Wetterschießen
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Als Wetterschießen bezeichnet man die Beeinflussung der Bildung von Niederschlägen durch Abbrennen von Explosivstoffen.[1] Ziel der Maßnahmen war entweder das Vermeiden oder aber das Herbeiführen von Niederschlägen.
Zeitschrift Alpenverein S 140 Wenn der schall der Glocken Wetterwolken vertreiben könne, um wieviel mehr musste der Schuss aus Mörsern, Kanonen , Böllern dies können. Gerade in Verbindnung mit geweihtem Pulver, Projektilen.
S. 141 Das Schiessen ist aus Steiermark, Körnten, Tirol, Niederösterreich, Salzburg und Bayern nachgewiesen.
Kaiser Josef verbot Wetterschiessen und Wetterläuten am 1. Feb 1785 Eine innerösterreichische Verordnung von 1786 erneuerte und verschärfte das Gebot, mit "empfindlichen Leibesstrafen"
Die 18 eisernen Böller vom Voirrthurm in Mühldorf mussten nach Salzburg eingeliefert werden.
Ein Reisender in Kärnten berichtet, Gegen das Schiessen sind verschiedene Verordnungn durch die Kreisämter bekannt gemacht worden, allein so werden ebensowenig vollzogen, als jene über da sSchiessen am Fronleichnam und Kirchweihen.
Nachdem sich einige Priester weigerten, nach dem Verbot, das Pulver zu weihen, wurde es heimlich zur Speisenweihe an Ostern gebracht, versteckt unter Schinken, und Brot.
S.142 Teilweise wurden auch alte Hufnägel verschossen.
Gerüchte mit Hexen etc hielten sich durch Geschichten wie, dass mal ein beringter Finger aus den Wolken gefallen sei.
Es werden bei jedem Schuss Namen gerufen. Wird der Name der Hexe erraten, fällt sie tot aus der Wolke.
Die philosophische Klasse der Münchener Akademie stellte 1785 eine mit 50 Dukaten dotierte Preisfrage: "Was für Wirkung hat das Abfeuern des Geschützes auf Wetterwolken? Was lehret die Erfahrung in Hinsicht auf die verschiedenen Lagen? Ist es als ein Mittel gegen die Wetter- und Hagelschäden einzuführen, oder als den eigenen und nachbarlichen Fluren gefährlich zu verbieten?"
Hintergrund
Hintergrund bildet die Vorstellung, dass Fabelwesen, wie Götter, Hexen oder Dämonen für das Wetter verantwortlich wären. Indigene Völker Amerikas veranstalteten rituelle Tänze, um Regen herbeizuführen. Im europäischen Raum berichten Sagen von Wetterhexen[2] oder Wetterdämonen[3], die für Unwetter verantwortlich sind. Daher findet man an vielen Orten, vornehmlich auf Bergrücken, von denen Unwetter gern herziehen, Wetterkreuze und Wetterkirchen. Das Wetterläuten war eine verbreitete Praxis. Die Objekte mussten von Zeit zu Zeit neu eingeweiht werden, damit sie ihre Kraft, nicht verlören.[4] Wetterläuten beliebte Praxis. Plinius der Ältere, ein römischer Gelehrter, beschrieb schon kurz nach Christi Geburt eine große Anzahl von Maßnahmen zur Abwehr von Gewitterdämonen.[3] Plinius, Buch 2 https://de.wikipedia.org/wiki/Naturalis_historia In den Sagen manifestierten sich die Sagenfiguren auch physisch, wenn sie beispielsweise durch das Geböller aus den Woken geschleudert wurden.[2]
Darüber hinaus glaubte man, dass hohe Gebäude Gewitter anzögen. So gestattete die bayerische Regierung beispielsweise 1731, dass das Wetterschießen gestattet bleibe, „weil die hohen Türme und Gebäude daselbst das Gewölk anzögen und das Schießen solches häufig zerteile“ (Prokop von Freyberg: Pragmatische Geschichte der bayerischen Gesetzgebung und Staatsverwaltung seit den Zeiten Maximilian I.[5]) Flüsse galten auch als als "Magnet für Gewitter", so war es beispielsweise üblich an Isar und Inn.[5]
