American Football

American Football ist eine vor allem in den Vereinigten Staaten außerordentlich populäre Sportart, bei der zwei Mannschaften mit je elf Spielern versuchen, den „eiförmigen“ Spielball in die gegnerische Endzone zu bringen. Die Mannschaft im Ballbesitz (Offense) versucht dabei, Raumgewinn zu erzielen und eine bessere Feldposition zu erreichen. Sie kann den Ball werfen (passing the ball) oder tragen (running the ball). Die verteidigende Mannschaft (Defense) versucht dies zu verhindern und selbst in Ballbesitz zu kommen.
Football ist vor allem geprägt von taktischen und physischen Elementen. Jeder Spieler hat eine bestimmte Position und eine ganz bestimmte Aufgabe. Die jeweiligen Spielzüge der Offense sind dabei auf den Meter genau vom Trainer (Coach) vorgegeben. Um diese Aufgabe zu erfüllen, setzt der Spieler je nach Position Kraft, Masse, Gewandheit oder Schnelligkeit ein. Die Spieler sind dabei durch die charakteristische Football-Schutzausrüstung mit u. a. Schulterpolster und Helm geschützt. Angefeuert werden sie meistens durch die Cheerleader.
Aufgrund der sehr unterschiedlichen Anforderungen der verschiedenen Positionen kann American Football von fast jedem gespielt werden. Es fordert aufgrund seiner Spezialisierung einen hohen Grad an Teamgeist und aufgrund seiner Physis auch große mentale Stärke.
Entwicklung des Spieles
American Football wurde ab 1869 in den USA an Universitäten der Ostküste entwickelt. Er hat seine Wurzeln im Fußball (vor allem in dessen englischen Vorläufern) und im Rugby sowie im Canadian Football. Die Football-Regeln entstanden dabei vor allem, weil sich die Colleges für Spiele untereinander auf ein verbindliches Regelwerk einigen mussten. So fand das erste offizielle Footballspiel zwischen Rutgers und Princeton statt. Die erste Serie über drei Spiele gab es zwischen Harvard und McGill University, Montreal. Später gab es erste Turniere, vor allem zwischen Harvard, Princeton, Yale und Columbia. Football war jahrzehntelang gleichbedeutend mit diesem College Football, der durch die National Collegiate Athletic Association (NCAA) reguliert wird. Der inzwischen bekanntere Profi-Football der National Football League (NFL) hat erst in den 1930er Jahren abgewandelte Regeln eingeführt.
Pionier der ersten Stunde war vor allem Walter Camp. Er führte z.B. 1880 das System des Scrimmage anstelle des Gedränges beim Rugby ein. 1882 wurde das System der Downs eingeführt, um Strategien zu unterbinden, die nur auf Ballkontrolle aus waren. Camp begrenzte auch die Anzahl der Spieler auf 11 (1883) und entwickelte heute noch gültige Standard-Offense-Formationen.
In seinen Anfangs-Jahren war American Football weit gefährlicher als heute. Die Spieler hatten keine Schutzausrüstung, es gab fliegende Formationen und viele der heute gültigen Regeln zum Schutz der Spieler existierten nicht (insbesondere wurde der Ballträger oft von seinen Teamkameraden vorwärts geschoben). Nach einem traurigen Rekord von 8 Toten im Jahr 1905 forderte Präsident Theodore Roosevelt neue Regeln, um das Spiel sicherer zu machen. Dies führte 1906 zur Einführung der neutralen Zone zwischen den Linien, zur Regel, daß mindestens 6 Spieler an der Line of Scrimmage stehen müssen sowie verschiedenen anderen Schutzregeln. Die weitreichendeste Änderung war freilich die Einführung des Vorwärtspasses.
1910 wurden schließlich nach weiteren Todesfällen die verschränkten Formationen verboten, 1912 die Größe des Spielfeldes festgelegt, die Zählweise der Punkte und es wurde ein vierter Versuch erlaubt. Damit erhielt das Spiel schließlich seine moderne Form. Bis heute werden allerdings jedes Jahr Regeln modifiziert, nicht zuletzt um die Sicherheit für die Spieler zu erhöhen.
Kein American Football im eigentlichen Sinn sind Canadian Football und Arena Football, da diese sich in den Regeln deutlich unterscheiden. Auf den ersten Blick erkennbar sind die wesentlich größeren bzw. kleineren Spielfelder und eine entsprechend größere oder kleinere Anzahl an Spielern. Der Australian Football ähnelt stark dem Rugby. Im Freizeitbereich wird Flag Football in kleinen Teams ohne jegliche Schutzausrüstung gespielt, wobei ein Tackle durch Wegnehmen einer am Gürtel befestigten „Flagge“ simuliert wird.
Spielfeld

Gespielt wird auf einem 120 Yard (109,7 Meter) langen und etwa 53 Yard (48,5 Meter) breiten Spielfeld, das in zwölf gleich große Abschnitte zu je 10 Yard eingeteilt ist (sogenanntes „gridiron“ oder „Eisengitter“). Die 100 Yard in der Mitte werden als aktives Spielfeld benutzt, die restlichen 10 Yard an jedem Spielfeldende haben im Spielablauf eine besondere Bedeutung und werden „Endzonen“ genannt. Am Ende jeder Endzone befinden sich zusätzlich noch die sogenannten „goal posts“ (Torpfosten). Diese dienen als Tore und ähneln der Form einer überdimensionierten Stimmgabel. Da der Ball beim Fieldgoal über die Latte fliegen muss, wurden die beiden für das Spiel irrelevanten Pfosten darunter aus Sicherheitsgründen entfernt und durch eine einzelne zurückversetzte und gepolsterte Stütze ersetzt.
Ausgehend von den Endzonen sind im Abstand von je 10 Yard Querlinien eingezeichnet und entsprechend beschriftet. Die Zählung der Yard-Linien beginnt an beiden Endzonen bei Null (genannt „goaline“) und trifft sich dann in der Mitte an der 50-Yard-Linie. Der Bereich von der 20-Yard-Linie bis zur Endzone wird als die so genannte „red zone“ bezeichnet, da bei einem Ballbesitz in diesem Bereich die Wahrscheinlichkeit, erfolgreich zu punkten, relativ hoch ist.
Darüber hinaus wird das Spielfeld in Längsrichtung von zwei parallelen Reihen von „hash marks“ unterteilt. Endet der letzte Spielzug außerhalb dieser Markierungen, startet der nächste Spielzug auf der nächstgelegenen „hash mark“. Die „hash marks“ haben außerdem eine 1-Yard-Unterteilung, die den Schiedsrichtern beim korrekten Platzieren des Balles helfen. Die „hash marks“ haben im Profifootball einen Abstand von 18,6 Fuß (5,67 Meter), beim Amateur- und Collegefootball von 40 Fuß (12,2 Meter).
