 96 Minuten dauernden Dreisatzspiel. Den Auftritt in Eastbourne deutet Navratilova nicht als Comeback im Einzel, sondern als Einlösung einer verlorenen Wette mit ihrer Trainerin Gieselle Tirado.
Im Jahr 2003 gewinnt sie mit ihren Siegen im Mixed mit Leander Paes bei den Australian Open und in Wimbledon als älteste Spielerin überhaupt ein Grand Slam-Finale. Durch den erstmaligen Gewinn der Australian Open im Mixed wird Martina Navratilova die dritte Spielerin (Männer und Frauen), die sämtliche Titel in Einzel, Doppel und Mixed bei allen vier Grand Slam -Turnieren errang. Für den Gewinn dieses sog. "Super Slams" wird die 46-jährige Ausnahmespielerin beim WTA-Turnier in Amelia Island/Florida von der WTA ausgezeichnet. Ihr Sieg beim Mixed in Wimbledon bringt ihr zudem die Einstellung des Rekordes von Billie Jean King, die wie Navratilova auf insgesamt 20 Titel in sämtlichen Bewerben kommt. Mit nun 58 Grand Slam - Titeln insgesamt ist sie die in dieser Kategorie zweiterfolgreichste Spielerin aller Zeiten hinter Margaret Smith Court (62).
Ihr Auftritt im Fed Cup 2004 macht sie zur ältesten jemals angetretenen Spielerin in diesem Wettkampf. Im Mai erringt sie in Wien an der Seite von Lisa Raymond ihren 174. Doppeltitel. und kommt mit derselben Partnerin bis ins Halbfinale der French Open. Mit ihrem Erstrundensieg gegen Catalina Castano in Wimbledon holt sie sich einen weiteren Rekord: mit 47 Jahren und 8 Monaten wird sie die älteste siegreiche Spielerin im Einzel. Im Doppel erreicht sie dasselbe Ergebnis wie schon in Paris. Die erneute Teilnahme an der Fed Cup-Begegnung gegen Österreich (welche von den USA verloren wird) beschert ihr an der Seite der eher unbekannten Spielerin Jill Craybas ihre erste Niederlage in einem Fed Cup-Spiel überhaupt nach 38 Siegen in Folge. Bei den olympischen Spielen 2004 in Athen erreichte sie zusammen mit ihrer Partnerin Lisa Raymond das Viertelfinale.
2005 : Auch wenn sie eigentlich ihre Karriere mit ihrem Antritt bei Olympia beenden wollte, trat sie inzwischen auch 2005 in der Doppel- und Mixedkonkurrenz an. Bei den Australian Open gelangte sie in der Doppelkonkurrenz bis ins Viertelfinale, wo sie zusammen mit ihrer Doppelpartnerin Daniela Hantuchová gegen die späteren Sieger Alicia Molik/Svetlana Kuznetsowa verlor. Im Mixed kam sie zusammen mit Max Mirny bis ins Halbfinale. Bei den French Open wurde sie zusammen mit Leander Paes erst im Finale des Mixed-Wettbewerbes gestoppt. In Wimbledon und bei den US Open erreichte sie zusammen mit der deutschen Spielerin Anna-Lena Grönefeld das Halbfinale. Mit Grönefeld gelang es ihr in Toronto, ihren 175. Turniersieg in der Doppelkonkurrenz erringen.
