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Pfadfinder

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Zur Pfadfinderbewegung gehören weltweit mehr als 38 Millionen Kinder und Jugendliche in zahlreichen nationalen und internationalen Jugendverbänden. Die Anzahl der ehemaligen Mitglieder, also der Menschen, die bisher der Pfadfinderbewegung angehört haben, wird heute auf etwa 300 Millionen geschätzt. Nur in 6 Staaten (Kuba, Andorra, Volksrepublik China - mit Ausnahme von Hongkong und Macao, Nordkorea, Laos, Myanmar) gibt es nach Angaben von WOSM keine Pfadfinderverbände. Die Pfadfinderbewegung steht Menschen aller Glaubensrichtungen offen. Das Symbol der männlichen Pfadfinder ist die Lilie, graphisch wird aber eigentlich eine Fleur-de-Lis verwendet, das der weiblichen ein Kleeblatt.

Pfadfinder aus verschiedenen Ländern beim World Scout Moot 1996

Die Pfadfindermethode

Tschechisches Pfadfinderlager

Die World Organization of the Scout Movement (WOSM) beschreibt in ihrer Ordnung die Pfadfinderbewegung als „eine freiwillige, nicht-politische Erziehungsbewegung für junge Menschen, die offen ist für alle, ohne Unterschiede von Herkunft, Rasse oder Glaubensbekenntnis, übereinstimmend mit dem Ziel, den Prinzipien und der Methode, die vom Gründer der Bewegung entwickelt wurden.“ [1]

Ziel der Pfadfinderbewegung ist es, „zur Entwicklung junger Menschen beizutragen, damit sie ihre vollen körperlichen, intellektuellen, sozialen und geistigen Fähigkeiten als Persönlichkeiten, als verantwortungsbewusste Bürger und als Mitglieder ihrer örtlichen, nationalen und internationalen Gemeinschaft einsetzen können.“

Die Prinzipien der Pfadfinderbewegung beschreiben einen Verhaltenskodex, der für alle Mitglieder gleichermaßen gilt und damit die Bewegung charakterisiert. WOSM bezeichnet die drei Grundprinzipien als Verpflichtungen:

  • die Pflicht gegenüber Gott,
  • die Pflicht gegenüber Dritten und
  • die Pflicht gegenüber sich selbst.

Anstelle von „Pflicht gegenüber Gott“ wird häufig auch von einer Verpflichtung gegenüber einer höheren Macht gesprochen, um nicht-monotheistische Religionen mit einzubeziehen. Auf keinen Fall ist in ihr eine Beschränkung auf den christlichen Gott zu sehen.

Die pfadfinderische Methode, mit deren Hilfe das Ziel der Pfadfinderbewegung erreicht und die oben genannten Prinzipien erfüllt werden sollen, ist ein System fortschreitender Selbsterziehung aus vier Elementen:

Die Pfadfindermethode umfasst die genannten vier Elemente als Ganzes, wenn einzelne Elemente weggelassen werden, wird keine Pfadfinderarbeit mehr geleistet.

Pfadfindergesetz (in einigen Verbänden: Pfadfinderregeln) und Pfadfinderversprechen dienen vor allem der Verpflichtung auf die gemeinsamen Werte der Pfadfinderbewegung, wobei das in allen Verbänden ähnliche Pfadfindergesetz den Wertekanon festlegt, während durch das persönlich abzulegende Versprechen die Selbstverpflichtung des Einzelnen auf diesen Kanon und die Bindung an die Pfadfinderbewegung verstärkt werden. Mit der Betonung des „Learning by doing“ (Lernen durch Selbermachen) wird das erfahrungs- und handlungsorientierte Lernen als zentrale Lernmethode der Pfadfinderbewegung festgelegt. Hauptziel der Bildung kleiner Gruppen wie beispielsweise der Sippen ist die frühzeitige Übernahme von Verantwortung und die Erziehung zu Selbstständigkeit um zur Entwicklung des Charakters beizutragen. Damit werden die Anerkennung von Verantwortlichkeit, Selbstvertrauen, Zuverlässigkeit und Bereitschaft zur Zusammenarbeit und Führung gefördert. Die fortschreitenden und attraktiven Programme verschiedenartiger Aktivitäten bewirken dabei eine stufenweise Erweiterung des jeweiligen Horizonts sowie eine langfristige Bindung an die jeweilige Gruppe. Zu den Aktivitäten können Spiele, der Erwerb sinnvoller Fertigkeiten und der Dienst im Gemeinwesen gehören; sie finden weitgehend in engem Kontakt mit Natur und Umwelt statt. Dabei werden die Interessen der Teilnehmer berücksichtigt.

