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Prolet

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Als Prolet bezeichnet man jemanden, der durch sein ungepflegtes, geschmackloses Erscheinungsbild und vulgäres, unsensibles Benehmen unangenehm auffällt und sich um keinerlei Diskretion bemüht, wenn er gedankenlos niederen Instinkten folgt.

Geschichte

Das Wort Prolet leitet sich aus dem lateinischen Wort proletarius ab, welches in der Antike als Bezeichnung für alle Bürger der unterstern Volksschicht verwendet wurde. Darin spiegelte sich in erster Linie die abwertende und geringschätzige Haltung aller höheren Volksschichten wider, vornehmlich aber die des Adels, der Patrizier und der Plebejer, gegenüber allen ungebildeten und ungepflegten Arbeitern. Im Gegensatz zu den Sklaven waren die als "proletarius" bezeichneten Bürger hingegen freie römische Bürger, die für ihr Schicksal somit selbst verantwortlich sein konnten, aber aus Sicht der oberen Schichten mangels finanzieller Mittel und Ausbildung nichts aus sich machten.

Der Begriff Prolet wurde wieder aufgegriffen im Zuge der Arbeiterbewegungen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Insbesondere Karl Marx verwendete den Begriff des Proletariers als Sinnbild für die "malochende" Klasse der Bürger, die ausgebeutet und ausgenutzt wurden von den höheren Schichten. Dem Zufolge beruhte der feine Lebensstil der höheren Schichten - wie schon im alten Rom - vor allem auf der Tatsache, daß diese es verstanden, andere für sich auszubeuten. Die Proletarier aber bildeten - nach Marx - das Rückgrat des Staates, weil sie zahlenmäßig den Großteil eines Volkes darstellten, für einen Hungerlohn zum Wohle der anderen schuften mußten, sich dabei (gesundheitlich) aufarbeiteten und es ihnen deswegen nicht gelang, die Schicht der Proletarier durch bessere Aus- und Weiterbildung zu verlassen. Aus dem Begriff des "Proletariers" wurde die Kurzform "Prolet" abgeleitet (Prolet - wie lange noch? Wirf ab das Ochsenjoch!) oder (Proletarier aller Länder vereinigt euch!).

Der Begriff Prolet hat mit Ende des 2. Weltkrieges eine deutliche Wandlung vollzogen, vor allem in konotativer Form, d.h. es wird etwas anderes darunter verstanden, als das was das Wort ursprünglich bedeutet. Während die Toleranz gegenüber anderen Lebensweisen bis in die 1970er Jahre fortschritt, änderte sich auch weiterhin die Anwendung des Begriffs. In der Nachkriegszeit stand dahinter zunächst nach wie vor die Aussage "diese Person gehört nicht zu 'meiner' Schicht"! Man wollte sich also von jener distanzieren, nahm für sich selbst aber in Anspruch aus einer höheren Schicht zu kommen. Diese Bedeutung wich allmählich einer Anwendung des Wortes nur noch aus konkretem Anlass.

Heute

Das Wort wird heute nicht als Beleidigung für Personen verwendet, die ohne anderer Leute Lebensqualität zu beeinträchtigen einen freieren und ungezwungeneren Lebensstil als man selbst verfolgen, sondern man verwendet das Wort aus konkretem Anlass und subsummiert darunter Gerüche, Geräusche, Anblicke und andere unfreiwillige Wahrnehmungen, die einem aufgenötigt werden.

Beispiele für proletenhaftes Benehmen:

  • lautes Rülpsen
  • sichtbares Urinieren an die nächste Hauswand
  • ungeniertes Umdrehen und Gaffen, wenn anderen eine Peinlichkeit passiert
  • zu Gast in Mittelmeerländern deutsches Liedergut grölen, Bier aus Eimern trinken und am Strand öffentlich kopulieren
  • Briefe mit der Anrede "Werter Herr XYZ" einleiten und danach mit vielen Rechtschreibfehlern fortsetzen
  • Verzehr von Currywurst mit verbrannten Pommes Frittes auf der Straße
  • laute Familienstreitigkeiten in der Öffentlichkeit
  • Schlägerei, in deren weiterer Entwicklung erwachsene Männer sich innig umschlungen im Schmutz wälzen
  • Begrüßung durch Nachbarn oder Kollegen unbeantwortet lassen
  • übertriebener Dialekt

Beispiele für proletenhaftes Erscheinungsbild:

  • mehrere Hunde gleichzeitig, womöglich Pitbulls
  • verschmutzter Jogging-Anzug, erkennbar ohne jemals Sport getrieben zu haben, dazu Straßenschuhe
  • kurze Hosen mitten in der Stadt als Mann
  • Morgenrock, Lockenwickler als Frau
  • Goldkettchen
  • exzessive Tätowierungen an Stellen, die sich nicht bedecken lassen, z.B. im Gesicht
  • riesige Mengen lokalpatriotische und Fußball verehrende Aufkleber am Auto, am Arbeitsplatz (rund um den Monitor) und womöglich auch noch auf der Frühstücks-Aktentasche
  • getunter, tiefergelegter Billig-PKW
  • Sonnenschutz in den hinteren Seitenscheiben des Autos, mit der kitschig-infantilen Darstellung eines Pandabären, um sich mit Kinderreichtum zu brüsten

Eine leichtfertige, ungerechtfertigte Verwendung des Begriffs "Prolet" fällt allerdings auf den Benutzer zurück und kann entlarven, dass er sich über Verhaltensweisen und das Aussehen von Personen aus einer anderen Schicht lustig macht, ohne zu bedenken, dass auch seine eigenen kulturellen Lebensweisen auf Aussenstehende lächerlich wirken könnten.

Die humorvolle Darstellung von Proleten ist z.B. in folgenden Werken Kulturgut geworden: