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Herborn

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Wappen Karte
Stadtwappen Deutschlandkarte, Position von Herborn hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Gießen
Landkreis: Lahn-Dill-Kreis
Geografische Lage: Vorlage:Koordinate Text Artikel
Höhe: 287 m ü. NN
Fläche: 63,82 km²
Einwohner: 21.158 (31. Dezember 2004)
Bevölkerungsdichte: 332 Einwohner je km²
Postleitzahl: 35745
Vorwahl: 02772, 01337
Kfz-Kennzeichen: LDK
Gemeindeschlüssel: 06 5 32 012
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hauptstraße 39
35745 Herborn
Website: www.herborn.de
E-Mail-Adresse: info@herborn.de
Politik
Bürgermeister: Hans Benner (SPD)
Erster Stadtrat: Rainer Nöllge (SPD)
Stadtverordnetenvorsteher: Jörg Michael Müller (CDU)

Herborn ist eine alte, pittoreske Fachwerkstadt an der Dill im Lahn-Dill-Kreis in Deutschland, die bereits vor dem Ersten Weltkrieg Eigenwerbung als "Nassauisches Rothenburg" betrieb.

Geografie

Nachbargemeinden

Herborn grenzt im Norden an die Stadt Dillenburg, im Nordosten an die Gemeinde Siegbach, im Osten an die Gemeinde Mittenaar, im Südosten an die Gemeinde Sinn, im Süden an die Gemeinde Greifenstein, sowie im Westen an die Gemeinden Driedorf und Breitscheid (alle im Lahn-Dill-Kreis).

Stadtgliederung

Herborn gliedert sich in die Stadtteile Amdorf, Burg, Guntersdorf, Hirschberg, Hörbach, Merkenbach, Schönbach, Seelbach und Uckersdorf.


Einwohner

(jeweils zum 31. Dezember)

Geschichte

Herborn wurde 1048 erstmals urkundlich erwähnt und erhielt 1251 auf Betreiben der Grafen von Nassau Stadtrechte.

1584 erhielt Herborn eine Hohe Schule, eine Gründung Johanns VI. von Nassau-Dillenburg, eines jüngeren Bruders Wilhelms von Oranien und Namensgebers des heutigen Gymnasiums Johanneum.

In Herborn entstand ab 1602 die erste Bibelübersetzung der Reformierten durch Johannes Piscator, die in Deutschland, den Niederlanden, der Schweiz und den USA das kirchliche Leben der reformierten Gemeinden entscheidend geprägt hat. Sie ist in der akademischen Druckerei von Corvinus (heute Corvinsche Druckerei' bzw. Paul's Hof, benannt nach dem Besitzer, der Familie Paul') gedruckt worden.

1626 verlor die Stadt durch ein Feuer, das durch einen Unfall bei der Einquartierung von Soldaten entstand, 214 Häuser. Wenig später erlebten Herborn und Umgebung eine Welle von Hexenprozessen.

Zum Ende des 30-jährigen Krieges pflegte die Bürgerschaft 50 schwedische Soldaten, was ihr den Schutz durch die schwedische Armee einbrachte und damit den Ruf einer "Lazarettstadt", der bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs währte.

Nach dem Wiener Kongress geriet Herborn in eine Randlage zu Preußen und seine Wirtschaft litt unter den Einfuhrzöllen. Erst 1836 trat Hessen-Nassau dem Zollverein bei und wurde 1866 sogar ganz von Preußen annektiert.

Im Zweiten Weltkrieg blieb Herborn vom Bombenkrieg weitgehend verschont, nicht jedoch von der Auslöschung der jüdischen Gemeinde 1942 und der Deportation und Tötung zahlreicher Patienten der Psychiatrischen Kliniken.

Die Stadt wurde überregional bekannt durch ein Lastwagenunglück: Nach einer Schussfahrt mit überhöhter Geschwindigkeit aufgrund defekter Bremsen raste am 7. Juli 1987 gegen 20:45 Uhr ein mit etwa 34.000 Litern Kraftstoff beladener Tanklaster in ein Haus, in dem sich eine Eisdiele und eine - zu dem Zeitpunkt zum Glück geschlossene - Pizzeria befand. Der auslaufende Kraftstoff floss in die Kanalisation, explodierte und setzte mehrere Häuser in Brand. Insgesamt kamen sechs Menschen ums Leben, 40 wurden verletzt.

Hohe Schule Herborn

1584 wurde von Graf Johann VI. von Nassau-Dillenburg die Academia Nassauensis, die Hohe Schule Herborn, gegründet. Diese später reformierte universitätsähnliche Hochschule war mit vier Fakultäten ausgestattet. Trotz wiederholter Bemühungen lag noch um 1750 kein kaiserliches Privileg für die Führung der Bezeichnung "Universität" und die damit verbundenen Privilegien vor.

