Mauritius (Heiliger)

Mauritius (deutsch: Moritz, frz. Maurice; * bei Theben in Ägypten, † um 290 in Agaunum im Wallis) war der Legende nach der Anführer der Thebäischen Legion und wird in der römisch-katholischen Kirche seit dem 4. Jahrhundert als Heiliger verehrt.
Legende
Die Umstände des Lebens und Martyriums des Mauritius sind durch die Passio acaunensis martyrium (Leidensgeschichte der Märtyrer von Acaunum) in einem Brief des Bischofs Eucherius von Lyon überliefert. Der Text war lange verschollen und wurde erst 1662 wieder zugänglich, nachdem ein Manuskript im Kloster St. Claude entdeckt worden war.
Die älteste bekannte Handschrift stammt aus dem 6. oder 7. Jahrhundert. Eucherius, der zwischen 428 und 450 in Lyon als Bischof wirkte, nennt in einem Vorwort seine Quellen. Er habe sich auf mündliche Berichte von Gewährsleuten gestützt, die ihrerseits die Geschichte von Bischof Isaak von Genf erfahren hätten. Der Bericht stammt also nur aus dritter Hand. Lange Zeit galten die Schilderungen als historisches Faktum, seit der Reformation sind sie allerdings Gegenstand wissenschaftlicher Kontroverse. Nach D. van Berchem stammt die Geschichte des Mauritius aus Syrien, woher wahrscheinlich der Bischof Theodor von Sitten ebenfalls stammte.
Gemäss der Legende war Mauritius Kommandant einer Legion, die zur Zeit der römischen Kaiser Diokletian und Maximian bei Theben in Ägypten aus vorwiegend christlichen Männern ausgehoben worden war. (Die Existenz solch einer Legion lässt sich weder nachweisen, noch wären wohl damals genügend Christen in der Region Theben zur Verfügung gestanden, um eine Legion zu bilden.) Als Offiziere des Mauritius dienten Candidus und Exuperius. Kaiser Maximian habe die sogenannte Thebäische Legion dann in sein Heer einverleibt, das er gegen die Christen einsetzen wollte. Dabei wird in der Legende die Grausamkeit des Kaisers besonders betont.
Bei der Überquerung der Alpen meuterten die 6600 Mann der Thebäischen Legion im Engnis bei Agaunum, da sie nicht gegen die Christen ziehen wollten. Das Ereignis fand je nach Quelle zwischen 302 oder 303 n. Chr. statt. Maximian weilte zu der Zeit in Octodurum (Martigny) und gab erzürnt den Befehl, die Legion zu dezimieren, d.h. jeden zehnten Mann hinzurichten. Wiederholte Dezimierungen führten nicht zum Erfolg, weshalb der Kaiser die völlige Vernichtung der Legion befahl. Ohne Gegenwehr hätten sich die Offiziere und die Mannschaften als Märtyrer für ihre Religion hinrichten lassen. Andere Angehörige der Legion wurden in Solothurn (Ursus und Viktor), Zürich (Felix und Regula) und Xanten (Viktor von Xanten) hingerichtet.
Reliquien
Die Reliquien des Mauritius wurden vom Bischof von Octodurum, dem später heilig gesprochenen Theodorus, in Agaunum, dem heutigen St. Maurice im Wallis (Schweiz), aufgefunden. Er setzte sie zwischen 386 und 392 in der Cour du Martolet wieder bei und erbaute an dem Ort ein Grabkirche. Um 515 entstand dann das Kloster Saint-Maurice.
Im 13. Jahrhundert wurden die Reliquien (Schädelknochen etc.) vom Mauritiuskloster in den Dom zu Magdeburg überführt, in dem Mauritius zu den Patronen zählt. Der deutsche Kaiser Otto I. hatte sie nach seiner Heirat mit der burgundischen Königstochter Adelheid im Jahre 951 von König Rudolf II. von Burgund zu Weihnachten 960 erhalten. Eine Armreliquie befindet sich in Angers.
Mauritius sei auch im Besitz der Heiligen Lanze gewesen. Sie befand sich später ebenfalls im Besitz des Königs Rudolf II. von Burgund. Dieser tauschte sie 926 mit dem ostfränkischen König Heinrich I. gegen die Region um Basel. Im Hochmittelalter galt sie als einer der mächtigsten heiligen Gegenstände, da sie dem Träger Unbesiegbarkeit in der Schlacht garantiere.
Verehrung
Die früh einsetzende Verehrung der thebäischen Legion an ihrem Hinrichtungsort lässt sich bis ins 4. Jh. nachweisen. Ab 888 wurde Mauritius als Schutzpatron des Königreichs Burgund verehrt. 955 wurde der Mauritius-Kult durch die Schlacht auf dem Lechfeld verstärkt, die Kaiser Otto I. der Legende nach dank der Heiligen Lanze gewann. 962 bestätigte Papst Johannes XII. die Verehrung des Mauritius, der als Schutzpatron der Ottonen eine hohe Bedeutung für Kaiser Otto I. hatte. Im 15. Jahrhundert gründeten die Grafen von Savoyen den Ritterorden der hl. Mauritius und Lazarus, der bis heute besteht.
Der Heilige Mauritius war ein Schutzheiliger des Heeres, der Infanterie, der Messer- und Waffenschmiede und wurde angerufen vor Kämpfen, Gefechten und Schlachten. Er gilt zudem als Schutzheiliger der Handwerker, die mit dunkler Farbe umgehen, und der Pferde. Sein Gedenktag ist der 22. September.
Darstellung
Mauritius wurde von Anfang an als römischer Offizier im Kettenhemd mit Schild und Lanzenfahne dargestellt. Seit seiner frühesten Darstellung in Magdeburg ca. 1250 (siehe Abb.) wird Mauritius in der Ikonographie als „Mauretanier“, also als Mohr mit dunkler Hautfarbe dargestellt. Auch im Wappen der Stadt Coburg (Abbildung siehe dort) erscheint er als Mohr. Im Wappen der Familien Wolffskeel und Grumbach ist er ebenfalls vorhanden und durch diese in die Wappen ihrer ehemaligen Besitzungen gelangt.
Patrozinien
Folgende Kirchen und Klöster stehen unter dem Patrozinium des Hl. Mauritius (Gründungs- oder Weihejahr in Klammern):
- Magdeburger Dom (Mauritiusstift 937)
- Mauritiusrotunde, Konstanz (nach 940)
- Kloster Niederaltaich, Bayern (731/741)
- Abtei Saint-Maurice, Kanton Wallis (515)
- Abtei Tholey (um 750)
Mauritius gilt auch als Patron der Städte Coburg, Wiesbaden und Zwickau.
Literatur
- Rudolf Pfister: Kirchengeschichte der Schweiz, Bd. 1: Von den Anfängen bis zum Ausgang des Mittelalters. Zürich 1964, S. 21–43.
Weblinks
- Mauritius (Heiliger). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
Personendaten | |
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NAME | Mauritius |
ALTERNATIVNAMEN | St. Moritz; St. Maurice |
KURZBESCHREIBUNG | Römischer Heerführer, Märtyrer und Heiliger |
STERBEDATUM | um 290 |
STERBEORT | Agaunum/Wallis |