Amateur-Football-Partien in Europa werden meist auf einem Fußballplatz ausgetragen. Da diese deutlich breiter als ein Footballfeld sind und der Abstand der Tore nicht den 120 Yard bzw. ca. 110 Metern entspricht, die ein Footballfeld erfordert, wird das Feld in zwölf gleichgroße Abschnitte unterteilt und die Kette in ihrer Länge entsprechend angepasst. Falls die Fußballtore selbst nicht durch ein Footballtor ersetzt werden können, wird mittels Polster an den Pfosten das Verletzungsrisiko der Spieler vermindert. Mit zusätzlichen Peilstangen an den Pfosten wird dann ein Footballtor improvisiert.
Grundregeln
Grundgedanke des Spiels ist es Raum zu gewinnen. Da ein Spielfeld (100 Yard) räumlich begrenzt ist, wird das Erreichen der Endzone mit Punkten belohnt. Hierbei wechselt dann ebenfalls das Angriffsrecht. Punkte in unterschiedlicher Anzahl können auf verschiedene Weisen erzielt werden.
Punkte
Punkte können erzielt werden, wenn der Football mittels eines „runs“ (Laufspielzug) oder eines „passes“ (Pass-Spiel) hinter die Grundlinie in die Endzone des Gegners getragen bzw. dort bei einem Paßspielzug gefangen wird. Der Spieler muss bei einem Passpielzug mit beiden Beinen in der Endzone aufkommen und dabei den Ball kontrollieren. Bei einem Laufspielzug genügt es, wenn der Ball die imaginäre Goalline durchstößt, während der ihn kontrolierende Spieler sich innerhalb des Spielfeldes befindet bzw. die Innenseite eines Cones (Begrenzungen der Endzone) berührt. Dies ist ein Touchdown (TD), der sechs Punkte zählt.
Falls ein TD nicht mehr erreichbar erscheint, wird meist ein Kick durch die gegnerischen Torstangen versucht, wobei durch ein solches Field Goal drei Punkte erzielt werden. In der NFL Europe zählen Field Goals, die aus einer Weite über 50 Yards erzielt werden, vier Punkte.
Nach einem Touchdown hat die angreifende Mannschaft zudem die Möglichkeit, den Spielstand relativ sicher durch einen PAT (point after touchdown, das Kicken des Balles durch die gegnerischen Torstangen) um einen oder durch eine 2 point conversion (das erneute Tragen oder Werfen des Balles in die Endzone des Gegners) um zwei Punkte zu erhöhen. Die 2 point conversion ist jedoch erheblich schwieriger zu erzielen. Beide Varianten werden in der Regel von der gegnerischen 2-Yard-Linie ausgeführt, können aber durch eine Strafe bedingt auch aus größerer Entfernung beginnen.
Darüber hinaus kann die verteidigende Mannschaft 2 Punkte erzielen, indem sie den Ballträger der angreifenden Mannschaft in dessen eigener Endzone zu Fall bringt, dies wird als Safety bezeichnet.
Spielzüge

American Football wird als eine Folge von Spielzügen (Downs) gespielt. Zu Beginn eines Spielzuges befindet sich eine Mannschaft in Ballbesitz und somit im Angriff (Offense). Sie muss versuchen, durch Paß- oder Laufspielzüge Raum zu erobern, um schließlich die Endzone zu erreichen und Punkte zu erzielen (siehe oben). Ein Spielzug startet, wenn der Ball bewegt wird (Snap). Wird ein Pass nicht gefangen und berührt den Boden oder etwas ausserhalb des Spielfeldes (outbounds), wird er dead und die Schiedsrichter pfeifen ab (Incomplete Pass). Der nächste Versuch startet dann auf der Höhe der alten Ballposition (Line of Scrimmage). Wird der Ballträger (d.h. auch der Receiver nach einem gefangenen Paß) zu Boden gebracht oder verläßt das Spielfeld (Player outbounds), wird der Ball ebenfalls dead. Das nächste Down startet dann aber an der Stelle, wo der vorherige Spielzug gestoppt wurde. Die Mannschaften stellen sich auf Ballhöhe (line of scrimmage) neu auf und die Mannschaft in der Offensive kann einen neuen Versuch starten, solange sie das Angriffrecht besitzt. Ihr stehen dabei jeweils vier Versuche zur Verfügung, um mindestens zehn Yards Raumgewinn zu erreichen und damit das Angriffsrecht für weitere vier Versuche zu erhalten (neues First down). Schafft sie dies nicht, muss sie den Ball abgeben und die andere Mannschaft erhält das Angriffsrecht. Wenn nach drei Versuchen absehbar ist, dass der nötige Raumgewinn nicht erzielt werden kann, wird im vierten Versuch der Ball meistens durch einen punt möglichst weit in die gegnerische Hälfte gekickt, damit der Gegner das Angriffsrecht in einer möglichst schlechten Position übernehmen muss. In guter Feldposition wird mitunter auch ein field goal versucht. Das Angriffsrecht geht außerdem verloren, wenn die angreifende Mannschaft den Ballbesitz z. B. durch einen Fumble (Fallenlassen des Balls) mit anschließendem Recover (Aufnehmen des Balls) durch einen Verteidiger oder durch eine Interception (Abfangen des Balles durch einen gegnerischen Spieler) verliert (Turnover). Die besondere Wichtigkeit solcher Aktionen liegt darin, daß die vormals angreifende Mannschaft nicht punkten kann und daher das eigene Team meist in einer sehr günstigen Feldposition das Angriffsrecht erlangt.
Die andere Mannschaft befindet sich in der Verteidigung (Defense). Sie versucht den Ballträger zu stoppen, Pässe zu verhindern bzw. den Ball zu erobern (s.o.). Der so eroberte Ball kann vom Verteidiger in Richtung der gegnerischen Endzone getragen werden. Der Verteidiger wird somit direkt und ohne Unterbrechung zum Angreifer.
Die Spielzeit in den USA und der NFL Europe beträgt 4 mal 15 Minuten. Die Amateurmannschaften in Europa spielen lediglich 4 mal 12 Minuten. Die Spielzeit ist effektiv, es gibt umfangreiche Regeln, wann die Uhr angehalten wird (Player outbounds, incomplete pass, Punkte erzielt, Strafen, Verletzungen, two-minute-warning) oder weiterläuft (v.a. wenn der Ballträger inbounds gestoppt wird).
