Armenien
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Amtssprache | Armenisch | ||||
Hauptstadt | Eriwan | ||||
Staatsform | Präsidialrepublik | ||||
Staatsoberhaupt | Robert Kotscharjan | ||||
Premierminister | Andranik Markarjan | ||||
Fläche | 29.800 km² | ||||
Einwohnerzahl | 2.991.360 (Stand Juli 2004) | ||||
Bevölkerungsdichte | 100 Einwohner pro km² | ||||
BIP/Einwohner | 725 US-$ (2004) | ||||
Unabhängigkeit | von der Sowjetunion am 21. September 1991 | ||||
Währung | Dram | ||||
Zeitzone | UTC +4 | ||||
Nationalhymne | Mer Hayrenik | ||||
Kfz-Kennzeichen | ARM | ||||
Internet-TLD | .am | ||||
Vorwahl | +374 | ||||
Karte Asien, Armenien hervorgehoben | |||||
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Armenien (armen. Հայաստան/Hajastan) ist ein Binnenstaat im Kaukasus (Vorderasien). Es liegt im Bergland zwischen Georgien, Aserbeidschan, dem Iran und der Türkei. Das Land entspricht dem nordöstlichen Teil des früher größeren Armeniens und erlangte mit Auflösung der UdSSR 1991 seine Unabhängigkeit.
Geografie
Armenien liegt zwischen 38° 51' und 41° 16' nördlicher Breite sowie 43° 29' und 46° 37' östlicher Länge und umfasst ein Gebiet von 29.800 km² im Nordosten des Armenischen Hochlands (d.h. im Kaukasus). Es grenzt im Westen an die Türkei, im Südwesten an die Aserbaidschanische Exklave Nachitschewan, im Süden an den Iran, im Osten an Aserbaidschan und im Norden an Georgien.
Armenien gilt im deutschen Sprachraum traditionell als Teil Asiens, ist aber unter anderem Mitglied des Europarates. Sollte sich Armenien in Zukunft tiefer als bisher in die europäischen politischen und wirtschaftlichen Strukturen integrieren, könnte sich diese Bewertung verändern, weil es sich beim Begriff Europa eher um einen kulturellen Begriff handelt (man denke z.B. an Zypern).
Armenien ist ein ausgeprägtes Gebirgsland – 90% der Landesfläche liegen mehr als 1.000 m über dem Meeresspiegel, die mittlere Höhe beträgt 1800 m. Von Norden her erstrecken sich die über 3.000 m hohen Ausläufer des Kleinen Kaukasus. Die höchste Erhebung ist der erloschene Vulkan Aragats (4090 m) (unweit des biblischen Ararat), der tiefste Punkt liegt rund 380 m hoch am Ufer des Araks‘ an der Grenze zur Türkei. Das Gebiet liegt in einem Faltengebirge – es entstand und verändert sich nach wie vor durch den Zusammenstoß der Eurasischen Platte mit der Arabischen Platte – und ist dementsprechend stark erdbebengefährdet (siehe auch Störungslinie). Das Gestein ist oft vulkanischen Ursprungs. Unter den nachgewiesenen Bodenschätzen sind verschiedene Kupferoxide am wichtigsten, die als Nebenprodukt Molybdän, Eisen und Gold enthalten, außerdem Uran, verschiedene Halbmetalle, Halbedelsteine und Gesteinssorten wie Tuff, Basalt, Marmor u.a. Hinzu kommen Mineralwässer für Heilzwecke und den Alltagsgebrauch.
Der größte See Armeniens ist der östlich von Eriwan ca. 1.900 m hoch gelegene Sewansee mit einer Fläche von 1.417 km². Die längsten Flüsse Armeniens sind Arax, Worotan und Kasah.
