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Habsburg

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Flagge der Habsburger; wurde bis zum Österreich-Ungarischen Ausgleich auch als Flagge des Kaisertums Österreich verwendet, danach Flagge der österreichischen Reichshälfte in Österreich-Ungarn.
„Habsburger Pfau“ mit den Wappen der Herrschaften des Hauses Habsburg, 1555

Die Habsburger waren ein führendes europäisches Adelsgeschlecht. Mitglieder der Dynastie herrschten jahrhundertelang über Österreich, Böhmen und Ungarn. Von 1438 bis 1806 gehörten nahezu alle Kaiser des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation dem Haus Habsburg an. Im 16. und 17. Jahrhundert herrschte das Geschlecht auch über die Königreiche Spanien und Portugal, im 18. und 19. Jahrhundert über das Großherzogtum Toskana und andere Teile Oberitaliens. Als Stammsitz des Geschlechts gilt die Habsburg im Aargau (Schweiz).

Geschichte

Frühe Habsburger

Rekonstruktion

Die früheren Generationen der Habsburger lassen sich einerseits nur auf Grund genealogischer Aufzeichnungen rekonstruieren, die 1160 erstellt worden sind, und anderseits auf Grund eines gefälschten Testamentes eines Werner I. (*1030; †1096). Gefälscht daher, weil das Testament auf 1027 datiert ist; jedoch vermutlich um 1085 geschrieben wurde. Habsburgische Stammbaumforscher arbeiteten schon um 1500 komplette Stammbäume von ihrem Geschlecht aus. Diese frühen Genealogien führen römische Adlige, Priamos von Troja (Sohn Jupiters) oder König Artus als direkte Vorfahren an. Daher sind derartige Angaben mit „äußerster Vorsicht zu genießen”.

Stammväter

Guntram der Reiche (†973) soll nach den 1160 erstellten Stammbäumen der Acta Murensia der Stammvater sein. Eine andere Quelle erwähnt einen Guntram, der Graf am Oberrhein gewesen sein soll. Wenn es die gleiche Person ist, dann könnten die Habsburger aus einem elsässischen Herzogsgeschlecht mit Besitz im Elsass und im Breisgau kommen.

Von Guntram dem Reichen ist dokumentiert, dass er einen Sohn namens Lanzelin oder Kanzelin, Graf von Altenburg (im heutigen Kanton Aargau), hat. Er wird mit einem Landolt, Graf im Thurgau, in Verbindung gesetzt. In neuerer Zeit wird jedoch immer mehr gezweifelt, ob diese die selben Personen seien.

Um 1020 gründete der Enkel Guntrams Radbot (*985; †1045) das Benediktinerkloster Muri, sein Bruder Rudolf das im Oberelsass sich befindende Kloster Ottmarsheim. Als Herrschaftsmittelpunkt wurde um 1020 von Radbot oder von einem Werner I. (*1030; †1096) die Burg Habsburg, welche sich in der gleichnamigen heutigen Schweizer Gemeinde Habsburg befindet, errichtet. Die Habsburger hatten auch weitere Burgen errichtet. Otto, Graf von Habsburg (†1111) war der erste der Familie, der sich von Habsburg nannte. Im 11. und 12. Jahrhundert bauten die Habsburger ihre Territorien aus. Sie erwarben Vogteien und Grafschaftsrechte. Sie wurden so Landgrafen im Oberelsass und Vögte des Strassburger Hochstifts und beanspruchten das Erbe der Kyburger, so dass sie Ländereien im Zürigau, in Schwyz, Unterwalden, im Aargau und in Uri erobern konnten.

Linienteilung und Aufstieg zum König

Die erste Hausteilung fand im frühen 13. Jahrhundert statt. Albrecht IV. war der Begründer der älteren Linie und Rudolf III. der der Habsburg-Laufenburgischen Linie. Durch die Konkurrenz entstand eine räumliche Trennung. Obwohl Rudolf III. nicht zu einer Nebenrolle verdammt wurde, gelang es ihm nicht, ein eigenes Herrschaftszentrum in der Innerschweiz aufzubauen. Spätere Versuche wurden häufig von der älteren Linie durchkreuzt.

Der Sohn Albrechts IV. Rudolf IV. dagegen konnte sein Reich systematisch ausbauen. Er konnte seine Herrschaft auf den Schwarzwald ausdehnen. Durch das Kyburger Erbe konnte er zudem die Ost- und Nordostschweiz für sich beanspruchen. Er wurde zu einem mächtigen Herren in Südschwaben. Seine Ernennung zum römisch-deutschen König 1273 als Rudolf I. besiegelte seinen Erfolg.

Nach der Wahl Rudolfs I. zum römisch-deutschen König etablierten die Habsburger mit dem Erwerb der Herzogtümer Österreich und Steiermark (durch Belehnung der Söhne Rudolfs) eine bedeutende Hausmacht. Mit weiteren Gebietszuwächsen im Osten und dem Verlust der althabsburgischen Besitzungen in der Schweiz im 14. und 15. Jahrhundert verlagerte sich das Machtzentrum endgültig in das österreichische Gebiet.