Obwohl die hier verwendeten Formulierungen von Ziel, Prinzipien und pfadfinderischer Methode von WOSM stammen, können sie zu großen Teilen auch auf die World Association of Girl Guides and Girl Scouts (WAGGGS) und auf Pfadfinderverbände, die weder WAGGGS noch WOSM angehören, übertragen werden. [2]

Diese allgemeinen Ausführungen zur Pfadfindermethode werden im Alltag der Gruppen in einer Vielfalt von einzelnen Elementen umgesetzt. Zu den häufigsten unter ihnen zählen:

  • regelmäßige Gruppenstunden in festen Gruppen, Entwicklung gemeinsamer Rituale, gemeinsame Kleidung (Pfadfinderkluft)
  • Zeltlager, Fahrten und internationale Begegnungen
  • frühzeitige Übernahme von Verantwortung (beispielsweise als Gruppenleiter/Sippenführer) und gleichberechtigte Partizipation aller in Entscheidungsprozessen
  • damit einhergehend: freiwillige Selbstverpflichtung durch das Pfadfinderversprechen
  • Einübung von Pfadfindertechniken, Basteln und Werken
  • musisch-kulturelle Aktivitäten wie gemeinsames Singen und Musizieren
  • Naturerlebnis in Spielen und Erkundungen, Kennen Lernen von ökologischen Zusammenhängen
  • gesellschaftliches Engagement (beispielsweise durch Hilfsaktionen oder Altpapiersammlungen).


Strukturen und Organisationen der Pfadfinderbewegung

Weltweite Strukturen

Datei:Scoutworldmembershipbadge.jpg
Mitgliedsabzeichen von WOSM

Innerhalb der Weltpfadfinderbewegung gibt es zwei getrennte große Weltverbände: die World Organization of the Scout Movement (WOSM; etwa 28 Millionen Mitglieder in 153 Ländern), die ursprünglich nur die männlichen Pfadfinder aufnahm, sich seit etwa 1990 aber als koedukativer Verband versteht, und die World Association of Girl Guides and Girl Scouts (WAGGGS; etwa 10 Millionen Mitglieder in 144 Ländern) für die weiblichen Pfadfinderinnen, wobei in Einzelfällen auch Jungen und Männer aufgenommen werden. Beide Weltverbände nehmen jeweils nur ein nationales Mitglied auf; deshalb sind aus Staaten mit mehreren Pfadfinderverbänden häufig Dachverbände Mitglied bei WOSM und WAGGGS. Koedukative Verbände meldeten vor 1990 meist die männlichen Mitglieder bei WOSM und die weiblichen bei WAGGGS an, heute wird diese Verfahrensweise von WOSM nicht mehr akzeptiert, eine auf beide Organisationen aufgeteilte Mitgliedermeldung wird bei der Neuaufnahme von Mitgliedsverbänden abgelehnt.

WOSM und WAGGGS kooperieren in vielen Arbeitsfeldern, setzen aber wegen der Unterschiede bei den Mitgliedsorganisationen, insbesondere wegen der unterschiedlichen gesellschaftlichen Interessen ihrer Mitglieder unterschiedliche Schwerpunkte. Während WOSM sich als globale Erziehungsbewegung versteht, legt WAGGGS großes Gewicht auf die rechtliche und reale Gleichstellung von Frauen und Mädchen und sieht sich vor allem als Emanzipationsbewegung. Diese unterschiedlichen Ausrichtungen wirken sich auch auf die Arbeitsformen der Weltverbände aus. So führt WAGGGS beispielsweise keine Weltlager mehr durch, die internationale Arbeit konzentriert sich stärker auf Schulungen und Seminare in den vier Weltzentren und den Thinking Day.

