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Haspelmoor

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Datei:AlthegnebergLage.png
Lage Haspelmoor

Haspelmoor ist ein Ortsteil der Gemeinde Hattenhofen. Der Ort ist benannt nach einem Moor, welches im Süden direkt an den Ort angrenzt. Er liegt direkt an der Bahnlinie Augsburg - München, hat einen Bahnhof und wird durch die Bahnlinie in einen größeren nördlichen Ortsteil und einen kleineren südlichen Teil getrennt. Die Bahntrasse ermöglichte schon 1954 Spitzengeschwindigkeiten von 200 km/h. Haspelmoor ist erst mit dem Bau der Bahnlinie Augsburg - München gegründet worden. Im zweiten Weltkrieg wurde es durch Bombardierung fast völlig zerstört. Der Ort gehört dem Landkreis Fürstenfeldbruck an und ist Teil der Verwaltungsgemeinschaft Mammendorf. Die Ortskapelle trägt den Namen "Pater Rupert Mayer Kapelle". Der aktuelle Bürgermeister heißt Mathias Ettenberger und gehört der CSU an.


Haspelmoor liegt in Bayern auf Vorlage:Koordinate Text Artikel. Er liegt circa 540 m über NN.

Das Moor

Geschichtliche Entwicklung

Namen des Moores: Fürchelmoos (1362), Fuhrmoos (1791), Hattenhofer Moos (um 1800) und Haspelmoos.

In den Jahren 1838/39 wurden Teile für den Bau der Eisenbahnstrecke München - Augsburg zum Teil entwässert. Es war die erste Eisenbahntrasse die durch ein Moor geführt wurde. 1853 wurde der Bahnhof Haspelmoor errichtet. Nach dem Bahnhof entstand die Königliche Torfgewinnungs-Anstalt in Haspelmoor, deren Direktor hieß Johann Nepomuk Haspel. Von 1846 bis 1875 ist großflächig Torf für den Betrieb von Lokomotiven gestochen worden. Von 1888 bis 1931 baute das Torfstreu- und Mullewerk Haspelmoor Torf ab. Er diente als Stallstreu und Isoliermaterial für Eiskeller und wurde in ganz Europa vertrieben. Neben der Torfnutzung hatte bereits 1910 die Kultivierung der abgetorften Flächen begonnen. Die Königliche Moorkulturanstalt bewirtschaftete 120 ha Anbaufläche die sie durch Entwässerung und Melioration herstellte. Weitere Entwässerungsarbeiten wurden ab 1933 vom Reichsarbeitsdienst und ab Kriegsbeginn von Kriegsgefangenen durchgeführt. Das neben dem Bahnhof erbaute Moorversuchsgut, welches die Kultivierungsmaßnahmen durchführte, wurde 1972 geschlossen. Bis ca. 1958 wurde von Anwohnern Torf als Brennmaterial gestochen. Seit 1990 wird durch den Anstau der alten Entwässerungsgräben eine Wiedervernässung des Moores erreicht. Das Moor worde erst 1985 unter Naturschutz gestellt.

Naturschutzgebiet Haspelmoor

Das Naturschutzgebiet ist 157,00 ha groß, inklusive der umliegenden Feucht-Torfwiesen erreicht das Gebiet eine Größe von ca. 370ha. Im süd-östlichen Teil befindet sich das Zentralmoor, durch die Bahnlinie getrennt, im nördlichen Teil, befindet sich das Rote Moos und das Biermösl .Im äußersten Süden stößt man auf das Nassenmoos. Das Moor wird nach Osten über das Einzugsgebiet der Maisach_(Fluss) und nach Westen über den Finsterbach in die Paar (Fluss) entwässert. Durch den östlichen Teil des Moores führt ein Exkursionspfad. Dieser ist mit einem roten Pfeil markiert. Der Exkursionspfad beginnt am Ortsrand von Haspelmoor an der Straße von Haspelmoor in Richtung Westen. Er endet an der Bahnlinie Augsburg - München. Dieser Weg ist auf den gängigen topografischen Karten nicht eingezeichnet. Der angelegte Pfad sollte nicht verlassen werden, da Hochmoorflächen äußerst trittempfindlich sind. Durch "inoffizielle" Pfade entsteht ein beträchtlicher Schaden an seltenenv Pflanzen des Morres. Ferner nutzt der Sandlaufkäfer offene Stellen als Kinderstube für seine Larven. Diese lauern in ihren bis zu 50cm tiefen Wohnröhren vorbeilaufenden Insekten auf. Durch Bodenverdichtung infolge von Trittschäden kann dieser Bestand gefährdet werden. Das NSG ist von starker regionaler Bedeutung für Flora, Fauna als auch für den Mensch. Dieser spezielle Lebensraum bietet angepassten Tieren und Pflanzen letzte Rückzugsmöglichkeiten und ist daher absolut schützenswert. In jüngster Zeit wird versucht den Wasserspiegel des Moorgebiets anzuheben, die Maßnahmen ließen einen idyllisch anmutenden See entstehen. Derlei Unternehmungen führen zwar zu einer Renaturierung des Moores, verdrängen aber auch bestimmte Gräser. Ein gewollter und positiver Nebeneffekt ist, daß durch den erhöhten Wasserspiegel Bäume und Sträucher auf den Hochmoorflächen absterben. Eine botanische Besonderheit dieses Moorgebiets ist das Vorkommen der Rosmarinheide, die Ausbreitung dieser seltenen Pflanze ist im Großraum Augsbug auf dieses Naturschutzgebiet begrenzt. Zudem kommt der überaus seltene rundblättrige Sonnentau vor. Er wächst selbst im Moor nur an bestimmten Stellen mit besonderem Boden/Licht/Feuchteklima. Das Schneidige Wollgras bildet auf den Hochmoorflächen einen konstanten Massenbestand aus, die Pflanze ist ein Relikt der Eiszeit. Das sonst triste Moor bietet zu einigen Jahreszeiten auch Blühaspekte. Das Schneidige Wollgras zeigt seine butergelben Blütenstände ab April und setzt im Sommer leuchtend weiße Schneeflocken in die grüne Moorwiese. Die spätsommerliche Blüte der purpufarbenen Besenheide beginnt im September.