Städte
Die größten Städte und deren Einwohnerzahlen (Januar 2005) sind:
- Eriwan: 1.093.499
- Gjumri: 148.383
- Wanadsor: 107.394
- Etschmiadsin: 49.514
- Hrasdan: 40.796
Siehe auch Liste der Städte in Armenien

Klima
Das Territorium der Republik Armenien liegt zwar in den Subtropen, durch die beträchtlichen Höhenunterschiede – der Aragats (4090 m) und der tiefste Punkt am Arax (rund 380 m) liegen z.B. nur rund 80 km voneinander entfernt – und die kleinteilige Landschaft ergeben sich jedoch unterschiedliche lokale Klimaten. Einerseits wirken die nahen Meere ausgleichend, andererseits begünstigen die Hochgebirge der Umgebung extreme Schwankungen. Die hohen Gipfel des Kaukasus wirken starken Kälteeinbrüchen von Norden her entgegen. In den Tälern und Niederungen ist das Klima kontinental, wobei die Mittagstemperaturen im Sommer meistens über 30 liegen, in den Bergen insgesamt etwas kühler und an der Grenze zum Iran subtropisch und sehr trocken.
Siehe auch Klima Eriwans
Pflanzen- und Tierarten

Das Gebiet der Republik Armenien ist artenreich, es gibt eine Vielzahl endemischer Arten. In der Araxniederung finden sich Salzpflanzen. Bis zu einer Höhe von 1400 m sind Artemisia weit verbreitet. Im gebirgigen Gelände wachsen viele dornige Sträucher (u.a. Disteln). Im Hochgebirge treten vermehrt xerophile Pflanzen auf. Um 1900 waren noch rund 25% [1] der Fläche von Bäumen oder Sträuchern bedeckt, 1964 noch

rund 15% [2], 2005 nur 8-10%. In Sangesur im Süden des Landes tritt Wald bis zu einer Höhe von 2400 m auf. In noch höheren Lagen ähnelt die Pflanzenwelt der der Alpen. Es gibt viele Reptilien, darunter die Armenische Felseidechse und Giftschlangen(z.B Vipern); unter den Spinnentieren auch Skorpione. In feuchten Niederungen leben Wildschweine, Schakale,Rehe, Nerze, Möwen und Adler; in den Steppen im Gebirge vor allem Nagetiere; in den Wäldern auch Syrische Braunbären,Wildkatzen und Wölfe.
Im Naturschutzgebiet Chosrow leben auch Luchse und einige Kaukasische Leoparden.
Armenien ist die Heimat des Granatapfels. Der lateinische Name der Aprikose (Prunus armeniaca) lautet übersetzt „armenischer Apfel“. Die Aprikose gehört zu den Symbolen Armeniens, daher auch die Farbe des untersten Streifens der Flagge Armeniens.
Bevölkerung und Kultur
Von den Einwohnern des Landes sind 95 % Armenier, 3 % Russen. Die restlichen zwei Prozent machen zu einem Großteil Kurden aus. In Armenien ist die natürliche Bevölkerungsentwicklung rückläufig. Zwischen 1991 bis 1998 sind ca. 740.000 bis 780.000 Menschen vor allem nach Russland und in andere Staaten der GUS emigriert.
Die armenische Sprache ist ein Teil der indogermanischen Familie, das armenische Alphabet wurde am Anfang des 5. Jahrhunderts durch Mesrop Maschtoz erstellt. Seit damals ist das Alphabet die feste Grundlage der nationalen Sprache und der Kultur geworden.
Die dominierende Religion im Land ist die Armenische Apostolische Kirche, ihr gehören etwa 94 % der Bevölkerung an. Sie spielt eine zentrale Rolle für die armenische Identität. Das Christentum ist tief verwurzelt, die Armenier sind sehr stolz darauf, dass Armenien 301 als erstes Land der Welt das Christentum zur Staatsreligion erhob. Es gibt eine katholische Minderheit des armenisch-katholischen Ritus, auch Armenisch-Katholische Kirche genannt. Zu den bedeutenden Minderheiten gehören Zeugen Jehovas (0,5 %), Die meisten Kurden Armeniens sind Jesiden.Aber wurden auch in den Jahren zwischen 1919 und 1921 über 300.000 sunnitischen Kurden seitens der vor-sowjetischen Faschistischen Armenischen Regierung aus dem fruchtbaren Erewan Raum ,ermordet und zwangsumgesiedelt. Viele dieser ( Erewan-Jerewan, Kurden leben Heute im benachbartem türk.Kars-Digor und Igdir. Über die Verschwundenen Karapapak-Terekeme Türken im Nordwestlichen Sirak , gibt es leider keine Angaben, laut zaristischen Quellen lebten vor 1919 noch über 170.000 Terekeme Türken, aber Heute lebt fast keiner mehr.??
