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Rosenkranz

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Ein Rosenkranz ist

  1. eine Perlenschnur, die als Zählkette für das vielgliedrige Rosenkranzgebet dient.
  2. Bezeichnung für das Rosenkranzgebet selbst.

Wenn im deutschsprachigen Raum von „Rosenkranz“ die Rede ist, ist meistens der katholische Rosenkranz gemeint. Jedoch gibt es meditative Gebete, die an Zählketten verrichtet werden, auch in anderen christlichen Konfessionen und nicht-christlichen Religionen. In der orthodoxen Kirche hat der Rosenkranz als Zählkette für das Jesusgebet eine lange Tradition. Die Anglican Prayer Beads kombinieren Elemente des katholischen und orthodoxen Rosenkranzes. Der lutherische Christusrosenkranz ist in Anlehnung an das katholische Rosenkranzgebet entstanden. Der Rosenkranz ist inspiriert durch Gebetsketten aus dem Orient. Im Islam ist das der Tasbih, im Buddhismus und Hinduismus die Mala.

Verschiedene Formen des Rosenkranzes

Im Christentum gibt es verschiedene Formen des Rosenkranzes. Dieser Absatz gibt einen Überblick über die in der katholischen, orthodoxen und anglikanischen Kirche gebräuchlichen Formen, den Christusrosenkranz und die „Perlen des Glaubens“, eine recht junge, an griechische Kombolói angelehnte Gebets- und Andachtskette.

Ein katholischer Rosenkranz

Der katholische Rosenkranz

In der katholischen Volksfrömmigkeit erfreut sich der Rosenkranz großer Beliebtheit. Mai und Oktober sind nach katholischer Tradition Rosenkranzmonate. In den Gemeinden werden in diesen Monaten oft wöchentliche Rosenkranzandachten gefeiert. Am 7. Oktober wird das Rosenkranzfest begangen. Dieser Absatz skizziert zunächst die geschichtliche Entwicklung und erklärt dann den Aufbau und die Gebetsweise der katholischen Rosenkranzform.

Ein katholischer Rosenkranz kann mit wenig Aufwand auch selbst geknüpft werden.

Geschichte

Das katholische Rosenkranzgebet entwickelte sich aus frühmittelalterlichen Mariengebeten, bei denen das Ave Maria einhundertfünfzigmal wiederholt und mit Glaubensgeheimnissen und biblischen Texte verbunden wurde.

Die älteste schriftliche Erwähnung einer Schnur mit aufgezogenen Steinen als Zählkette für wiederholt gesprochene Gebete in der Lateinischen Kirche schreibt diese Gebetsschnur der angelsächsischen Adligen Godiva († um 1085) zu:

The circlet of precious stones which she had threaded on a cord in order that by fingering them one after another she might count her prayers exactly were to be placed on a statute of the Blessed Virgin Mary.[1]

Im 11. Jahrhundert schuf Petrus Damiani (um 1006-1072) die Form des Ave Maria:

Ave Maria, gratia plena. Dominus tecum. Benedicta tu in mulieribus.

Im 12. Jahrhundert kam der Brauch auf, dass Laienbrüder in Klöstern, die meist nicht lesen konnten, statt der 150 Psalmen täglich, Ersatzgebete verrichteten. Neben dem Vater Unser tritt auch das Ave Maria als Ersatzgebet für die Psalmen auf, letzteres insbesondere bei den Zisterziensern und Kartäusern. Für eine Reihe von 150 Ave Maria kam daher der Name „Marienpsalter“ auf.

