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Stollhofen (Rheinmünster)

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Der Ort Stollhofen gehört zur Gemeinde Rheinmünster im Landkreis Rastatt.

Kaum ein anderer Ort im Landkreis Rastatt hat eine so große Vergangenheit aufzuweisen wie Stollhofen. Nirgends bündelte sich so viele militärische, wirtschaftliche , kirchliche und politische Ereignisse wie in dem ehemaligen Amtsstädtchen. So erscheint Stollhofen schon 1302 als "fertige Stadt" und dürfte somit zu den ältesten Gründungen in unserer Heimat sein. Ebenfalls ist das im Jahr 1345 in einer Urkunde genannte Rathaus, Gericht und Stadtseigel die früheste Nennung im Landkreis Rastatt. Wenig bekannt ist, dass die heutigen große Städte keine mittelalterliche Gründungen waren. Die Kreisstadt Rastatt war bis um 1700 nur ein Dorf und wurde erst unter Markgraf Ludwig Wilhelm zur Residenz ausgebaut. Auch Karlsruhe isr eine Gründung aus dem Jahr 1715. Achern wurde 1808 zur Stadt erhoben. Auch Bühl erhielt erst 1836 Stadtrechte, vorher war es nur ein Marktflecken. Alte Städte sind Baden-Baden (1288), Steinbach (1258) und Lichtenau (1300). Stollhofen, Grenzstadt, Festung und Garnison mußte in dem Jahrhundert der Kriege (1618-1714) mehr leiden als die benachbarte Siedlungen. Nach 1707 war es dem Ort nicht mehr vergönnt, seine vormalige Stellung als Mittelpunkt wieder einzunehmen. Damals direkt im Vorfeld der 1686 errichtete französische Festung Fort Louis gelegen, war Stollhofen als Festung strategisch nicht mehr haltbar und kam für den Wiederaufbau nicht mehr in Frage. Rastatt trat auch militärisch an Stelle der uralten badischen Festungsstadt Stollhofen. Es ist sicher nicht übertrieben, wenn man davon spricht, dass hier nicht nur Regionale sondern auch Europäische Geschichte geschrieben wurde. Neben den adligen Ministerialien die über Jahrhunderte in Stollhofen lebten, fanden sich über die Zeit bekannte Personen in Stollhofen ein. Neben dem Landesherrn aus den Dynastien der Markgrafen von Baden, wie z. B. Ludwig Wilhelm genannt Türkenlouis, finden wir auch König Ferdinand von Habsburg, damals Kronprinz und späterer Kaiser Ferdinand III. als Besucher in der Stadt. Der junge 16jährige Soldat Johannes Jacobus Christoffel von Grimmelshausen erlebte ein Teil des schrecklichen 30jährigen Krieges in der Garnison in Stollhofen. Eine große Persönlichkeit war auch Johannes Jacobus Datt von Tiefenau, Amtmann von Stollhofen, Consul und Außenminister des Markgrafen von Baden. Er war im Auftrag seines Landesherrn Mitunterzeichner des Friedensvertrages von Münster und Osnabrück 1648. Er hatte sich im Hochzeitsbuch der Stadtpfarrei verewigt. Ebenfalls finden wir einige badische Prinzessinnen als Taufpatinnen von Kinder von örtlichen Amtspersonen.