Die Familie steht im Zentrum des Lebens. Die Familienbande sind bei Armeniern im Vergleich zu Deutschen extrem stark. Die Familien sind trotz der in der Sowjetunion „verordneten Emazipation“ patriarchalisch strukturiert, Kindererziehung gilt als Frauensache. Eine Ausnahmestellung hat dabei die Familienälteste (üblicherweise die Frau oder Witwe des Familienoberhauptes) inne: Sie wird hoch geachtet und übt auf diskrete Art und Weise oft den größeren Einfluss als das nominelle Familienoberhaupt. Überhaupt werden traditionell die Alten sehr geachtet (z.B. wird ein junger Anwalt einem alten Straßenfeger üblicherweise sehr respektvoll begegnen). Nachkommen ordnen sich in erwachsenem Alter sehr viel stärker ihren Eltern unter als Deutsche vergleichbaren Alters.
Kultur
Eriwan beherrbergt die zentralen Museen des Landes. Am bekanntesten ist wohl nationale Kunstgalerie mit mehr als 16.000 Werken. Die Bestände der Sammlung gehen bis ins Mittelalter zurück. Die Hauptstadt kann zudem ein Museum für moderne Kunst und ein Martiros Saryan Museum vorweisen. In den letzten Jahren sind in Eriwan zudem zahlreiche private Galerien entstanden.
Das Nationalinstrument Armeniens ist das Duduk, ein Doppelrohrblattinstrument. Das Dudak spielt eine zentrale Rolle in der armenischen Volksmusik und ist außerhalb Armeniens insbesondere durch das Werk Djivan Gasparyans bekannt gemacht worden. Neben der traditionellen armenischen Musik gibt es in Eriwan auch international erfolgreiche klassische Orchester. Hervorzuheben sind hier insbesondere das armenische philharmonische Orchester und das nationale Kammerorchester Armeniens. Der wohl bekannteste Komponist des Landes ist Aram Chatschaturjan. Für weitere Komponisten, siehe die Liste armenischer Komponisten.
Schach ist ein in Armenien weit verbreiteter Sport, u.a. war der ehemalige Schachweltmeister Tigran Petrosjan Armenier. Fußball ist in Armenien eine populäre Sportart (siehe hierzu Fußball in Armenien), auch wenn sie die armenische Nationalmannschaft nie für eine Fußballwelt- oder Europameisterschaftsendrunde qualifizieren konnte.
Die Diaspora
Weniger als die Hälfte aller ethnischen Armenier (rund acht Millionen) lebt in der Republik Armenien. Seit Jahrhunderten gibt es armenische Gemeinschaften im Iran und in Georgien, seit dem Zwangsumsiedlung der Armenier im Osmanischen Reich ( 1915 ) gibt es traditionelle Gemeinschaften im Libanon, Frankreich und den Vereinigten Staaten. Seit 2000 ist die Diaspora in Russland die wichtigste (vor allem in Moskau und St. Petersburg). Die Überweisungen an Verwandte in der Heimat sind wichtig für die Übertragungsbilanz (Details siehe unter Wirtschaft). Armenien profitiert von einer Vielzahl von Stiftungen.
Siehe auch Armenier in Europa und Armenische Revolutionäre Föderation (eine in vielen Ländern aktive armenische Partei)
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte Armeniens
Frühgeschichte und Antike
Um 850 bis 600 v. Chr. befand sich das Reich von Urartu im Gebiet Armeniens. Etwa 518 v. Chr. wurde Armenien in das Perserreich der Achaimeniden eingegliedert, welches wiederum Alexanders des Großen (334-323 v. Chr.) in sein eigenes Reich eingegliederte.