Methoden und Wirkung
Gewitterabwehr
Die Menschen versuchten, auf Geruch- oder Gehörsinn der Wetterdämonen direkt einzuwirken und sie dadurch zu vertreiben.[3] Somit wurde geschossen, und zwar oft mit geweihtem Pulver.[4] Zur Verstärkung wurden auf die Mündungen der Böller Rohre aufgesetzt. Um 1900 hatten die neuesten Schießapparate ein konisches Eisenrohr von 4 m und einen oberen Durchmesser von etwa 10 cm.[6] Das Verfahren wurde in Steiermark und Oberitalien[7] in mehreren tausend Stationen angewendet. Durch eine Wetterkanone werde etwa 1 qkm Fläche vor Hagel geschützt, hieß es im Brockhaus von 1911.[1]
Nach der physikalischen Auffassung des Altertums hieß es, dass die Luft von unten nach oben trieb und so verhinderte, dass Gewitter in tiefere Regionen gelangen.[3] Beim Entzünden entstand zum einen die Detonation, zum anderen ein Wirbelring, „ähnlich den Rauchringen der Raucher, der in sich rotiert und pfeifend wie ein Geschoss mit großer Geschwindigkeit dahinsaust.“ (Dr. Wilh. Trabert: Hagelwetter, und Wetterschiessen[6]) Es wurden wissenschaftliche Experimente durchgeführt, um die Stärke des entstandenen Luftdrucks, sichtbar und messbar zu machen.[6][8] Ziel war herauszufinden, ob Schall oder Luftwirbelring das Wirksame ist.[9]
Das Wetterschießen wurde über die Jahrhunderte mehrmals verboten und doch wieder aufgenommen. So findet man Quellen, die belegen, dass 1750 Kaiserin Maria Theresia in Österreich diese Praxis verbot.[3] 1785 verbot Kaiser Josef II. es abermals und unter hohe Strafen gestellt.[10] Auch der Brockhaus von 1911 besagt, dass dieses Verfahren zu Anfang des 19. Jahrhunderts verboten wurde.[1] Wiederrum findet man Informationen, dass selbst drakonische Strafen nicht halfen[10] und um die Wende zum 20. Jahrhundert Böllerschießen und der Einsatz von Schwarzpulverkanonen als Nonplusultra der Unwetterschutzmaßnahmen galten. Diese Hagelabwehrgeschichte gipfelte 1902 in der "Internationalen Expertenkonferenz für Wetterschießen" in Graz.[11]
So alt, wie die Praktiken selbst, sind auch die Zweifel an deren Wirksamkeit. Die Wirkung war nicht nachweisbar und demnach umstritten.[5][12] Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben später, dass die Geschosse nicht hinauf zu den Wolken reichten.[13] Bereits 1797 erhoben sich Stimmen gegen diese Praktikaten.[14] Zum einen, weil die Wirkung nicht zu beweisen wäre. Zum anderen aus finanziellen Gründen. Die Kosten setzten sich zusammen aus Materialkosten für starke Waffen, Pulver und Munition, so wie Gehalt für ausgebildete Männer, die es auch verstanden in die richtige Richtung zu schießen. Ferner gab es nicht überall geeignete, erhöhte Orte.[14] Zudem gab es die Vermutung, dass man Unwetter so von einem Ort zum anderen hin- und herschösse.[15] Das führte oftmals zu Streitigkeiten unter benachbarten Orten.[15][7] Dem Schießen wurde manchmal sogar eine die gegenteilige Wirkung[13] zugesprochen, so hieß es 1731 „starkes niederziehendes Gewölk [...] werde [durch das Schießen] festgehalten, sammle und entleere sich um so gewaltsamer“ (Prokop von Freyberg: Pragmatische Geschichte der bayerischen Gesetzgebung und Staatsverwaltung seit den Zeiten Maximilian I.[5])