Entstehung von Stollhofen

Nachdem sich die Römer über den Rhein zurückziehen mußten, besiedelten unsere direkte Vorfahren das Land. Sie waren vom Stamm der Alemannen. Die Landsucher zogen an der römischen Heerstraße entlang und ließen sich an den von keltischen und römischen Vorbesitzer kultivierte Plätze vorrangig nieder. Zunächst wurden die Ort besiedelt die am Rande der Niederterrasse und zugleich an einem Bachlauf lagen. Dazu kam man bei uns die Orte Iffezheim, Hügelsheim, Söllingen, Stollhofen, Ulm und Scherzheim rechnen. Dabei hatte gerade der Platz Stollhofen noch zusätzliche Vorteile aufzuweisen. Hier fanden die Siedler nicht nur was sie zum Leben brauchten. Wasser für Mensch und Vieh, reiche Fisch- und Jagdgründe. Weiden und Schilf für Körbe und Fischreusen, Eicheln und Bucheckern für die Schweinemast, Holz und Lehm zum Hausbau und auch Brennholz fand man mehr als ausreichend. Der Siedlungsort Stollhofen lag aber nicht nur an der alten Römerstraße, sondern auch am Ufer vom Sulzbach. Dieser Bach diente als Wasserstraße und schuf somit die Verbindung zum Rhein und zum Schwarzwaldrand. Hier bot sich eine natürliche Anlegestelle in der Nähe der Römerstraße und somit ein Warenumschlagplatz an. Etwas oberhalb von Stollhofen, bei Drusenheim mündete damals die Moder in den Rhein. Dieser Fluß erschloß zusammen mit der Zorn ein Hinterland das bis zu den lothringischen Salinen reichte. Von dort aus erreichte man auch noch den Oberlauf der Saar und westlich der Saar auch noch die Mosel. Über dieses Flußsystem gelang das lebenswichtige Salz zu uns. Außerdem lagen an den beiden Flüsse die wichtigen alte Städte Zabern- Saverne (Tebernae, Brumath (Brocomagus), Bishwiller und auch die Stadtgründung Hagenau (Kaiser Heinrich I. genannt Barbarosa). Schnell war mit dem Boot Worms, Speyer oder auch Frankfrurt zu erreichen. Ebenso warn Kaufleute aus Straßburg über die Ill und den Rhein bei uns. Schwere Güter liesen sich ohne große Mühe über das Wasser befördern. Selbst stromauswärts nach Straßburg waren Güter leichter über das Wasser als über das Land zu befördern. Der Sulzbach (Sulz- Salz) mit den Nachbarläufe Sandbach und Bühlot kam aus dem Gebiet Bühl- Bühlertal. Der Sulzbach entstand als Überlauf aus der sog. Kinzig- Murgrinne. Er hatte bei einem gewaltigen Hochwasser eine Senke durch die Stollhofener Platte gebrochen und fand somit einen direkten Weg zum Rhein. Der Sulzbach durchfluß seine selbstgeschaffene sumpfige Senke und erreichte bei der heutiten Stadtmühle die engste Stelle. Hier war vermutlich schon in keltischer Zeit eine Schwelle im Bachbeet, eine Furt an der später die Römer ihrem Übergang errichteten. Auf der Niederterrasse nördlich das Bachüberganges, vermutlich auf römischen Ruinen, entstand nach 260 unser Alt- Stollhofen. Allerding findet sich erst etwa 800 Jahre später, der erste schriftliche Hinweis auf den Ort.

Keltenzeit


In der Zeit von 700 bis 400 vor Chr. ist in unser Raum durch die Fürstengräber der späten Hallstatt- und angehende Frühletenezeit geprägt. Dabei handelt es sich um ein regionales Machtzentrum zu dem einige große Grabhügeln gehörten. Vergleichbare Siedlungen dieser Art befinden sich um den Hohenasberg (Neckar) und die Heuneburg (Donau). Weitere solche Zentren befinden sich u. a. auf dem Münsterberg von Breisach, bei Sasbach (Kaiserstuhl) und eben auch bei uns auf der sog. Stollhofener Platte. Das bekannteste achäologische Denkmal ist der sog. Heiligenbuck südlich von Hügelsheim. Der Hügel wurde 1880 von Ernst Wagner untersucht. Er hatte damals einen Durchmesser von 70 auf 74 m bei einer Höhe von 3,50 m. In der Hügelmitte wurde dann auch eine Grabkammer angetroffen die ursprünglich 4 x 2 m maß. Das Grab war schon vorher einmal ausgeplündert worden, trotzdem konnte Wagner eine Anzahl von interessanten Fundstücke retten und seine Schlüsse daraus ziehen. Eines der wichtigsten Objekte war die vorgefundenen Teile eines Prunkwagens. Etwa 800 m südlich befand sich der "kleine Heiligenbuck"´der ebenfalls von Wagner unteruscht worden war. Dabei fanden sich mehrer bedeutende Schmuckteile aus Bronze, Bernstein und Gold. Leider wurde beim Flugplatzbau 1952 diese Fundstelle ohne weitere Untersuchungen eingeebnet. Weitere Grabhügeln befinden sich heute noch im Bannwald von Söllingen und Hügelsheim. Auch östlich der Heckenmühle bei Stollhofen befindet sich ein Hügel der ebenfalls ein Grabhügel gewesen sein könnte. Auch weitere Funde und Grabhügel jenseits des Rheines deuten auf dieses Machtzentrum hin, wobei auch der "Battert" bei Baden- Baden als Rückzugsstellung und Höhensiedlung dazu zählen dürfte. Wo nun allerdings die eigentlich Wohnsiedlung lag, wissen wir heute nicht. Vielleicht waren es auch mehrere Siedlungen die an den Mündungen der Zuflüsse des Rheines entstanden waren und als Fährplätze und Handelsplätze dienten. So mündete z. B. die Moder bei Drusenheim und die Sauer bei Beinheim- Selz in den Rhein. Beide Flüße erschlossen ein großes Hinterland auf denen das begehrte Salz aus lothringischen Salinen den Weg zu uns und weiter die Schwarzwaldtäler hinauf fand. ( Quellen Grabungsberichte v. E. Wagner in "Heinmatkunde Spitz, Rastatt S. 215) Im Sommer 2005 wurde dann aus dem Kriegersee Stollhofen) eine Speerspitze geborgen die laut LDA. Karlsruhe von den Kelten (600 v. Chr) stammte. Die Spitze ist 60 g. schwer und etwa 23 cm. lang.