Das Alte Passional, eine mittelhochdeutsche Legendensammlung ohne Verfassernamen vergleicht das Ave Maria mit einer himmlischen Rose. Hierin gründet wohl die Bezeichnung „Rosenkranz“ für die Zählkette und eine Ave-Maria-Gebetsreihe. Eine der Legenden erzählt von einem Marienverehrer, der eine Marienstatue mit einem geflochtenen Kranz aus Rosen zu schmücken pflegte. In einer Erscheinung soll er eines Tages die Botschaft bekommen haben, dass sich Maria über einen anderen Rosenkranz mehr freue, nämlich über 50 gebetete Ave Maria. Diese würden in ihren Händen zu Rosen, aus denen sie den schönsten Kranz flechten könne.

Der Zisterzienserabt Stephan von Sallay († 1252) formulierte eine Vorform der 15 Rosenkranzgeheimnisse.

Durch den Kartäusermönch Heinrich von Kalkar (1328-1408) kam die Gewohnheit auf, fünfmal zehn Ave Maria zu beten und jeden Zehnerblock mit einem Vater Unser zu beginnen und einem Ehre sei dem Vater zu beenden.

Die heute gebräuchliche Form des Rosenkranzes entstand im Advent 1409. Der Trierer Kartäuser Dominikus von Preußen († 1460) fasste die Ereignisse des Lebens Jesu in 50 Schlusssätzen (clausulae) zusammen, die sich an den (damals allein üblichen) ersten Teil des Ave Maria anschlossen. Adolf von Essen verkürzte clausulae auf 15.

Die legendäre Entstehungsgeschichte des Rosenkranzes: Der hl. Dominikus soll den Rosenkranz bei einer Marienerscheinung empfangen haben.

Weit verbreitet, aber nicht historisch ist die Legende, dass der heiligen Dominikus, Gründer des Dominikanerordens, die heutige Form des Rosenkranzes 1208 bei einer Marienerscheinung empfangen und sie in seinem Orden eingeführt haben soll. Die Legende erzählt, dass Maria den Rosenkranz Dominikus als Waffe im Kampf gegen die Albigenser geschenkt habe.

In seiner Bulle Ea quae vom 9. Mai 1479 empfielt Papst Sixtus IV. das tägliche Beten des Rosenkranzes.

1508 wurde dem Ave Maria der Schlusssatz „Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns ...“ angefügt.

In seinem Breve Consueverunt vom 17. September 1569 legt Papst Pius V. den Text des Ave Maria endgültig fest und regelt das Rosenkranzgebet offiziell.

Am 7. Oktober 1571 besiegte die katholische Seestreitmacht unter Juan de Austria, dem Stiefbruder des spanischen Königs, die türkische Mittelmeerflotte im Golf von Lepanto in der Seeschlacht von Lepanto vernichtend, worauf 1573 von Papst Gregor XIII. das Rosenkranzfest gestiftet hat. Nach dem Sieg über die Türken bei Peterwardein am 5. August 1716 erhob Papst Klemens XI. das Fest zu einem allgemeinen Fest der ganzen Kirche.

Papst Leo XIII. war ein großer Verehrer des Rosenkranzgebetes, dem er zahlreiche Enzykliken und apostolische Schreiben widemte:

  • Enzyklika Supremi Apostolatus: Der Rosenkranz in Geschichte und Gegenwart (1. September 1883)
  • Apostolisches Schreiben Salutaris ille: Es wird die Bitte Regina sacratissimi Rosarii – ora pro nobis (Königin des Heiligen Rosenkranzes, bitte für uns) in die Lauretanische Litanei eingefügt. (24. Dezember 1883)
  • Enzyklika Superiore anno: Formalien bezüglich des Rosenkranzgebetes (30. August 1884)
  • Enzyklika Octobri mense": Rosenkranzmonat
  • Enzyklika Magna Dei Matris: Der Rosenkranz und das christliche Leben (8. September 1892)
  • Enzyklika Laetitia sanctae: Der Rosenkranz und die rechte Ordnung der menschlichen Sozialgemeinschaft (8. September 1893)
  • Enzyklika Iucunda semper: Der Rosenkranz als Betrachtung und als Gebet (8. September 1894)
  • Enzyklika Fidentem piumque: Das Gebet zur Vermittlerin der Gnaden (20. September 1896)
  • Enzyklika Augustissimae Virginis: Die Rosenkranzbruderschaft und die Engel des Himmels (12. August 1897)
  • Enzyklika Diuturni temporis (5. August 1898)
  • Apostolisches Schreiben Parta humano generi: Der Rosenkranz als Schutz gegen Häresien (8. September 1901)