Herborn war die kleinste deutsche Hochschule mit nie mehr als 100 Studenten, was allerdings in ein Verhältnis mit der damaligen durchschnittlichen Hörerzahl von 300 bis 400 Studenten zu setzen ist. Weil sich der Kaiser trotz der unbestritten hohen Qualität der Lehre weigerte, der Hohen Schule die Universitätsprivilegien zu verleihen, hatte diese niemals ein Promotionsrecht.

Sie wurde bald eine der wichtigsten Bildungsstätten der kalvinistisch-Reformierten in Europa. Der bedeutendste Student war Johann Amos Comenius von 1611 bis 1613, ein bekannter Förderer der Pädagogik.

Die Universität wurde 1817 geschlossen; die theologische Fakultät wurde in ein evangelisches theologisches Seminar umgewandelt. 1825 wurde der spätere Prälat (Landesbischof) der Badischen Landeskirche, D. Ludwig Hüffell, zum Professor in Herborn ernannt.

Heute befindet sich hier ein Theologisches Seminar der evangelischen Landeskirche.

Städtepartnerschaften

Herborn unterhält mit folgenden Städten eine Städtepartnerschaft:

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Museen

  • Museum Herborn in der Hohen Schule
  • Heimatmuseum Herborn-Seelbach
  • Heimat- und Industriemuseum Burg
  • Heimatstube Hörbach
  • Infozentrum der EAM

Bauwerke

Rathaus

Rathaus mit Wappenfries

aus dem 16. Jahrhundert, nach einem Brand im 17. Jh. wieder aufgebaut. Besonderheit des Herborner Rathauses ist der umlaufende Fries mit den Wappen Herborner Bürgerfamilien.

Weitere Bauwerke

  • Die Evangelische Stadtkirche aus den Jahren 1598-1609
  • Die zahlreichen Fachwerkhäuser aus dem 17. und 18. Jh.
  • Der Marktbrunnen aus dem Jahre 1730
  • Der Paulshof aus dem Jahre 1606
  • Die Hohe Schule (mit dem Heimatmuseum) aus den Jahren 1591-1599, im Jahre 1645 umgebaut
  • Die Stadtmauer mit einigen erhaltenen Türmen
  • Das Schloss

Parks

Der Ortsteil Uckersdorf bildet mit seinem Vogelpark einen überregionalen Anziehungspunkt.

Naturdenkmäler

Touristisch ist nicht nur die Altstadt attraktiv, sondern auch die umgebende Mittelgebirgslandschaft des sich westlich anschließenden Westerwaldes.

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Sommerfest (Juli)
  • Bärenkirmes (August)
  • Martinimarkt (November)
  • Ponyfest in Herborn/Schönbach (Mai/Juni)

Ferienstraßen

Herborn liegt an der Deutschen Fachwerkstraße und an der Solmser Straße.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Blick von Osten auf Herborn

Die Stadt liegt direkt an der Autobahn A 45 / (E 40/41) sowie an der Bahnstrecke SiegenHerbornWetzlarGießen und gehört dem Rhein-Main-Verkehrsverbund an.

Medien

Neben dem Herborner Tageblatt, einem Ableger der Wetzlarer Neuen Zeitung gibt es zur Zeit das Herborner Echo aus dem Dillenburger Verlag Weidenbach, welches mit erstgenannter, außer im Lokalbereich, eng verknüpft ist.

Öffentliche Einrichtungen

  • Polizei (Schutzpolizei)
  • Amtsgericht
  • Feuerwehr
  • Rehbergpark g. GmbH (Zentrum für Soziale Psychiatrie)
  • Staatl. Amt für Lebensmittelüberwachung, Tierschutz u. Veterinärwesen
  • Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche
  • Gesundheitsamt des Lahn-Dill-Kreises

Bildung

In Herborn gibt es zur Zeit 3 Kindergärten bzw. Tagesstätten: katholisch, evangelisch und städtisch mit insgesamt ca. 270 Plätzen. Die Diesterweg-Grund- und Hauptschule befindet sich in der Innenstadt, die Comenius-Grund-,Haupt- und Realschule in der Alsbach und das Johanneum-Gymnasium in der Au. Außerdem ist im Schloss von Herborn das (einzige) Theologische Seminar der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau beheimatet, ein (letzter) Ableger der untergegangenen Hohen Schule und Erbe der bedeutenden Bibliothek.

Literatur

  • Gottfried Zedler/ Hans Sommer: Die Matrikel der Hohen Schule und des Paedagogiums zu Herborn, Wiesbaden 1908
  • Gerhard Menk: Die Hohe Schule Herborn in ihrer Frühzeit (1584 - 1660). Ein Beitrag zum Hochschulwesen des dt. Kalvinismus im Zeitalter der Gegenreformation, Wiesbaden 1981