Alter Friedhof Speyer

Der von einer Mauer umfriedete Alte Friedhof in Speyer, als solcher genutzt von 1502 bis 1881, dann ruhend, ist seit 1967 überwiegend eine Adenauerpark getaufte Parkanlage und seit 1992 als Denkmalzone ein Kulturdenkmal.
Auf einem Teil des früher für katholische Verstorbene genutzten Bereichs im Südosten wurde als Zeichen der Versöhnung zwischen Frankreich und Deutschland 1953/1954 die Friedenskirche St. Bernhard errichtet.
Nahe der Kirche noch in Betrieb ist der kleine von Park abgeschrankte Domkapitularische Friedhof, auf dem seit 1954 die Mitglieder des Domkapitels des Speyerer Kaiserdoms beerdigt werden. Das Domkapitel stellte dort auf dessen Bitten dem früheren Bundeskanzler Helmut Kohl eine Grabstätte zur Verfügung.[1]
Geschichte
Der Friedhof entstand im Jahr 1502 aus einem Garten am Hirschgraben, den der Ratsherr Jost Thiel als Begräbnisstätte für Mittellose zur Verfügung stellte. Das Areal wurde 1597 und 1839–41 erweitert, u. a. wurde ihm ein Weingarten der St.-Georgen-Hospital-Stiftung angegliedert. Die Friedhofsfläche war nach den unterschiedlichen Konfessionen gegliedert. Auf dem ehemals katholischen Teil wurde 1953/54 die Bernhardskirche gebaut.
Über vier Jahrhunderte diente der Friedhof als Begräbnisstätte, bis er nach Eröffnung des Neuen Friedhofs Speyer 1881 geschlossen wurde.
Im Jahr 1958 wurde der Friedhof auf Initiative von Bürgern der Stadt restauriert, 1967 in Adenauerpark umbenannt[2] und ist heute eine ca. eineinhalb Hektar große Parkanlage. Ein Teil des ehemaligen Friedhofs nördlich der St. Bernhard-Kirche ist der Domkapitularische Friedhof.
Kapelle


Die gotische Friedhofskapelle Unserer Lieben Frau wurde in den Jahren 1515 und 1516 gebaut und 1520 durch eine Ölberggruppe aus Sandstein ergänzt. Die Kirche überstand den Pfälzischen Erbfolgekrieg und die Französische Revolution unbeschadet. Die Kapelle mitsamt dem Friedhof wurde in der Reformationszeit den Lutheranern zugesprochen und war bis zur Einweihung der Dreifaltigkeitskirche im Jahr 1717 die einzige lutherische Kirche in Speyer. Die Kapelle beherbergt ein Denkmal für Wilhelm Heinrich Pohlmann, dem ersten Pfarrer an Dreifaltigkeit. Heute bieten in der ehemaligen Friedhofskapelle Chöre und Orchester im Sommer jeweils eine kammermusikalische Reihe an.
Grabdenkmäler
Ein spätbarockes Friedhofskreuz und zum Teil gut erhaltene oder restaurierte mittelalterliche Grabdenkmäler und Grabsteine erinnern an bedeutende Speyerer Bürger und Honoratioren wie z. B. an den ersten Bischof Matthäus Georg von Chandelle des 1821 eingerichteten Bistums Speyer. Auf dem Friedhof haben z. B. Friedrich M. Schwerd, Georg von Jäger, Bruno Würschmitt, Franz Xaver Remling, Johann Friedrich Butenschön, Wilhelm Molitor, Anton Spiehler, Dietrich Becker, aber auch die drei Komponisten Eduard Rottmanner, Johann Baptist Benz und Joseph Niedhammer, der Dichter Hippolyt August Schaufert, der Salzamtmann Franz Joseph Pfeiffer, der Oberzollinspektor Ludwig von Redwitz (Vater des Dichters Oskar von Redwitz), der General Wilhelm von Horn (Neffe des Feldmarschalls Fürst Wrede), der Baurat und Architekt Johann Bernhard Spatz, sowie die Mutter des Malers Anselm Feuerbach ihre letzte Ruhestätte.
Park
Der Park hat einen 1958 angelegten Seerosenteich und einen alten, beschilderte Baumbestand mit z. T. exotischen Gehölzen, wie z. B. Mammutbaum, japanischer Schnurbaum, Stieleiche, Silberlinde, Fächer-Ahorn, Bitternuss, Zimtahorn, Schlangenfichte, Bitterorange, Zürgelbaum, Himalaya-Birke oder Orangenkirsche.
Im nordöstlichen Bereich ist ein kleiner Spielplatz umgeben von offener Wiese angelegt.
Sonstiges
Der Haupteingang des Alten Friedhofs befindet sich an der Bahnhofstraße, unweit des Bahnhofs. Ein zweiter Eingang an der Straße Hirschgraben und ein weiterer Eingang in der Wormser Landstraße führt zum Domkapitularischen Friedhof. Der Park ist im Juli und August täglich von 6 bis 21 Uhr geöffnet, in der restlichen Sommerzeit von 7 bis 20 Uhr und im Winter von 7.30 bis 17 Uhr.
Galerie
- Grabdenkmäler
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Pflanze und Insekt, Detail vom Grabstein Domkapitular Bruno Würschmitts, Mitbegründer der Pfälzer Pollichia
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Grabstein von Bischof Matthäus von Chandelle
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Grabstein von Georg von Jäger, Speyerer Pädagoge
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Eduard Rottmanner komponiert – naturgetreues Terrakotta-Relief von seinem Grabstein
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Grabdenkmal für Joseph Niedhammer
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Grabplatte für Friedrich M. Schwerd
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Grabdenkmal Johann Baptist Benz
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Grabdenkmal Dietrich Becker, Priester
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Grabdenkmal Anton Spiehler, Priester
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Grabdenkmal Franz Joseph Pfeiffer, Offizier und Salzamtmann
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Grabdenkmal des Oberzollinspektors Ludwig von Redwitz, Vater des Dichters Oskar von Redwitz
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Grabkreuz des Generals Wilhelm von Horn
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Grabplatte des Dichters Hippolyt August Schaufert
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Grabstein des Architekten Johann Bernhard Spatz
Literatur
- Herbert Dellwing (Bearbeitung): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz. Band 1: Stadt Speyer. Schwann, Düsseldorf 1992, ISBN 978-3-88462-801-0.
Einzelnachweise
- ↑ Ruhestätte neben der Friedenskirche St. Bernhard. Der verstorbene Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl wird auf dem Areal des Friedhofs des Domkapitels neben der Friedenskirche St. Bernhard in Speyer beigesetzt. Presseerklärung des Bistums Speyer vom 20. Juni 2017; abgerufen am 25. Juni 2017
- ↑ Autor: Anja Stahler, Titel: Park mit Cafe und Kunst aufpeppen, Die Rheinpfalz, Nr. 154, Speyerer Rundschau, Donnerstag, 5. Juli 2012
Weblinks
- Der Alte Friedhof
- Speyer-Report im Web-Archive ( vom 16. Januar 2010 im Internet Archive)
- Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreisfreie Stadt Speyer (PDF-Datei; 1,10 MB)
- Bekanntmachung am 18. Juli 1992 in Kraft seit 19. Juli 1992 Rechtsverordnung (PDF-Datei; 1,2 MB)
Koordinaten: 49° 19′ 22,9″ N, 8° 25′ 49″ O