Die zwei großen Weltverbände gliedern sich in Regionen, die meist den Kontinenten entsprechen. Diese führen eigene Veranstaltungen durch. Innerhalb von WOSM und WAGGGS gibt es Arbeitsgemeinschaften von Pfadfinderverbänden, die ähnlich gelagerte Arbeit leisten oder mit ähnlichen Problemen konfrontiert sind. Ein Schwerpunkt dieser Kooperationen liegt im religiösen Bereich.

Neben den zwei großen Weltverbänden WOSM und WAGGGS existieren mit der World Federation of Independent Scouts (WFIS; etwa 35.000 Mitglieder in 40 Ländern) und der Union Internationale des Guides et Scouts d’Europe (UIGSE; etwa 70.000 Mitglieder in 20 Ländern) zwei kleine unabhängige Verbände, die ihren Mitgliedsverbänden die Teilhabe an der internationalen Gemeinschaft der Pfadfinder ermöglichen.

Nationale Pfadfinderverbände

Für die nationalen Zusammenschlüsse der Pfadfinder gibt es weltweit zwei Grundmodelle. Insbesondere im angelsächsischen Raum verbreitet ist der Typus des großen Pfadfinderverbandes, zu dem nahezu alle Pfadfindergruppen des Landes gehören. In diesen können die einzelnen Ortsgruppen dann entscheiden, ob sie sich schwerpunktmäßig auf Kinder und Jugendliche einer Religion konzentrieren oder ob sie offen für alle sind. In Kontinentaleuropa und den frankophonen Ländern orientieren sich dagegen Pfadfinderverbände häufig an den einzelnen Konfessionen und Religionen; in der Regel schließen sich diese konfessionellen Verbände dann wie in Deutschland und Frankreich zu nationalen Dachverbänden zusammen, über die die Mitgliedschaft bei WOSM und WAGGGS organisiert ist.

Altersstufen und Arbeitsformen

Um eine altersgerechte Arbeit zu gewährleisten, teilen nahezu alle Pfadfinderverbände ihre Mitglieder in verschiedene Altersstufen mit jeweils eigenen Schwerpunkten ein. Die Bezeichnungen für die Altersstufen variieren dabei von Verband zu Verband, oft werden auch nicht alle Stufen angeboten. Die Übergänge zwischen den einzelnen Stufen sind häufig fließend, sie hängen auch von der Reife des Betroffenen ab. Die gebräuchlichsten Bezeichnungen sind:

Alter allgemein Österreich Schweiz Liechtenstein Deutschland
6–11 Jahre Wichtel/Wölflinge Wichtel/Wölflinge Bienli/Wölfe Bienli/Wölfe Wölflinge
11–13 Jahre (Jung)-Pfadfinder Guides/Späher Pfadi Pfadi (Jung)-Pfadfinder
14–16 Jahre Pfadfinder Caravelles/Explorer Pfadi Pfadi Pfadfinder
16-18 Jahre Ranger/Rover Ranger/Rover Cordées/Raiders Pionieer Ranger/Rover/Leiter
18–21/25 Jahre Ranger/Rover Ranger/Rover Rover/Leiter Rover/Leiter Ranger/Rover/Leiter
ab 21 Jahre Leiter/Erwachsener Leiter Rover/Leiter Rover/Leiter Ranger/Rover/Leiter/
Erwachsener

Details zur Einteilung der Alterstufen innerhalb eines Verbandes finden sich in der Regel im jeweiligen Artikel.

Weiterhin gibt es in einigen Verbänden noch eine Biberstufe, die vor den Wölflingen kommt. Während jedoch auch schon mit den Wölflingen pfadfinderisch gearbeitet wird, handelt es sich dabei jedoch um eine reine Spielgruppe.