Römerzeit

Um 80 n. Chr. erbauten die Römer unter Kaiser Vespasian eine Straße von Argentoratum (Straßburg) nach Aquea Aurelia (Baden- Baden). Diese Straße führte vom Rheinübergang bei Straßburg- Kehl an dem römischen Industriedorf (Eisenverhüttung) an der Renchmündung (Helmlingen)vorbei, überquerte westlich vom heutigen Lichtenau die Acher und erreichte in der Höhe der heutigen Stadtmühle den Sulzbach. Hier erbauten die Römer eine Straßenstation auf der hochwassersicheren Niederterrasse nördlich vom Bach. 1993 wurde bei dem Aushub von Baugruben in der Aloisia- Rand- Straße, unmittelbar neben dem Friedhof ein zugeschütteter Schutzgraben erkannt. Dieser Graben, im Profil als römischer Spitzgraben erkennbar, lag unmittelbar neben der hier durchziehende Römerstraße. An Hand der Verfärbung der Erde erkannte man, das dieser Graben in einem spitzen Winkel über zwei Grundstücke zog. Er erreichte eine Tiefe von 2,50 m und eine Breite von ebenfalls 2,50 m unter dem gewachsenen Boden.

Alemannen

Um 260 n. Chr. hatten die Alemannen auf breiter Front den Limes durchbrochen, Sie drängten die römische Legionen bis hinter den Rhein zurück. Um 290 hatte sie sich hier bei uns fest niedergelassen. Der Rhein wurde zur Grenze des Römischen Reiches. Im Jahr 200 fand man im Kriegersee (Gewann Korbmachergrund) ein Bruchstück eines alemannischen Schwertes (Spatha). Es ist noch 47 cm lang und wieg etwa 500 gr. Das LDA Karlsruhe datierte das Fundstück auf etwa 700 n.Chr.

Ortnamen, Erklärungstheorien

Bei der Erforschung von frühmittelalterlichen Besiedlungsvorgängen werden neben den archäologischen und historischen Quellen immer wieder auch die Ortsnamen als sprachgeschichtliche Quellen hinzugezogen. Dabei gehen die Forschungen im wesentlichen auf die beiden -ingen und -heim Orte ein, die man in das 5.-6. Jahrhundert einordnet. Diese Orte finden wir in der Regel an den durchgehenden alten Römerstraßen. Als jüngere Gruppen werden die Orte mit den Suffixen -hofen, -hausen, -stetten oder -weiler mit dem weiteren Landausbau im 7. Jahrhundert in Zusammenhang gebracht. Dieser wiederum finden wir allerdings mehr abseits der alten Straßen gelegen. Ausnahmen bilden allerdings die Orte die schon zur Römerzeit besiedelt waren. Hier kann möglicherweise auch der Ortsnamen Staden- Stadelhoven- Stollhofen eingeordnet werden. In einigen Fällen wurde der römische Ortsname mit gewissen Veränderungen übernommen. So Lopodunum- Ladenburg, Aquea Aurelia- Baden-Baden, Saltio- Selz, Brocomagus- Brumath, Tree Tabernae- Zabern/Saverne vielleicht auch Rastatt (Station) und möglicher weise auch Stollhofen.