1884 führte Papst Leo XIII. den Oktober als Rosenkranzmonat verpflichtend ein. Die Verpflichtung wurde 1958 aufgehoben, die Tradition aber beibehalten.

Im 20. Jahrhundert erschienen folgende päpstliche Schriften zum Rosenkranz:

  • Papst Pius XI.: Enzyklika Ingravescentibus malis: Das Gebet des Rosenkranzes als Zuflucht der Kirche (29. September 1937)
  • Papst Pius XII.: Enzyklika Ingruentium malorum: Das Rosenkranzgebet in der Not der Zeit (15. September 1951)
  • Papst Johannes XXIII.: Enzyklika Grata recordatio: Der Rosenkranzmonat Oktober als Vorbereitung auf das Zweite Vatikanische Konzil (26. September 1959)
  • Papst Johannes XXIII.: Apostolisches Schreiben Marialis Rosarii: Der Rosenkranz als Gebet für den Frieden (29. September 1961)
  • Papst Paul VI.: Enzyklika Christi Matri Rosarii: Aufruf zum Rosenkranz als Friedensgebet (15. September 1966)
  • Papst Paul VI.: Apostolisches Schreiben Recurrens mensis october: Der Oktober als Rosenkranzmonat (7. Oktober 1969)

Am 16. Oktober 2002 erschien das Apostolisches Schreiben Rosarium Virginis Mariae Papst Johannes Pauls II., in dem die lichtreichen Geheimnisse eingeführt und das Jahr von Oktober 2002 bis Oktober 2003 zum „Jahr des Rosenkranzes“ ausgerufen wurde.

Aufbau

Die Eröffnung des katholischen Rosenkranzes wird an einer am Kranz befestigten Kette mit einem Kreuz und drei kleinen Perlen, die von zwei großen Perlen gerahmt sind, gebetet. Darauf folgen fünfmal zehn kleinere Kugeln für die Ave Maria und eine davon abgesetzte große für das Vater Unser und Ehre sei dem Vater. Zehn Ave Maria, ein Vater Unser und ein Ehre sei dem Vater bilden ein Gesätz, fünf dieser Gesätze einen Rosenkranz. Das vollständige Rosenkranzgebet umfasst drei Rosenkränze, also 150 Ave Maria in Analogie zu den 150 Psalmen.

Gebetsweise

Datei:Rosary german description 2006-01-07.svg
Schematische Darstellung des katholischen Rosenkranzes

Gebetet wird der katholische Rosenkranz wie folgt:

  • Apostolisches Glaubensbekenntnis, dabei wird das Kreuz in der Hand gehalten,
  • Ehre sei dem Vater, an der ersten großen Perle,
  • Vater Unser, an der ersten großen Perle,
  • drei Ave Maria mit eingefügten Bitten, an den folgenden drei kleinen Perlen,
    1. um Glaube: Jesus, der in uns den Glauben vermehre,
    2. um Hoffnung: Jesus, der in uns die Hoffnung stärke und
    3. um Liebe: Jesus, der in uns die Liebe entzünde,
  • Ehre sei dem Vater und anschließend
  • 50 Ave Maria, in Zehnergruppen (Gesätze) gegliedert. In jeder Zehnergruppe wird jeweils nach dem Wort „Jesus“ ein so genanntes Geheimnis eingefügt, ein Glaubenssatz, der dem Neuen Testament entstammt und das Leben Jesu und seiner Mutter Maria betrifft.