Strafen
Regelverletzungen werden mit Strafen geahndet. American Football hat eines der umfangreichsten Regelwerke aller Sportarten. Wegen seiner physischen Härte besteht ein hohes Verletzungsrisiko. Die meisten Regeln dienen daher dazu, Verletzungen der Spieler zu vermeiden. Keine Regeln, sondern freiwillige Vereinbarungen sind die rules of conduct genannten Verhaltensregeln für Spieler und Coaches.
Beim American Football werden Strafen durch die Schiedsrichter mit Hilfe von gelben Flaggen auf den Ort des Fouls (Spot of Foul) angezeigt. Der Grund ist, dass viele Strafen nicht sofort zur Unterbrechung des Spielzuges führen, sondern erst im Anschluß verhängt werden.
Grundsätzlich werden Regelverstöße mit Yard-Strafen, d.h. mit Raumverlust, geahndet. Das gegnerische Team kann dabei meist entscheiden, ob es die Strafe annimmt (dann wird der Versuch mit dem entsprechenden Yard-Verlust wiederholt) oder ablehnt (dann wird ganz normal der nächste Versuch gespielt). Wird durch eine Strafe gegen die Defense die line to gain (Die Linie, die die Offense erreichen muss, um vier neue Versuche zu bekommen) erreicht, erhält die Offense ein neues First Down. Einige Strafen beinhalten auch ein automatisches First Down.
Die Endzone kann allerdings durch Strafen nicht erreicht werden. Reicht der Platz für die Durchführung der Strafe nicht mehr aus, wird nur der Abstand der Line of Scrimmage zur Goalline halbiert (half the distance to the goalline).
Bei besonders schweren Vergehen kann ein Spieler auch vom Spiel ausgeschlossen (ejected) werden. Dies gilt insbesondere bei Fouls mit Verletzungsabsicht, grob unsportlichen Verhalten sowie Beleidigung von Schiedsrichtern.
Das Regelwerk wird von den Schiedsrichtern flexibel ausgelegt. Oft werden kleinere Fouls (z.B. Holding), die weitab vom Ball geschehen, nicht geahndet. Priorität haben allerdings immer der Schutz der Spieler vor Verletzungen und die Kontrolle des Spielgeschehens.
Einige der wichtigsten Regelverstöße und die Strafen nach den NCAA-Regeln:
- 6 men on the line: Beim Snap müssen 7 Mann an der Line of Scrimmage postiert sein. Strafe: 5 Yards, Wiederholung des Versuchs
- Illegal Shift: Die Offense muss vor dem Snap mind. 2 sec in ihrer Formation verharren. Strafe: 5 Yards, Wiederholung des Versuchs
- Illegal Motion: In der Offense darf sich beim Snap nur ein Spieler im backfield bewegen, der sog. man in motion. Er darf dies nur max. parallel zur Line of Scrimmage. Strafe: 5 Yards, Wiederholung des Versuchs
- False start: Unmittelbar vor dem Snap bewegt sich einer der Offense-Spieler außer dem man in motion. Strafe: 5 Yards, Wiederholung des Versuchs
- Encroachment: Verletzung der neutralen Zone. Verschiedene Sonderregeln für die Defense. Strafe: 5 Yards, Wiederholung des Versuchs
- Offside: Beim Snap befindet sich ein Defense-Spieler in oder jenseits der neutralen Zone. Strafe: 5 Yards
- Holding: Festhalten eines Spielers, der nicht Ballträger ist. Strafe: 10 Yards, wenn Holding durch die Offense, 5 Yards vom spot of foul und automatic first down, wenn durch die Defense
- Pass Interference: Wenn der Ball in der Luft ist, darf ein Paßempfänger nicht am Fangen gehindert werden. Auch ein Defense-Spieler, der in den Ball zur Interception fangen kann, darf nicht behindert werden. Strafe: 15 Yards und automatic first down, wenn durch die Defense
- Helping the Runner: Der Ballträger darf nicht von seinen Teamkameraden vorwärts geschoben werden. Strafe: 5 Yards
- Roughing the Passer/Kicker: Quarterback, Holder und Kicker sind besonders verletzungsgefährdet, da sie sich auf bestimmte Aufgaben konzentrieren und heranstürmende Verteidiger oft nicht wahrnehmen. Sie werden daher vor vermeidbaren Kontakt geschützt. Der Schutz für den Passer beginnt erst, wenn er den Paß geworfen hat. Strafe: 15 Yards und automatic first down
- Running into the Kicker: Da der Kicker nach dem Kick kein Gleichgewicht hat und daher auch keine Verteidigungsposition einnehmen kann, wird er auch vor unbeabsichtigtem Kontakt geschützt. Strafe: 5 Yards
- Facemask: Aufgrund der Verletzungsgefahr ist der Griff ins Gesichtsgitter verboten. Strafe: 5 Yards, 15 Yards, wenn absichtlich
- Clipping: Tackeln von hinten in die Beine. Nur in einem eng umgrenzten Bereich erlaubt. Strafe: 15 Yards für beide Seiten, automatic first down, wenn durch Defense
- Chop Block: Verschiedene illegale Blocks durch zwei Spieler, bei denen hohe Verletzungsgefahr besteht. Strafe: 15 Yards für beide Seiten, automatic first down, wenn durch Defense
- Spearing: Illegales Benutzen des Helmes. Strafe: 15 Yards für beide Seiten, automatic first down, wenn durch Defense
- Late Hit: Wenn der Spielzug erkennbar beendet ist oder ein Spieler offensichtlich nicht mehr am Spielgeschehen teil nimmt, ist ein Hit nicht mehr erlaubt. Strafe: 15 Yards für beide Seiten, automatic first down, wenn durch Defense
- Unnecessary Roughness: Jede unnötige Härte. Auch wenn Football ein physischer Sport ist, soll der Kontakt innerhalb des sportlichen bleiben. Strafe: 15 Yards für beide Seiten, automatic first down, wenn durch Defense
- Unsportsmanlike Conduct: Unsportliches Verhalten wie Beleidigen von Gegner oder Referee. Heute in den USA auch oft gecalled bei bestimmten Arten, einen Touchdown zu feiern. Strafe: 15 Yards für beide Seiten, automatic first down, wenn durch Defense. Beim Touchdown wird die Strafe beim PAT durchgeführt.