188 v. Chr., nach der Niederlage des des größten Diadochenstaat, dem Seleukidenreich, gegen die Römer in der Schlacht von Magnesia erlangte die Dynastie der Artaxiaden die Macht. Sie etablierte Großarmenien als unabhängiges Königreich. Um 95 bis 55 v. Chr. erreichte der Artaxiadenstaat seinen Höhepunkt. Tigranes der Großeließ sich zum König der Könige ausrufen. Sein Bündnis mit Mithridates von Pontos brachte ihn in Konflikt mit den Römern, deren Oberhoheit er am letztendlich anerkennen musste.
Den in Mesopotamien und dem Iran herrschenden Parthern gelang es Vertreter des eigenen Herrscherhauses der Arsakiden (Arschakuni) auf den Thron zu setzen. Das Römische Reich erkannte dies 66 n. Chr. an.
Zwischen 252 und 297 gelang es den Sassaniden, Großarmenien unter ihren Einfluss zu bringen. Erst nachdem Diokletian die Sassaniden 297 besiegte, mussten diese die Oberhoheit aufgeben. Trdat III. aus dem Haus der Arsakiden bestieg den Thron und erklärte 301 n.Chr. das Christentum zur Staatsreligion. Armenien wurde so der erste christliche Staat der Welt. .
387 teilten Rom und das persische Reich der Sassaniden das großarmenische Königreich untereinander auf. In dieser Zeit entwickelten die Armenier eine hochstehende christliche Kultur, Literatur und Baukunst - vor allem nach der Schaffung eines eigenen Alphabets durch Mesrop Maschtoz im Jahr 405.

Als die Sassaniden unter Yazdegerd II. versuchten, die zoroastrische Staatsreligion in Armenien einzuführen, kam es zu einem Aufstand der Armenier. Es folgte ein langer Guerillakrieg, der schließlich mit der Anerkennung des Christentums 484 durch die Sassaniden endete.
Im 6. Jh. wurde Armenien zu einem der Hauptkampfgebiete zwischen dem Byzantinischen Reich und den Sassaniden. Von 591 bis etwa 640 gelang es den Byzantinern, den Großteil von Großarmenien unter ihre Kontrolle zu bringen. Allerdings führte die Besetzung zu Aufständen des armenischen Adels. Die Oberhoheit über das Gebiet wechselte mehrfach zwischen Byzanz und dem Kalifat.
Mittelalter

Bis 700 gelang es den arabischen Stämmen eine dauerhafte Herrschaft im Land zu erreichten. AUfstände des armenischen Adels schlugen sie nieder. Innerhalb des Adels kam es in dieser Zeit zu einem wechsel der führenden Familie: die Bagratiden (Bagratuni) übernahmen sie von den Mamikonean und konnten ihre Herrschaft auf Teile Georgiens ausdehnen.
Aschot I. gelangt es in der Schwächephase des Kalifats 885/886, wieder ein armenisches Königreich zu errichten, das sowohl der Kalif als auch der byzantinische Kaiser anerkannten. Aschot II. (915-928) brachte die Freiheitskämpfe zu einem vorläufig erfolgreichen Abschluss.
In der zweiten Hälfte des 11. Jh. ging das Reich durch unglückliche Kriege und innere Zwistigkeiten zugrunde. Byzanz ließ den letzten Herrscher ermorden. In der Folge gründenten armenische Flüchtlinge 1080 in Kilikien ein unabhängiges Fürstentum von Kleinarmenien unter den Rubeniden. Diese verbünden ten sich mit den Kreuzfahrern gegen Byzantiner und Türken. 1342 fiel das Königreich an die katholischen Lusignans von Zypern, kam aber bald darauf an die ägyptischen Mamluken und darauf zum osmanischen Reich.