Jedes Gesätz wird eingeleitet mit dem Vater unser (an der großen Perle) und abgeschlossen mit dem Ehre sei dem Vater (an der großen Perle). Oft wird nach dem Ehre sei dem Vater noch das Fatima-Gebet eingefügt.

Den Abschluss des Rosenkranzes bildet meist eine Marianische Antiphon, etwa das Salve Regina.


Rosenkranzring

Rosenkranzring

Neben der großen Form mit 59 Perlen, gibt es auch eine verkleinerte Form des Rosenkranz. Dieser besteht aus einem Ring mit zehn Erhebungen bzw. zehn kleinen Perlen und einem Kreuz. Diese auch ,,Soldatenrosenkranz´´ genannte Form des Rosenkranz entstand im Mittelalter im Zuge der Kreuzzüge. Auch hier werden zehn Ave Mariae sowie ein Pater Noster gebetet. Diese Form wird auch ,,Zehner´´ genannt. Dieser existiert ebenso einer verkürzten Fassung, dem ,,Fünfer´´ der nur aus fünf Ave Mariae besteht, wobei bei jedem Ave Maria ein anderes Geheimnis eingefügt wird.

Rosenkranzgeheimnisse

Zur Zeit gibt es – in Fünfergruppen aufgeteilt – zwanzig offizielle Formulierungen für Geheimnisse, die beim Rosenkranzgebet betrachtet werden. Den traditionellen fünfzehn hat Papst Johannes Paul II. im Oktober 2002 anlässlich des 24. Jahrestages seiner Wahl zum Papst mit dem Apostolischen Schreiben Rosarium Virginis Mariæ eine vierte Fünfergruppe von Rosenkranzgeheimnissen, die lichtreichen Geheimnisse, hinzugeführt (vgl. ebd. Nr. 21).

Freudenreiche Geheimnisse (gaudii mysteria)

Die freudenreichen Geheimnisse betrachten die Inkarnation und das verborgene Leben Christi. Sie lauten wie folgt:

deutsch lateinisch
Jesus, den du, o Jungfrau, vom Heiligen Geist empfangen hast (Lk 1, 35) Quem, Virgo, concepisti.
Jesus, den du, o Jungfrau, zu Elisabeth getragen hast (Lk 1, 39-56) Quem visitando Elisabeth portasti.
Jesus, den du, o Jungfrau, in Betlehem geboren hast (Lk 2, 1-20) Quem, Virgo, genuisti.
Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel aufgeopfert hast (Lk 2, 22-24) Quem in templo praesentasti.
Jesus, den du, o Jungfrau, im Tempel wiedergefunden hast (Lk 2, 41-52) Quem in templo invenisti.
Lichtreiche Geheimnisse (lucis mysteria)

Die lichtreichen Geheimnisse betrachten einige besonders bedeutende Momente des öffentlichen Lebens und Wirkens Jesu. Sie lauten wie folgt:

deutsch lateinisch
Jesus, der von Johannes getauft worden ist (Lk 3, 21-22) Eius in Baptismate apud Iordanem.
Jesus, der sich bei der Hochzeit in Kana offenbart hat (Joh 2, 1-12) In sui ipsius autorevelatione apud Canense matrimonium.
Jesus, der uns das Reich Gottes verkündet hat (Mt 9, 35) In Regni Dei proclamatione coniuncta cum invitamento ad conversionem.
Jesus, der auf dem Berg verklärt worden ist (Lk 9, 28-36) Ipsius in Transfiguratione ac denique.
Jesus, der uns die Eucharistie geschenkt hat (Mk 14, 17-25) In Eucharistiae institutione, quae nempe sacramentalis est paschalis mysterii declaratio.
Schmerzhafte Geheimnisse (doloris mysteria)

