Schlacht am Stoss
Vorlage:Schlacht Die Schlacht am Stoss war eine militärische Auseinandersetzung zwischen Appenzell und Habsburg während der Appenzellerkriege. Sie fand am 17. Juni 1405 zwischen Altstätten und Gais im heutigen Kanton Appenzell Ausserrhoden statt.
Vorgeschichte
Der direkte Auslöser für die Schlacht war die Belagerung von Altstätten durch die Appenzeller. Appenzell lag mit dem Abt des Klosters St. Gallen Kuno von Stoffeln (1379-1411) schon seit längerem im Streit, der in der Schlacht bei Vögelinsegg 1403 gipfelte. Da sich die mit dem Abt verbündeten Bodenseestädte nach dieser Schlacht vom Konflikt zurückzogen, suchte der Abt die Annäherung an den Herzog der Habsburger Leopold IV., dem Sohn von Leopold III., der in der Schlacht bei Sempach 1386 gefallen war.
Leopold III hatte ein Interesse daran, eine Verbindung seiner Herrschaftsgebiete von Vorarlberg bis zum Thurgau zu errichten. Durch seine Einmischung in den Konflikt schieden die eidgenössischen Schwyzer, die seit Anfang 1403 mit Appenzell ein Bündnis hatten und sie in ihrem Landrecht aufnahmen sowie bei Vögelinsegg die Führung hatten, aus eben diesem Bündnis aus, da die eigenössischen Orte schon 1394 einen zwanzigjährigen Frieden mit Habsburg geschlossen hatten. Die Appenzeller blieben aber immerhin im Schwyzer Landrecht. Leopold IV. versuchte sogar, die Eidgenossen für seinen Feldzug gegen die Appenzeller zu gewinnen, diese lehnten das jedoch ab, da sich die Grenzen des alten Erzfeindes Habsburg bei einem Erfolg wieder in Richtung der eidgenössischen verschoben haben würden. Dafür hatte sich die Stadt St. Gallen erneut mit Appenzell verbündet, um sich vom Kloster St. Gallen loszulösen.
Leopold III. beauftragte seinen jüngeren Bruder Friedrich IV. mit einem Feldzug gegen die Appenzeller. Dieser bot eine bedeutende Streitmacht auf, um seinen Bündnisverpflichtungen gegenüber dem Abt von St. Gallen nachzukommen, und übernahm vom Abt von St. Gallen das feste Schloss Iberg im Toggenburg. Organisatorischer Mittelpunkt war die habsburgische Stadt Schaffhausen, wichtigster städtischer Verbündeter des Herzogs wurde die Stadt Konstanz.
Als die Appenzeller Mitte Juni 1405 ins Rheintal vorstiessen und Altstätten belagerten, teilte Friedrich seine Streitmacht, die vor allem Angehörige des schwäbischen Adels sowie Kontingente habsburgischer beziehungsweise mit Friedrich IV. verbündeter Städte waren:
- Von Arbon aus wandte sich das zahlenmässig stärkere Heer mit dem Landvogt Johann von Lupfen gegen die Stadt St. Gallen und verwüstete alles Land, ohne sich jedoch an die Belagerung der Stadt selbst zu wagen. Ein Überfall der Stadt-St. Galler führte am Hauptlisberg zu dem Gefecht bei Rotmonten am 17. Juni.
- Der andere Teil des Heeres zog ins Rheintal, um Altstätten zu entsetzen. Beim Herannahen der österreichischen Verbände zogen sich die Belagerer jedoch in Richtung Appenzell zurück. Die habsburgische Streitmacht, angeblich etwa 4000 Mann, folgte ihnen nach, um über den Pass am Stoss gegen den Ort Appenzell vorzugehen.