Neuzeit und Gegenwart
Im siebten Russisch-Türkischen Krieg 1828 bis 1829 gelangte der östliche Teil Armeniens unter die Oberhoheit des Russischen Reiches. Nach dem neunten Russisch-Türkischen Krieg 1877 bis 1878 im Kontext der Balkankrise musste das Osmanische Reich im Frieden von San Stefano weitere Teile Ostarmeniens und die Provinzen Kars und Ardahan an Russland abtreten.
Am 24. April 1915 veranlasste die 1908 an die Macht gekommene und - im Gegensatz zur multikulturellen Politik des Osmanischen Reiches - nationalistisch orientierte jungtürkische Bewegung um Mustafa Kemal Atatürk die Verhaftung und Deportation armenischer Intellektueller in Istanbul und leitet damit den Völkermord an den Armeniern ein.

Von 1918 bis 1920 existierte die unabhängige Armenische Republik, die sich der Entente gegen die Mittelmächte anschloss. Der Vertrag von Sèvres vom 10. August 1920, einer der Pariser Vorortverträge, die den Ersten Weltkrieg beendeten, sah die Unabhängigkeit Armeniens vor. Der Vertrag trat nie in Kraft, da ihn nicht alle Vertragsstaaten ratifizierten. Infolge des Griechisch-Türkischen Krieges (1919-1922) wurde der Vertrag von Sèvres im Vertrag von Lausanne zugunsten der Türkei revidiert. 1920 teilten die Türkei und die Sowjetrussland Rumänien unter sich auf. Nach Gründung der UdSSR 1922 wurde Ostarmenien ein Teil der Transkaukasischen Sozialistischen Föderalen Sowjetrepublik.
1936 wurde Ostarmenien eine formal eigenständige Unionsrepublik der Sowjetunion, die Armenische Sozialistische Sowjetrepublik. Sie entwickelte sich zu einem wichtigen Standort der chemischen Industrie, der Schuhindustrie und der Informatik. Viele elektronische Bauteile für die sowjetische Raumfahrt und auch Roboter wurden hier entwickelt. In der Sowjetunion war die Armenische SSR unter anderem wegen des warmen Klimas ein beliebtes Reiseziel.
Die Armenische SSR war seit dem Ende der achtziger Jahre neben der Estnischen SSR, der Lettischen SSR und der Litauischen SSR ein Zentrum der seperatistischen Bewegungen innerhalb der UdSSR. Zu dieser Zeit flammte auch der Konflikt um Bergkarabach, ein mehrheitlich armenisches besiedeltes Gebiet innerhalb der Aserbaidschanischen SSR, wieder auf.

Am 7. Dezember 1988 erschütterte ein schweres Erdbeben die Region Lori im Norden der Armenischen SSR, das den Wert 6,8 auf der Richterskala erreichte. Viele Gebäude, insbesondere Schulen und Krankenhäuser, hielten dem Erdbeben nicht Stand und 25.000 Menschen starben. Hinzu kamen die winterlichen Temperaturen und die äußerst mangelhafte Vorbereitung der Behörden. Die Regierung ließ ausländische Helfer ins Land. Dies war der erste Fall, in dem die Sowjetunion ausländische Hilfe in größerem Ausmaß annahm. Die damals entstanden schweren Schäden an der Infrakstruktur hemmen die wirtschaftliche Entwicklung dieser Region bis heute (2006).
Im August 1991 benannte sich die Armenische SSR in Anlehnung an die erste Republik in Armenische Republik um. Nach der Unabhängigkeitserklärung am 21. September 1991 entstand die heutige Republik Armenien. Der südliche, weitaus größte Teil des historischen Siedlungsgebietes der Armenier blieb unter türkischer Herrschaft.
Siehe auch Königreich Kleinarmenien, Armenier, Armenier in Mitteleuropa, Liste der Herrscher von Armenien, Völkermord an den Armeniern
Politik
Am 21. September 1991 erklärte sich Armenien von der sich in Auflösung befindlichen Sowjetunion für unabhängig. Das Parlament, die Nationalversammlung, wird alle vier Jahre gewählt. Es gibt nur eine Kammer.
