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Stourhead

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Stourhead heißen das Landhaus und der zugehörige Landschaftsgarten bei Stourton in Wiltshire, ca. 180 km westsüdwestlich von London. Das Landhaus wurde als eines der ersten in neopalladinischen Formen errichtet. Der Garten gehört zu den frühen und einflussreichsten englischen Landschaftsgärten. Er wird seit 1946 vom National Trust betrieben und ist ganzjährig zugänglich.

Geschichte

Das Gelände gehörte bereits im Mittelalter der Familie Stourton. Sir John Stourton war u.a. Schatzmeister König Heinrich VI., wurde 1448 zum Baron ernannt und erhielt 1.000 acres Land, auf denen er einen Landsitz und einen Park einrichtete. Schon während des 16. Jhs. verarmt und als Katholiken und Jakobiter diskriminiert, verkaufte der letzte Lord Stourton 1714 das Anwesen.

1717 erwarb der Bankier Henry Hoare (1677-1725) das Gut und benannte es in Stourhead um. Er ließ sich von Colen Campbell ein Landhaus errichten, das dieser 1725 im dritten Band seines Vitruvius Britannicus publizierte. Sein Sohn Henry Hoare II. (1705-1785) begann Mitte der 1740er Jahre mit der Anlage des Landschaftsgartens. Er ließ den Damm aufschütten, der die Quellen zu einem See aufstaut, und errichtete zahlreiche Staffagebauten. Er kaufte das in Bristol abgerissene gotische Hochkreuz und ließ es in seinem Garten aufstellen. Seine Erben entwickelten insbesondere die Pflanzungen weiter und führten zahlreiche neue Arten wie den Rhododendron ein, respektierten aber das ursprüngliche Gestaltungskonzept der Anlage. Sir Henry Hugh Arthur Hoare (1865-1947) und seine Frau Lady Alda Hoare bauten das 1902 teilweise ausgebrannte Haus wieder auf. Da ihr einziger Sohn im Ersten Weltkrieg gefallen war, überließen sie das Anwesen 1946 dem National Trust.

Der Garten

Den Kern des Landschaftsgartens bildet das Tal mit den Quellen des Flusses Stour, die durch einen Damm zu einem See gestaut werden. Vom Haus aus führt ein Rundweg entgegen den Uhrzeigersinn um den See herum und bietet zauberhafte Ausblicke auf den See, den Park und seine Bauten.

Der 1744-46 errichtete Floratempel trägt die Vergils Aeneis entnommene Inschrift "Procul, o procul este, profani" (Fort, bleibt fort, Ihr Ungeweihten), die als Motto des Parks verstanden werden kann. Ein langer schattiger Weg führt zum schmalen Anfang des Tales und dort auf die andere Seite des Sees. Dort führt ein dunkler, gewundener Weg durch einen aus rauhen Steinen errichteten Bogen, hinter dem man plötzlich vor dem Eingang zur Grotte steht. Hinter einem Wasserbecken liegt hier die Statue einer ruhenden Quellnymphe, ihr gegenüber eröffnet ein Fenster den Blick über den See. Eine dritte Blickachse zeigt hinter einem weiteren Wasserbecken die Plastik eines sitzenden Flussgottes. Der Weg führt an einer gotischen Hütte vorbei zum 1753-54 gebauten Pantheon. Angeregt vom Pantheon in Rom, dominiert es das Westufer des Sees. Nachdem man über den Damm auf das andere Ufer des Sees zurückgekehrt ist, eröffnet eine Weggabelung die Wahl zwischen einem leichten, ebenen Weg entlang des Seeufers und einem steilen, durch schroffe Felsen hinaufführenden Weg, der einem mit herrlichen Ausblicken und einer Besichtigung des Apollontempels belohnt. Nachdem sich beide Wege wieder vereinigt haben, führen sie vorbei an einer Palladianischen Brücke zum Bristol High Cross und dem dahinterliegenden, bewusst pittoresk gestalteten Dorf Stourton und der Kirche St. Peter.

In einer Entfernung von etwa 3 km errichtete Henry Hoare II. den Alfred's Tower an der Stelle auf dem Kingsettle Hill, an der angeblich 879 König Alfred der Große sein Lager aufgeschlagen hatte, bevor er die eingedrungenen Dänen zurückwarf und die zersplitterten englischen Königreiche einte.

Literatur

  • Oliver Garnett, Stourhead Landscape Garden. The National Trust (2000).
  • Christopher Hussey, English Gardens and Landscapes 1700-1750. London: Country Life Ltd (1967) S. 158-164.
  • Valentin Hammerschmidt - Joachim Wilke, Die Entdeckung der Landschaft. Englische Gärten des 18. Jahrhunderts. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt (1990) S. 71-79.