Menstruation
Die Menstruation (vom lateinischen "mensis"- Monat, auch Periode, Mens, die Tage oder Regel, bezeichnet auf die Tatsache, dass der Mondmonat auch ungefähr 28 Tage beträgt) ist die periodisch wiederkehrende Blutung aus dem Geschlechtsorganen der Frau. Die erste Menstruation der Frau wird Menarche genannt, die Letzte Menopause.
Biologische Aspekte
Mit dem ersten Tag der Menstruation wird auch der Beginn des Menstruationszyklus definiert, der über seine komplizierten hormonellen Regelkreise zur Reifung eines Graaf-Follikels, zum Follikelsprung und zur Vorbereitung der Gebärmutterschleimhaut für die Einnistung des schließlich befruchteten Eies führt. Das Ausbleiben der Menstruation wird als Amenorrhoe bezeichnet. Unterschieden wird dabei, ob zuvor bereits einmal eine Menstruation stattfand, dann handelt es sich um eine sekundäre Amenorrhoe, oder ob bisher noch keine Menstruation stattfand, dann ist die Amenorrhoe eine primäre. Im Durchschnitt werden 65 ml, maximal 200 ml Flüssigkeit ausgeschieden. Diese besteht nicht aus reinem Blut, sondern auch aus Sekreten und Schleimhautresten. Bei starkem und übermäßigem Monatsfluss (über 200 ml) spricht der Mediziner von Hypermenorrhoe.
Es wurde mehrfach versucht immer wieder einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Mond- und menschlich wie tierischen Menstruationszyklus nachzuweisen, aber es besteht keine wissenschaftlich feststellbare Verbindung zwischen den Mondmonaten und der Menstruationsperiode, wie die Menstruationsperiode der Menschenaffen zeigt, die von 29 Tagen bei Orang-Utans bis zu 37 Tagen bei Schimpansen reicht. Grund der Blutung ist die periodisch auftretende Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) bei Primaten, die bei der Frau durchschnittlich alle 28 Tage erfolgt und ca. 3 bis 5 Tage dauert, wobei jeweils große individuelle Schwankungen möglich sind. Wildlebende weibliche Tiere menstruieren nur selten, denn selbst wenn sie, wie Bonobos, nicht nur einmal im Jahr empfängnisbereit sind, findet zumeist eine Befruchtung statt.
Geschichte und Aberglauben
Erstaunlich hartnäckig hält sich der Jahrhunderte alte Aberglaube von der Schädlichkeit von Menstruationsblut oder dem Schweiß von menstruierenden Frauen. So sollen Frauen beispielsweise keine Sahne schlagen, da diese sonst schlecht werden würde, kein Obst und Gemüse einkochen, nur mit Haushaltshandschuhen putzen, keine Dauerwelle machen lassen etc.; der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Manche Fotografen sind angeblich noch heute davon überzeugt, dass allein die Anwesenheit von menstruierenden Frauen beim Entwickeln die Filme beschädigen könnte. In Japan benutzen viele Frauen beim Einführen eines Tampons noch heute Einweghandschuhe, damit sie nicht mit dem Blut in Berührung kommen. Tampons mit Einführhilfe sind auch auf dem amerikanischen Markt sehr weit verbreitet. In Deutschland besteht nach Tampons mit Einführhilfe weniger Nachfrage, ihre Verwenderinnen betonen jedoch den Zugewinn an Hygiene, da man so die blutbenetzten Körperregionen nicht berühren müsse. Darüber hinaus wurde über Jahrhunderte hinweg davor gewarnt, dass der sexuelle Kontakt mit einer menstruierenden Frau schädlich sei für den Sexualpartner. In der heutigen Zeit sterben die Menstruationsmythen zunehmend aus, wobei viele Frauen die Menstruationsblutung auch im 21. Jahrhundert noch in mythenhafter Weise verwenden, um beispielsweise nicht am Schulsport teilnehmen zu müssen. Wissenschaftlich gesehen gibt es nichts, was diesen Aberglauben stützen könnte. Weder sind im Menstruationsblut noch im Schweiß irgendwelche Gifte enthalten. Trotzdem hielt sich der Mythos vom "schädlichen Menstruationsblut" auch in der Wissenschaft bis ins 20. Jahrhundert hinein. 