In der Zeit der Franken

Nachdem die Alemannen die Schlacht bei Zülbich 496 gegen die Franken verloren hatten, wurde der STamm auf die Linie Oos- Murg zurcükgedrängt. Damit lag nun Stollhofen (Staden) an der Nordgrenze des Stammesgebiets. Ob und wie sich diese Grenzlage auswirkte, wissen wir heute nicht mehr. Damit gehörten auch unsere Vorfahren zum fränkischen Reich. Tatsächlich gehört unsere Heimat seit damals zur alemannischen Ortenau, nördlich der Murg schloß sich das fränkische Ufgau an.

Christiansierung

Gab es schon in der Römerzeit kleine christliche Gemeinden am Rhein, so wurde durch den Ansturm unserer Vorfahren alle Anfänge wieder zunichte geamcht. Um 500 beginnt die Missionierung unserer Vorfahren durch irische-und schottische Missionare. Im alten Ortskern von Staden-Stadelhoven, auf dem heutigen Friedhof, voermutlich über alemannischen Gräbern oder sogar römischen Ruinen, wurde die erste Kirche errichtet.

Urkundliche Erstnennung von Stollhofen

Erstmalig erscheint der Ort "Staden" im Jahre 961 in den Regesten der Bischöfe von Straßburg. Leider ist diese Urkunde ein Abschrift die um 1150 erstellt wurde. Sie wird als "Fälschung" deklariert und kann somit nicht anerkannt werden. Die nächste und somit auch die erste "echte" Urkunde von Stollhofen stammt aus dem Jahr 1154. Die Urkunde von 1154 GLA C. 33 Bischof Burchard von Straßburg (Regesten der Bischöfe von Straßburg 541 S. 335) bestätigt auf Bitten des Abts Konrad von Schwarzach, da die meisten Privilegien durch Alter oder durch Feuer vernichtet worden sind, dem Kloster seinen Besitz: "einen Dinghof in Stadelhouen (Stollhofen) mit Kirche, einen solchen in Ulmen (Ulm) mit der Kirche in Shertesheim (Scherzheim) einen solchen in Vintbohc (Vimbuch), ..." Mit dieser Urkunde ließ sich das Kloster Schwarzach seinen Besitz bestätigen. Nach dieser Aussage besaß das Kloster in Stollhofen den Herrenhof oder Dinghof mit Kirche, der später als Freihof oder als Kellerhof in den Urkunden genannt wird.

