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Eva Maria Welskop-Deffaa

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Eva Maria Welskop-Deffaa (2016)

Eva Maria Welskop-Deffaa (* 27. Februar 1959 in Duisburg) ist eine deutsche Volkswirtin, Ministerialdirektorin i. R., und ab 1.7. 2017 Vorstand Sozial- und Fachpolitik des Deutschen Caritasverbandes (DCV) in Freiburg.

Werdegang

Studium und Tätigkeiten

Welskop-Deffaa studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz Volkswirtschaftslehre und Geschichte. Nach ihrem Studienabschluss (Diplom-Volkswirtin Univ.) war sie zunächst wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Wirtschaftsgeschichte (Ordinarius Professor Knut Borchardt). Nach einem Postgraduiertenstudium am Europäischen Hochschulinstitut und freiberuflicher Tätigkeit war sie bis 1996 für einen Bundestagsabgeordneten tätig.

Für den Katholischen Deutschen Frauenbund arbeitete sie anschließend als Grundsatzreferentin und war von 1999 bis 2006 für das Zentralkomitee der deutschen Katholiken als Leiterin des Referates Wirtschaft und Gesellschaft tätig.[1]

Von 2006 bis 2012 war Welskop-Deffaa Ministerialdirektorin im Bundesfamilienministerium und Abteilungsleiterin für Gleichstellung und Chancengleichheit unter den Ministerinnen Ursula von der Leyen und Kristina Schröder. In dieser Funktion veranlasste sie den ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung und damit eine strategische Erweiterung der Gleichstellungspolitik um die Lebensverlaufsperspektive.[2]

Sie war Vorsitzende des Verwaltungsrates des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen (engl.: European Institute for Gender Equality)[3], einer in Vilnius ansässigen europäischen Agentur, die die EU-Länder und -Institutionen – namentlich die Kommission – in diesem Bereich unterstützt[4] und bis Juni 2012 Vertreterin der Bundesregierung im Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit.

Im März 2013 wurde sie in den ver.di-Bundesvorstand gewählt, dem sie bis Februar 2017 als hauptamtliches Mitglied angehörte. [5] Dort war sie zuständig für Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik, Arbeitsschutz und Vereinbarkeit von Pflege und Beruf. Zu ihrem Verantwortungsbereich gehörte die Vertretung der Migranten und Migrantinnen, der Erwerbslosen und der Schwerbehinderten in der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft. Sie vertrat ver.di als Arbeitnehmervertreterin im Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit und im Vorstand der Deutschen Rentenversicherung Bund. Sie setzte sich für eine Stärkung der Selbstverwaltung in den Sozialversicherungen ein und führte in diesem Aufgabenbereich in der Gewerkschaft ver.di zusammen mit abgeordnetenwatch das Online-Portal Sozialversicherung.watch ein. Es gewährleistet mehr Transparenz und Erreichbarkeit der Selbstverwalter/innen[6][7]

Zur Gewährleistung fairer Teilhabechancen von Menschen mit Handicap unterstützt Welskop-Deffaa in vielen Funktionen eine aktive Teilhabepolitik und die Arbeit der Schwerbehindertenvertretungen.[8]

Welskop-Deffaa vertritt arbeitsrechtlich einen "teilhabeorientierten Mutterschutz". Schwerpunkte ihrer Vorträge und Veröffentlichungen waren in den letzten Jahren zunehmend Fragen rund um die Arbeitswelt 4.0 - gemeinsam mit Peter Weiss MdB legte sie das Konzept der "Rente 4.0" vor.[9] Im Verwaltungsrat der BA und im Vorstand der Deutschen Rentenversicherung galt ihr Augenmerk der Integration von geflüchteten Frauen und Männern. [10]

