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Evangelisch-methodistische Kirche

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in Deutschland,
Österreich und
der Schweiz

Die Evangelisch-methodistische Kirche (EmK) ist die deutsche Bezeichnung für die internationale United Methodist Church (UMC), eine christliche Freikirche in der wesleyanischen Tradition auf dem Boden der Reformation.

Allgemeiner Überblick

Die Evangelisch-methodistische Kirche (The United Methodist Church) ist eines von 74 Mitgliedern im Weltrat methodistischer Kirchen (World Methodist Council). Dieser Weltrat umfasst verschiedene und jeweils eigenständige methodistische Kirchen weltweit, welche in der Tradition der Reformation im 18. Jahrhundert aus der anglikanischen Kirche hervorgegangen sind. Angehörige der Evangelisch-methodistischen Kirche - und der methodistischen Bewegung (Methodismus) insgesamt - werden als Methodisten bezeichnet. Abgrenzung gegenüber anderen Christen ist für Methodisten kein Wesenszug ihres Glaubens und ihrer Lehre.

Verbreitung

Region Evangelisch-methodistische Kirche

(United Methodist Church)

Methodistische Kirchen

(Mitglieder im Weltrat Methodistischer Kirchen)

Afrika 1.700.000 14.600.000
Asien 78.000 18.200.000
Europa 116.000 1.600.000
Mittlerer Osten - 32.000
Nordamerika 8.300.000 29.100.000
Mittelamerika - 1.100.000
Südamerika - 2.700.000
Pazifik - 2.900.000
Total 10.200.000 70.200.000

Quelle der Statistik: Offizielle Statistik der EmK Deutschland

Die United Methodist Church ist die mitgliederstärkste der methodistisch geprägten Kirchen. Am stärksten vertreten ist sie in den USA, wo sie nach der Southern Baptist Convention die zweitgrößte protestantische Kirche bildet.

In Deutschland gibt es etwa 62.000 Methodisten, in der Schweiz etwa 13.000 und in Österreich knapp 1.300. Stark vertreten ist die Evangelisch-methodistische Kirche in Deutschland vor allem im Raum Stuttgart sowie im Erzgebirge und Sächsischen Vogtland. In der Schweiz ist die EmK mehrheitlich in den Kantonen mit reformierter Tradition vertreten, mit Schwerpunkten im Raum Basel, Aargau, Zürich, Bern, Berner Oberland, Biel und Lausanne.

Die deutsche Zentralkonferenz der Evangelisch-methodistische Kirche wird von Bischöfin Rosemarie Wenner geleitet, die Zentralkonferenz Mittel- und Südeuropa mit der Schweiz und Österreich bis Mai 2006 von Bischof Heinrich Bolleter, danach von Bischof Patrick Streiff.

Organisation

Die Evangelisch-methodistische Kirche ist lokal und weltweit stark in einem Verbundsystem vernetzt (Konnexionalismus, engl. Connection), im Gegensatz zu anderen Freikirchen, die die Leitung durch Älteste (Presbyterianismus) oder die Selbständigkeit der Gemeinden (Kongregationalismus) betonen.

Die Pastorinnen/Pastoren (in der Schweiz Pfarrerinnen/Pfarrer) sind nicht von der Gemeinde sondern von der übergeordneten Konferenz angestellt und wechseln in unregelmäßigen Abständen zu einer anderen Gemeinde. Im deutschsprachigen Raum erfolgt ihre Ausbildung in der Regel im Theologischen Seminar Reutlingen.

Als Freikirche verzichtet die Evangelisch-methodistische Kirche auf den Einzug von Kirchensteuern; sie finanziert sich allein durch freiwillige Beiträge ihrer Mitglieder.

Die Konferenzen

Die Legislative der Kirche üben die so genannten Konferenzen aus, die über Glaubens- und Verwaltungsfragen bis hin zur Kirchenordnung der Gesamtkirche entscheiden:

  • die unterste Ebene besteht aus den Bezirkskonferenzen, die je nach Gemeindegröße eine oder mehrere Gemeinden umfassen. Die Bezirkskonferenzen setzen sich aus der/dem jeweiligen Pastorin/Pastor (in der Schweiz Pfarrerin/Pfarrer), den Laienpredigern und den von den Gemeinden gewählten Gemeindevorständen zusammen (Regelung in der Schweiz).
  • die Jährlichen Konferenzen umfassen eine größere Anzahl von territorial zusammengehörigen Gemeinden und Distrikten
  • die Zentralkonferenzen, die mehrere Jährliche Konferenzen umfassen, wurden im 20. Jahrhundert außerhalb der Vereinigten Staaten eingeführt. Zentralkonferenzen haben das Recht, die Kirchenordnung in einem gewissen Rahmen lokalen Gegebenheiten anzupassen. (Die Kirchenverfassung ist überall gleich.) In Europa gibt es drei Zentralkonferenzen, die jeweils unter der Leitung eines Bischofs stehen, dem ein Kirchenvorstand oder Exekutivkomitee zur Seite steht.
  • das oberste Gremium bildet die Generalkonferenz, die alle vier Jahre tagt.