Arnulfsau 749, Schüren und Ödhof

Am 27. Sept. 749 wurde das mutmaßliche Vorgängerkloster von Schwarzach, Arnulfsau erstmalig erwähnt. Wo lag nun dieses Kloster? Nach der Beschreibung des "Jacob Twinger von Königshofen" (er war immerhin um 1380 Pfarrherr in Drusenheim), soll das Kloster im "Schürer Bann" bei Kotzenhusen, einer Ödung bei Drusenheim gelegen haben. Der Ort Kotzenhusen lag laut einer Karte von 1705 zwischen Drusenheim und Dalhunden auf einer Rheininsel (GLA Hfk G Nr. 49 rot). Der Platz ist auch als Gotzhuser Wörth bekannt. Ein Ort Scheuern oder Schüren ist allerdings nicht mehr zu finden. Das benachbarte Schirheim liegt rund 10 km weiter westlich. Nach 750 wurde das Kloster Arnulfsau nach einem Überfall und darauf folgender Zerstörung aufgegeben. Möglicherweise hatten die Mönche als Übergangsplatz den Ort Vallator (Feldern bei der DOW), diesseits des Rheines gelegen, gewählt um dann entgültig ihren neuen Standort Schwarzach (817) aufzubauen. Unmittelbar bei Valltor, unterhalb der Niederterrasse floß laut der Gemarkungskarte von 1784 der östliche Rheinarm. Dieser Geländestreifen ist als alter Rheinarm immer noch erkennbar und wird bis heute als "Scherers Wörth" bezeichnet. Dieser Name ist uralt und erscheint schon im Jahre 1294 (GLA 67/1321 fol. 125) als "Schürer Werde". Dieser ehemalige Rheinarm trennte die Insel Kastenau (1349 Castenowe GLA 67/252) vom dieseitigen Ufer. Auf dieser Kastenau lag seit dem Beginn der Urkundenschreibung der "Ödhof" (1485 uff den Edennhoff GLA 66/2972 11r.)bis zu seinem Abbruch bei der Rheinregulierung um 1850. Ob nun diese "Scherers Wörth" mit dem Standort von Arnulfsau übereinstimmt, wissen wir heute nicht. Jedenfalls könnte man somit einen gedanklichen Bogen spannen. Arnulfsau das Kloster auf der Insel im "Schürer Bann" (Kastenau?) wurde von den bösen Nachbarn zerstört. Die Mönche retten sich auf das diesseitige Ufer, errichten mit Vallator eine Übergangssiedlung, um dann auf ihrem entgültigen Standort am Schwarzbach das neue Kloster "Schwarzach" zu erbauen. Die Insel im Schürer Bann (Kastenau- Au- Insel die zum klösterlichen Fruchtkasten, dem Klosterspeicher gehörte?) blieb mit einem wieder errichteten Wirtschaftshof, dem Edenhof auf kultivierten Ackerland weiter bestehen. Tatsächlich finden wir im Jahre 1300 (GLA 67/1318, 125 S. II.) den Text "Die Gewohnheit der St. Peter Leute (St. Peter Leute waren die Klosterleute)zu Drusenheim, Kotzenhusen und Schüre, wie auch zu Ulm, Stollhofen und Schwarzach..." Möglicherweise gab es eben damals ein kleines Dorf Schüren, dessen Kern unser Edenhof oder Ödhof war. Außerdem hatte auch die damals in Söllingen lebende "Adelsfamilie von Stadelhoven" Gertrud von Söllingen, Tochter von Bertold von Stollhofen im Jahre 1330 (Krieger II. 1102) in "villa Schüre" einen Hof an ihre Verwandtschaft "von Rust" verkauft. Ob nun dieses Dorf Schüre mit dem heutigen Schirheim bei Bischweiler übereinstimmt? Vermutlich kaum, eher dürfte die Vermutung Arnulfsau- Schüren- Ödhof mehr übereinstimmung erzielen.

Feldern oder Vallator 994

In der Nähe der Kreuzung Greffern-Schwarzach/ B 36, am Bachübergang, an der Felderbrücke, befand sich laut einer über 1000 Jahre alte Urkunde der erste Marktort des Klosters Schwarzach mit dem Namen Vallator. Der Ortsname bedeutet "Falltor", hier verlief die uralte Grenze zwischen den Kirchspielen Stollhofen und Scherzheim. Die älteste Belege lauteten um 840 (Krieger I. Sp. 577 F) "aqua que iuxta valetor in renum influit" (wird als Fälschung gedeutet). Dann folgt die Urkunde von 994 (GLA A. 61). Damals konnte die Abtei unter Abt Wolfoldo auf diese Siedlung von König Otto III. die Markt-und Münzrechte erwerben. So heißt es in der Urkunde: " Conssesimuis venreabili abbati wolfoldo suisque succsessoribus,qui ibi in monsterion sancti petri ad swarza constituunur, in villa vallador nominata et in comitatu cuononis constremdum et situm mercatum cum omnibus appendiciis, que ad hoc pertinent, et est moneta..." Dieses "königliche Markt- und Münzrecht" ist neben dem Recht von Villingen (999) das älteste Privileg östlich des Rheines. Rund 160 Jahre später, 1154 befand sich der Dinghof zu STollhofen im Besitz der Abtei. In Folge finden wir dann die klösterluche Münzstätte (1275) auf den "Freyhoff" zu Stollhofen übertragen. Vallator selbst dürfte nie über die Größe eines Weilers hinaus gewachsen sein. Es bestand im Kern nur aus einer Kapelle und einer Mühle. Vermutlich diente der Ort zunächst nur als Übergangssiedlung (s. Arnulfsau), dann eben um den eigentlichen Klosterplatz Schwarzach vom "weltlichen Trubel" abzusondern als Marktort. Schon 1288 wird von einer "sacellum" in Vallator berichtet (GLA 67/1314 fol. 24, 1337 vapella sancti georgii in vallator, 1337 sacellum in vallator, 1342 capella ipisus monasterii dicta velletor (GLA 26/37, 227). Schon 1342 (GLA 67/1315 vom 26. Nov.) wurde die Kapelle als "desolat" beschrieben. Bischof Bertold von Straßburg verordnete die Erneuerung. In der gleichen Urkunde wurde auch schon eine Kapelle in Greffern genannt. Bis zur Reformation dürfte die Kapelle bestanden haben. Abt Gallus Wagern (um 1690) bezeiugt in seinen Tagebücher, das zur Zeit noch allerlei Mauerwerk zu sehen sei. Noach 1718 zeigt (GLA 229/102434) eine Karte von Feldern, südlich vom Bach eine Mühle. Nördlich der Brücke erkennt man ein umzäumtes Feld mit der Bezeichnung "Földerbini". Hier dürfte der Platz der Kapelle zu finden sein. Schon 1395 (GLA 67/1314 fol. 139) ist von den "St. Jörgen Acker in den Veltern" zu lesen. Bis zur Reformation (1524) hatte die "Georgskapelle" eigene Kirchengüter, die im Bann der Stadt Stollhofen lagen. Diese Güter waren an Pächter von Stollhofen und Schwarzach vergeben. Sie Umfaßten immerhin eine Fläche von 136 Jeuch (oder Morgen), die etwa 50 Ha entsprechen. (GLA 66/8385 von 1524).