Ihre Versetzung in den einstweiligen Ruhestand 2012 durch Familienministerin Schröder, für die keine Gründe genannt wurden, wurde von vielen Seiten kritisiert.[11][12] So beklagten die Sprecherinnen der Frauenbeauftragten in Deutschland in einem gemeinsamen Brief an die Bundeskanzlerin das "bestürzende Signal". Man habe wegen des Rauswurfs der "äußerst kompetenten, gut informierten und strategisch klugen Ansprechpartnerin" Welskop-Deffaa "die Gewissheit verloren", zusammen mit dem Ministerium an einem Ziel zu arbeiten.[13] Die Präsidentin des Deutschen Juristinnenbundes, Ramono Pisal, erklärte: "Mit der Entlassung von Frau Welskop-Deffaa verliert die Gleichstellungspolitik auf Bundesebene eine ihrer engagiertesten Vorkämpferinnen. Hoch kompetent, mit profunder Sachkunde und professionellem Augenmaß für das politisch Machbare war sie uns wie vielen weiteren Verbänden eine jederzeit aufmerksame und zugewandte Ansprechpartnerin.[14] Marlies Brouwers, Vorsitzende des Deutschen Frauenrates erklärte: „Mit Eva Maria Welskop-Deffaa verliert die Gleichstellungspolitik unseres Landes eine engagierte Kämpferin, der Deutsche Frauenrat eine kompetente und streitbare Gesprächspartnerin.“[15] Die Vorsitzende des UN Women Nationales Komitee Deutschland e.V., Karin Nordmeyer, sagte: „Die Frühverrentung unserer kompetenten Ansprechpartnerin und überzeugten Verfechterin für die Chancengleichheit der Frauen bedeutet einen großen Rückschlag für die Gleichstellungspolitik in unserem Land und in internationalen Bezügen“. Außerdem verliere das Ministerium mit ihrem Weggang ein hohes Maß an Kenntnis in der nationalen und internationalen Frauenpolitik und an Erfahrung mit deren Netzwerken.[16]

Am 15. November 2016 wurde Eva Welskop-Deffaa vom Caritasrat in Berlin als Vorstand Sozial- und Fachpolitik des Deutschen Caritasverbandes (DCV) gewählt. Frau Welskop-Deffaa wird diese Funktion als Nachfolgerin von Dr. Georg Cremer zum 1. Juli 2017 übernehmen. Sie ist die erste Frau im Vorstand des Deutschen Caritasverbandes.[17][18]

Ehrenamtliches Engagement

Welskop-Deffaa war lange Jahre (bis 2014) stellvertretende Vorsitzende des Hildegardis-Vereins, eines Vereins zur Förderung von Frauenstudien in Deutschland mit Sitz in Bonn.[19] Sie initiierte die Ausrichtung des Vereins auf den Förderschwerpunkt Inklusion und verantwortete das bundesweit erste Mentoring-Programm für Studentinnen mit Behinderung.[20] Bis heute leitet sie den Steuerungskreis des Hildegardis-Vereins für das vom BMBF geförderte Nachfolgeprojekt "Lebensweg inklusive". Welskop-Deffaa ist stellvertretende Vorsitzende des Beirats des Instituts für Diversitätsforschung der Universität Göttingen, Kassenprüferin von UN Women, Nationales Komitee Deutschland, Bonn, Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften (ICS) Münster und Mitglied im Aufsichtsrat der Genossenschaft WeltladenZeichenderZeit in Berlin.

Sie war bis November 2013 Sprecherin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken für den Sachbereich 3: Grundfragen der Arbeit, der Wirtschaft, der Finanzen und der Sozialordnung (Gesellschaftliche Grundfragen). Unter ihrem Vorsitz entstand die ZdK-Erklärung "Soziale Lebenslaufpolitik. Zukunft wagen in einer Gesellschaft des langen Lebens".[21] Darüber hinaus war sie Mitglied der Leitung des 99. Deutschen Katholikentags 2014 in Regensburg.[22]

Seit Mai 2013 ist sie Mitglied im Bundesvorstand der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft Deutschlands. Sie war 2014/15 Mitglied der CDU-Zukunftskommission "Zusammenhalt der Gesellschaft", 2016 wurde sie von Peter Tauber in den Bundesfachausschuss Arbeit und Soziales der CDU Deutschlands berufen. Bis 2006/07 war sie aktiv in der Kommunalpolitik - als Ratsfrau in Hürth und als Mitglied des Kreistags des Rhein-Erft-Kreises. Im Rhein-Erft-Kreis war Welskop-Deffaa Vorsitzende des Verkehrsausschusses, im Stadtrat lagen ihre Schwerpunkte in der Schul- und Kulturpolitik.