Am 6. Oktober 1991 wurde Lewon Ter-Petrosjan zum ersten Präsidenten der armenischen Republik gewählt. Am 22. September 1996 wurde er wiedergewählt. Seine Popularität sank jedoch zunehmend. Im Februar 1998 wurde er zum Rücktritt gezwungen, weil er im Krieg um die Region Bergkarabach zusätzliche Zugeständnisse an Aserbaidschan zur Lösung des Konflikts machte. Lewon Ter-Petrosjans Minister, angeführt von Premierminister und späterm Nachfolger im Präsidentenamt Robert Kotscharjan, lehnten einen Friedensplan ab, den internationale Vermittler im September 1997 vorgeschlagen hatten und den Lewon Ter-Petrosjan und Aserbaidschan befürworteten. Kotscharjan gewann 1998 die vorgezogenen Präsidentschaftswahlen. Seine Wiederwahl 2003 war von Unregelmäßigkeiten begleitet. Im Januar 2006 trat eine vom Europarat schon seit langem geforderte Verfassungsänderung in Kraft, die dem Parlament mehr Rechte einräumt. Der Präsident darf beispielsweise nach wie vor den Ministerpräsidenten ernennen, er muss nun aber vom Parlament bestätigt werden.

Armenien ist eines der wenigen Länder der so genannten Zweiten Welt, in dem (ex-) kommunistische Parteien nie an der Regierung beteiligt waren. Armenien ist Mitglied der folgenden internationalen Organisationen: VN, Rat für kollektive Sicherheit, GUS, OSZE, Europarat, NATO-Partnerschaft für den Frieden, EBRD, Schwarzmeer-Wirtschaftskooperation
Der Konflikt um Bergkarabach
Armenien befindet sich in einer langdauernden Auseinandersetzung mit der Nachbarrepublik Aserbaidschan um Bergkarabach, ein Gebiet in Aserbaidschan, das mehrheitlich von Armeniern bewohnt wird. Es erklärte sich 1991 für unabhängig und nennt sich Republik Bergkarabach. Es starben in diesem Konflikt schätzungsweise 17.500 Armenier und 25.500 Aserbaidschaner, 700.000-1.000.000 Aserbaidschaner und 300.000 Armenier wurden zu Flüchtlingen. Seit einem Waffenstillstand im Mai 1994, der der Kontrolle eines knappen Fünftels Aserbaidschans durch Truppen der Republik Armenien und der international nicht anerkannten Nagorno-Karabachischen Republik folgte, verbesserte sich die Situation nicht wesentlich. Bis heute gibt es keinen Durchbruch in der Beziehung zwischen Armenien und Aserbaidschan; ein Zustand, der ihre wirtschaftliche Entwicklung negativ beeinflusst. Für Details zu diesem Konflikt siehe den Artikel Bergkarabach.
Außenpolitik
Hauptartikel: Außenpolitik der Republik Armenien
Die Außenpolitik der Republik Armenien soll vor allem drei Zwecken dienen: Zum einen soll die nationalen Sicherheit gewährleistet und die Entwicklung der wirtschaftlichen Beziehungen verbessert werden. Zum anderen bemüht sich Armenien um die weltweite Anerkennung des Völkermordes an den Armeniern. Zum Erreichen dieser Ziele wird auf gleichermaßen gute Beziehungen zu Russland, den USA und der EU Wert gelegt. Trotz dieser Anstrengungen ist die außenpoltische Lage Armeniens instabil, was insbesondere auf die Konflikte mit den Nachbarstaaten Aserbaidschan und Türkei zurückzuführen sind. Die Beziehungen zu Aserbaidschan sind durch den Konflikt um Berkarabesch belastet. Trotz eines Waffenstillstandes hält Armenien etwa 16% des Aserbaidschanischen Territoriums besetzt. Mit der Türkei unterhält Armenien zur Zeit keine offiziellen diplomatischen Beziehungen, die Spannungen der beiden Staaten sind überwiegend auf historische Belastungen zurückzuführen. Die Türkei macht den Rückzug Armeniens aus Bergkarabesch zur Vorbedingung von diplomatischen Beziehungen. Die Beziehungen zu den Nachbarstaaten Georgien und Iran sind nicht durch derartige Konflikte belastet.
