Richard-Sorge-Straße

Die Richard-Sorge-Straße ist eine Straße im Berliner Stadtteil Friedrichshain. Sie führt von der Landsberger Allee bis zum Weidenweg und wurde benannt nach dem Journalisten Richard Sorge, der als Spion für die Sowjetunion in Japan tätig war.
Namensgebung und Straßengeschichte
Die Straße erhielt den Namen Richard-Sorge-Straße am 17. September 1969, davor hieß sie seit dem 8. März 1883 Tilsiter Straße. An diesen Namen erinnert bis heute das Kino "Tilsiter Lichtspiele" im Haus Nr. 25A.
Besonderheiten
In der Richard-Sorge-Straße stehen mehrere Gebäude unter Denkmalschutz. Eines davon ist die ehemalige Bonbon-, Marzipan- und Schokoladenfabrik in der Nr. 21A, die heute als Ernst-Lemmer-Haus bekannt ist. Auch die an der Landsberger Allee befindliche ehemalige Aktienbrauerei Friedrichshöhe, von der Teile in der Richard-Sorge-Straße Nr. 51 bis 62 stehen, ist geschützt. Ebenso geschützt sind die hölzerne Christuskirche in der Nr. 14/15 sowie die Häuser 7 bis 9 und 83 bis 84, die ein Teil des Denkmalbereiches Karl-Marx-Allee sind. Am Haus Nr. 8 befand sich eine Erinnerungstafel für Richard Sorge, die heute nicht mehr existiert. Den beiden ehemaligen Mitgliedern der Sorge-Gruppe Anna Christansen-Clausen und Max Christiansen-Clausen wird mit einer Gedenktafel am selben Haus gedacht. Sie haben nach dem 2. Weltkrieg in diesem Haus gewohnt. Weitere Gedenktafeln erinnerten an die NS-Widerstandskämpfer Eugen Neutert (Nr. 65) und Heinz Nawrot (Nr. 10); diese Tafeln wurden jedoch von Unbekannten demontiert.
Das Ernst-Lemmer-Haus
Das heutige Ernst-Lemmer-Haus ist eine ehemalige Süßwarenfabrik in der Nr. 21A. Heute befindet sich in diesem Gebäude die Hauptverwaltung des Landesverbandes Berlin des Unionhilfswerkes (UHW). Das Gebäude mit den zwei Höfen wurde vom Architekten Reinhard Brehm als Wohnhaus mit Fabrikgebäude konstruiert und 1896/97 als eines der ersten Bauten im Südteil der damals noch als Tilsiter Straße bezeichneten Trasse erbaut. Bereits 1905 wurde das Gebäude durch eine Klinik bezogen und die Süßwarenproduktion wurde eingestellt. 1922/23 bezog die Firma Osram das Gebäude und 1926/27 die Norddeutsche Schriftgießerei.
Der Gebäudekomplex besteht aus zwei Teilen. Das Wohnhaus ist mit verschiedenen Verzierungen im Stil des Rokoko bestückt, das im Hof stehende Fabrikgebäude ist vierstöckig und mit gelben und roten Ziegeln verblendet sowie mit sehr großen Fenstern ausgestattet. Beide Teile gehören heute dem Unionhilfswerk, das Wohnhaus wurde vorher von der Wohnungsbaugesellschaft Friedrichshain (WBF) verwaltet, das Fabrikgebäude von der Treuhandanstalt. Mit Hilfe der Berliner Denkmalbehörden konnte das UHW beide Gebäude bis zum Jahr 2000 fachgerecht restaurieren, bereits 1997 verlegte es seinen Hauptsitz von Berlin-Dahlem in diese Gebäude. Es wurde benannt nach Ernst Lemmer (1898-1970), dem ehemaligen Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen.
Das Tilsiter Lichtspielhaus
Das Kino "Tilsiter Lichtspiele" wurde 1910 als kleines Kino im Erdgeschoss des Wohnhauses in der Richard-Sorge-Straße 25A gegründet und blieb bis 1961 in Betrieb, danach wurde es geschlossen. Eine Wiedereröffnung erfolgte nach über 30 Jaren im Jahr 1994. Seitdem wird das Kino von einem kleinen Verein in Eigeninitiative betrieben. Durch den Einbau eines Lokals im Eingangsbereich wurde der Zuschauerraum etwas verkürzt, er bietet heute etwa 60 Besuchern Platz.
Die hölzerne Christuskirche

Die Christuskirche ist eine methodistische Kirche in der Richard-Sorge-Straße 14/15. Der erste Kirchenbau fand an dieser Stelle bereits 1895 für die bereits 1888 gegründete Elim-Gemeinde statt. Dabei handelte es sich um einen neugotischen Bau ohne Turm. Diese Kirche wurde zum Ende des 2. Weltkriegs 1945 zerstört. Durch Spenden amerikanischer Methodisten konnte eine Notkirche aus Holz gebaut werden, die von der schwedischen Baufirma "WST Blockhus" gebaut wurde. Kurz nach der Fertigstellung gingen allerdings Teile der Kirche in Feuer auf, worauf eine Erneuerung mit besseren Sicherheitsvorkehrungen erfolgte.
Die mit einem flachen Satteldach und einem sehr kleinen Glockenturm ausgestattete Holzkirche wurde für etwa 400 Personen gebaut. Sie überstand die DDR-Zeit unbeschädigt und sollte in den 1990er Jahren durch einen Neubau ersetzt werden. Stattdessen wurde sie unter Denkmalschutz gestellt und dient heute neben Gottesdiensten auch als Raum für Konzerte.
Literatur
- Dagmar Girra: Berlins Straßennamen – Friedrichshain. Edition Luisenstadt 1996 ISBN 3-89542-084-0
- Hans-Jürgen Mende und Kurt Wernicke (Hrsg): Berliner Bezirkslexikon Friedrichshain-Kreuzberg, Haude & Spener Berlin 2003 ISBN 3-77590-474-3