Privatleben

Welskop-Deffaa ist verheiratet und Mutter dreier erwachsener Kinder.[23]

Publikationen

In Publikationen hat sich Welskop-Deffaa mit Fragen der Gleichstellungs- und der Lebenslaufpolitik befasst.[24][25] Ihr besonderes Augenmerk gilt der gleichberechtigten Teilhabe von Frauen am Erwerbsleben [26] Themen wie Minijobs, gute Arbeit im Privathaushalt und Erwerbshybridisierung. Außerdem beschäftigt sie sich mit Fragen der Alterssicherung - gerade auch im Kontext der Digitalisierung ("Rente 4.0") und rechtlichen Rahmenbedingungen von Ehe und Familie (vor allem zum Ehegüterrecht). Weitere Themenschwerpunkte sind "good governance" (Selbstverwaltung in den Sozialversicherungen) und "Diversity/Vielfalt", Nichtdiskriminierung und Religionsfreiheit.

Literatur

  • Eva Maria Welskop-Deffaa: Lebenslaufpolitik- Anforderungen an Generationen- und Geschlechtergerechtigkeit in einer Gesellschaft des langen Lebens. In: Jahrbuch für christliche Sozialwissenschaften. Nr. 53. Aschendorff, 2012, ISSN 0075-2584, S. 17–37 (Datenbankeintrag [abgerufen am 24. Juni 2014]).
  • Eva Maria Welskop-Deffaa: Watch the gap. In: Herder Korrespondenz. Band 67, Nr. 1, 2013, ISSN 0018-0645.
  • Eva Maria Welskop-Deffaa: Lebensfair läufe im demografischen Wandel. In: Salzkörner. Band 19, Nr. 2. Zentralkomitee der deutschen Katholiken, 24. April 2013 (online).
  • Eva Maria Welskop-Deffaa: Neue Wege – gleiche Chancen. Partnerschaft und Verantwortung im Lebensverlauf. In: Gerd Brudermüller, Barbara Dauner-Lieb, Stephan Meder (Hrsg.): Beiträge zu Grundfragen des Rechts. Wer hat Angst vor der Errungenschaftsgemeinschaft? 1. Auflage. Band 011. V&R unipress, Göttingen 2013, ISBN 978-3-8471-0096-6, S. 7–12 (193).
  • Eva Maria Welskop-Deffaa: Lebensfair läufe im demografischen Wandel. In: Salzkörner. Band 19, Nr. 2. Zentralkomitee der deutschen Katholiken, 24. April 2013 (online).
  • Eva Maria Welskop-Deffaa: Solidarität unter Ungleichen. Gesellschaftlicher Zusammenhalt und Vermögensverteilung in Deutschland. In: Politische Meinung. Vermögen. Reichere Reiche? Ärmere Arme? Mittellose Mitte? Ausgabe 532 2015. Konrad-Adenauer-Stiftung, 2015, ISSN 0032-3446, S. 25–30.
  • Stefanie Nutzenberger, Eva Maria Welskop-Deffaa (Hrsg.): Aufregend bunt, vielfältig normal! – Managing Diversity in Betrieb und Verwaltung. 2014, ISBN 978-3-89965-631-2.
  • Eva Maria Welskop-Deffaa: Religiöse Vielfalt am Arbeitsplatz. In: Gegenblende. Das gewerkschaftliche Debattenmagazin, Nov/Dez 2014. (online [abgerufen am 29. März 2015]).
  • Stephan Rixen, Eva Maria Welskop-Deffaa (Hrsg.): Zukunft der Selbstverwaltung - Responsivität und Reformbedarf. 2015, ISBN 978-3-658-09833-9.
  • Eva Maria Welskop-Deffaa: Bewegungsfreiheit. Geflüchtete Frauen in Deutschland. In: Marianne Heimbach-Steins (Hrsg.): Zerreißprobe Flüchtlingsintegration. Theologie kontrovers. Zerreißprobe Flüchtlingsintegration. Herder, Freiburg 2017, ISBN 978-3-451-37618-4, S. 97–108 (219).
  • Eva Maria Welskop-Deffaa: Alterssicherung in der Arbeitswelt 4.0 - Fitnesscheck für Adenauers Produktivitätsrente. Hrsg.: Thomas Köster. 1. Auflage. Herder, Freiburg 2016, ISBN 978-3-451-37706-8, S. 146–153 (240).
  • Theresa M. Straub/Eva Maria Welskop-Deffaa: Lebensweg inklusive - Der biographische Ansatz im Konzept der KompetenzTandems. Hrsg.: Mechthild Bereswil/Johanna Zühlke. 1. Auflage. kassel university press, Kassel 2016, ISBN 978-3-7376-0102-3, S. 180–186 (200).

