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Bundesviertel

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Gebiet der Entwicklungsmaßnahme Bundesviertel

Das Bundesviertel – bis 1991 Parlaments- und Regierungsviertel – in Bonn umfasst Gebiete der Stadtteile Gronau und Hochkreuz. Zum erweiterten oder funktionalen Bundesviertel werden auch noch Teile des rechtsrheinischen Stadtteils Ramersdorf gezählt. Auf dieser Fläche (ohne Ramersdorf) konzentriert sich heute mit rund 40.000 ein Fünftel aller Bonner Arbeitsplätze.

Geschichte

Entwicklungsmaßnahme

Als Bonn 1949 Bundeshauptstadt wurde, war das heutige Bundesviertel ein weitgehend unbebautes Gelände zwischen den damals eigenständigen Städten Bonn und Bad Godesberg, an dessen Nordrand sich der Sitz des Bundestages und das Bundeskanzleramt befanden. Nachdem in den folgenden Jahren verschiedene Bundesministerien und -behörden relativ unkoordiniert Bürogebäude errichtet hatten, wurden 1975 insgesamt 672 ha in eine Entwicklungsmaßnahme nach dem Städtebauförderungsgesetz überführt.

Bis zum Auslaufen der Maßnahme 2004 wurden sämtliche Planungen im Gebiet der Entwicklungsmaßnahme durch einen gemeinsamen Ausschuss von Bund, Land NRW und Stadt Bonn koordiniert. Im Zuge der Entwicklungsmaßnahme wurden insgesamt 430 Millionen Euro in das Bundesviertel investiert, wovon der Bund zwei Drittel finanzierte. Vom Rest übernahm das Land 85 Prozent. Etwa die Hälfte der Investitionssumme wurde später wieder erwirtschaftet.

Manche bereits verplante Projekte werden weiterhin über die Entwicklungsmaßnahme abgerechnet.

Bauliche Entwicklung

Das Bundesviertel in Gronau

Die Grundstruktur des Bundesviertels entstand hauptsächlich in den beiden Jahrzehnten nach 1948, in dieser Zeit wurde unter anderem das Bundeshaus errichtet und das Tulpenfeld bebaut. In den folgenden zwei Dekaden wurden nur wenige Neubauten errichtet, obwohl noch einige unbebaute Grundstücke vorhanden waren. Zwischenzeitlich gab es Pläne, Hochkreuz und Gronau mit sieben Ministeriumsneubauten zusammenwachsen zu lassen und dafür Teile der Rheinaue zu verwenden. Die Pläne hätten alle Bundesministerien an einem Standort gebündelt, von den ehrgeizigen Absichten wurden aber nur die „Kreuzbauten“ des heutigen Bildungs- und Forschungsministerium verwirklicht.

Erst mit den Museumsneubauten Ende der achtizer und Anfang der neunziger Jahre (Bundeskunsthalle, Kunstmuseum Bonn, Haus der Geschichte) wurde eine neue Veränderungsphase eingeleitet. Seit 1987 entstanden unter anderem der neue Plenarsaal von Günther Behnisch und die Konzernzentralen der Deutschen Post und Deutschen Telekom. Ende der achtziger Jahre wurden am Robert-Schuman-Platz in Hochkreuz – vor der Bebauung weitgehend Brachland – Neubauten für das Verkehrsministeriums und das damalige Postministeriums (heutiges Umweltministerium) errichtet.

Zu den in jüngerer Zeit verwirklichten Projekten gehörten der Post Tower und der angrenzende Schürmann-Bau, in Ramersdorf die Zentrale von T-Mobile, mehrere Büroneubauten an der Heinemannstraße, das Forschungszentrum caesar, der Innovationspark BonnVisio in Ramersdorf und das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte am Robert-Schuman-Platz. Insgesamt entstanden zwischen 1999 und 2003 Bürogebäude für zwei Milliarden Euro.[1]

In Bau befindet sich eine Erweiterung der Zentrale der Telekom (Telekom 2), ein Gelände, auf dem früher unter anderem die Parteizentrale der CDU stand. Das größte Zukunftsprojekt wird voraussichtlich der Bau des United Nations Congress Center (UNCC) sein. Der Neubau des Polizeipräsidiums in Ramersdorf soll Mitte 2006 bezogen werden.

Verkehr

Datei:VN-Platz-Flaggen1.jpg
Beflaggter Platz der Vereinten Nationen

Nachdem das Areal in Hochkreuz und Gronau endgültig zum vollwertigen Regierungsviertel ausgebaut wurde, musste auch die Verkehrsinfrastruktur den neuen Begebenheiten angepasst werden, da das Gebiet nur unzureichend erschlossen war.

