Kölner Schule (Soziologie)
Kölner Schule Artikel
Erwähnung im Personenartikel Königs
Deutsche Nationalbibliothek
Die Kölner Schule bezeichnet eine Theorieströmung in der Soziologie, die auf Rene König zurückgeht. ...Universität zu Köln... ...wichtig Nachkreigszeit... ...Quantitative Sozialforschung (->Mannheim)...

Geschichte/ Entstehung
--------------------------------------------------------------------------
- von Wiese ✓
- René König
- Kontext der Nachkriegszeit und konstitutive Bedeutung Königs bei der Neuerrichtung der deutschen Soziologie und ihrer Etablierung als Disziplin
- Abgrenzung zu anderen Strömungen (der Zeit)
Helmut Schelsky --> Leipziger Schule
Theodor W. Adorno --> Frankfurter Schule
--------------------------------------------------------------------------
DIe Geschichte der Soziologie in Köln beginnt mit dem Kölner Forschungsinstut für Sozialwissenschaften. Hier werden die Grundsteine für die Entstehung einer Kölner Schule gelegt.
Das Kölner Forschungsinstitut für Sozialwissenschaften (heute: Institut für Soziologie und Sozialpsychologie (ISS)) wurde 1918 gegründet und war somit das erste Forschungsinstitut in Deutschland, das sich nur den Sozialwissenschaften widmete. Die erste zentrale Figur der Kölner Soziologie war Leopold von Wiese. Er leitete zusammen mit Max Scheler von Beginn an die soziologische Abteilung des Instituts, hatte allerdings gleichzeitig seit 1914 eine Professur an der Handels-Hochschule in Köln inne und wurde 1919 zum ordentlicher Professor für Wirtschaftliche Staatswissenschaften und für Soziologie an die wiedergegründete Universität zu Köln berufen. Auch bei dieser Professur handelte es sich um die erste ihrer Art in Deutschland.[1]
Das primäre Ziel von von Wieses Arbeit war „die Schaffung einer klar umreißbaren Einzelwissenschaft und des entsprechenden Lehrfaches der Soziologie.“[2] Diesem Ziel ging er nach, indem er reine Grundlagenforschung betrieb. Das Resultat seiner Arbeit findet sich in seiner Beziehungs- und Gebildelehre, die eine kategorienreiche Systematik für soziale Prozesse und soziale Gebilde darstellt und die letztendlich eine Tafel der menschlichen Beziehungen zum Ergebnis hat, die auf Vollständigkeit abzielt.[3] Die Rezeption dieser Typologisierung hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Soziologie erfolgte sehr unterschiedlich, seit der Zeit des Nationalsozialismus spielt die Theorie jedoch keine erhebliche Rolle mehr für die Soziologie.[4] Von Leopold von Wieses Leistungen für die heutige Soziologie von weitaus größerer Bedeutung sind die Begründung der Kölner Vierteljahrshefte für Soziologie im Jahr 1921 (heute: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie) sowie die Präsidentschaft der Deutschen Gesellschaft für Soziologie ab 1946, deren Schriftführer er bereits ab 1919 war.
Obwohl von Wiese in vielen Aspekten eine Vorreiterrolle in der deutschen Soziologie einnahm, spricht man heute nicht von einer Schulenbildung durch von Wiese. Weder von Wieses Soziologie, noch seine Schüler erfahren in der aktuellen Soziologie eine besondere Prominenz oder Relevanz. Dass man von einer Kölner Schule spricht, begründet sich erst in der Person René Königs, der im Jahr 1949 von Wieses Lehrstuhlnachfolger wurde.[5]
Lehre
---------------------------------------------------------------------------
Thematische Vielfalt gerade in der Soziologie der Nachkriegszeit hervorstechend ✓
französische Theorie in Anknüpfung an Durkheim, direkter Einfluss seines Lehrers Richard Thurnwald, von dem außerdem die Nähe zur Ethnologie stammt ✓
amerikanische Einflüsse der Chicagoer Schule ✓
Kultursoziologie: Triade Person - Gesellschaft - Kultur ✓
Spezielle Soziologien, KZfSS Sonderhefte -> verschoben in KZfSS Unterrubrik
empirische Sozialforschung <---> Chicagoer Schule ✓
----------------------------------------------------------------------------
Hervorstechend an der Lehre René Königs und seiner Kölner Schule ist die fachliche Breite und die Vielzahl der aufgegriffenen Themen in einer sich neu konstituierenden Soziologie der Nachkriegszeit. Verbunden werden kann René Königs Soziologie inhaltlich insbesondere mit der französischen Theorie und der Traditionslinie der Durkheim-Schule, amerikanischen Einflüssen aus der Chicagoer Schule sowie diversen Anknüpfpunkten der deutschen Soziologie der 1920er und 1930er Jahre. Methodologisch steht König wie kein anderer Nachkriegssoziologe für die empirische Sozialforschung und dabei im Speziellen für quantitative Methoden.