(Autor: Ernst Gutmann, Historischer Verein Rheinmünster, Fortsetzung folgt)


Stadt- und Ortsgeschichte von Stollhofen (Kurzform, Quellen wie oben).

In einer Urkunde von 1154 wird der Ort als „Stadelhoven“ mit Basilica und Herrenhof erwähnt. Im Jahre 1212 verzichtete Heinrich von Stadelhoven, zu Gunsten der Abtei Schwarzach und dem Ritter von der Windeck, auf sein Erblehen und zog sich auf seine Güter nach Söllingen zurück. Ab diesem Zeitpunkt war der Ort dem Ritter von der Windeck zugehörig. Der Herrenhof blieb in Besitz des Klosters Schwarzach. Ebenso konnte das Kloster seine Rechte im Bannwald anteilig wahren.

Die im Jahr 994 errichtete Münzstätte von Vallator - auf dem heutigen DOW-Gelände - konnte das Kloster ab 1275 in den „Freihof“, ehemals Herrenhof zu Stollhofen übertragen. Noch vor 1300 wurde neben dem älteren Kirchhof die „Neue Stadt“ gegründet. Auf einer benachbarten ovalen Bachinsel, im Schutze der schon 1292 genannten Burg, wurde eine Siedlungsfläche von ca. 5 ha befestigt. Der Platz reichte für 60 Hofstätten mit etwa 500 Seelen. Die Burg von Stollhofen diente über Jahrhunderte als Sitz der Amtsverwaltung. 1302 wurde der Ort zum ersten Mal als „Stadt“ erwähnt. Im Jahre 1309 verkaufte Eberlin von Windeck seine „Vogtei Stollhofen“ mit der Stadt und den beiden Dörfern Söllingen und Hügelsheim an den Markgrafen Rudolf von Baden. Ab 1389 wurde diese Vogtei durch die Zuordnung von weiteren zehn Dörfern aufgewertet; das badische Amt Stollhofen entstand. 1490/93 verkaufte die Abtei Schwarzach weitere Rechte im Bannwald an den Markgrafen von Baden.

1594 wurde in Stollhofen eine badische Garnison eingerichtet. Sie bestand in Friedenszeit aus 50 Soldaten. Um 1625 hatte die Stadt rund 1.000 Einwohner und somit ihren höchsten Entwicklungsstand erreicht. Neben der wehrhaften Pfarr- und Mutterkirche St. Cyriak in der Vorstadt, konnten die Bürger schon früh, eine zweite, dem Hl. Erhard geweihte Kirche innerhalb der Stadt errichten. Zwei Mahlmühlen, ein halbes Dutzend Hanfmühlen, zwei Gerbermühlen, eine Schleifmühle, mehrere Handwerkerzünft, ein Anlegeplatz am Rhein, bezeugte eine rege Bürgerschaft. Die Schule in der Vorstadt war auch für die Kinder aus den Dörfern Söllingen und Hügelsheim zuständig. Vier Jahrmärkte und ein Wochenmarkt versorgten die Bevölkerung und die Garnison mit den nötigen Waren.

