Ödipus
(4. Jahrhundert v. Chr.)
Ödipus (griechisch Vorlage:Polytonic Oidípous) ist eine Gestalt der griechischen Mythologie. Er ist der Sohn von Laios, dem König von Theben, und dessen Frau [[Iokaste], die später auch seine Frau war.
Sagenkreis
Weil seinem Vater Laios von einem Orakel prophezeit worden war, dass sein Sohn ihn dereinst töten und die Königin zur Frau nehmen werde, lässt er dem Neugeborenen die Füße durchstechen und zusammenbinden und ihn von einem Hirten so im Gebirge aussetzen.
Der Hirte hat aber Mitleid mit dem Neugeborenen und übergibt ihn einem befreundeten Hirten in Korinth. Über diesen gelangt Ödipus zum Königspaar von Korinth, welches ihn adoptiert, und nach seinen geschwollenen Füßen Oidipus (deutsch: "Schwellfuß") nennt. In Korinth wächst er auf, ohne von seiner Herkunft zu wissen. Als ihm ein Orakel verkündet, dass er seinen Vater töten werde, und seine Mutter zur Frau nehmen werde, verlässt er aus Sorge um seine vermeintlichen Eltern Korinth und macht sich auf den Weg nach Theben.
Unterwegs begegnet er an einer Wegekreuzung (dem "Dreiweg") dem mit kleinem Gefolge reisenden Laios, dieser hält Ödipus für einen Räuber und will ihn nicht durchlassen, daraufhin erschlägt Ödipus ihn und die meisten der Gefolgsleute. Somit erfüllt sich eine der zwei Prophezeiungen.
Vor den Toren Thebens stößt er auf die Sphinx, welche alle Reisenden verschlingt, die an ihr vorbei wollen und ihr Rätsel nicht lösen können. Ödipus löst das Rätsel, worauf sich die Sphinx ins Meer stürzt, und befreit so Theben von der Sphinx. Zur Belohnung wird er als Nachfolger von Laios zum König von Theben ernannt und bekommt Iokaste, seine Mutter, zur Frau. Somit erfüllt sich die zweite Prophezeiung. Beide wissen jedoch nichts von Ödipus´ Schuld und von ihrer verwandtschaftlichen Beziehung. Sie bekommen in der Folgezeit vier Kinder.
Als nach glücklichen Jahren in Theben eine Seuche ausbricht, verkündet das Orakel von Delphi, der Mörder von Laios müsse gefunden werden. Ödipus untersucht den Fall und findet heraus, dass er selbst der gesuchte Mörder ist und seine eigene Mutter geheiratet hat. Daraufhin erhängt sich Iokaste und Ödipus sticht sich die Augen aus. Kreon, Bruder der Iokaste,wird nun König von Theben und verbannt Ödipus aus der Stadt. Dieser wandert einige Jahre mit seiner Tochter Antigone umher, bis er in Kolonos bei Athen in einem heiligen Hain für Bittsteller stirbt.
In der Odyssee wird erzählt, dass die Götter diese Blutschande aufklärten und sich Epikaste - wie Iokaste bei Homer genannt wird - daraufhin erhängte. Andere Legenden berichten, dass Ödipus nur das Werkzeug des Schicksals war und deshalb seinen Vater tötete. Als er später die Wahrheit über sich erfährt, nimmt er sich das Augenlicht und geht von seinen Töchtern Antigone und Ismene begleitet nach Kolonos, wo er auch stirbt.
Fortwirkung des Mythos in der Kunst
Sophokles hat Ödipus' Geschick in mehreren Tragödien gestaltet.
Auch mehrere neuzeitliche Künstler haben den Ödipus-Mythos dargestellt (z. B. Pierre Corneille, Voltaire und Max Frisch in Dramen, Igor Strawinski in einem szenischen Oratorium). Betrifft Orakel: Es war das Orakel von Delphi.
Aufnahme des Mythos in der Wissenschaft
Sigmund Freud benannte ein psychoanalytisches Phänomen nach dem Mythos "Ödipus-Komplex", die Psychoanalyse spricht dementsprechend von einer ödipalen Phase.
Erich Fromm verwirft diese Interpretation Freuds und führt unter Berufung auf Bachofen an, daß der Mythos (also alle drei Teile) den Kampf zwischem patriarchalischem und matriarchalischem Prinzip beschreibt. In allen drei Teilen sei somit auf der familiären Ebene der Vaterkonflikt als Autoritätskonflikt zu deuten. Dies schlägt sich auch auf gesellschaftlich-staatlicher Ebene nieder, in Person des Kreon, welcher für das patriarchalische Gesellschaftssystem eintritt, und seiner Konfrontation mit Antigone und Haimon, welche beide die alte matriarchalische Ordnung vertreten. Kreon vertritt die Auffassung, daß die Söhne ihren Vätern zu dienste sein sollen, das staatliche Gesetz oberste Priorität hat und der Herrscher den Staat und seine Untertanen besitzt. Dies muß laut Bachofen zur Zeit des Mutterrechts anders gewesen sein. Aufgrund der Unmöglichkeit die Vaterschaft in einer promisken Gesellschaft zu bestimmen, müssen früher alle Menschen als Brüder und Schwestern gegolten haben und einzig die Frau konnte ihre Kinder zuordnen. Somit kam der Blutsverwandschaft und dem mütterlich-fürsorglichem Prinzip eine größere Bedeutung zu als staatlichen Bindungen. Das mütterliche Prinzip findet sich jedoch nicht nur in Familie und Gesellschaft wieder, sondern auch in der Religion, weshalb Bachofen darauf hinweist, daß die früheren Gottheiten Frauen waren (z.B. Demeter). Ödipus sei in diesem Zusammenhang als einer der letzten Vertreter der matriarchalischen Ordnung zu verstehen. (Quelle: E. Fromm, Märchen, Mythen, Träume)
Immanuel Velikovsky stellte die Theorie auf, dass es sich um eine Wandersage aus dem "hunderttorigen" ägyptischen Theben handeln müsse.
Weblinks
Siehe auch
Portal:Mythologie, Oidipus tyrannos, Ödipuskomplex, König Ödipus