Stephan Moebius sieht den zentralen Punkt in Königs Lehre in der Kerntriade Person – Gesellschaft – Kultur. Also seiner (mitunter auch vergleichenden) Kultursoziologie. Diese ist stark geprägt von den Einflüssen der französischen Theorie und den Kulturbegriffen Durkheims.
Person (Fischerlexikon Stichwort: Person)
- Verhaltensbiologische Fragen -> Unterscheidung Mensch und Tier
- Prozesse der Soziabilisierung und Enkulturation
Gsellschaft (Fischerlexikon Stichwort: Gesellschaft) (Ab S.66 in König unf Köln)
Kultur (Fischerlexikon Stichwort: Kultur)
- »Kultur als inhärenter Bestandteil des sozialen Geschehens angesehen wird.« (Fischer Lexikon) -> eigener Kulturbegriff für die Soziologie
- Soziale Tatbestände haben immer eine kulturelle (symbolische) Dimension
Zentral für seine Kultursoziologie ist das sogenannte cultural lag. Für König besteht die Aufgabe des Soziologen, was ihn als Wissenschaftler charakterisiert, darin, ein cultural lag zu erkennen und ihm weiterhin entgegenzuwirken, indem kulturelle Orientierungen, Denk- und Wahrnehmungsschemata den entsprechenden technologischen Prozessen angepasst werden. Er sieht die Aufgabe der Soziologie also weniger in bloßer Diagnose und Kulturkritik als viel mehr in der aktiven Verbesserung der Lebenswelt der Individuen. Auch "die Entstehung eines gesamtgesellschaftlichen Selbstbewußtseins" sieht König "mehr und mehr von der sozialwissenschaftlichen Forschung abhängig." (Fischerlwexikon Stichwort: Komplexe Gesellschaften)(S. 76 König und Köln)
Prägend ist die Durkheim-Schule für die Kölner Schule auch in vielen weiteren Punkten. So sieht König die Soziologie in den 1970er Jahren weniger als Wissenschaft in der Krise denn als Krisenwissenschaft und spricht sogar von der Soziologie als Königsdisziplin in Krisenzeiten. Das zeigt sich auch in der Konzeption seiner Soziologie als kritische Soziologie, die verantwortlich für Kritik, Opposition und Reform gemacht wird - allerdings immer auf Basis rationaler Erkenntnisse, wie es auch für Durkheim selbstverständlich war. In seiner Autobiografie schreibt König: So "repräsentiert heute der Soziologe jenen Stachel[6], von dem Sokrates sprach, und der nicht nur das Denken antreibt, sondern es zugleich auf den Weg der Wahrheit bringt."[7] Außerdem muss eine gute Soziolgie für König den Regeln der soziologischen Methode folgen. Theorie, Methode und Praxis bilden eine untrennbare Einheit und müssen immer als ein Ganzes verstanden und betrachtet werden.
Trotz ihrer inhaltlichen Relevanz wird die Kölner Schule oft fast ausschließlich mit ihrer Methodologie assoziiert. Wie kein anderer seiner Zeit förderte König die empirischen und insbesondere quantitativen Methoden in der Soziologie. Sein Interesse an der empirischen Sozialforschung wird bereits früh durch den Sociologus geweckt, der von Richard Thurnwald, einem seiner Lehrer in Berlin, herausgegeben wird. Sein Verständnis von empririscher Sozialforschung gründet sich dadurch hauptsächlich auf Einflüsse der Chicagoer Schule der 1920er und 1930er Jahre. Die empirischen Methoden hielt er im Kontext der Nachkriegszeit für eine wichtige Maßnahme zur reeducation der Deutschen, da die bisher in den Sozialwissenschaften hauptsächlich betriebene Hermeneutik versagt zu haben schien. Da er selbst jedoch kein all zu großer Kenner der besagten Methoden war, brachte er diese Überzeugung vor allem dadurch zum Ausdruck, dass er Schüler wie Scheuch und Rüschemeyer, die auf Empirie setzten, besonders förderte.
Schüler
Hansjürgen Daheim
Wolfgang Sodeur
Hans Joachim Hummell
Dieter Fröhlich
Heine von Alemann
Gerhard Kunz
Michael Klein
Kurt Hammerich
Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie
-------------------------------------------------------------------------------------------------
Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie ✓
König und Kölner Schule S.61 ✓
-------------------------------------------------------------------------------------------------
Die Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie (KZfSS) wurde 1921 von Leopold von Wiese in Köln unter dem Namen der Kölner Vierteljahreshefte für Sozialwissenschaften bzw. Kölner Vierteljahreshefte für Soziologie (ab 1923) begründet. Nach dem Zweitem Weltkrieg rief von Wiese sie 1948 wieder ins Leben und verlieh ihr den Namen Kölner Zeitschrift für Soziologie. Ihren heutigen Namen verdankt sie René König, der die Herausgeberschaft 1955 von von Wiese übernimmt. Dabei ist die Erweiterung des Titels um die "Sozialpsychologie" weniger als Mitaufnahme einer neuen Disziplin in das Programm der Zeitschrift zu verstehen, denn als die Grundlegung der Soziologie im Allgemeinen, die gleich im Titel eine besondere Würdigung erhalten soll.[9] König verändert jedoch nicht nur den Namen der Zeitschrift, er führt zusätzlich die Sonderhefte sowie die Schwerpunkthefte ein, die eine ganze Reihe von Speziellen Soziologien begründen.