Die schmerzhaften Geheimnisse betrachten die Passion Christi. Sie lauten wie folgt:

deutsch lateinisch
Jesus, der für uns Blut geschwitzt hat (Lk 22, 44) Qui pro nobis sanguinem sudavit.
Jesus, der für uns gegeißelt worden ist (Joh 19, 1) Qui pro nobis flagellatus est.
Jesus, der für uns mit Dornen gekrönt worden ist (Joh 19, 2) Qui pro nobis spinis coronatus est.
Jesus, der für uns das schwere Kreuz getragen hat (Joh 19, 17) Qui pro nobis crucem baiulavit.
Jesus, der für uns gekreuzigt worden ist (Joh 17, 18) Qui pro nobis crucifixus est.
Glorreiche Geheimnisse (gloriae mysteria)

Die glorreichen Geheimnisse betrachten die Auferstehung Christi. Sie lauten wie folgt:

deutsch lateinisch
Jesus, der von den Toten auferstanden ist (Lk 24, 6) Qui resurrexit a mortuis.
Jesus, der in den Himmel aufgefahren ist (Apg 1, 9-11) Qui in caelum ascendit.
Jesus, der uns den Heiligen Geist gesandt hat (Apg 2, 1-13) Qui Spiritum Sanctum misit.
Jesus, der dich, o Jungfrau, in den Himmel aufgenommen hat (1 Kor 15, 22-23) Qui te, Virgo, assumpsit.
Jesus, der dich, o Jungfrau, im Himmel gekrönt hat (Offb 12, 1) Qui te, Virgo, in caelis coronavit.
Eigene Formulierungen

Außerdem ist es möglich, eigene Geheimnisse zu formulieren. Ein Beispiel dafür bietet das Gebet- und Gesangsbuch „Gotteslob“ (Nr. 33, Abschnitt 6) mit den trostreichen Geheimnissen:

  • Jesus, der als König herrscht (Offb 19, 6)
  • Jesus, der in seiner Kirche lebt und wirkt (Eph 1, 22-23)
  • Jesus, der wiederkommen wird in Herrlichkeit (2 Petr 3, 8-13)
  • Jesus, der richten wird die Lebenden und die Toten (Röm 2, 1-11)
  • Jesus, der alles vollenden wird (1 Kor 15, 35-58)
Wochenschema

In der katholischen Kirche ist es üblich, die Geheimnisse des Rosenkranzes in wöchentlichem Rhythmus nach dem folgenden Schema zu beten[2]:

Vorlage:Highlight1|Sonntag Vorlage:Highlight1|Montag Vorlage:Highlight1|Dienstag Vorlage:Highlight1|Mittwoch Vorlage:Highlight1|Donnerstag Vorlage:Highlight1|Freitag Vorlage:Highlight1|Samstag
glorreiche Geheimnisse Vorlage:Highlight2|freudenreiche Geheimnisse Vorlage:Highlight3|schmerzhafte Geheimnisse glorreiche Geheimnisse Vorlage:Highlight4|lichtreiche Geheimnisse Vorlage:Highlight3|schmerzhafte Geheimnisse Vorlage:Highlight2|freudenreiche Geheimnisse

Bevor die lichtreichen Geheimnisse eingeführt wurden, wurden abweichend von obiger Tabelle donnerstags die freudenreichen und samstags die glorreichen Geheimnisse betrachtet.


Komboskini

Der orthodoxe Rosenkranz

Hauptartikel: Jesusgebet

Der orthodoxe Rosenkranz, russisch Tschotki und griechisch Komboskini genannt, besteht in seiner ursprünglichen Form nicht aus Perlen sondern aus einer Schnur die aus 30, 33, 50, 100 oder mehr Knoten besteht.

Die geschlossene Schnur steht als Zeichen für das nie endende monastische Gebet. Sie wird in der othodoxen Tradition beim Jesusgebet verwendet, weniger, um die Gebete zu zählen, sondern als Hilfe zur Konzentration und für einen gleichmäßigen Rhythmus. In der orthodoxen Kirche erhalten Mönche und Nonnen den Rosenkranz zur Profess.

