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Metalcore

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Metalcore ist eine Variante der Rockmusik, welche vorwiegend auf Elemente aus Death Metal, Thrash Metal und Hardcore Punk zurückgreift. In Anspielung an die New Wave of British Heavy Metal wird die seit 2003 boomende Musikrichtung auch aufgrund der Vielzahl amerikanischer Bands in diesem Genre New Wave of American Heavy Metal genannt.

Bedeutende Bands des modernen Metalcore sind zum Beispiel Chimaira, As I Lay Dying, Killswitch Engage, Heaven Shall Burn, Caliban, Trivium oder Lamb of God.

Musik und Einstellung

Es erweist sich als falsch, davon auszugehen, dass sich die Abwandlung vom Metal herleitet, der mit "corigen" Einflüssen aufgepeppt würde. Stattdessen ist Metalcore ein Abkömmling des Hardcore Punks, der hier wie in keiner seiner anderen Spielarten mit dem Genre des extremen Metals fusioniert. Assoziationen zu vermeintlichen Hip-Hop-Wurzeln, wie sie z.B. im Nu Metal zu finden sind, erweisen sich ebenfalls als falsch. Richtig ist jedoch, dass diverse Crossover-Bands die ihre Form des Hardcore mit Elementen anderer Musikstile anreicherten, durchaus zu den musikalischen Wurzeln des Metalcore zählen.

Metalcore-Bands sind häufig musikalisch eher dem Metal-Lager näher, während sie ideologisch und von ihrer Weltanschauung der Hardcore-Szene nahe sind: Inhaltlich befassen sich die Songs z.B. mit dem politischen Geschehen und persönlichen Problemen anstatt der zumeist fiktiven und blutrünstigen Themen im Death Metal. Kleidungsstil und Image haben nichts mit dem Stereotyp vom langhaarigen Metal-Fan in zerschlissener Leder-Kluft gemein und nicht selten sind vegetarische und vegane Tendenzen auszumachen. In der Szene kann oft das Tragen recht enger T-Shirts mit den Schriftzügen anderer Bands beobachtet werden, klassische Jeans sind ebenso beliebt. Ein besonders "toughes" Auftreten der Szenegänger und Capoeira oder Kickbox-Bewegungen, auch Violent Dancing genannt, auf Konzerten bestimmen das Bild des modernen Metalcores.

Wenn es nur um die Musik geht, steht die Verbindung des modernen Metalcores mit dem Hardcore-Genre jedoch auf wackeligen Beinen. Hardcore Punk zeichnet sich durch relativ kurze Songs und einfaches Riffing aus. Meistens wird auch auf Gitarren-Soli verzichtet. Der heutige Metalcore ist hingegen eine technisch anspruchsvolle Spielart, mit gewöhnlicherweise langen Songs und Gitarren-Soli. Metalcore vereint viele Trends der durch den Crossover inspirierten Metalszene der 90er-Jahre zu einem musikalischen Stil. So verknüpft die Musik Neo-Thrash-Riffing der Marke Pantera und Fear Factory mit Gitarrenharmonien und Riffs, wie im Melodic Death Metal-Bereich kultiviert. Gesanglich wechselt man zumeist zwischen Geschrei und Growls aus den soeben genannten Einflußbereichen (gewöhnlicherweise zur Strophe) und kurzen, melodischen Gesangpassagen, die dem Nu Metal entstammen (häufig nur zum Refrain). Aus dem Bereich des Death Metals wurden die teils sehr langen und schnellen Doublebass Einwürfe der Schlagzeuger übernommen, die den schnellen Passagen der Lieder noch mehr Druck verleihen und sie vorantreiben. Vereinfachend kann man den heutigen Metalcore als eine Kombination aus Nu Metal, Melodic Metal, Death Metal und Thrash Metal bezeichnen, gepaart mit der Ästhetik des Hardcore Punks.

Ursprung und Entwicklung

Die Vorarbeit für diese Entwicklung wurde bereits Mitte der Achtziger geleistet als Bands wie Raw Power, D.R.I., Corrosion of Conformity, S.O.D. und die Crumbsuckers zum ersten mal Hardcore und Metal miteinander verknüpften. Damals bezeichnete man diese Mixtur noch als Crossover, ein Begriff der mit der Zeit aber auf alle möglichen Mixturen angewendet wurde und daher letztendlich zu einer leeren Worthülse mutierte. Vor allem New York Hardcore Bands der alten Schule wie Cro-Mags, Killing Time, Agnostic Front und Madball verwendeten bis Mitte der Neunziger hinein Metal-Elemente, auf die man danach aber wieder verzichtete. Während sich Biohazard nicht mit Metal-Elementen zufrieden gaben und sogar Hip-Hop-Elemente in ihre Form des Crossover integrierten, spielten damals neue Bands wie Pro-Pain und Merauder eine besonders energiegeladene Version des Hardcore-Metal Crossover welcher seit Mitte der Neunziger als Metalcore bezeichnet wurde.