Die Habsburg selbst ging 1415 an die Eidgenossen. Dennoch blieben die Beziehungen der Habsburger zu ihrem früheren Kernland eng. Dies zeigte sich unter anderem am Kloster Muri und an der Abtei Königsfelden.

Europäische Großmacht

Das Fürstenhaus Habsburg war für mehrere Jahrhunderte das dominierende Adelsgeschlecht in Mitteleuropa; es stellte von 1282-1453 die Herzöge und von 1453-1780 die Erzherzöge von Österreich.

Die Nichtberücksichtigung im Kreis der Kurfürsten in der Goldenen Bulle veranlasste Herzog Rudolf IV. 1358/59 zu einer Fälschung, dem Privilegium Maius, in dem er den Erzherzogstitel, der später für die Habsburger charakteristisch wurde, für sich beanspruchte.

Nach der Wahl König Albrechts II. 1438 stellten die Habsburger - mit Ausnahme Kaiser Karls VII. (1742-1745) - alle Kaiser des Heiligen Römischen Reiches bis zu dessen Ende 1806.

Glückliche Familienverbindungen und unvorhersehbare Todesfälle brachten den Habsburgern im auslaufenden 15. Jahrhundert das Herzogtum Burgund und danach die Kronen Spaniens, Böhmens und Ungarns. Mit den Nachfolgern von Kaiser Karl V. teilten sich die Habsburger in eine spanische und in eine deutschsprachige Linie. Nach dem Erlöschen der spanischen Linie konnten die österreichischen Habsburger nur einen kleinen Teil des spanischen Erbes gewinnen. 1740 starb auch die österreichische Linie und somit die Dynastie im Mannesstamm aus. Durch die Ehe der Erbtochter Maria Theresia mit Franz Stephan von Lothringen nannte sich die Dynastie nun aufgrund der Pragmatischen Sanktion "Habsburg-Lothringen." Diese Linie regierte von 1765 bis 1806 das Heilige Römische Reich Deutscher Nation.

1804 errichtete Kaiser Franz II. (I.) das österreichische Kaisertum bzw. Kaiser Franz Joseph I. ab 1867 die Österreichisch-Ungarische Monarchie, die mit dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918 zerfiel.

Österreichisches Kaiserreich

1804 begründete Kaiser Franz II. als Franz I. das Kaisertum Österreich als eine Reaktion auf die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation im Zuge der napoleonischen Expansion (Rheinbund) und zum Erhalt seiner Kaiserwürde.

Habsburger nach 1918

Familienoberhaupt ist seit dem 20. November 1930 Otto von Habsburg (*1912), der älteste Sohn von Kaiser Karl I. (1887-1922).

Genealogie

Vorfahren

Habsburgische Stammbaumforscher arbeiteten schon um 1500 komplette Stammbäume von ihrem Geschlecht aus; diese zeigten, dass römische Adlige, Priamos von Troja (Sohn Jupiters) oder König Artus ihre direkten Vorfahren seien. Daher sind diese Angaben mit Vorsicht zu genießen. Historisch fundierte Ergebnisse über die Stammbaumverhältnisse sind nicht vorhanden. Einzig die Namen lassen sich belegen.

Herzöge von Österreich

siehe dazu die Liste der Markgrafen und Herzöge von Österreich im Mittelalter sowie die Listen der Habsburgischen Nebenlinien in Innerösterreich und Tirol.

Römisch-deutsche Kaiser und Könige aus dem Haus Habsburg

Römisch-deutsche Kaiser und Könige aus dem Haus Habsburg-Lothringen

Österreichische Kaiser aus dem Haus Habsburg-Lothringen

Könige von Spanien aus dem Haus Habsburg (Casa de Austria)

Die spanischen Habsburger als Könige von Portugal

Großherzöge der Toskana aus dem Haus Habsburg-Lothringen

Herzöge von Modena aus dem Haus Habsburg-Lothringen

Herzogin von Parma aus dem Haus Habsburg-Lothringen

Kaiser von Mexiko aus dem Haus Habsburg-Lothringen bzw. Habsburg-Iturbide

Literatur

  • Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon, Brigitte Hamann (Hrsg), Wien/München 1996 (3.Auflage).
  • Die Habsburger. Eine Europäische Familiengeschichte, Brigitte Vacha (Hrsg.), Graz/Wien/Köln 1992.
  • Richard Reifenscheid: Die Habsburger in Lebensbildern. Von Rudolf I. bis Karl I., Wien 1990 (4. Auflage).
  • Karl Vocelka/Lyenne Heller: Die Lebenswelt der Habsburger, Kultur- und Mentalitätsgeschichte einer Familie, Graz/Wien/Köln 1997.
  • Karl Vocelka/Lyenne Heller: Die private Welt der Habsburger. Leben und Alltag einer Familie, Graz/Wien/Köln 1998.
  • Adam Wandruszka: Das Haus Habsburg. Die Geschichte einer europäischen Dynastie, Wien 1989 (7.Auflage).
  • Heinz-Dieter Heimann: Die Habsburger - Dynastie und Kaiserreiche, München 2004 (2. Auflage).

Siehe auch