Seinen Ursprung hat der orthodoxe Rosenkranz in der Tradition des spätantiken orientalischen Mönchtums, kurze Bibelzitate meditativ zu wiederholen. Die Orthodoxe Kirche führt die Tradition auf Pachomius zurück, der auf diese Weise Mönchen, die nicht lesen und schreiben konnten, half, eine bestimmte Anzahl Gebete oder Niederwerfungen auszuführen.

In der russisch-orthodoxen Kirche können manche Gottesdienste ersetzt werden, indem das Jesus-Gebet wiederholt wird, je nach Gottesdienst zwischen 300 und 1500 Mal. Auf diese Weise kann der Gottesdienst auch durchgeführt werden, wenn auf die entsprechenden Bücher aus irgendeinem Grund nicht zugegriffen werden kann. Die Gebetsschnur hilft in solchen Fällen, die Anzahl Gebete zu zählen.

Der orthodoxe Rosenkranz kann leicht selbst hergestellt werden.

Anglican Prayer Beads

Der anglikanische Rosenkranz

Der anglikanische Rosenkranz (Anglican Prayer Beads) ist eine verhältnismäßig neue Gebetsform, die Elemente des katholischen und orthodoxen Rosenkranzes enthält. Lynn Bauman entwickelte in den 1980er Jahren die Form des anglikanischen Rosenkranzes, der aus einem Kreuz und 33 Perlen besteht. Das Gebet beginnt am Kreuz, dann wird zur ersten großen Perle (The Invitatory) übergewechselt und sodann zu den vier Reihen weitergegangen, die aus je einer großen Perle (The Cruciforms) und sieben kleinen Perlen (The Weeks) bestehen.

Für das anglikanische Rosenkranzgebet gibt es keine feststehende Form. Jeder Beter kann sich die Gebete, die er an den einzelnen Perlen spricht, selbst zusammenstellen. Bekannt ist beispielsweise The Trisagion and Jesus Prayer, eine Form, die das Jesusgebet mit einbezieht. Die Abfolge der Gebete lautet dann wie folgt:

Aufbau des anglikanischen Rosenkranzes: The Cross, The Invitatory, The Cruciforms, The Weeks
  • The Cross:
In the Name of God, Father, Son, and Holy Spirit. Amen.
  • The Invitatory:
O God make speed to save me,
O Lord make haste to help me,
Glory to the Father, and to the Son, and to the Holy Spirit:
As it was in the beginning, is now, and will be forever.
Amen.
  • The Cruciforms:
Holy God,
Holy and Mighty,
Holy Immortal One,
Have mercy upon me.
  • The Weeks:
Lord Jesus Christ, Son of God,
Have mercy on me, a sinner.

Der Christus-Rosenkranz

Der Christus-Rosenkranz entstand in den 1960er Jahren durch das Bemühen der Protestanten Rudolf Ehrat, Herben Golzen und Walter Stökl, ein eng an das katholische Rosenkranzgebet angelehntes Gebet zu schaffen, das im Gegensatz zum traditionellen Rosenkranzgebet christozentrischer ist und somit auch von Protestanten gebetet und ökumenisch verwendet werden kann.

Der prinzipielle Aufbau ist der gleiche wie beim katholischen Rosenkranz, jedoch wird statt der Ave Maria folgender Text gebetet:

Gepriesen sei der Herr, der Allmächtige und Barmherzige, Gottes und Marien Sohn,
... hier wird das Geheimnis eingefügt.
Wir beten dich an an, Herr Jesus Christus und benedeien dich,
in deinem heiligen Kreuz hast du die Welt erlöst.

Als Geheimnisse werden Betrachtungen des Heilsmysteriums Christi eingesetzt, beispielsweise:

  • der bei uns sein will bis ans Ende der Welt.
  • der da thront zur Rechten des Vaters.
  • der seine Kirche leitet durch den Heiligen Geist.
  • der unseren Hunger stillt mit dem Brot des Lebens.
  • der uns rufen wird zum himmlischen Freudenmahl.