Schiedsrichter
Aufgrund der Komplexität und des oft unübersichtlichen Spielgeschehens gibt es beim American-Football eine ganze Schiedsrichter-Crew. Sie besteht aus mindestens 3, in den Amateurligen normalerweise 5, in den höheren Ligen 7 Schiedsrichtern, wobei jeder Schiedsrichter einen bestimmten Bereich des Spielfeldes beobachtet und für spezielle Aufgaben zuständig ist. Oberschiedsrichter ist der Whitehead, erkennbar an seiner weissen Kappe (die anderen Schiedsrichter haben schwarze Kappen). Der Legende nach soll die Kappe das weisse Haar eines erfahrenen Mannes symbolisieren. Zur Ausrüstung der Scheidsrichter gehören unter anderem die gelben Flaggen zum Markieren eines Fouls und die weißen Beanbags (Bohnensäcke, nach ihrem historischen Inhalt) zum Markieren wichtiger Spots.
Die NFL ist bis heute eine der wenigen Sportligen, in der der Videobeweis zur Überprüfung strittiger Szenen eingeführt wurde.
Spieler

Die Spieler im American Football sind üblicherweise Spezialisten für ihre Position. Da bei jedem Spielzug ausgewechselt werden darf, können immer die für den geplanten Spielzug am besten geeigneten Akteure eingesetzt werden, sofern dies nicht die Absichten verrät. Insbesondere die Angriffsformationen können auf mehrere Hundert Spielzüge und Kombinationen zurückgreifen. Als Gedächtnisstütze und zur Vermeidung von Fehlern tragen viele Spieler ein Schweißband am Arm, an dessen Innenseite Zahlen, Namen, Positionen, Spielzüge und anderweitige Dinge zum Spielverlauf in Stichpunkten notiert sind.
Offense

Der Quarterback (QB) ist der zentrale Spieler der Offense. Er ist der Spielmacher und erhält zu Beginn eines Spielzuges den Ball von seinem Center (C), der vor ihm steht, durch dessen Beine nach hinten zugespielt. Damit ist der Center bei jedem Spielzug am Ball. Der Quarterback hat die Aufgabe, den vom Haupttrainer (Headcoach), in manchen Mannschaften auch vom Offense-Trainer (Offensive Coordinator), geplanten Spielzug umzusetzen und notfalls, in Reaktion auf die Spielsituation, anzupassen (Audible). Üblicherweise übergibt er den Ball dann an einen Ballträger (Runningback) oder wirft ihn zu einem Passempfänger (Receiver). Es gibt auch Spielzüge, in denen das Übergeben des Balls nur vorgetäuscht wird und der Quarterback selbst läuft (Quarterback-Draw). Wurde ein Laufspielzug angetäuscht und der Ball dann gepasst, spricht man von einem Play-Action-Spielzug oder -Pass. Es gibt nur wenige Formationen, die ohne Quarterback auskommen.
Vor dem Quarterback stehen die Offensive Linemen (OL). Sie werden unterschieden in Tackles und Guards. Diese üblicherweise sehr großen und schweren Spieler haben die Aufgabe, den Quarterback vor den Verteidigern zu schützen (Pocket-Bildung beim Pass) und bei Laufspielzügen den Weg für den Ballträger freizublocken. Tackles sind dabei die schwersten und kräftigsten Spieler im Angriff. Ihre Aufgabe ist kräftezehrend und erfordert eine hohe Konzentration. Dem steht meist nur wenig Publikumsaufmerksamkeit gegenüber, was diese wichtige Position recht undankbar erscheinen lässt. Guards haben ähnliche Aufgaben wie Tackles. Ein Guard wird gelegentlich auch für sogenannte Pull-Manöver eingesetzt. Dabei verlässt er seine ursprüngliche Position, läuft dann feldabwärts und räumt dem Ballträger den Weg frei. Er ähnelt in gewisser Weise einem Eisbrecher.
Die Ballträger selber werden Runningback (RB) oder Tailback (TB) genannt, da am hinteren Ende der Angriffsformation aufgestellt. Man unterscheidet zwischen Fullback (FB) und Halfback (HB). Der Fullback ist schwerer und kräftiger als der Halfback und wird in Situationen eingesetzt, in denen nur wenige Yards Raumgewinn erzielt werden müssen. Ansonsten fungiert er überwiegend als Vorblocker für den Halfback. Bei der Aufstellung gibt es auch hier verschiedene Formationen (z. B. Wishbone-, I-, Pro-Formation). Bei Pass-Spielzügen fungieren die Runningbacks nicht als Ballträger, sondern als möglicher Empfänger bzw. schützen den Quarterback vor Sacks (Zu-Boden-Bringen im backfield genannten Bereich hinter der Line of Scrimmage) durch Abwehrspieler (Blitz-pickup).
Bei einem Pass wird der Ball vom Quarterback in der Regel zu einem der Wide Receiver (WR) geworfen, der aufgrund seiner hohen Geschwindigkeit sehr schnell und weit in das gegnerische Territorium vordringen kann oder zu einem der näher stehenden, sicherer zu erreichenden Runningbacks oder Tight Ends. Passberechtigt sind jeweils die beiden äußeren Spieler, die an der Line of Scrimmage stehen sowie alle Spieler, die sich beim Snap im backfield befinden. Mindestens sieben Spieler müssen beim Snap an der Line of Scrimmage stehen. Wird der Pass geworfen, dürfen sich nur berechtigte Paßempfänger jenseits der Line of Scrimmage (downfield) befinden, sonst ist der Paß ungültig (Illegal Receiver downfield).
Der Tight End (TE) ist an einem Ende der Offensive Line aufgestellt, wie ein zusätzlicher Lineman. Er ist aber paßberechtigt (da in dieser Aufstellung außen neben ihm kein weiterer Spieler an der Line of Scrimmage steht). Der TE ist ein Allroundspieler, der je nach Situation blockt wie ein Offensive Lineman, den Ball fängt wie ein Widereceiver oder (seltener) auch läuft wie ein Runningback. Zudem wechselt er oft als „Man in Motion“ vor dem Snap seine Position.

Defense
Allen defensiven Spielern ist gemein, dass sie Raumgewinn verhindern sollen, indem sie den Ballträger stoppen, Pässe verhindern oder sonstwie störend eingreifen sollen. Hinzu kommen aber noch positionsspezifische Aufgaben.
Die Defensive Linemen (DL) stehen der Offensive Line direkt gegenüber, wobei diese Spieler auch eine vergleichbare schwere Statur haben. Die Abwehrlinie soll das Freiblocken von Lücken für den gegnerischen Runningback verhindern. Bei Passspielzügen sollen sie zum Quarterback vordringen, damit dieser zu Fehlern genötigt wird oder gar samt Ball zu Boden gebracht werden kann. Gelingt dies, so spricht man von einem (Quarterback-) Sack. Bei den Defensive Linemen wird zwischen Defensive Ends (DE) und Defensive Tackles (DT) unterschieden. Die Defensive Ends stehen, wie der Name schon sagt, an den Enden bzw. Ecken der Defensive-Line. Sie haben die Aufgabe, Läufe des gegnerischen Ballträgers über die Aussenseite zu verhindern bzw. von außen Druck auf den gegnerischen Quarterback auszuüben. Die Defensive Tackles sollen in der Mitte die Stellung halten und verhindern, dass dort Raumgewinne erzielt werden. Manche Teams benutzen zwei Tackles, andere dagegen nur einen. Dieser eine wird dann auch Nose Tackles genannt, weil er dem Center des Gegners „Nase an Nase“ gegenübersteht.