Regen machend
1891 führte der Amerikaner Robert G. Dyrenforth mit einem Team in Texas Wetterexperimente durch. Sein Ziel war, in der trockenen Gegend Regen herbeizuführen. Sie ließen einen mit Wasserstoff gefüllten Ballon auf rund 2000 m Höhe steigen. Danach wurden Drachen entzündet, die mit Dynamit präpariert waren.[1] Die Washington Post berichtete am 20. August 1891, der Luftdruck fiel und es fing an zu regnen.[16] Lucien I. Blake, Professor für Physik und Elektromechanik am Kansas State Agricultural College, bezweifelte im selben Jahr die Schlussfolgerung, dass die Wirkung aufgrund der Explosion entstanden sei. Vielmehr vermutete er dass die Rauchpartikel einen größeren Effekt hätten.[17]
Neuzeit
Im Kalten Krieg zwischen der damaligen Sowjetunion und den USA hofften beide Seiten, durch einen „Wetterkrieg“ Vorteile zu erringen.[18] In ihrer tatsächlichen Wirksamkeit umstritten, ist die Methode der sogenannten „Wolkenimpfung“. Dafür werden keine Explosivstoffe mehr verwendet, sondern vornehmlich Silberjodid. Wolken werden mithilfe von Raketenwerfern und Flugabwehrkanonen beschossen, deren Projektile mit Silberjodid gefüllt sind.[19]
Siehe auch
Bücher zum Bauen
Bericht über die internationale Expertenkonferenz für Wetterschießen in Graz, in Jahrbuch der k. k. Zentralanstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus, Jahrg. 1902, Bd. 39, Anhang. Großmann München, Bayerische Staatsbibliothek <12> Signatur: 4 Phys.sp. 134 r Entleihbarkeit: bestellbar / Leihen und (Teil-)Kopie Bestand: 49.1904(1906) - 125.1980(1983)
Tiroler Wettergeschichten
Gunter Bakay; Petra Streng. Unter Mitarbeit von Erhard Berger
Verlag Löwenzahn, Innsbruck, 2000
ISBN: 3-7066-2173-8
Tiroler Wettergeschichten Gunter Bakay; Petra Streng. Unter Mitarbeit von Erhard Berger Verlag Löwenzahn, Innsbruck, 2000 ISBN: 3-7066-2173-8
Link zu diesem Datensatz: http://d-nb.info/958617333 [1]
Titel: Tiroler Wettergeschichten / Gunter Bakay ; Petra Streng. Unter Mitarb. von Erhard Berger
Person(en): Bakay, Gunter; Streng, Petra
Verlag: Innsbruck : Ed. Löwenzahn
Zeitliche Einordnung: Erscheinungsdatum: 2000
Umfang/Format: 269 S. : Ill. ; 21 cm
ISBN/Einband/Preis: 978-3-7066-2173-1 kart. : DM 27.00, S 198.00, sfr 25.00; 3-7066-2173-8 kart. : DM 27.00, S 198.00, sfr 25.00
Schlagwörter: Tirol ; Wettervorhersage ; Brauchtum ; Aufsatzsammlung; Tirol ; Bauernregel ; Brauchtum ; Aufsatzsammlung
Sachgruppe(n): 25 Volkskunde, Völkerkunde ; 31 Geowissenschaften
Strele, Richard: Wetterläuten und Wetterschießen. In: Zeitschrift des deutschen und österreichischen
Alpenvereines, Bd. 29, München 1898, S. 123-142
Strele, Richard: Wetterläuten und Wetterschießen. In: Zeitschrift des deutschen und österreichischen Alpenvereines, Bd. 29, München 1898, S. 123-142
München, Bayerische Staatsbibliothek <12>
Signatur: It.coll. 99 n
Entleihbarkeit: bestellbar / Leihen und (Teil-)Kopie
Bestand: 3.1872. 5.1874 - 68.1937
Plinius, Buch 2
https://de.wikipedia.org/wiki/Naturalis_historia
Titel: Plinius Secundus, Gaius: Naturkunde; Teil: Buch 2 : Kosmologie.