Grand Slam Bilanz
Grand Slam-Siege im Einzel (18)
1978 Wimbledon Chris Evert 2-6, 6-4, 7-5 1979 Wimbledon Chris Evert 6-4, 6-4 1981 Australian Open Chris Evert 6-7, 6-4, 7-5 1982 French Open Andrea Jaeger 7-6, 6-1 1982 Wimbledon Chris Evert 6-1, 3-6, 6-2 1983 Wimbledon Andrea Jaeger 6-0, 6-3 1983 U.S. Open Chris Evert 6-1, 6-3 1983 Australian Open Kathy Jordan 6-2, 7-6 1984 French Open Chris Evert 6-3, 6-1 1984 Wimbledon Chris Evert 7-6, 6-2 1984 U.S. Open Chris Evert 4-6, 6-4, 6-4 1985 Wimbledon Chris Evert 4-6, 6-3, 6-2 1985 Australian Open Chris Evert 6-2, 4-6, 6-2 1986 Wimbledon Hana Mandliková 7-6, 6-3 1986 U.S. Open Helena Suková 6-3, 6-2 1987 Wimbledon Steffi Graf 7-5, 6-3 1987 U.S. Open Steffi Graf 7-6, 6-1 1990 Wimbledon Zina Garrison 6-4, 6-1
Verlorene Finals bei Grand Slam-Turnieren im Einzel (14)
Jahr Turnier Gegnerin Resultat 1975 Australian Open Evonne Goolagong 6-3, 6-2 1975 French Open Chris Evert 2-6, 6-2, 6-1 1981 U.S. Open Tracy Austin 1-6, 7-6, 7-6 1982 Australian Open Chris Evert 6-3, 2-6, 6-3 1985 French Open Chris Evert 6-3, 6-7, 7-5 1985 U.S. Open Hana Mandliková 7-6, 1-6, 7-6 1986 French Open Chris Evert 2-6, 6-3, 6-3 1987 Australian Open Hana Mandliková 7-5, 7-6 1987 French Open Steffi Graf 6-4, 4-6, 8-6 1988 Wimbledon Steffi Graf 5-7, 6-2, 6-1 1989 Wimbledon Steffi Graf 6-2, 6-7, 6-1 1989 U.S. Open Steffi Graf 3-6, 7-5, 6-1 1991 U.S. Open Monica Seles 7-6, 6-1 1994 Wimbledon Conchita Martinez 6-4, 3-6, 6-3
Alle Grand-Slam-Ergebnisse im Einzel
Turnier | 1973 | 1974 | 1975 | 1976 | 1977 | 1978 | 1979 | 1980 | 1981 | 1982 | 1983 | 1984 | 1985 | 1986 | 1987 | 1988 | 1989 | 1990 | 1991 | 1992 | 1993 | 1994 | 2004 | Career |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Australian Open | - | - | F | - | - | - | - | HF | S | F | S | HF | S | - | F | HF | VF | - | - | - | - | - | - | 3 |
French Open | VF | VF | F | - | - | - | - | - | VF | S | 4r | S | F | F | F | 4r | - | - | - | - | - | 1r | 1r | 2 |
Wimbledon | 3r | 1r | VF | HF | VF | S | S | HF | HF | S | S | S | S | S | S | F | F | S | VF | HF | HF | F | 2r | 9 |
US Open | 2r | 4r | HF | 1r | HF | HF | HF | 4r | F | VF | S | S | F | S | S | VF | F | 4r | F | 2r | 4r | - | - | 4 |
Rekorde
Vorlage:Tennis-Weltranglistenerste (Damen)
- 167 Siege bei WTA- und Grand-Slam-Turnieren (Einzel)
- 175 Siege bei WTA- und Grand-Slam-Turnieren (Doppel)
- 9 Siege in Wimbledon (Einzel)
- 6 Einzelsiege in Wimbledon in ununterbrochener Folge (1982-1987)
- 20 Siege in Wimbledon (Einzel, Doppel, Mixed)
- längste Siegesserie im Einzel (74)
- längste Siegesserie im Damen-Doppel mit Pam Shriver (109/ 1983-1987)
- Gewinnerin des Grand Slam im Damendoppel mit Pam Shriver
- 380 gespielte Turniere im Einzel, 1650 absolvierte Matches und 1438 Siege
Ehrungen
- 2000: Aufnahme in die International Tennis Hall of Fame in Newport/ Rhode Island/ USA
Werke
- Navratilova, Martina: Being Myself
- Navratilova, Martina: Tennis: My Way.
- Navratilova, Martina: So bin ich. (1995)
- Navratilova, Martina: The Shape of Your Life: My 6-Step Diet and Fitness Plan for Achieving Your Personal Best Whatever Your Age-Or Your Challenge.
Literatur
- Blue, Adrienne: Martina. The Lives and Times of Martina Navratilova
- Howard, Johnette: The Rivals: Chris Evert vs. Martina Navratilova. Their Epic Duels and Extraordinary Friendship
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Navrátilová, Martina |
KURZBESCHREIBUNG | tschechische Tennisspielerin |
GEBURTSDATUM | 18. Oktober 1956 |
GEBURTSORT | Řevnice bei Prag (ehemals Tschechoslowakei, jetzt Tschechien) |