Die Linebacker (LB) stehen dicht hinter der Defensive Line. Sie müssen kräftig genug sein, um den Durchbruch eines Runningbacks zu stoppen oder bei Pässen druckvoll zum Quarterback vorzudringen. Bei Spielzügen mit vier oder fünf Receivern müssen die Linebacker allerdings auch so flink sein, dass sie die Receiver decken können, damit die Offense aus dieser momentanen Überzahlsituation (viele schnelle Wide Receiver gegen wenige schwere Linebacker) nicht zu viele Vorteile ziehen kann.
Die letzte Verteidigungsreihe bilden die Defensive Backs (DB) (auch Secondary genannt), die sich in die Safeties (S) und Cornerbacks (CB) unterteilen. Sie verteidigen hauptsächlich gegen ein gegnerisches Passspiel, sind aber auch die letzte Bastion, wenn es den vorderen Reihen nicht gelungen ist, einen Ballträger zu stoppen. Bei den Safeties unterscheidet man zwischen dem „Strong Safety“ (der auf der Seite des Tight End spielt) und dem „Free Safety“, der dann wichtig ist, wenn ein riskanter Angriff auf den Quarterback gespielt wird (sogenannter Safety Blitz).
Damit die Abwehrspieler nicht unkontrolliert eigenständig agieren, gibt es hier (wie auch in der Offense) sehr genau vorausgeplante Spielzüge, die vom Defensive Coordinator und dem Headcoach während des Spieles angesagt werden, um auf die Offense(-Formation) zu reagieren.
Die gebäuchlichsten Aufstellungen in der Defense, sind die 4-3 und die 3-4 Defense. Bei der 4-3 Defense befinden sich vier Spieler in der Defensive Line, drei Linebacker dahinter, sowie je zwei Cornerbacks und Safeties auf dem Feld. Eine 3-4 ist beweglicher, man kann durch die vier Linebacker leichter einen Blitz (Angriff auf den gegnerischen QB) durchführen und/oder die Passempfänger decken. Allerdings benötigt man drei starke Männer in der Defensive Line, die gegen fünf direkte Gegenspieler bestehen müssen.
Des Weiteren gibt es noch viele andere Varianten der Defense, die je nach Spielsituation gespielt werden (46, Nickel, Dime, Quarter und Stop bzw. Goal Line).
Special Teams

Special Teams treten nur in besonderen Spielsituationen an, meist wenn der Ball gekickt werden soll, also wenn eine Mannschaft durch den Kicker (K) den Kickoff durchführt (Beginn des Spiels bzw. nach jedem Touchdown), ein Fieldgoal versucht oder punten muss, was der Punter (P) übernimmt.
Beim Kickoff wird der Ball von der Mitte der eigenen 30-Yard-Linie (bei Amateurligen oft von der 35) getreten, und ein gegnerischer Ballempfänger (Kickoff-Returner) versucht, den Ball so weit wie möglich zurückzutragen. Ein Fieldgoalversuch beendet den Ballbesitz, egal bei welchem der vier Downs er versucht wird. Bei Ballbesitz zwischen 35-Yard-Linie und der Endzone spricht man von Fieldgoal-Reichweite, da mit Endzonenbreite und weiteren ca. 7 Metern insgesamt 40 Metern Distanz werden, aus der man dem Kicker noch ein erfolgreiches FG zutraut, welches mit drei Punkten belohnt wird. Nach einem TD darf man aus kurzer Distanz einen Extrapunkt-Kick (oder auch eine 2-Punkt-Conversion) versuchen.
Der Kickoff-Returner (auch Kick- oder Punt-Returner genannt) braucht den meisten Mut. Er soll den Ball fangen und in Richtung gegnerische Endzone tragen. Alle elf Gegner wollen ihn natürlich stoppen. Der Returner kann auch vor dem Fang des Balles durch Schwenken der Arme über dem Kopf einen so genannten Fair Catch anzeigen. Dann darf er vom Gegner nach dem Fang nicht angegriffen werden, darf sich aber auch nicht bewegen.
Da ein Kickoff im Gegensatz zum Punt immer ein "freier Ball" ist, und somit von beiden Mannschaften aufgenommen werden kann, muss der Returner entscheiden ob er in der Situation ist den Ball sicher zu fangen und noch Raumgewinn zu erziehen, oder ob er schon so von den anstürmenden Gegnern unter Druck steht, dass er den Fair Catch anzeigt. Wird der Ball vom Kicker in die gegnerische Endzone gekickt, so spricht man von einem Touchback. Nach einem Touchback startet die gegnerische (receivende) Mannschaft den Angriffsversuch von der eigenen 20-Yard-Linie. Fängt ein Receiver den Ball weit in der eigenen Endzone und will den Ball, z.B. wegen anstürmender Gegner, nicht mehr ins Spiel bringen, so kann er sich in der Endzone hinknien, was ebenfalls einen Touchback bedeutet.
Darüber hinaus gibt es auch die taktische Variante eines sogenannten Onside-Kicks. Dabei versucht die Mannschaft, die gerade gepunktet hat und daher kickt, gleich wieder in Ballbesitz zu kommen. Sie führt daher einen kurzen flachen Kick aus, im Idealfall springt der Ball aufgrund seiner Ei-Form dabei so auf, dass er von der gegnerischen (receivenden) Mannschaft nicht kontrolliert werden kann. Die kickende Mannschaft kann den Ball aufnehmen, wenn er 10 Yards passiert hat oder von einem Spieler der anderen Mannschaft berührt wurde. Diese taktische Variante wird meistens gespielt, wenn eine Mannschaft kurz vor Ende noch einmal verkürzen kann, aber noch weitere Punkte benötigt.
Im Falle einer Puntes ist ein Fair Catch nicht unbedingt notwendig. Wenn er den Ball einfach nicht fängt und ein Gegener berührt den zu Boden gefallen Ball, ist der Spielzug beendet und der nächste Spielzug beginnt an der Stelle. Entscheidet sich der Returner aber einen Punt zu fangen und lässt den Ball fallen, ist es wieder ein „freier Ball“.
