Zum Inhalt springen

Friede von Tilsit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 14. Mai 2006 um 11:48 Uhr durch 217.245.18.64 (Diskussion). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Am 7. und am 9. Juli 1807 wurden durch die Friedensverträge von Tilsit zwischen Kaiser Napoleon I., Zar Alexander I. von Russland und König Friedrich-Wilhelm III. von Preußen der 4. Koalitionskrieg (1806/07) beendet. Am 7. Juli trafen sich Napoleon I. und Alexander I. auf einem in der Mitte der Memel schwimmenden Pontonboot, das die Demarkationslinie zwischen der französischen und russischen Einflußzone markierte. Durch den Friedensschluss wurde Osteuropa in eine französische und eine russische Interessensphäre aufgeteilt.

Der Zar akzeptierte den Rheinbund und das neu gegründete Herzogtum Warschau als napoleonische Vasallen und trat der Kontinentalsperre bei. Napoleon ermunterte Alexander zu einer konfrontativen Politik gegenüber England, worüber es (nach dem englischen Flottenangriff auf Kopenhagen) zum Englisch-Russischen Krieg (1807-1812) kam. Russland erhielt freie Hand für eine agggressive Expansionspolitik gegenüber Schweden und dem Osmanischen Reich, worauf das Zarenreich 1809 von Schweden die Abtretung Finnlands und den Beitritt Schwedens zur Kontinentalsperre erzwingen konnte.

Aus der Wallachei und Moldavien zog sich Russland zunächst zurück, eroberte aber vom Osmanischen Reich bis 1810 große Teile des Kaukasus' (Georgien) (1812 sicherte sich Russland Bessarabien). Die Ionischen Inseln und Cattaro, die von den russischen Admiralen Ushakov und Senyavin besetzt waren, kamen an Frankreich. Im Gegenzug garantierte Napoleon die Souveränität des Herzogtums Oldenburg und einiger anderer Kleinfürstentümer die von deutschen Verwandten des Zaren regiert wurden.

War das franko-russische Abkommen vom 7. Juli noch ein Abkommen unter Gleichen, hatte der mit Preußen zwei Tage später geschlossene Vertrag den Charakter eines Diktatfriedens. Zwar verhinderte die Intervention des Zaren die von Napoleon angestrebte endgültige Liquidation Preußens, doch wurde der Gebietsbestand (und damit die Zahl der preußschen Untertanen) um nahezu die Hälfte reduziert. Danzig wurde Freie Stadt, an Sachsen fiel der preußischen Kreis Cottbus.

Die westelbischen Ländereien gingen sämtlich verlustig und wurden dem neu gegründeten Königreich Westphalen einverleibt. Ebenso musste Preußen auf den Großteil seiner in den Polnischen Teilungen erworbenen Gebiete verzichten; aus diesen Territorien wurde das Herzogtum Warschau gebildet, das der König von Sachsen in Personalunion regierte. Die wichtigsten Festungen, hierunter Magdeburg, erhielten französische Garnisonen. Das Heer wurde von vormals 200.000 Mann auf 42.000 Mann reduziert. Der 4,94 Millionen Einwohner zählende preußische Reststaat hatte eine Kriegskontribution von 120 Millionen Francs (über 32 Millionen Preußische Reichstaler) zu leisten und musste der Kontinentalsperre beitreten.

Berühmt geworden ist in diesem Zusammenhang der Bittgang der Königin Luise zu Napoleon, in dem sie diesen vergeblich um eine Milderung der Preußen auferlegten Gebietsverluste und Kontributionen anflehte.

Seit 1810 unterlief Russland das Vertragswerk, indem es neutralen Schiffen erlaubte, britische Waren in seinen Häfen zu löschen (womit gleichzeitig der Weg für den russisch-englischen Frieden von 1812 vorbereitet wurde). Die daraus entstehenden Spannungen mit Frankreich lösten 1812 Napoleons Russlandfeldzug aus.

Siehe auch: Liste bedeutender Friedensschlüsse