1920 erschien beispielsweise eine Abhandlung über die "Giftigkeit der menstruierenden Frau". In der Medizin wurde die Vorstellung vom schädlichen Menstruationsblut schon vor mehr als einem halben Jahrhundert verworfen. Im historischen Kontext werden einige Menstruationsgebote verständlich. Im Mittelalter gab es weder Unterwäsche noch Einwegbinden, Textilien waren teuer, sodass auch einfache Stoffbinden weitestgehend unbekannt waren. Das Menstruationssekret lief an den Innenseiten der Oberschenkel hinab zu den Füßen und konnte so auch Gegenstände des alltäglichen Bedarfs beschmutzen. Dies erklärt, warum z.B. in der jüdischen Tora auch Bett und Sitzmöbel der Menstruierenden als unrein gelten, oder warum Frauen im menstruierenden Alter an der Weinherstellung nicht mitarbeiten durften: Die Trauben wurden barfuß in einem großen Bottich zertreten. Auch in den ersten fünfzig Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts waren Wegwerfbinden noch nicht so erschwinglich und technisch ausgereift wie heute. Es war daher in Verbindung mit überalterten Gepflogenheiten (man solle sich während der Menstruation nicht waschen) durchaus möglich, die Menstruierende an ihrem charaktistischen Geruch nach zersetzendem Blut zu erkennen. Die moderne Tampon- und Bindenwerbung spielt noch heute mit diesen alten Erfahrungen bzw. aus den daraus resultierenden Ängsten der Menstruierenden, Unbeteiligte könnten die Menstruation sehen, riechen oder hören. Binden wurden im Hinblick auf Knister- und Raschelgeräusche optimiert, auf dem asiatischen Markt befinden sich Binden mit speziell geräuscharm zu öffnenden Einzelverpackungen, damit die Benutzerin der Nachbarkabine nicht am Öffnungsgeräusch der Binde erkennt, dass ihre Nachbarin menstruiert. Auch im modernen europäischen TV werden Hygieneartikel gepriesen, die Menstruation -- obwohl als Tatsache allgemein bekannt und als natürlicher Vorgang des täglichen Lebens akzeptiert -- unsichtbar zu machen. Dies trägt zur weiterhin bestehenden Tabuisierung zusätzlich bei. Im Gegensatz zu früheren Menstruationsmythen spricht aus medizinischer Sicht nichts gegen Sex mit vaginaler Penetration während der Menstruation, trotzdem kann es der Frau aus persönlichen Gründen unerwünscht sein. Weibliche Sexualität spielt sich sowohl vor als auch nach dem Zeitraum der fruchtbaren Phase ab. Die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft leitet sich aus vielen verschiedenen Einflussfaktoren her, und auch das Vorhandensein einer Menstruation ist nur ein Faktor unter vielen.
Kultur und Religion
Der Kontakt mit "Menstruationsblut" macht laut Altem Testament und der jüdischen Tradition zufolge Gegenstände und Lebewesen für einen fest definierten Zeitraum unrein. Vgl. hierzu: Wenn ein Weib den Monatsfluss hat, so bleibt sie sieben Tage lang in ihrer Unreinheit... 3. Moses, 15,19. In islamischen Traditionen führt die "Berührung" einer Frau während ihrer Tage zur Unreinheit, was dann eine rituelle Reinigung erfordert, bevor anschließend das Gebet verrichtet werden kann. In hinduistischen Traditionen kann die Anwesenheit einer Frau während ihrer Tage bei einem religiösen Ritus zu dessen Wirkungslosigkeit oder schlimmer, zu dessen Inversion (Umkehrung) führen. Obwohl mit der Regelblutung vielerorts negative Einstellungen verbunden sind, gibt es auch Traditionen, bei denen positive Gefühle, Stolz am Frausein und Glück über die Fruchtbarkeit mit der Menstruation verbunden werden.
Literatur
- Kristina Hohage: Menstruation: Eine explorative Studie zur Geschichte und Bedeutung eines Tabus; Verlag Dr. Kovac; 1998; ISBN 3860648454
Siehe auch
- Menstruationszyklus
- Prämenstruelles Syndrom (PMS)
- Menstruationsbeschwerden
- Amenorrhoe
- Metrorrhagie
- Dysmenorrhoe
Weblinks
- Museum of Menstruation (englisch)
- Lina Medina (englisch)
- Menstruation der Tiere