Eigenständige Leiter- und Erwachsenen-Stufen finden sich nur bei einem kleinen Teil der Pfadfinderverbände, sehr häufig verlassen Erwachsene ohne Leitungsaufgabe die Verbände und schließen sich einer Altpfadfinder-Gilde an. Eine besondere Form der Erwachsenenarbeit ist die in Deutschland in einigen evangelischen Verbänden geübte Kreuzpfadfinderarbeit.

Neben den „klassischen“ Pfadfindergruppen gibt es in vielen Ländern besondere Arbeitsbereiche, wie beispielsweise Seepfadfinder oder Luftpfadfinder. Die Arbeitsform Pfadfinder Trotz Allem (PTA) (in Österreich: Pfadfinder Wie Alle (PWA)) richtet sich an Menschen mit verschiedenen Behinderungsformen.

Pfadfinderverbände im deutschsprachigen Raum

Die unten aufgeführten Pfadfinderverbände im deutschsprachigen Raum gliedern sich unterhalb der nationalen Ebene in Abhängigkeit von der Verbands- und Landesgröße in überregionale und regionale Zusammenschlüsse (beispielsweise: Diözesanverbände, Landesmarken, Gaue, Bezirke, Regionen, Kantonalverbände), die sich aus den einzelnen Stämmen (Ortsgruppen; in Österreich und der Schweiz: Abteilungen) zusammensetzen. Diese wiederum umfassen meistens alle Meuten (Wölflingsgruppen), Sippen (in Österreich und der Schweiz: Patrouillen) und Roverrunden eines Ortes oder Stadtteils.

Deutschland

In Deutschland haben sich die vier größten Verbände zum Ring Deutscher Pfadfinderinnenverbände und zum Ring deutscher Pfadfinderverbände zusammengeschlossen. Beide Ringe umfassen je einen evangelischen, einen katholischen und einen interkonfessionellen Pfadfinderverband. Dem „weiblichen“ Ring gehören die Pfadfinderinnenschaft Sankt Georg (PSG), der Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) und der Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP) an, dem „männlichen“ Ring gehören die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG), der VCP und der BdP an. Der Ring deutscher Pfadfinderverbände ist seit 1950 Mitglied von WOSM, der Ring Deutscher Pfadfinderinnenverbände wurde im gleichen Jahr von WAGGGS aufgenommen. Trotz der traditionellen Unterteilung in „weibliche“ und „männliche“ Verbände sind die genannten Verbände mit Ausnahme der PSG koedukativ.

Neben den vier so genannten Ringverbänden gibt es mehr als 140 weitere Pfadfinderbünde in Deutschland. Zu den größten unter ihnen zählen der Deutsche Pfadfinderverband (DPV; ein Dachverband verschiedener interkonfessioneller Bünde), die Christliche Pfadfinderschaft Deutschlands (CPD), die Christlichen Pfadfinder Royal Rangers (RR), die Christlichen Pfadfinderinnen und Pfadfinder der Adventjugend (CPA), der Ring Evangelischer Gemeindepfadfinder (REGP) und der Deutsche Pfadfinderbund (DPB).

Kurzdarstellungen von etwa 150 deutschen Bünden (Stand 04/2006) bietet der „Pfadfinder-Treffpunkt“ (siehe Weblink unten).

Die Mitgliederzahlen der großen deutschen Pfadfinderverbände liegen nach deren eigenen Angaben ungefähr bei den in der folgenden Tabelle dargestellten Werten. Diese Zahlen gelten innerhalb der deutschen Pfadfinderbewegung als sehr umstritten, da von den einzelnen Verbänden unterschiedliche Zählweisen und Mitgliedschaftskriterien angewendet werden.

Verband DPSG VCP BdP DPV RR CPA PSG CPD REGP DPB
Mitglieder 95.000 50.000 32.000 29.000 14.500 10.000 10.000 4.000 3.500 2.500

Insgesamt gibt es mehr als 250.000 Pfadfinder in Deutschland, da in obiger Tabelle viele kleine Verbände fehlen. Das Größenspektrum reicht von der ca. 100.000 Mitglieder starken DPSG bis zu den so genannten VW-Bus-Bünden, die in besagten passen sollen.