Verlauf
Die etwa 400 Appenzeller Bergleute liessen etwa 1200 Mann in die Letzi, die Verteidigungsanlagen, vordringen und überraschten den bereits durch den langen Aufstieg ermüdeten Gegner oberhalb ihrer Grenzschanze. Sie liessen zuerst Felsblöcke den Hang hinunterrollen und warfen sich dann mit ihren Hellebarden auf die Gegner, gemäss dem Konzept der Eidgenossen in der Schlacht am Morgarten. Die habsburgischen Bogenschützen konnten wegen des nassen Wetters ihre Waffen nicht benützen, da sich die Bogensehnen nicht spannen ließen. Nach längerem Kampf kam es zu wilder Flucht den Berg hinunter. Obwohl die Österreicher den Appenzellern zahlenmässig um das dreifache überlegen waren, liessen sie 330 Tote auf dem Schlachtfeld zurück, darunter allein aus der Stadt Winterthur 95, aus Feldkirch 80 Bürger. Die Appenzeller verloren rund 20 Männer, erbeuteten aber 170 Panzerrüstungen und die Banner der Städte Winterthur, Feldkirch und Schlandersberg.
Folgen
Das Ergebnis der Schlacht war eine weitgehende Entmutigung vor allem des Herzogs Friedrichs und seiner Helfer, dann aber ein fast märchenhafter Aufstieg der Appenzeller Expansion. Rasch nach der Schlacht griffen die Appenzeller über den Rhein. Drei Monate nach der Schlacht am Stoss schloss sich ihnen die Stadt Feldkirch an, die Schattenburg wurde gemeinsam von Appenzellern und Feldkircher Bürgern belagert und erobert. Bludenz folgte, und es entstand unter der Führung von Appenzell und St. Gallen der sogenannte Bund ob dem See. Die Stadt Altstätten sowie andere Gemeinden wurden in den Bund aufgenommen, den diese gern annahmen, um vor der Feindschaft der immer mehr gefürchteten Bergbauern sicher zu sein. Es folgten die Bauern im Walgau und im Montafon, die Leute von Bludenz, Rankweil, Lustenau und viele andere. Feldkirch sollte östlich des Rheins die Führung des Bundes haben. Sargans, das Widerstand leistete, wurde zerstört. Auch das Gebiet am Walensee, die March, wurde von den Appenzellern erobert und den Schwyzern geschenkt. Ebenso wurde der Thurgau verwüstet, der Besitz des Adels geplündert. 64 Burgen fielen in die Hand der Appenzeller, 30 davon wurden zerstört. Eine Schar von Appenzellern zog sogar bis über den Arlberg, es folgte die Belagerung und Einnahme von Wil, bei der der Abt Kuno von Stoffeln in Gefangenschaft geriet. Er wurde unter vielen Schmähungen in sein Kloster zurückgeführt. Darauf verzichtete er auf alle Rechte gegenüber den Appenzellern und versprach, ihrem allgemeinen Bundestag zu gehorchen. Weiter folgte die Eroberung von Bischofszell, sowie ein misslungener Eroberungsversuch von Frauenfeld. In den zwei Jahren nach der Schlacht wurde der Bund immer mehr erweitert.
Dem Grafen Rudolf von Werdenberg, ihrem Verbündeten, gewannen sie seine Herrschaft zurück, die Burg Werdenberg selbst blieb jedoch in habsburgischer Hand, und Graf Rudolf, der an dem Sieg von Stoss mitbeteiligt war, blieb schliesslich nur die Burg Zwingenstein. Aus Ärger darüber überwarf er sich mit den Appenzellern 1407 schliesslich völlig und schickte ihnen sogar einen Fehdebrief .
Legende
Dieser zweite grosse Sieg des Appenzellerkrieges wird heute noch jährlich bei der Schlachtkapelle gefeiert. In Verbindung mit der Schlacht am Stoss steht der Bericht über den Appenzeller Helden Uli Rotach. Er wurde in seinem Hause allein von einer österreichischen Schar angegriffen, wehrte sich tapfer und tötete einige Gegner. Schliesslich wurde sein Haus in Brand gesetzt, und er kam unbesiegt in den Flammen um.
Siehe auch
Liste von Schweizer Schlachten
Weblinks
- Seite zur 600-Jahr-Feier der Schlacht.