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Harriet Ellen Siderovna von Rathlef-Keilmann

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Harriet Ellen Siderovna von Rathlef-Keilmann (* 22. Dezember 1886/3. Januar 1887 in Riga, † 1. Mai 1933 in Berlin) war eine Bildhauerin.

Harriet Keilmann wuchs in Riga, zu jener Zeit Hauptstadt des russischen Gouvernements Livland, in einer assimilierten, großbürgerlichen baltendeutsch-jüdischen Familie auf. Ihre Eltern Isidor Philipowitsch Keilmann und Eugenie Jakobovna, geb. Kantorowitsch waren seit 1881 in Riga als Zahnärzte tätig. Beide wurden im Herbst 1941 im Rigaer Ghetto von den Nazis und ihren lettischen Helfern ermordet. Harriet hatte noch zwei jüngere Brüder: Paul Otto Sidorowitsch (* 1888 in Riga, † 1940 in Riga) und Nikolai Alexander Sidorowitsch (* 1896 in Riga, von den Nazis am 30. März 1942 im KZ Stutthof bei Danzig ermordet).

Ihr Vater Isidor ließ sich auf Grund der antijüdischen Repressionen im russischen Kaiserreich heimlich 1894 in der deutsch-reformierten Burgkirche in Königsberg i. Pr. taufen. Seine Frau Eugenie und die beiden Kinder Harriet und Paul wurden im Jahr 1896 getauft. Die Familie konnte sich mit den Taufscheinen bei den russischen Behörden in Riga in das Verzeichnis der deutschen Einwohner eintragen lassen. Nach ihrer Schulausbildung und Besuchen der Jung-Stilling'schen Zeichenschule in Riga, absolvierte Harriet Keilmann in Riga bei dem Bildhauer A.L. Volz eine Bildhauerlehre. Bildhauerstudien in Berlin auf der Lewin-Funcke-Schule und in München auf der Debschitz-Schule folgten.

Nach ihrer Heirat in Riga mit dem deutschbaltischen Agronomen und Saatgutforscher Harald von Rathlef folgte ein Leben als Gutsfrau auf dem kleinen Saatversuchsgut Nömmiko bei Dorpat in Nordlivland. Dort arbeitete sie auch noch als Bildhauerin. Zwischen 1909 und 1914 wurden ihre vier Kinder Monika, Marianne, Liselotte und Ulf geboren.

Auf Grund der Bürgerkriegswirren erfolgte im Dezember 1918 die Flucht der Familie nach Deutschland. Dort ging Harriet an die Großherzogliche Kunsthochschule in die Klasse von Professor Richard Engelmann. Das Staatliche Bauhaus in Weimar übernahm sie dann als Freischülerin.
Als Meisterschülerin des Bildhauers Professor Engelmann verließ sie die sezessionierte Kunsthochschule Weimar 1922 und ging für kurze Zeit nach Hagen. Zahlreiche Ausstellungen im Rheinland folgten (Mitglied im "Jungen Rheinland"). Der Umzug nach Berlin im Jahre 1924 erfolgte in der Hoffnung, als bildende Künstlerin in der pulsierenden Reichshauptstadt finanziell besser auszukommen. Die erste Ausstellung im Kunst- und Buchheim "K. und E. Twardy" fand noch im gleichen Jahr statt.

Ihr künstlerisches Schaffen wurde durch die dreijährige Pflege der angeblichen Zarewna Anastasia Nikolajewna Romanowa (alias Franziska Schanzkowska, alias Anna Anderson) unterbrochen. Zwischen 1926 und 1933 konnte Harriet von Rathlef-Keilmann ihre Holz-, Terrakotta- und Bronzeplastiken, Holzreliefs und Graphiken auf den Ausstellungen der Großen Berliner Kunstausstellung, der Juryfreien Ausstellung, Ausstellung der Preußischen Akademie der Künste, des Vereins der Berliner Künstlerinnen und im Hedemann-Haus (Reckendorf-Verlag Berlin) zeigen.

Nach dem Machtantritt der Nazis bereitete sich Harriet auf ihre Emigration nach Paris vor. Ein Blinddarmdurchbruch durchkreuzte ihre Pläne. Am 1. Mai 1933 verstarb sie im Westend-Krankenhaus, nachdem eine befreundete Ärztin noch versucht hatte, in ihrem Schöneberger Atelier (An der Apostel-Kirche 14) per Not-OP ihr Leben zu retten.

Quellen

  • Eigene, langjährige Forschungsarbeit über H. v. Rathlef-Keilmann (Vorbereitung für eine Monographie über die Künstlerin);
  • Familienarchiv Keilmann;
  • Familienbiographie der Familie von Rathlef;
  • Kürschners-Literaturkalender 1928-33;
  • Thieme-Becker-Vollmer;
  • Bildende Kunst in den Ostseeprovinzen 1907-1914;
  • der Cicerone 1924;
  • Das Kunstblatt von P. Westheim;
  • Kunst und Künstler 1927-32;
  • Bauhaus-Archive in Berlin und Weimar;
  • Landesarchiv Berlin;
  • Thüringisches Landesarchiv;
  • Karl-Ernst-Osthaus-Archiv Hagen;
  • Stadtarchive Düsseldorf und Köln;
  • Latvias Valsts Vestures Archiv Riga/Lettland;
  • Staatsarchive in Tartu/Estland und Vilnius/Lithauen.

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