Einzelnachweise

  1. Eva M. Welskop-Deffaa. In: www.fidar.de. Abgerufen am 24. Juni 2014.
  2. Mika kritisiert Schröders "Strafaktion gegen eine missliebige Mitarbeiterin". Deutschlandradio, 18. Juli 2012, abgerufen am 23. Oktober 2012 (Interview mit ehemaligen "taz"-Chefredakteurin Bascha Mika).
  3. Current Management Board (Memento vom 23. Mai 2012 im Internet Archive)
  4. http://europa.eu/agencies/regulatory_agencies_bodies/policy_agencies/eige/index_de.htm
  5. taz: Ein langer Weg in die Spitze, Welskop-Deffaa
  6. Tag der Selbstverwaltung 2014. In: verdi.de. ver.di, 16. Mai 2014, abgerufen am 30. Juni 2014.
  7. Starke Selbstverwaltungen brauchen starke Gewerkschaften. (PDF) In: Industrie Report. ver.di, , abgerufen am 30. Juni 2014.
  8. Show Arbeitsbedingungen von Menschen mit Behinderung: PK mit u.a. Eva Welskop-Deffaa am 18.09.2014 auf YouTube
  9. Die Rente 4.0 - Das Konzept der dynamischen Rente für die Arbeitswelt der Zukunft. (PDF) Abgerufen am 2. März 2017.
  10. Einstiegsqualifizierung für Geflüchtete bei der Deutschen Rentenversicherung Bund. ver.di, abgerufen am 2. März 2017.
  11. tagesschau.de vom 17. Juli 2012: Schröder schweigt zu Entlassungsgründen (dead link) (Memento vom 20. Juli 2012 im Internet Archive)
  12. tagesspiegel.de vom 17. Juli 2012: Kopfschütteln bei den Frauen in der CDU
  13. Robert Roßmann: Umbau im Familienministerium. Rauswurf der letzten Hoffnung. in sueddeutsche.de vom 16. Juli 2012
  14. http://www.aviva-berlin.de/aviva/Found.php?id=141257
  15. http://www.frauenrat.de/deutsch/presse/pressemeldungen/pressemeldung/article/die-gleichstellungspolitik-verliert-eine-engagierte-kaempferin.html
  16. http://www.unwomen.de/?p=1361
  17. Homepage Caritasverband, www.caritas.de
  18. Dennis Hansen: Eine katholische Feministin. In: Wohlfahrt intern. Nr. 3/2017. Röthig Medien Verlags GmbH, Berlin März 2017, S. 20–23.
  19. Vorstand. In: www.hildegardis-verein.de. , abgerufen am 24. Juni 2014.
  20. Türen öffnen – Wege ebnen: Das bundesweit erste Mentoring-Programm für Studentinnen mit Behinderung. (PDF) In: www.hildegardis-verein.de. Hildegardis-Verein e.V., , abgerufen am 24. Juni 2014.
  21. http://www.zdk.de/veroeffentlichungen/pressemeldungen/detail/ZdK-Sprecherin-fordert-menschenwuerdige-Arbeit-fuer-Hausangestellte-796d/
  22. http://www.katholikentag.de/ueber_uns/gremien/katholikentagsleitung.html
  23. http://www.cyou2011.sexualaufklaerung.de/index.php?docid=141
  24. Soziale Lebenslaufpolitik: Zukunft wagen in einer Gesellschaft des langen Lebens. In: www.zdk.de. Zentralkomitee der deutschen Katholiken, 22. November 2013, abgerufen am 24. Juni 2014.
  25. Soziale Lebenslaufpolitik: Zukunft wagen in einer Gesellschaft des langen Lebens. (PDF) In: www.zdk.de. Zentralkomitee der deutschen Katholiken, 22. November 2013, abgerufen am 24. Juni 2014.
  26. Equal Pay Day Forum am 18. November 2015 in Frankfurt am Main. Abgerufen am 22. März 2016.