Entstehung des Moores

Dieses Moor ist der nördlichste Hochmoorrest des bayerischen Alpenvorlandes, es liegt in einem flachen, rissglazialen Toteisbecken (Gelände-Hohlform) der Altmoränenlandschaft, entstanden durch den Isar-Loisach-Vorlandgletscher. Die Ablagerungen des Gletschers bilden die besondere Bodenform des betroffenen Landkreises Fürstenfeldbruck. Die Moorbildung begann nach den Eiszeiten im Holozän, die Mächtigkeit des Torfkörpers kann im zentralen Bereich bis zu drei Meter betragen (Torfzuwachs im Jahr max. 1mm). Die Altmöränen stammen aus dem Pleistozän, ihr Gestein/Untergrund besteht aus sandigem Kies bis tonigem Material, welches durch den Gletscher herangeschoben wurde. Die obersten Schichten weisen eine starke Witterungsschicht auf. Das Haspelmoor umfasst Nieder-, Zwischen- und Hochmooranteile. Das Gebiet ist bekannt als archäologische Fundlandschaft mit Siedlungshinterlassenschaften aus dem Spätpaläolithikum, dem Frühmesolithikum, dem Neolithikum, der Bronzezeit und der Latènezeit.

Erklärung der vorkommenden Moortypen

  • Niedermoor: Dieser Moortyp entsteht in Senken, Flussniederungen, Mulden, an Hängen bei Quellaustritten oder können auch verlandete Seeflächen sein. Sie wachsen meist nur geringfügig in die Höhe. Sie werden bis an die Mooroberfläche von mehr oder weniger nährstoffreichem Grund-, Quell- oder Sickerwasser durchsetzt. Ihre Vegetation ist im Vergleich zum Hochmoor artenreich und besteht hauptsächlich aus Schilfgräsern, Binsen, Sauergräsern und Moosen. Durch den großen Nährstoffreichtum und dem daraus resultierenden hohen Anfall an absterbender Pflanzenmasse, die langsamer abgebaut wird als ihr Zuwachs beträgt, entsteht unter Sauerstoffmangel Torf. Der pH-Wert bleibt unterhalb der Neutralgrenze von 7,0. Die Niedermoorentwicklung bildet die Grundlage für die umliegenden Streuwiesen .
  • Zwischenmoor: Zwischen- oder Übergangsmoore bezeichnen Übergangsstadien von Nieder- zu Hochmooren. Während mit dem Begriff Übergangsmoor mehr die Sukzession vom Nieder- zu Hochmoor betont wird, beschreibt der Begriff Zwischenmoor eher die vegetationsökologische Zwischenstellung. Die Vegetation besteht aus typischen Arten beider Moortypen und kann zum Teil mosaikartig gemischt sein.
  • Hochmoor: Dieser Moortyp wird auch Regenmoor oder ombrotrophes Moor genannt. Hochmoore sind nährstoffarme, saure und nasse Lebensräume mit einer diesen extremen Bedingungen hochangepassten Flora und Fauna. Regenmoore werden im Gegensatz zu Niedermooren ausschließlich aus Niederschlägen (Ombrotrophie) und aus der Luft eingetragenen Nährstoffen genährt und stellen damit einen speziellen Moortyp dar, bei dessen jahrhunderte bis jahrtausende währenden Wachstum Torfmoose als Torfbildner eine entscheidende Rolle spielen.. Sauerstoffmangel und hoher Säuregrad im ständig feuchten Substrat hemmen die Zersetzung von abgestorbenen Pflanzenteilen und führen zur Torfbildung. So wächst das Hochmoor sehr langsam über das Niveau des Grundwasserspiegels eines Niedrmoores hinaus.