Der nächste Schritt in der Entwicklung des Hardcore war die "Spaltung" in "Old School" (z.B. Agnostic Front, Sick of it All, Slapshot) und "New School" (z. B. Earth Crisis, Snapcase, Refused). Die "alte Schule" wird verstärkt von einer positiv-kritischen Attitüde, simplen Rhythmen mit einer sehr hohen Taktgeschwindigkeit und einfachen Grooves geprägt, während sich die "neue Schule" in komplexeren Musikgefilden wiederfindet, und die Texte meist negativ-kritischen bis düsteren Inhalt haben. Aus Abgrenzung zur experimentierfreudigen "New School" verzichteten viele "Old School" Bands wieder auf Crossover-Elemente und bevorzugten die Ur-Form des Hardcore wie er Anfang der Achtziger gespielt wurde.

Parallel dazu hat sich seit Mitte der Neunziger im Untergrund eine Spielart des Hardcores entwickelt, die musikalisch recht nahe am extremen Metal, vor allem mit Einflüssen des skandinavischen Melodic Death Metals ("Göteborger Schule") ist. So finden sich sehr schnelle, teilweise dem Thrash Metal entliehene, Gitarrenhooks, gepaart mit doppelläufigen, zweistimmigen Melodielinien ebenso wieder wie der typische Kreisch-Gesang. At the Gates, frühe Dark Tranquillity über Thrash Metal-Ikonen wie Slayer bis hin zu Black Metal-Bands wie Emperor werden als große Einflüsse und Inspirationen genannt. Slayercore Bands wie Morning Again erreichten aber lediglich im Underground bescheidene Bekanntheit, haben im Rahmen des Metalcore-Booms im neuen Jahrtausend aber einen gewissen Kultfaktor erreicht.

All diese Entwicklungen mündeten schließlich in den Stil, der seit ca. 2003 als Metalcore bekannt wurde (obwohl der Begriff schon älter ist). Der Großteil der Metalcore-Bands kommt aus den Staaten, dort findet seit 2003 auch ein regelrechter Hype rund um diese "neue" harte Musik statt. Zu den bekanntesten Bands gehören, Killswitch Engage, Shadows Fall und Unearth. Vorreiter in der deutschen Szene sind vor allem Bands wie Caliban, Heaven Shall Burn und Maroon , die selbst auch mit dem Wort Metal als Oberbegriff für ihr musikalisches Schaffen keine Probleme haben. In den letzten Jahren schossen Bands dieses Genres geradezu wie Pilze aus dem Boden.

Aktuelle Veröffentlichungen derzeit aktiver Acts der deutschen Szene wie Heaven Shall Burn, Caliban, Maroon, A Traitor Like Judas, Deadsoil, Destiny, Fear My Thoughts etc. werden sowohl von Hardcore-Fans als auch von aufgeschlossenen Metal-Anhängern positiv aufgenommen.

Seit 2004 haben deshalb auch größere Labels diese aufstrebende Musikrichtung entdeckt und so finden sich Heaven Shall Burn und Maroon derzeit auf Century Media und Caliban auf Roadrunner Records wieder, während Metal Blade die Kalifornier As I Lay Dying als Zugpferd dieser Richtung im Programm hat. Auch über Trustkill Records erscheinen vielbeachtete Veröffentlichungen, die gerade bei Insidern einen guten Ruf genießen. Damit geht auch eine Entwicklung weg vom Nischendasein einher und das "Phänomen" Metalcore wird von Majors an das Tageslicht gebracht. So ist es mittlerweile keine Seltenheit mehr, dass sich gar Musikvideos aus dem Metalcore-Bereich im Tagesprogramm von MTV oder VIVA wiederfinden.

Es bleibt abzuwarten, wie der derzeit einsetzende Hype sich auf die seit mindestens 2000 existierende Szene auswirkt, ob sie ihre Beständigkeit und Autonomie beibehalten kann, oder ob sie in einer etwaigen aufkeimenden, neuen Trendwelle unterzugehen droht.

Für eine Übersicht der in der Wikipedia vertretenen Bands, siehe Kategorie:Metalcore-Band.