Link zu diesem Datensatz: http://d-nb.info/947783180 [2]
Ausgabe: 2. Aufl.
Verlag: Zürich ; Düsseldorf : Artemis und Winkler
Zeitliche Einordnung: Erscheinungsdatum: 1997
Umfang/Format: 350 S.
ISBN/Einband/Preis: 978-3-05-005508-4 (Akademie Verl.) Leinen. : EUR 39.90 (DE); 3-7608-1582-0 (Artemis und Winkler) Pp.
Sprache(n): Deutsch (ger), Latein (lat), Originalsprache(n): Latein (lat)
Sachgruppe(n): 29 Physik, Astronomie ; 56 Klassische Sprach- und Literaturwissenschaft
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 976-977, Online-Ansicht
- ↑ a b Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941, Online-Ansicht
- ↑ a b c d e Margarethe Ruff Zauberpraktiken als Lebenshilfe: Magie im Alltag vom Mittelalter bis heute, Campus Verlag, 2003, S. 117
- ↑ a b Ludwig von Hörmann Tiroler Volksleben, Stuttgart 1909, S. 121 - 127
- ↑ a b c d Pragmatische Geschichte der bayerischen Gesetzgebung und Staatsverwaltung seit den Zeiten Maximilian I.: 2, Maximilian aus amtlichen Quellen bearbeitet von Prokop von Freyberg, Verleger Wilhelm Reichel, 1836, S. 250, Online-Ansicht
- ↑ a b c Dr. Wilh. Trabert Hagel wetter, und Wetterschiessen, Vortrag, gehalten den 14. Februar 1900, S. 139, Online-Ansicht
- ↑ a b Dr. Wilh. Trabert Hagelwetter, und Wetterschiessen, Vortrag, gehalten den 14. Februar 1900, S. 138, Online-Ansicht
- ↑ Dr. Wilh. Trabert Hagel wetter, und Wetterschiessen, Vortrag, gehalten den 14. Februar 1900, S. 140, Online-Ansicht
- ↑ Dr. Wilh. Trabert Hagelwetter, und Wetterschiessen, Vortrag, gehalten den 14. Februar 1900, S. 142, Online-Ansicht
- ↑ a b Dr. Wilh. Trabert Hagel wetter, und Wetterschiessen, Vortrag, gehalten den 14. Februar 1900, S. 136, Online-Ansicht
- ↑ http://www.hagelabwehr.com/index.php?id=108
- ↑ Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4 Stuttgart, Leipzig 1906., S. 752-753, Online-Ansicht
- ↑ a b DER SPIEGEL 52/1999 Wetterschießen, Online-Ansicht, abgerufen am 19. Mai 2017
- ↑ a b Salzburger Intelligenzblatt Gegen das Wetterschießen, 1797, Verlag d. Oberdeutschen Staatszeitung, Seite 346
- ↑ a b Salzburger Intelligenzblatt Gegen das Wetterschießen, 1797, Verlag d. Oberdeutschen Staatszeitung, Seite 347
- ↑ Kristine C. Harper Make It Rain: State Control of the Atmosphere in Twentieth-Century America, University of Chicago Press, 21.03.2017, S. 19, Online-Ansicht
- ↑ James Rodger Fleming Fixing the Sky: The Checkered History of Weather and Climate Control, Columbia University Press, 02.12.2011, S. 73
- ↑ Welt - Harald Czycholl Regen auf Knopfdurck, veröffentlicht am 10.09.2016, Online-Anischt, abgerufen am 19. Mai 2017
- ↑ Wiener Zeitung, Johann Werfring Gegen Regen und Hagel, 21.08.2008, abgerufen am 18. Mai 2017