Besonderheiten im Schutz des Moores

Das Gebiet wurde in die Liste der bayerischen Geotope aufgenommen, dies unterstreicht die Wichtigkeit des Naturschutzgebietes noch weiter. Im Umland des Moorgebietes befinden sich noch zahlreiche anmoorige Feuchtwiesen . Im Rahmen der "Unter-Schutzstellung" des Moores (Zentralmoor und Feuchtwiesen) wurde festgelegt, daß diese Streuwiesen weder entwässert,gedüngt, umgebrochen, beweidet oder aufgeforstet werden dürfen. Eine landwirtschaftliche Nutzung ist lediglich im Rahmen einer jährichen Mahd vorgesehn. Diese Mahd dient der Freihaltung von Gehölz.

Zustand des Moores

Noch immer befindet sich das Moor in einer Phase der Renaturierung, die Narben und Spuren früheren Abbaus sind noch immer sichtbar. Im laufe der Zeit haben sich Gräben und Vertiefungen mit Wasser gefüllt und "verheilen" langsam. Ein großes Problem stellt die zunehmende "Verbuschung" dar. Ein gesundes Moor sollte in weiten Teilen baumfrei sein, leider breitet sich Buschwerk immer mehr auf den Hochmoorflächen aus. Es besteht hauptsächlich aus Faulbaum, Kiefer und Birke. Das bayerische Forstamt versucht diese Entwicklung immer wieder durch Rodung aufzuhalten, man könnte allerdings behaupten das diese Maßnahmen nicht mit dem nötigen Ernst verfolgt werden. Ein solches Moorgebiet ist, ähnlich wie unsere Heiden eine Kulturlandschaft. Diese entstanden über Jahrhunderte hinweg durch menschliche Eingriffe. Werden diese Landschaften nicht mehr weiterhin gepflegt, verlieren sie den Charakter der Kulturlandschaft und sind verloren. In Bereichen die bereits völlig "verbuscht" sind, sterben die spezialisierten Hochmoorgräser ab. Der Moorcharakter geht durch den erhöhten Eintrag von Nährstoffen , auf Grund absterbender Pflanzenteile (Laub und Geäst von Bäumen), immer weiter verloren. Durch Trittschäden werden die empfindlichen Flächen weiter geschädigt, es sollten nur die ausgewiesenen Pfade begangen werden!

Tiere

Säugetiere

Vögel

Reptilien

Amphibien

Insekten

Pflanzen

Allgemein

Allgemein

Bäume

Pilze

Farne

Moose

Flechten

Naturstrukturierung

stark vereinfachte Übersichtskarte
stark vereinfachte Übersichtskarte

Weite Teile der Moorflächen sind bewaldet, es handelt sich um lichte Kiefern-Birkenwälder mit Übergang zu Mischwaldflächen. In den Randbereichen des Moores befinden Buchenbestände, welche an den nährstoffarmen Boden angepasst sind. In den unwegsamen Waldflächen stößt man immer wieder flache Moortümpel, hierhin haben sich seltene Pflanzenarten wie der Rundblättrige Sonnentau zurückgezogen. In weiten Teilen zeigt das Gebiet den Charakter einer offenen Landschaft. Es existieren ausgedehnte Flächen, die von der Luft aus gesehen länglichen Rechtecken gleichen. Diese Strukturen entstanden durch den Torfabbau, diese Flächen sind meist von einer dominierenden Pflanzenart bewachsen. Das Ergebnis ähnelt regelrecht Feldern die z.B. einen reinen Wollgras- oder Besenheidebewuchs aufweisen. Auf einigen Bereichen hat sich eine Moorheide entwickelt, welche einen trocken Charakter besitzt. Diese Flächen werden von zahlreichen Kleinseggen unterschiedlicher Art bevölkert. Auch die ganzjährigen Wasserflächen bestehen aus länglichen Rechtecken, das größte Staugewässer erreicht dabei eine Länge von 230 Metern bei einer Breite von 30 Metern.

Flächenangaben:

  • Reinfläche Besenheide: ca. 16000m²
  • Reinfläche Wollgras: ca. 30000m²
  • Offenes Wasser: ca. 6000m²
  • Länge des Pfades: ca. 1200m

Fotogalerie

Literatur

  • "Der Landkreis Fürstenfeldbruck. Natur - Geschichte - Kultur"

Hrsg. von Professor Dr. Hejo Busley, Toni Drexler, Dr. Carl A. Hoffmann, Dr. Paul-E. Salzmann und Prof. Dr. Klaus Wollenberg im Auftrag des Landratsamtes Fürstenfeldbruck 1992. 720 Seiten mit zahlreichen, zum Teil farbigen Abbildungen ISBN 3-9803189-0-7

  • "Berichte des Naturwissenschaftlichen Vereins fur Schwaben e.V." ( 95.Band 1991 Heft Nr.1 )

Bericht von Siegfried Hagspiel "Das Naturschutzgebiet Haspelmoor und seine Geschichte"

  • "Althegnenberg - Hörbach"

Hrsg. Toni Drexler, Angelika Fox

  • "Flora von Augsburg" ( 2.Bände & Nachtrag )

Hrsg. Fritz Hiemeyer

Siehe auch