Mit einem Punt verzichtet die Offense auf das Ausspielen des aussichtslosen vierten Downs, um der gegnerischen Offense den Ball nicht an Ort und Stelle überlassen zu müssen. Der Punter fängt den Ball nach dem Snap mit der Hand und kickt ihn im hohen Bogen fort, damit der Ball lange in der Luft bleibt und der mögliche Fänger rechtzeitig von den eigenen Spielern erreicht wird. Eine spezielle Art des Punts gibt es nach einem Safety. Beim sog. Free Kick puntet der Spieler den Ball ohne Snap und ohne Druck der Verteidigung von der eigenen 35-Yard-Linie aus weg.
Berühmte Spieler und Mannschaftsteile
Wenn eine Spielergruppe längere Zeit erfolgreich zusammenspielt, etablieren sich bei Fans und Presse Spitznamen. Einige Beispiele sind für
Abwehr-Mannschaftsteile:
- die Monsters of Midway, die Linebacker der Chicago Bears seit den 1940ern
- die Fearsome Foursome, die Abwehrlinie der Los Angeles Rams der 1960er
- die Purple People Eaters, Defensive Line der Minnesota Vikings in den 1970ern
- der Steel Curtain, die Front-Seven der Pittsburgh Steelers in den 1970ern
- die Killer Bees, Verteidigung der 1982er Miami Dolphins, da viele Namen der Spieler mit B begannen
- die Dome Patrol, im Superdome die Linebacker der New Orleans Saints in den 1990ern
Angriffs-Formationen:
- die Posse oder Fun Bunch, die Receiver der Washington Redskins mit Art Monk, die TDs als Gruppe feierten
- die Hogs, die Offense-Line der Washington Redskins, die ihre eigenen Feier-Rituale absolvierten
Einzelspieler:
- Minister of Defense Reggie White, ehemaliger Defense End in der USFL, bei Green Bay Packers und Philadelphia Eagles, der als Prediger einer Gemeinde tätig war (198 QB-Sacks in der NFL)
- Broadway Joe Namath, der als New-York-Jets-QB den ersten Super-Bowl-Sieg eines AFC-Teams vorher „garantierte“ und auch erreichte
- The Bus Jerome Bettis, aufgrund seiner Statur und der Art, wie er die gegnerische Defense durchbrach
- Sweetness Walter Payton, aufgrund der Eleganz auf und abseits des Spielfeldes
- Diesel John Riggins, dessen kraftvolle Läufe mit einem schweren LKW in voller Fahrt verglichen wurden
- Lokomotive Joe Smith lief als Running Back von Rhein Fire 2005 in nur 10 Spielen 1028 Yards
- Refrigerator William Perry, Defensive Tackle der Chicago Bears, Philadelphia Eagles und der London Monarchs, der aufgrund seiner Größe und seines Gewichts mit einem laufenden Kühlschrank verglichen wurde. Er wurde auch The Fridge genannt.
Taktik
Das Football häufig als „Rasenschach“ bezeichnet wird, kommt nicht von ungefähr. Durch die Vielzahl an Aufstellungsmöglichkeiten, Spielsituationen und die individuellen Stärken und Schwächen der Mannschaft sind ganze Philosophien über Spielsysteme und Taktik entstanden wie z.B. die West coast offense. Nicht zuletzt lassen die komplexen Regeln Freiraum für allerlei ausgefallene Spielzüge. Es ist theoretisch möglich aus jeder Feldposition zu punkten und das mit den verschiedensten Spielzügen.
Laufspielzüge
Das so genannte running play könnte man als Basis der Spielzüge bezeichnen. Laufspielzüge sind relativ leicht auszuführen, da der Ball vom Quarterback üblicherweise einfach an einen Runningback übergeben wird (handoff), der dann versucht, so viel Raumgewinn wie möglich zu erzielen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten beim running play.
1. Dive
Bezeichnet einen Run, bei dem der Ballträger durch die Mitte der Formation läuft, also z.B. zwischen Center und Offense Guard. Diese Spielzüge sind gewöhnlich schnell und einfach zu spielen und erzielen in der Regel „ein paar“ Yards Raumgewinn. Abhängig von der Stärke der Offense bzw. Defense können es aber auch deutlich mehr oder weniger sein.
2. Offtackle
Bezeichnet einen Run, bei dem der Ballträger nicht geradeaus durch die Offense Line läuft, sondern links bzw. rechts außen am letzten Spieler der Line, dem Offense Tackle, vorbeiläuft.
3. Sweep
Bezeichnet einen Run, bei dem der Ballträger weit außen an der Formation vorbei läuft. Weil der Ballträger dabei eine große Strecke parallel zu Line of Scrimmage laufen muss und somit noch keinen Raumgewinn erzielt, wird ihm der Ball häufig vom QB zugeworfen anstatt ihn per handoff zu übergeben. Das nennt man einen pitch. Dieser spart Zeit, denn der Ballträger kann nach dem Snap sofort los laufen und muss nicht erst auf den QB warten.
Verschiedene Spielzüge zu haben ist notwendig, um Variation ins Laufspiel zu bekommen. Wenn man immer die gleichen Laufspielzüge anwendet, stellt sich die Defense schnell darauf ein. Außerdem kann es sein, dass der Gegner in der Mitte starke Spieler besitzt, aber an den Außenseiten schwach besetzt ist oder umgekehrt. Die größte Gefahr bei Laufspielzügen, ist der fumble, das Fallenlassen des Balls durch den Ballträger. Wenn dieser durch die gegnerische Mannschaft aufgenommen wird, ergibt dies einen turn over; das Angriffsrecht wechselt. Wenn ein gegnerischer Spieler den Ball aufnimmt, läuft der Spielzug weiter, bis er getackled wird. Er kann sich also mit dem Ball auf in Richtung der Endzone machen und einen touchdown erzielen.
