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South Sea Bubble

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Die South Sea Bubble oder Südsee-Börsenschwindel von 1720 gehört zu den wichtigen negativen wirtschaftlichen Ereignissen, die sich vor dem 20. Jahrhundert zugetragen haben. Erstaunlich ist, welche Parallelen es dabei zum Börsenabsturz im Jahr 2000 gab.

Der Börsenboom

Zugetragen hatte es sich am Finanzplatz London. Dort hatte sich bereits am Anfang des 18. Jahrhunderts eine florierende Wertpapierbörse entwickelt. Wie bei fast jedem Börsenboom lebte auch die South Sea Bubble von der Faszination eines neuen Geschäftsfelds, das märchenhafte Gewinne verhieß. Anfang des 18. Jahrhunderts war es die Südsee, die mit dem Handel von exotischen Köstlichkeiten, Rohstoffen und Sklaven, die Boombranche zu sein versprach. So war es kein Wunder, dass die 1711 gegründete South Sea Company zum absoluten Börsenstar mutierte.

Die South Sea Company

Der wichtigste Initiator des Unternehmens war John Blunt und ein anonymer, der Baptist war, sowie George Caswell (Mitinhaber der Sword Blade Company (Bankiers)). Daneben hatte auch die britische Regierung ihren Anteil: Diese verlieh dem Unternehmen das Monopol im Handel mit Südamerika inklusive noch nicht entdeckter Gebiete, und zwar zunächst ohne Absprache mit Spanien, welches sich im Spanischen Erbfolgekrieg befand, und das Privileg des Sklavenhandels die Asiento de negros bis zum Frieden von Utrecht von 1713 besaß. Die Handelsrechte wurden nach dem Frieden jedoch derart eingeschränkt, dass die erste, wenig lukrative Reise erst 1717 unternommen wurde.

Den ersten großen Erfolg landete die Handelskompanie South Sea Company nicht mit dem Warenhandel, sondern erneut bei der britischen Regierung: Sie übernahm Staatsschulden in der Höhe von 9 Millionen Pfund bei einer Verzinsung von 6% jährlich und erhielt dafür das Recht, zusätzliche Aktien auszugeben (Kapitalerhöhung). Nach und nach übernahm die Company die zusätzlichen Staatsschulden und brachte im Gegenzug noch mehr Aktien heraus. Der Kurs der Aktien des Unternehmens im Nennwert 100 Pfund lag Anfangs 1720 noch bei 120 Pfund. Danach schoss er aber raketenartig nach oben und erreichte im Juli fantastische 950 Pfund und konnte eine Zeit lang mehr oder weniger sein hohes Niveau halten. König Georg, Herzogin Marlborough und viele der ausländischen Investoren verkauften. Den anderen Anlegern war noch nicht klar, dass die Dividenden nie bezahlt werden könnten, schon gar nicht, dass bisher noch kein Sklavenhandel stattgefunden hatte. Sie fieberten genau wie die Franzosen im dortigen, gleichzeitigen Mississippischwindel.

Doch blieb dies nicht ohne Folgen. Andere Firmengründer stießen nach und warfen Aktien neuer Unternehmen auf den Markt, die ebenfalls reißenden Absatz fanden. Die Geschäftsfelder reichten damals von Lohnausfallversicherungen für Matrosen über diverse Entwicklungsperspektiven, vom Importgeschäft für Wallnussbäume zur Technologie für die Verarbeitung von Quecksilber.

Der Bubble Act

Da die Börsenregeln noch längst nicht so streng wie heute waren, fanden sich auch Unternehmen an der Börse, die nur auf dem Papier existierten. Die britische Regierung reagierte Mitte des Jahres (1720) mit einem Gesetz, dass im Nachhinein als Bubble Act bezeichnet wurde. Dieses verbot börsennotierten Unternehmen, sich außerhalb ihres ursprünglichen Geschäftsfeldes zu betätigen.

Die South Sea Company hatte bis zu diesem Zeitpunkt noch kein einziges Pfund im Südseehandel verdient. Als die Company den Bubble Act als Waffe gegen die unliebsame Konkurrenz benutzte – Unternehmen wurden angezeigt, zwei mussten ihre Aktivitäten einstellen – verloren zahlreiche Anleger ihr Vertrauen und verkauften ihre Papiere. Die Katastrophe nahm ihren Anfang: Die Aktien der Company fiel nach dem 18. August von über 800 Pfund auf 200 und innerhalb eines halben Monates noch tiefer hinunter. Im Dezember näherte sich der Wert an 100 Pfund.

Die Folge

Die Folge war eine allgemeine Rezession. Handel und Produktion gingen zurück, nachdem manch ein Investor seine Existenz verloren hatte. Die leitenden Mitarbeiter der South Sea Company wurden von der britischen Regierung verantwortlich gemacht und juristisch verfolgt. Einige landeten im Gefängnis, andere begingen Selbstmord oder flohen ins Ausland.

Die South Sea Company existierte dank der britischen Regierung weiter. Nennenswerte Gewinne machte das Unternehmen auch jetzt nicht. Den passenden Kommentar zum Börsencrash lieferte der Physiker Isaac Newton, der selbst 20.000 Pfund verlor: Ich kann die Bewegung eines Körpers messen, aber nicht die menschliche Dummheit.

Literatur

  • Die 55 größten Flops der Wirtschaftsgeschichte, Klaus Schmeh, Redline Wirtschaft, ISBN 3-8323-0864-4
  • John Carswell The South Sea Bubble, Stroud 1993
  • South Sea Bubble (englisch) (mit genauem Börsenkurs der South Sea Company Aktie)