Die schrecklichen Kriege im 17. Jahrhundert sollte die weitere Entwicklung der badischen Amtsstadt in negativer Weise beeinflussen. Als Festung spielte die Stadt eine wichtige Rolle, obwohl sie mehrmals erobert und ruiniert wurde. Einen Höhepunkt kriegerische Tätigkeiten, erlebte die Festung als Haupt- und Eckpunkt im Rahmen der Kämpfe um die Stollhofener Linie im Spanischen Erbfolgekrieg. 1707 fielen auf Befehl der französischen Truppen die letzten Befestigungen. Von Schloß, Kirchen und Stadtmauern blieben kaum noch Reste übrig. Nur mit Mühe gelang es der dezimierten und verarmten Einwohnerschaft 1769 wieder eine dem Ort angemessene Kirche zu erbauen. Als man 1790 eine Verwaltungsreform durchführte, wurde das alte badische Amt Stollhofen aufgelöst, die Stadtrechte vergessen.

Um 1835 hatte das Dorf wieder die 1.000 Einwohnergrenze erreicht. Die bereits 1873 wieder aufgelöste jüdische Gemeinde erbaute nach 1828 eine Synagoge in der Herrenstraße. Gewisser Wohlstand brachte auch die Thurn und Taxis Poststation in den Ort. Durch eine Auswanderungswelle (ab 1835) nach Amerika verlor der Ort innerhalb 20 Jahren 338 Einwohner, so dass erst um 1900 die Einwohnerschaft sich knapp auf über 1.000 wieder erholen konnte.

Sehenswert ist die im Jahre 1769 erbaute Barockkirche. Erbauer war Franz Ignaz Krohmer, badischer Hofbaumeister und Schüler von Balthasar Neumann. Diese Kirche trägt auf dem Zwiebelturm ein Patriarchenkreuz (Doppelkreuz) als Zeichen der 1632 zerstörten Mutterkirche St. Cyriak. Die barocke Innenausstattung der Kirche besticht schon beim Eintritt durch ihre feierliche Harmonie. Sehr aussagekräftig sind die vom Kirchenmaler Wagenbrenner im Jahre 1923 angebrachten Deckenbilder. Kaum noch lesbar ist die alte Grabplatte von 1348 die vor der Friedhofskapelle liegt.

Das Wappen von Stollhofen zeigt neben dem badischen Teil einen silbernen Schlüssel auf blauem Feld. Schon an einer Gerichtsurkunde von 1345 ist dieses Siegel verwendet worden. Der Schlüssel symbolisiert den Begriff „Recht“ und stellt zugleich auch die Verbindung zum Hl. Petrus her. Einer der Patrone (Peter und Paul) dem das Klostermünster Schwarzach geweiht ist und mit dem Stollhofen über Jahrhunderte verbunden war.

Das Gerichtswesen zu Stollhofen wurde ursprünglich von der Abtei Schwarzach unter Vorsitz des Abtes wahrgenommen, wobei alle zu den meist am Dienstag stattfindenden Sitzungen auf dem Gerichtsplatz "unter den Tannen" zu erscheinen hatten. Mit dem Verkauf von Stollhofen kam auch das Gericht in badische Verwaltung. 1345 hielt der Markgraf von Baden persönlich einen Gerichtstag unter den „Rathauslauben seiner Stadt Stollhofen“ ab. Der ehemalige Platz der Vollstreckung lag außerhalb der Stadt an der Straße nach Lichtenau; das Gebiet heißt heute noch „Galgenbosch“.

Mehrfach spielten sich kriegerische Auseinandersetzungen in und um das befestigte Stollhofen ab. War es schon im Bauernkrieg betroffen, so spielte es im 30jährigen Krieg eine wichtige Rolle, als es mehrmals erobert und ruiniert wurde. Einen Höhepunkt kriegerischer Tätigkeit erlebte die Festung als Haupt- und Eckpunkt im Rahmen der Kämpfe um die "Bühl-Stollhofener-Linie" im Spanischen Erbfolgekrieg. Schließlich wurde es 1707 eingenommen und die Festungswerke geschleift, wobei heute nur noch die enge Bauweise oder Straßennamen an die große Zeit Stollhofens erinnern. Die über 500 Jahre alten Stadtrechte hatte Stollhofen mit der Auflösung des Amtes Stollhofen 1790 verloren.