Nahezu alle deutschen Pfadfindergruppen sind in den alten Bundesländern angesiedelt, der Anteil der ostdeutschen Pfadfinder an der Gesamtzahl macht weniger als 5% aus.

Liechtenstein

Die Pfadfinder und Pfadfinderinnen Liechtensteins (PPL) haben etwa 700 Mitglieder und sind der nationale Mitgliedsverband von WOSM und WAGGGS. Die PPL sind in zehn Abteilungen (Ortsgruppen) gegliedert.

Luxemburg

Die luxemburgische Pfadfinderbewegung wird durch zwei Dachverbände in den Weltorganisationen vertreten. WAGGGS-Mitglied ist das Bureau de Liaison des Associations Guides du Luxembourg, dem die laïzistische Association des Girl Guides Luxembourgeoises (AGGL) und die katholischen Lëtzebuerger Guiden a Scouten (LGS) angeschlossen sind. Die Luxembourg Boy Scout Association vertritt die laïzistische Fédération Nationale des Eclaireurs et Eclaireuses du Luxembourg (FNEL) und die katholischen LGS bei WOSM. Zusammengenommen haben alle drei Verbände etwa 7.500 Mitglieder.

Österreich

Der in Österreich von WAGGGS und WOSM anerkannte Verband heißt Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs (PPÖ). Er hat circa 85.000 Mitglieder (Stand 2004). Die PPÖ gliedern sich in verschiedene Landesverbände, diese wiederum in Bezirke/Regionen/Kolonnen, denen die einzelnen Gruppen angehören.

Neben den PPÖ existiert mit dem Österreichischen Pfadfinderbund (ÖPB) ein zweiter landesweiter Pfadfinderverband mit etwa 3.000 Mitgliedern. Der ÖPB und die PPÖ haben 1995 einen Kooperationsvertrag vereinbart.

Daneben gibt es noch kleinere Pfadfinderverbände, zu denen die „Katholische Pfadfinderschaft Europas-Österreich“, die „Royal Rangers“, die CPA und die „AP-Scouts“ gehören. Außerdem existiert noch die Pfadfindergilde, der die Altpfadfinder der PPÖ und des ÖPB angehören.

Schweiz

Der Verband der Pfadfinder und Pfadfinderinnen in der Schweiz heißt Pfadibewegung Schweiz (PBS). Sie ist Mitglied von WOSM und WAGGGS. Die PBS gliedert sich in 23 Kantonalverbände. Diese sind jeweils wieder in Bezirke, Korps oder Regionen aufgeteilt, welche dann wiederum die rund 700 Abteilungen unter sich vereinen. Momentan hat die PBS rund 50.000 Mitglieder (Stand 2005) und ist somit die größte Jugendorganisation der Schweiz.

Neben der PBS gibt es noch einige kleinere Gruppierungen. Zu ihnen gehören die „Schweizerische Pfadfinderschaft Europas/Scoutisme Européen Suisse“, „Feuerkreis Niklaus von Flüe“ und weitere. Außerdem unterhalten einige ausländische Verbände wie die Boy Scouts of America und verschiedene skandinavische Verbände eigene Gruppen in der Schweiz.

Südtirol (Italien)

In Südtirol existiert mit der Südtiroler Pfadfinderschaft ein deutschsprachiger Pfadfinderverband mit etwa 600 Mitgliedern, der sich in seiner Arbeit an der DPSG orientiert. Er ist über die Associazione Guide e Scout Cattolici Italiani (AGESCI) Mitglied der Federazione Italiana dello Scautismo (FIS) und damit von WOSM und WAGGGS. Zusätzlich unterhalten auch AGESCI und der zweite Mitgliedsverband der FIS, das Corpo Nazionale Giovani Esploratori ed Esploratrici Italiani (CNGEI), eigene italienischsprachige Gruppen in Südtirol.