Perlen des Glaubens

Hauptartikel: Perlen des Glaubens

Perlen des Glaubens

Entwickelt wurden die „Perlen des Glaubens“ 1996 von Martin Lönnebo (* 1930), einem Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Schweden. Bischof Lönnebo saß 1996 wegen eines Sturms mehrere Tage auf einer griechischen Insel fest. Als er dort griechische Fischer mit ihren Gebetsketten sah, kam ihm die Idee zu den „Perlen des Glaubens“. Zunächst entwarf er einen Rettungsring aus Perlen (daher der schwedische Name Frälsarkransen), wobei er jeder Perle eine Bedeutung zuteilte. Nach seiner Rückkehr nach Schweden stellte er sich ein Perlenband her und benutzt es zum Beten. Schnell verbreitete sich seine Erfindung in Schweden und gelangte vor ein paar Jahren von dort auch in den deutschsprachigen Raum.

Schematische Darstellung der „Perlen des Glaubens“

Bei der aus 18 Perlen bestehenden Kette hat jede Perlen eine Bedeutung, steht für eine Lebensfrage, einen Gedanken oder ein Gebet. Feste Gebetsformulierungen gibt es nicht. Bei jeder Perle wird zum entsprechenden Thema eine Meditation gehalten oder ein Gebet gesprochen. Anfang und Ende der Kette ist eine große goldene Perle, die Gottesperle. Darauf folgt eine Perle des Schweigens, eine Ich-Perle, eine Taufperle, eine weitere Perle des Schweigens, eine Wüstenperle, wiederum eine Perle des Schweigens, eine Perle der Gelassenheit, eine weitere Perle des Schweigens, zwei Perlen der Liebe, drei Geheimnisperlen, eine Perle der Nacht, eine weitere Perle des Schweigens, eine Perle der Auferstehung und eine weitere Perle des Schweigens. In dieser Reihenfolge sind die Perlen auch Sinnbild für den Lebensweg. Sie stellen auch einen Katechismus dar.

Eine Anleitung zum Umgang mit den „Perlen des Glaubens“ sowie Gebetstexte bietet die evangelische Ansverus-Communität e.V. auf ihrer Internetseite an.

Rosenkranzähnliche Gebete in nicht-christlichen Religionen

Tasbih

Auch im Islam, Buddhismus und Hinduismus gibt es Gebetsketten, an denen meditative Gebete verrichtet werden.

Islam

Hauptartikel: Tasbih

Die islamische Gebetskette heißt Tasbih; es gibt sie in verschiedenen Formen, mit 11, 33, 99 oder 1.000 Perlen. Beim Gebet werden entweder die im Koran vorkommenden 99 Namen Gottes rezitiert oder andere religiöse Formeln gesprochen.

Buddhismus und Hinduismus

Hauptartikel: Mala

Die buddhistische und hinduistische Gebetskette heißt Mala (Sanskrit: माला, mālā) und besteht in der Regel aus 108 Perlen. Gefertigt ist sie üblicherweise aus Naturprodukten, etwa Nüssen oder Palmholz. Teilweise werden auch Knochen oder Hornperlen verwendet als Symbol für die Vergänglichkeit des Seins.

Im Buddhismus stehen die 108 Perlen für die 108 Bände der gesammelten Lehren Buddhas. Im Hindismus stehen die 108 Perlen für 108 Namen oder Attribute der angebeteten Gottheit.

Benutzt wird die Mala bei der Zitation eines Mantras. Dabei werden drei Arten unterschieden:

  1. laute Zitation (Likhita-Japa),
  2. Zitation in Gedanken (Manasika-Japa) und
  3. tonlose Zitation mit den Lippen (Vaikhari-Japa).

