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Konradin

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Konradin von Hohenstaufen im Codex Manesse, Anfang 14. Jahrhundert

Konradin von Hohenstaufen (* 25. März 1252 auf der Burg Wolfstein bei Landshut; † 29. Oktober 1268 in Neapel hingerichtet) war seit 1254 Herzog von Schwaben, nannte sich König von Jerusalem, beanspruchte das Königreich Sizilien und war letzter legitimer männlicher Erbe des Kaiserhauses der Staufer.

Leben

Der Kindkönig

Konradin, der Sohn des deutschen Königs Konrads IV., der zugleich legitimer König von Sizilien und Jerusalem war, sowie der Elisabeth von Bayern, wurde nach dem Tod seines Vaters am 21. Mai 1254 der Vormundschaft seines Onkels, des Herzogs Ludwig II. von Bayern unterstellt. Dieser setzte für den Zweijährigen die formelle Anerkennung als Herzog von Schwaben durch. Konradin war zugleich Titularkönig von Jerusalem.

Sein italienisches Erbe wurde durch seinen dort anwesenden Onkel Manfred verwaltet, der sich allerdings 1258 selbst zum König von Sizilien krönen ließ. Papst Alexander IV. forderte überdies 1255 alle Lehnsleute und Adligen im Herzogtum Schwaben auf, sich von Konradin loszusagen, und verbot 1256 seine Wahl zum römisch-deutschen König. 1257 wurde Richard von Cornwall zum König gewählt. Herzog Ludwig von Bayern gab ihm seine Stimme unter dem Vorbehalt, dass Konradin das Herzogtum und das staufische Erbe behalten dürfe. 1262 begleitete er Konradin zur förmlichen Besitzergreifung nach Schwaben.

Konradin in Italien

Nachdem Manfred 1266 in der Schlacht bei Benevent gefallen war und sein Reich an den vom Papst begünstigten Karl I. von Anjou verloren hatte, zog Konradin 1267 auf Bitten der italienischen Stauferpartei, der Ghibellinen, selbst nach Italien, woraufhin ihn Papst Clemens IV. bannte. Aus Deutschland erhielt er nur wenig Hilfe, als einzige bedeutende deutsche Herren begleiteten ihn Herzog Ludwig II. von Bayern, Graf Rudolf von Habsburg und sein Stiefvater Graf Meinhard II. von Tirol-Görz bis Verona. Daneben bestand seine Begleitung aus Angehörigen des deutschen Niederadels und dem aus seiner Heimat vertriebenen Herzog Friedrich I. von Österreich-Baden. Sein hauptsächlicher Rückhalt waren die ghibellinischen Städte Mittelitaliens, allen voran Pisa, mit deren Hilfe es ihm gelang, Rom zu besetzen. Hier schloss sich ihm Heinrich von Kastilien an, ein Bruder des Königs Alfons X. von Kastilien.

Gefangennahme und Hinrichtung

Beim Versuch, die Sarazenen von Lucera (Apulien) zu erreichen, die zu seinen Gunsten rebelliert hatten, wurde sein Heer am 23. August 1268 in der Schlacht bei Tagliacozzo von den Truppen Karls von Anjou, der vom Papst mit Sizilien belehnt worden war, vernichtend geschlagen. Konradin entkam zwar zunächst der Gefangennahme, wurde aber bei Astura von Giovanni Frangipani aufgegriffen und an Karl von Anjou ausgeliefert. Dieser ließ Konradin nach einem Scheinprozess zusammen mit zehn bis fünfzehn Begleitern, darunter auch Friedrich I. von Baden, am 29. Oktober 1268 wie einen Verbrecher auf der Piazza del Mercato in Neapel öffentlich enthaupten und in ungeweihter Erde verscharren.

Nach Konradins Tod

Reaktionen auf die Hinrichtung

Die Mehrzahl der Zeitgenossen fassten diesen Umgang mit einem Königssohn als ungeheuerliches Verbrechen auf, „eine Überschreitung der Schranken, die den Völkern seit Jahrhunderten von Recht und Sitte gezogen worden waren“ (Ferdinand Geldner). Besonders groß war das Entsetzen bei den italienischen Ghibellinen.

Bestattung

Die Gebeine Konradins und Friedrichs wurden später in der Kapelle Santa Maria del Carmine unter dem Hauptaltar beigesetzt. 1847 ließ der damalige Kronprinz und spätere König Maximilian II. von Bayern dort ein Denkmal von Bertel Thorvaldsen errichten, in dessen Sockel die Gebeine des letzten Staufers heute ruhen.

Das Ende der Staufer

Mit Konradin endete der letzte legitime Erbe des Kaisergeschlechts der Staufer im Mannesstamm. Überlebt wurde er lediglich von Enzio (um 1215-1272), einem unehelichen Sohn seines Großvaters Friedrich II., der jedoch bis zu seinem Tod in Bologna gefangen gehalten wurde. Kinder hatte er keine, denn er war zwar mit Sophie von Landsberg verheiratet gewesen, die Ehe war jedoch nicht vollzogen worden.

Bedeutung

Von Bedeutung ist Konradin für die Geschichte Bayerns, da er Herzog Ludwig II. für seine Heerfolge nach Italien Besitzungen in der Oberpfalz, um Sulzbach, in Südwestbayern und bayerisch Schwaben abtrat (Konradinische Schenkung). Nach 1270 trat in Deutschland ein falscher Konradin auf.

Literarisches Nachleben

Mit seinem tragischen Schicksal hat der letzte Staufer in besonderer Weise Schriftsteller und Dramatiker inspiriert. Über 100 Konradin-Dramen und Fragmente sind seit dem 18. Jahrhundert bekannt, weiterhin zahlreiche Gedichte, Oden und andere lyrische Arbeiten und Prosatexte. Zu den Dichtern und Autoren, die sich mit Konradin beschäftigt haben, gehören Friedrich Schiller, August Graf von Platen, Gustav Schwab, Conrad Ferdinand Meyer, Agnes Miegel, Theodor Körner, Ludwig Uhland und Konrad Weiß.

Literatur

  • Chiusano, Italo: Konradin, der letzte Staufer. München, Beck, 1992.
  • Geldner, Ferdinand: Konradin, das Opfer eines großen Traumes : Größe, Schuld und Tragik der Hohenstaufen. Bamberg, Meisenbach, 1970 (vol. 1-2).
  • Hampe, Karl: Geschichte Konradins von Hohenstaufen. Leipzig, Koehler, 3. Auflage 1942.
  • Migge, Walter: Die Staufer in der deutschen Literatur seit dem 18. Jahrhundert. In: Die Zeit der Staufer : Geschichte, Kunst, Kultur. Stuttgart, Württembergisches Landesmuseum, 1977 (Band III, Aufsätze, S. 275 - 290).
  • Mühlberger, Josef: Konradin von Hohenstaufen. Der Letzte eines großen Geschlechts.Esslingen, Bechtle, 1982.
  • Pfister, Kurt: Konradin. Der Untergang der Hohenstaufen. München, Hugendubel, 1941.
  • Ullrich, Hans Uwe: Konradin von Hohenstaufen: Die Tragödie von Neapel. München, Universitas, 2004.
  • Hans Schlosser: Corradino sfortunato?: Opfer der Machtpolitik? Zu Verurteilung und Hinrichtung des letzten Hohenstaufen in: "Panta rei". Studi dedicati a Manlio Bellomo a cura di O. Condorelli, vol. 4, Roma 2004, pp. 111 - 131.


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