Die KZfSS war für René Königs Wirken von besonderer Bedeutung. Er sah sie als "Mittel zur soliden Begründung der Soziologie" und verstand sie auf diese Weise als Sprachrohr zur Konsolidierung und Professionalisierung der Soziologie als Disziplin. Um diesen Anspruch gerecht zu werden, sollte die unter ihm herausgegebene KZfSS frei von Schul-Tendenzen und möglichst alle relevanten Strömungen der bundesdeutschen Soziologie abbilden. Außerdem war er Bedacht darauf auch die jungen, noch unbekannten Soziologen zu Wort kommen zu lassen sowie wichtige ausländische Soziologien miteinzubeziehen. Auch der Anteil an empirischen Arbeiten stieg unter Königs Herausgeberschaft um ein Dreifaches an.
Kritiken/ Zitate ???
Gibt es überhaupt eine Kölner Schule? König und Köln S.113
"Leben im Widerspruch" -> viele Widersprüchlichkeiten und Mangel einer klaren Traditionslinie.
Anwendungen/ Verweise ???
Literatur
- nicht: Kultur und Gesellschaft - René König, dem Begründer der Sonderhefte, zum 80. Geburtstag gewidmet
- Geschichte der Soziologie Band 2 (Band 2, Teil 3 Theoriegruppen, Schulen und Institutionalisierungsprozesse)
Weblinks
- Literatur von und über Kölner Schule im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Kölner Schule in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Stephan Moebius: René König. Zentrale Figur der westdeutschen Nachkriegssoziologie, in: Soziopolis, abgerufen am 17. Mai 2017.
- kzfss.uni-koeln.de, abgerufen am 10. Mai 2017.
Einzelnachweise
- ↑ Alemann, H., 1981: Leopold von Wiese und das Forschungsinstitut für Sozialwissenschaften in Köln 1919 bis 1934. S. 349-389 in: W. Lepenies (Hrsg.), Geschichte der Soziologie/2. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
- ↑ Wiese, L., 1957: Erinnerungen. Köln: Opladen. S.53
- ↑ Lenz, K., 2009: Handbuch persönliche Beziehungen. Weinheim; München: Juventa-Verl. S. 36-38.
- ↑ Edward Shils fällt 1975 über von Wieses Soziologie ein hartes Urteil: "Zum Glück für die deutsche Soziologie jedoch waren von Wieses Ideen nicht entwicklingsfähig. Er befasste sich primär mit Nomenklatur und Klassifizierung[...]" (Shils, E., 1975: Geschichte der Soziologie: Tradition, Ökologie und Institutionalisierung. S. 69-146 in: T. Parsons u.a., Soziologie autobiographisch - drei kritische Berichte zur Entwicklung einer Wissenschaft. Stuttgart: Enke.) Erwin Scheuch kommt zur gleichen Zeit zu einem weitaus milderen Urteil. Für ihn handelt es sich dabei "um den bisher systematischsten Entwurf einer allgemeinen Soziologie, ungleich systematischer als der von Talcott Parsons", wobei er weiterhin eingesteht "- allerdings auch ungleich inhaltsleerer." (Scheuch, E. & T. Kutsch, 1975: Grundbegriffe der Soziologie, 1. Grundlegung und elementare Phänomene. Stuttgart: Teubner. S.279.)
- ↑ Alemann, H., 1981: Leopold von Wiese und das Forschungsinstitut für Sozialwissenschaften in Köln 1919 bis 1934. S. 349-389 in: W. Lepenies (Hrsg.), Geschichte der Soziologie/2. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
- ↑ Sokrates bezeicchnet sich in der Apologie des Sokrates von Platon selbst als Stachel (auch: Sporn) im Fleisch der Athener. (Platon: Des Sokrates Verteidigung (Apologie). 30e. Volltext abgerufen am 15.06.17.)
- ↑ König, R., 1984: Leben im Widerspruch - Versuch einer intellektuellen Autobiographie. Frankfurt/M.; Berlin; Wien: Ullstein. S. 195.
- ↑ Moebius, S., 2015: René König und die "Kölner Schule" - Eine soziologiegeschichtliche Annäherung. Wiesbaden: Springer VS. S. 55-79.
- ↑ Moebius, S., 2015: René König und die "Kölner Schule" - Eine soziologiegeschichtliche Annäherung. Wiesbaden: Springer VS. S. 61.