Gesundheitliche Aspekte des Rosenkranzgebetes

Das British Medical Journal berichtete, von einer Studie der Universität Pavia, bei der herausgefunden wurde, dass sich das Rosenkranzgebet positiv auf Herz und Lunge ausübt.[3] Durch den gleichbleibenden Gebetsrhythmus reduziert sich die Atemfrequenz auf etwa sechs Atmungen in der Minute, was eine sehr gute Übereinstimmung mit dem Herzrhythmus ergibt. Außerdem fördert des Rosenkranzgebet Konzentration und innere Ruhe.

Rosenkranz als Schmuck

Die Kombolói gehören in vielen orientalisch geprägten Ländern zum männlichen Assessoire und Spielzeug.

Rosenkränze wurden bereits im Mittelalter als Schmuck getragen. Im Barock erfreute sich diese Tradition ebenfalls großer Beliebtheit und lebte in moderner Zeit seit den 1980er insbesondere durch das Vorbild der US-amerikanischen Sängerin und Schauspielerin Madonna wieder auf.

In vielen orientalisch geprägten Ländern gehören die ursprünglich religiösen Ketten zum männlichen Assessoire und Spielzeug. Dazu gehört zum Beispiel die griechischen Kombolói, die auch Sorgenperlen genannt werden. Sie gleichen dem islamischen Tasbih, der ebenfalls vor allem bei männlichen Jugendlichen zum Modeschmuck geworden ist.

Rosenkran(t)z als Familienname

Erik Nielson (* um 1299) gilt als der Begründer der Rosenkran(t)z-Familien. Er ist vermutlich identisch mit Herzog Erich II. von Schleswig, der 1325 Papst Johannes XXII. in Avignon besuchte und von diesem einen Rosenkranz überreicht bekam, den er an seinem Mantel trug. Seitdem nannte er sich Rosenkrantz.

Bekannter Träger dieses Familiennamens ist der Schriftsteller Moses Rosenkranz.

Literatur

zum katholischen Rosenkranzgebet

zum Christusrosenkranz

  • Rudolf Ehrat: Der Christus-Rosenkranz. In: Quatember 54 (1990), S. 86-90 (online verfügbar)
  • P. Fries: Der Christus-Rosenkranz im evangelischen Tagzeitenbuch - eine Chance ökumenischer Spiritualität? In: Liturgisches Jahrbuch 55 (2005), S. 39-56

zu den „Perlen des Glaubens“

  • Amt für Öffentlichkeitsdienst der Nordelbischen Ev.-Luth. Kirche (Hrsg.): Mit den Perlen des Glaubens leben, Lutherische Verlagsgesellschaft, 2005 ISBN 3-87503-115-6
Zusammen mit diesem Buch wird auch eine Perlenkette geliefert.
  • Martin Lätzel: Evangelischer Rosenkranz? Niedrigschwelliges Angebot zum Kontakt mit Gott, in: Nordelbische Stimmen (2004), 11, S. 5-7, ISSN 0938-3697

zum islamischen Rosenkranz

  • Helga Venzlaff: Der islamische Rosenkranz, Steiner-Wiesbaden-GmbH, Stuttgart 1985 ISBN 3-515-04111-7

zum buddhistischen Rosenkranz

  • F. Fenzl: Der Jûzu – der Buddhistische Rosenkranz. Seine Geschichte und kultische Bedeutung. In: Bodhi-Baum 3/1 (1978), S. 33-34

Quellen

  1. William of Malmesbury: Gesta Ponificum Anglorum, 1125, Rolls Series 311.
  2. Apostolischen Schreiben Rosarium Virginis Mariæ, Nr. 38.
  3. Luciano Bernardi u.a.: Effect of rosary prayer and yoga mantras on autonomic cardiovascular rhythms: comparative study. In: British Medical Journal 323 (2001), S. 1446-1449. (Abstract online verfügbar)