Wirtschaft
1988 wurde Armenien durch ein sehr schweres Erdbeben teilweise zerstört, was einige Regionen noch immer belastet. Die Privatisierung begann 1994 und ist inzwischen weitgehend abgeschlossen. Das jährliche Pro-Kopf-Einkommen betrug im Jahre 2004 durchschnittlich 790 Dollar. Im Jahr 2005 betrugen die Steuer- und Zolleinnahmen 304 mrd. Dram (680 mio. US-$) oder 21,6 v.H. mehr als 2004. Trotzdem machen die Einnahmen nur 14,4 v.H. des Bruttoinlandsproduktes – im internationalen Vergleich ein sehr niedriger Wert. Armenien weist zwar zweistellige Wachstumsraten auf, konnte aber noch nicht die Wirtschaftskraft aus dem Jahre 1988 wiedererlangen.
Die Landwirtschaft basiert vor allem auf dem Anbau von Obst und Gemüse sowie Tabak. Auf der Nutzung der Rohstoffe (Kupfer, Bauxit, Gold u. Molybdän) basiert die Wirtschaft des Landes. Die Energieversorgung beruht nur zu einem kleinen Teil auf den heimischen Wasserkraftwerken am Rasdan, dem Abfluss des Sewansees. Die Industrie ist wenig entwickelt. Ihre wichtigsten Zweige sind Maschinenbau, chemische Industrie, Textil-, Metall-, Nahrungsmittel- und Aluminiumindustrie.
Armenien ist Mitglied der Welthandelsorganisation. Der Handel wird durch die geschlossenen Grenzen zur Türkei behindert. Geldtransfers der zahlreichen Auslandsarmenier stützen die Wirtschaft. Davon kamen 45 v.H. aus Russland und 15 v.H. aus den USA [3]
Verwaltung

Armenien gliedert sich in elf Provinzen (marser, Singular mars):
- Aragatsotn (Արագածոտնի մարզ)
- Ararat (Արարատի մարզ)
- Armavir (Provinz) (Արմավիրի մարզ)
- Gegharkunik (Գեղարքունիքի մարզ)
- Kotayk (Կոտայքի մարզ)
- Lori (Լոռու մարզ)
- Schirak (Շիրակի մարզ)
- Sjunik' (Սյունիքի մարզ)
- Tawusch (Տավուշի մարզ)
- Wajoz Dsor (Վայոց Ձորի մարզ)
- Eriwan (Երևան)
Literatur
- Museum Bochum und Stiftung für Armenische Studien (Hg.): Armenien. 5000 Jahre Kunst und Kultur. Wasmuth, Tübingen 1995, ISBN 3-8030-3066-8
- Tessa Hofmann: Annäherung an Armenien. Geschichte und Gegenwart. C.H. Beck, München 1997, ISBN 3-406-42023-0
- Jakob Künzler: Im Lande des Blutes und der Tränen. Erlebnisse in Mesopotamien während des Weltkrieges (1914-1918) - (ZeitZeugnisse). Chronos, Zürich 1999, ISBN 3-905313-06-5
- Adriano Alpago Novello: Die Armenier. Brücke zwischen Abendland und Orient. Belser, Stuttgart/Zürich 1986, ISBN 3-7630-2335-6
- Henri Stierlin: Von Konstantinopel bis Armenien und von Syrien bis Äthiopien. Belser, Stuttgart/Zürich 1996, ISBN 3-7630-1747-X
- Jean M. Thierry: Armenien im Mittelalter. Schnell und Steiner, Regensburg 2001, ISBN 3-7954-1435-0
- Huberta von Voss: Portrait einer Hoffnung: Die Armenier. Lebensbilder aus aller Welt. Schiler, September 2004, ISBN 3-89930-087-4
- Christopher J. Walker: Armenia : the Survival of a Nation, zuletzt 1990, elektronische Version: [4]