Passspielzüge
Das so genannte passing play ist im Gegensatz zum running play weit schwieriger auszuführen. Es bedarf eines wurfstarken und präzisen QBs und eines sicheren Fängers. Damit der Ablauf eines Passes reibungslos verläuft, müssen der QB und seine Receiver gut aufeinander eingespielt sein, da bei vielen Pässen das Timing eine große Rolle spielt. Viele QBs haben „Lieblings-Receiver“ mit denen das Zusammenspiel besonders gut funktioniert, ihre sogenannten Go-to guys. Weiterhin muss der QB hohes Spielverständnis an den Tag legen, um die Defense „lesen“ zu können, d.h. um die Schwachpunkte in der Verteidigung erkennen. Und schließlich ist Nervenstärke unerlässlich, da der QB gleich nach dem Snap durch die Defense unter Druck gesetzt wird und er schnell entscheiden muss, welchen Receiver er anwerfen kann. Ein gewöhnlicher Pass dauert vom Snap bis zum Wurf in der Regel ca. 3, selten mehr als 5 Sekunden. Wohin die Receiver bei einem Paßspielzug laufen ist natürlich nicht willkürlich, sondern durch vorher festgelegte Paßrouten geregelt. Sie unterscheiden sich in Läge und Richtung. Bekannte Passrouten sind „Hail Mary“, wobei der Receiver einfach gerade nach vorne läuft und versucht seinen Cornerback abzuhängen oder der „Post“ bei dem der Ballempfänger schräg über das Feld in Richtung des Goal-Post, dem Pfosten des Tores, läuft. Es gibt zig verschiedene Passrouten, die zu Hunderten von verschiedenen Paßspielzügen kombiniert werden können. Gleiches gilt für die running plays und die Special Teams. Daraus folgt, das ein playbook in den Profiligen hunderte verschiedene, aktiv benutzte Spielzüge beinhalten kann.
Fakes
Viele Spielzüge im American Football sind extra dafür ausgelegt, die Verteidigung zu narren. Bei solchen fakes werden Ballübergaben angetäuscht, Paßversuche angetäuscht, vorgetäuscht, es handele sich um einen Laufspielzug, der in Wirklichkeit ein Paßspielzug ist und umgekehrt. Fakes machen einen nicht unbedeutenden Teil der Taktiklastigkeit des Spieles aus. Für die Defense ist es nämlich dadurch fast unmöglich, schnell zu erkennen, was wirklich auf dem Platz passiert.
Ein Beispiel: Nach Spielsituation und Feldposition ist von der Offense ein einfacher und sicherer Run zu erwarten, um beispielsweise den letzten fehlenden Yard zum First Down zu erreichen. Der Spielzug startet mit dem Snap, der QB bewegt sich nach hinten, der Halfback kommt auf ihn zu und es scheint. als würde er einen Handoff vom QB bekommen. Darauf reagiert die Defense. Die Linebacker bewegen sich nach vorne in Richtung Line of Scrimmage, um den HB aufzuhalten. Der vermeintliche Handoff war aber ein Fake, der QB hat immer noch den Ball, die Hände des tief nach vorn gebückten Runningbacks sind leer. Dadurch hat sich eine Lücke in der Verteidigung aufgetan, die Linebacker können nun den hinteren Raum nicht mehr gegen Passversuche abdecken. In diesen freien Raum läuft ein WR, der nun ungedeckt ist und somit sicher angeworfen werden kann, und der nun auch noch weitere Yards Raumgewinn erlaufen kann, weil ja niemand in der Nähe ist, um ihn zu tacklen. In der Praxis hängt die Wirkung eines solchen play action-passes davon ab, wie schnell die Defense ihren Fehler erkennt und ob die Linebacker schnell genug sind, ihn wieder auszubügeln.
Bekannte Fakes/Trickspielzüge
Play action- Pass
Ein Run wird durch eine vorgetäuschte Ballübergabe an einen Ballträger suggeriert. In Wirklichkeit behält der QB aber den Ball und wirft einen Pass. Die Defense reagiert auf den vermeintlichen Lauf, kommt nach vorn und gibt den tiefen Raum frei, in dem sich die WR freilaufen.
Draw
Ein Pass wird durch den QB vorgetäuscht. Er hält den Ball bereit zu werfen und schaut sich nach freien Receivern um, gibt aber schließlich verzögert doch einen Handoff an einen Ballträger oder läuft selbst. Die Defense reagiert auf den vermeintlichen Paß, indem sie versucht, die tiefen Räume und die WR abzudecken. Im nahen Bereich entstehen so meist Lücken.
Counter
Hierbei gibt es immer mehrere Ballübergaben. Eine ist echt, alle anderen sind Fakes. Der Fullback läuft z.B. einen Offtackle über die linke Seite und die Ballübergabe zu ihm wird vorgetäuscht. Der Halfback läuft einen Offtackle über die rechte Seite und bekommt den Ball, oder umgekehrt. Die Defense soll dabei über die Seite getäuscht werden, über die der Spielzug läuft, um dem Ballträager einen Vorteil zu verschaffen.
Reverse
Der Spielzug läuft beispielsweise über die linke Seite; es wird ein sweep gespielt. Der HB hat den Ball bekommen und läuft los. Auf halben Wege kommt ihm ein WR von der linken Seite entgegen und der HB gibt den Ball an den WR weiter, der nun in die entgegengesetzte Richtung des HB läuft und über die rechte Spielseite versucht, Raumgewinn zu erzielen. Reverse-Spielzüge können sehr effektiv sein, wenn die Defense zu stark auf die Seite des vermeintlichen sweep rotiert (over rotate). Sie bergen aber auch ein großes Risiko, da sich der Ball lange im Bereich diesseits der Line of Scrimmage befindet und, insbesondere wenn die Defense-Linemen nicht gut geblockt werden, ein Raumverlust droht.
Screen
Der Fake passiert hier nicht beim QB und den Ballträgern, sondern primär bei der Offense Line. Sie gibt vor, ihre direkten Gegner, die Defense Line, nicht blocken zu können und lässt sie passieren. Die Defense Liner stürmen gemeinsam auf den QB zu, der ganz gelassen 5 bis 6 Meter hinter der Line of Scrimmage steht und auf sie wartet. Ein Ballträger hat sich mittlerweile zwischen die „durchgebrochenen“ D-liner und die „besiegten“ O-Liner bewegt. Kurz bevor die D-liner den QB erreichen, lupft er den Ball über sie an den Ballempfänger. Die D-Liner sind damit aus dem Spiel. Sie sind zu langsam, um den Ballträger in ihrem Rücken noch zu erreichen. Der Ballträger selber hat nun die Offense Line vor sich, die ihm den Weg frei blockt. Screen-Spielzüge werden insbesondere gern verwendet, wenn die D-Line sehr stark ist und den QB permanent unter Druck setzt oder wenn die Defense oft blitzt.
Defense-Spielzüge/ Blitzes
Da die Defense flexibel auf die Spielzüge der Offense reagieren muß, gibt es außer den Grundaufstellungen und den zu verteidigenden Zonen/ Gegenspielern kaum festgelegte Spielzüge. Eine Ausnahme bilden die Blitzes. Dabei versucht die Defense, Druck auf den Quarterback auszuüben, indem ein oder mehrere Spieler die Offense-Line durchbrechen bzw. umgehen. Der blitzende Spieler kann dabei ein Linebacker oder (riskant, aber effektiv) ein Cornerback sein. Wie bei den Offense-Spielzügen hängt der Erfolg eines Blitzes neben der Athletik und Schnelligkeit der Spieler vor allem vom Überraschungsmoment ab. Erkennt der QB, woher der Blitz kommt, hat er eine verwundbare Stelle der Verteidigung vor sich. Z.T. werden Blitzes auch nur angetäuscht, um den QB zu verunsichern oder ihn zu einer schlechten Entscheidung zu verleiten.