Besondere Einflüsse in Deutschland

Pfadfinderlager aus Jurten im Winter

Zwischen 1918 und 1933 wurden die Pfadfinder in Deutschland stark von der Jugendbewegung und damit von den Ideen der Wandervogel-Bewegung und der Bündischen Jugend beeinflusst. Diese Einflüsse wirken heute in der deutschen Pfadfinderbewegung fort. Vor allem darin unterscheiden sich die heutigen deutschen Pfadfinder von den Pfadfinderverbänden anderer Länder. Allerdings gibt es innerhalb der deutschen Pfadfinderbewegung Unterschiede, wie stark und auf welche Weise die einzelnen Gruppen durch die Jugendbewegung beeinflusst sind.

Traditionen und Formen, die aus der internationalen Pfadfinderbewegung stammen, sind unter anderem:

Aus der deutschen Jugendbewegung kommen zum Beispiel:

  • die Verwendung von Kohten und Jurten,
  • die Juja - Jungenschaftsjacke
  • eine spezifische Singkultur mit einem charakteristischen Liedgut,
  • das Auf-Fahrt-Gehen,
  • das Stammesprinzip, bei dem Gruppen aller Alterstufen eines Ortes in einem Stamm (statt ursprünglich "Trupp") zusammengeschlossen sind,
  • die Verstärkung des Prinzips „Jugend führt Jugend“ durch eine weitgehende Autonomie der Kleingruppe Sippe (statt ursprünglich "Patrouille"),

Insgesamt hat sich dadurch in der deutschen Pfadfinderbewegung ein stärkerer Bezug auf Arbeit in der Natur und Abenteuer als in anderen Ländern erhalten.

Literatur

  • Robert Baden-Powell: Pfadfinder. Georgs-Verlag, Neuss 1996 ISBN 3-927349-41-0 -- Die Deutsche Übersetzung von Scouting for Boys
  • Hans E. Gerr: Pfadfinden: Erziehungsziele, pädagogische Grundsätze und bedürfnisorientierte Arbeit in den Altersstufen. Deutscher Spurbuchverlag, Baunach 1998 ISBN 3-88778-222-4
  • Hans E. Gerr: Pfadfindererziehung: Baden-Powells Entwurf einer Erziehung durch Scouting. Deutscher Spurbuchverlag, Baunach 1983 ISBN 3-88778-150-3
  • Hans E. Gerr: Die Pfadfindermethode: zur Aktualität pfadfinderischer Erziehungsgrundsätze. Deutscher Spurbuchverlag, Baunach 2000 ISBN 3-88778-246-1
  • Alexander Lion: Das Pfadfinderbuch. Reprint. Deutscher Spurbuchverlag, Baunach 1987 ISBN 3-88778-164-3
  • Laszlo Nagy: 250 Millionen Pfadfinder – rund um die Welt. Panorama-Verlag, Altstätten (Schweiz) 1984 ISBN 3-907506-42-1
  • Thomas Römer, Hubert Röser (Hrsg.): Pfadfinder-Lexikon. Georgs-Verlag, Neuss 1999 ISBN 3-927349-52-6
  • World Organization of the Scout Movement (Hrsg.): Die Grundlagen der Pfadfinderbewegung. Georgs-Verlag, Neuss 1997 ISBN 3-927349-44-5
Commons: Pfadfinder – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Weltpfadfinderbewegung

Pfadfindermethode

Geschichte der Weltpfadfinderbewegung

Pfadfinderportale und große Verbände im deutschsprachigen Raum

Deutschland

  • Pfadfinder-Treffpunkt – überverbandliches Pfadfinderportal mit sehr umfangreichem Verzeichnis deutscher und internationaler Verbände
  • scoutnet.de – Pfadfinderportal der Ringverbände (RdP/RDP)

Luxemburg

Österreich

Schweiz

Quellen

  1. übersetzt aus: WOSM-Constitution (pdf, 47 kB) – auch im Folgenden zitiert.
  2. Ein Vergleich der Formulierungen und Ansätze von WOSM und WAGGGS findet sich auf der WOSM-Homepage (pdf, 308 kB).