Ende der 1960er-Jahre begann man, das heutige Bundesviertel mit einer über die 1972 eröffnete Südbrücke verlaufenden Autobahn (A 562) an die rechtsrheinischen Gebiete anzuschließen. Gleichzeitig wurde die A 59 (Bonn–Köln) mit Anschluss an die A 562 gebaut.

Um Bonn zu einer modernen Hauptstadt auszubauen, wurde die Straßenbahnstrecke Bonn–Mehlem mit Unterstützung der Bundesregierung im heutigen Bereich von der Museumsmeile bis zum Hauptbahnhof unter die Erde verlegt. 1975 wurde dieser heutige „Stammstreckentunnel“ der Bonner Stadtbahn eröffnet. Die Stadtbahn wurde 1980 mit der neugebauten Strecke über die Südbrücke mit der Siebengebirgsbahn verbunden; dabei entstanden bis 1979 die Haltestelle Rheinaue und bis 1981 die unterirdischen Haltestellen Robert-Schuman-Platz (bei der Eröffnung Heinemannstraße) und Ramersdorf.

Platz der Vereinten Nationen bei Nacht

1989 plante die Stadtverwaltung, den Bereich der B 9 im Bundesviertel bis Ende der neunziger Jahre zu einer repräsentativen „Regierungsallee“ auszubauen. Das heute „Bundesallee“ genannte Projekt ist bis heute noch nicht fertiggestellt worden. Viele Maßnahmen wurden bereits umgesetzt, so der Bau des 25 Millionen Euro teuren Platz der Vereinten Nationen als „Tor“ zum Bundesviertel.[2] In den kommenden Jahren sollen jedoch weitere Schritte erfolgen. Dazu werden unter anderem der Stadtbahntunnel verlängert, Kreuzungen umgebaut, Straßen saniert, Fahrradwege angelegt und Bäume gepflanzt werden. Außerdem soll eine Stadtbahn-Haltestelle neugebaut werden.[3]

Um die Verkehrsinfrastruktur im Bundesviertel weiter zu verbessern, ist geplant, 2009 einen Haltepunkt Bundesviertel der Deutschen Bahn an der Linken Rheinstrecke zu erreichten. Der Haltepunkt zwischen Walter-Flex-Straße und Rheinweg, an dem täglich 60 Züge halten sollen, würde ein Umsteigen auf die Stadtbahn am Hauptbahnhof unnötig machen.

Bedeutung

Schürmann-Bau, dahinter der Post Tower

Heute ist das Bundesviertel ein Arbeitsplatzschwerpunkt in Bonn und beherbergt unter anderem die Konzernzentralen der sogenannten Postnachfolger und ihrer Tochterunternehmen (Deutsche Post, Deutsche Telekom, Postbank, T-Mobile), mehrere Institutionen der Vereinten Nationen und das Internationale Kongresszentrum Bundeshaus Bonn. Außerdem befinden sich im Bundesviertel mehrere bedeutende Museen wie die Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland und das Haus der Geschichte. Die Zentrale der Deutschen Welle befindet sich im Schürmann-Bau.

Der Bund ist aber nach wie vor der größte Arbeitgeber im Bundesviertel, denn bis auf den ehemaligen Bereich des Bundestages wurden alle vom Umzug nach Berlin betroffenen Immobilien wieder durch den Bund besetzt, unter anderem durch zugezogene Bundesbehörden und -ministerien.

Die Bedeutung des Bundesviertels als Arbeitsplatzschwerpunkt in der Bundesstadt Bonn wird voraussichtlich weiter zunehmen, da unter anderem die Zentrale der Deutschen Telekom im Bundesviertel konzentriert wird und die in Bonn ansässigen UN-Organisationen in den „Langen Eugen“ und das Bundeshaus umziehen. Außerdem wird 2008 die Erweiterung des Internationalen Kongresszentrum Bundeshaus Bonn fertiggestellt, die die Anzahl der Kongressteilnehmer in Bonn vervielfachen und 3000 Arbeitsplätze schaffen bzw. sichern soll. Insgesamt rechnet man nach Umsetzung dieser Projekte mit 45.000 Arbeisplätze im linksrheinischen Bereich des Bundesviertels.

Die Bebauung des Bundesviertels umschließt den häufig genutzten Landschaftspark Rheinaue, der fast so groß wie die Bonner Innenstadt ist und deshalb auch „Central Park Rheinaue“ genannt wird.

Literatur

  • Bundesstadt Bonn: Vom Parlaments- und Regierungsviertel zum Bundesviertel Bonn 2004

Quellen

  1. Artikel im General-Anzeiger vom 27. Februar 2004: In fünf Jahren zwei Milliarden Euro investiert
  2. Artikel im General-Anzeiger: Zum ersten Mal flattern 191 Fahnen im Wind
  3. Artikel im General-Anzeiger: Bis 2009 werden noch 24 Millionen Euro investiert