Die Rückennummern
Die Rückennummern haben normalerweise eine feste Zuteilung, nicht zuletzt zur Orientierung der Schiedrichter:
- 1–19: Quarterbacks, Kicker, Punter und Wide Receiver
- 20–49: Runnings Backs, Defensive Backs (Cornerbacks, Safeties)
- 50–59: Center und Linebacker
- 60–79: Defense-Linemen, Offense-Linemen (Guards, Tackles)
- 80–89: Wide Receiver, Tight Ends
- 90-99: Defensive-Linemen (Defensive Ends, Defensive Tackles)
Verbreitung
Weltweit
Der Weltverband International Federation of American Football (IFAF) organisiert u. a. die American Football Weltmeisterschaften und sorgt dafür, dass Football bei Veranstaltungen wie den World Games 2005 vertreten ist.
USA
Wie der Name schon andeutet, ist American Football vor allem in Nordamerika verbreitet. In den USA gilt es seit den 1970er Jahren als die populärste Sportart überhaupt (vorher dominierte Baseball). Praktisch jede High School und jedes College besitzt ein Team auf unterschiedlich hohem Leistungsniveau, in verschiedenen Ligen innerhalb der NCAA organisiert. Die mehreren hundert Mannschaften in den oberen Ligen des College Football spielen jeden Herbst etwa zwölf Spiele innerhalb ihrer jeweiligen Gruppe. Die besten Teams werden zu den Bowl-Spielen zu Neujahr eingeladen, etwa zur Rose Bowl in Pasadena. Dieses Spiel hat eine über 100-jährige Tradition.
Die bekannteste nordamerikanische Profiliga ist die National Football League (NFL), die seit 1920 existiert, mithin erst Jahrzehnte nach dem College Football entstand. Das Finale der NFL, der so genannte Super Bowl, ist das wichtigste Fernseh-Event der USA und gilt als weltweit populärste jährliche Sportveranstaltung. Hier treten die Champions der beiden NFL-Ligen NFC und AFC gegeneinander an. Diese Tradition begann 1967, als die NFL und die Konkurrenzliga AFL als Vorbereitung einer Fusion ihre Champions gegeneinander spielen ließen. Daneben gab und gibt es immer wieder Konkurrenzligen, etwa die USFL oder die XFL.
Europa
Im Gegensatz zu den USA, wo nur von Sommer bis Januar Football gespielt wird (auch unter widrigsten Witterungsbedingungen), wird in Europa im Sommerhalbjahr von Frühling bis Herbst gespielt.
In Deutschland wurden Ende der 1970er Jahre mit den Frankfurter Löwen und den Düsseldorf Panther die ersten Vereinsmannschaften gegründet, wobei hier stationierte US-Amerikaner als Spieler und Trainer mitgewirkt haben.
Die höchste reguläre Liga in Deutschland ist die German Football League (GFL), die in eine Nord- und eine Südgruppe eingeteilt ist und 12 Mannschaften beinhaltet. Das Finale der GFL ist der German Bowl. Darunter befindet sich eine ebenso zweigeteilte 2. Bundesliga mit 16 Mannschaften. Es folgen diverse weitere Ligen (Regionalligen, Oberligen, Verbandsligen, Landesligen, Aufbauligen). Ebenso gibt es umfangreichen Spielbetrieb im Jugendbereich.
Football gibt es seit Anfang der 1990er Jahre auch auf Hochschulebene. Das Finale ist der jährlich ausgetragene Hochschulbowl. Kurz darauf treffen sich dann die besten Hochschulspieler in der universitätren Nationalmannschaft, den GERmaniacs.
Die höchste reguläre Liga in Österreich ist die Austrian Football League (AFL). Das Finale der AFL ist der Austrian Bowl.
Seit den 1980ern werden Europa-Meisterschaften unter Nationen, der Eurobowl der Vereine sowie der EFAF-Cup durch die European Federation of American Football (EFAF) ausgetragen. Seit einigen Jahren werden Weltmeisterschaften ausgetragen, wobei Japan dominierte.
Mit einer größeren Popularität und TV-Übertragungen spielt die NFL Europe, die von der NFL organisiert und finanziert wird. Es handelt sich im Unterschied zur GFL um eine reine Profiliga, die aber nicht mit dem europäischen Spielbetrieb gekoppelt ist. Die Spieler sind meist NFL-Reservespieler oder ehrgeizige Ex-College-Spieler, die sich für höhere Aufgaben in der NFL empfehlen möchten. Einigen gelang es dank der Spielpraxis in Europa, sich für die NFL zu empfehlen. Zudem sind jeweils acht nicht aus den USA stammende Spieler (sog. Nationals) im Team, die überwiegend aus Europa, Japan oder Mexiko kommen, um die Publikumsbindung zu erhöhen. Fünf der derzeit sechs Teams der NFL Europe spielen in Deutschland: Frankfurt Galaxy, Rhein Fire (Düsseldorf), Berlin Thunder, Cologne Centurions (Köln), sowie die für 2005 neuen Hamburg Sea Devils. Einzig nichtdeutsches Team sind die Amsterdam Admirals (Niederlande).
Siehe auch
- Portal:American Football
- World Games 2005 American Football, bei den World Games 2005
- European Football League
Literatur
- AFVD: Regeln & Interpretationen 2006, American Football Verband Deutschland, Frankfurt am Main 2005, (ISBN nicht vorhanden)
- Bowy, Knitter, Rosenstein: American Football - Vom Kick-off zum Touchdown, Weinmann, Berlin 2002, (ISBN 3-87-892054-7)
- Kränzle, Peter, Brinke, Margit: American Football verständlich gemacht, Copress, München 2002, (ISBN 3-76-790552-3)
- Meier, Gerald: That's American Football, Pietsch Verlag, Stuttgart 2000 (ISBN 3-61-350348-4)
Weblinks
- American Football Verband Deutschland
- American Football Bund Österreich
- Schweizerischer American Football Verband
- Portal GFL und 2. Bundesliga Deutschland
- Deutschsprachiges Portal über die National Football League
- Informationsquelle zur NFL, NFLE, GFL, College und andere Ligen
- NFL.com (englischsprachig)
- NFL Europe (englischsprachig)
- NCAA (College Football-Verband, englischsprachig)
Linkkatalog zum Thema American Football bei curlie.org (ehemals DMOZ)