Die Jährlichen Konferenzen, die Zentralkonferenzen sowie die Generalkonferenz sind paritätisch, das heißt zu gleichen Teilen aus Laiendelegierten und hauptamtlichen Geistlichen, zusammengesetzt, wobei die Laiendelegierten jeweils von der nächst unteren Ebene gewählt werden.

Die europäischen Zentralkonferenzen

  • Zentralkonferenz Deutschland, amtierende Bischöfin ist Rosemarie Wenner
    • Norddeutsche Jährliche Konferenz mit den Distrikten Berlin, Essen und Hamburg in den Bundesländern Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern sowie teilweise Hessen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Thüringen (109 Gemeinden)
    • Ostdeutsche Jährliche Konferenz mit den Distrikten Dresden und Zwickau in den Bundesländern Sachsen sowie teilweise Sachsen-Anhalt und Thüringen (140 Gemeinden)
    • Süddeutsche Jährliche Konferenz mit den Distrikten Nürnberg, Reutlingen, Stuttgart, Frankfurt/Main und Karlsruhe in den Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Saarland sowie teilweise Hessen und Nordrhein-Westfalen (303 Gemeinden)
  • Zentralkonferenz Nordeuropa, amtierender Bischof ist Øystein Olsen
    • Jährliche Konferenz Dänemark
    • Provisorische Jährliche Konferenz Finnland-Finnisch
    • Provisorische Jährliche Konferenz Finnland-Schwedisch
    • Jährliche Konferenz Norwegen
    • Jährliche Konferenz Schweden
    • Provisorische Jährliche Konferenz Litauen
    • Provisorische Jährliche Konferenz Estland
    • Provisorische Jährliche Konferenz Lettland
Strukturell direkt dem Bischof unterstellt sind:
  • Zentralkonferenz Eurasien, amtierender Bischof ist Hans Växby
    • Provisorische Jährliche Konferenz Ostrussland-Kasachstan
    • Provisorische Jährliche Konferenz Nordwestrussland
    • Provisorische Jährliche Konferenz Südrussland-Ukraine-Moldawien

Geschichte

Die Evangelisch-methodistische Kirche teilt ihre Ursprungsgeschichte mit den übrigen Methodistischen und Wesleyanischen Kirchen.

Methodisten in Mitteleuropa

Auf dem europäischen Kontinent fasste der Methodismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Fuß. Zum einen geschah dies durch zurückkehrende Auswanderer, die in Amerika zum Methodismus fanden, insbesondere von den Vereinigten Brüdern in Christo und der Evangelischen Gemeinschaft, zum anderen parallel dazu durch die Arbeit englischsprachiger methodistischer Missionare der britischen Methodistenkirche und verschiedener amerikanischer Methodistenkirchen. So entwickelte sich der kontinentale Methodismus aus vier methodistischen Zweigen, welche sich schrittweise vereinigten. Die letzte dieser Vereinigungen methodistisch geprägter Kirchen fand 1968 zwischen der Bischöflichen Methodistenkirche und der Evangelischen Gemeinschaft zur Evangelisch-methodistischen Kirche statt.

Die deutschen Anfänge des Methodismus lagen im schwäbischen Raum und entstanden durch Kontakte mit der englischen Methodistenkirche ab etwa 1830. Im Jahr 1859 sandten zudem die britischen Methodisten den ersten ordinierten Pastor nach Württemberg. Parallel dazu entstand ab 1849 in Bremen eine missionarische Arbeit der Bischöflichen Methodistenkirche, die sich nach Sachsen ausdehnte. Ebenfalls in Württemberg begann ab 1850 die Arbeit der Evangelischen Gemeinschaft. Widerstände gegen den Methodismus bildeten sich kaum aus Gründen der Lehre, jedoch war diese demokratische Kirchengemeinschaft mit Wurzeln im Ausland den national und hierarchisch organisierten Kirchen in Deutschland damals ein Dorn im Auge. Ab 1919 konnten die Methodisten von der in der Weimarer Verfassung erstmals in Deutschland garantierten Religionsfreiheit profitieren.

Die erste methodistische Gemeinde der Schweiz wurde 1840 in Lausanne in Folge der Missionierung durch die englische Wesleyan Church gegründet. 1956 begann die Methodist Episcopal Church aus den Vereinigten Staaten ihre Arbeit in Zürich und 1866 gründeten die Evangelischen Brüder ihre erste Gemeinde in Bern. So hat auch die heutige Evangelisch-methodistische Kirche in der Schweiz analog zur gesamten United Methodist Church ihre Wurzeln in drei methodistischen Bewegungen.

In Österreich entstand der Methodismus ab 1870 hauptsächlich durch Missionare aus Süddeutschland. Während der ersten 50 Jahre hatten die österreichischen Methodisten nur Prediger aus dem Ausland. Die gesetzliche Anerkennung der Methodistenkirche erfolgte in Österreich erst 1951 durch Unterstützung der Alliierten. Zuvor wurde 1892 und 1920 das Gesuch um gesetzliche Anerkennung abgelehnt.

Ab 1912 gab es einen europäischen Sprengel der Methodistenkirche, dem als Bischof der Deutschamerikaner John E. Nuelsen vorstand. 1925 wurden die drei Zentralkonferenzen Nordeuropa, Mitteleuropa und Südeuropa gegründet. Bischof Nuelsen leitete Mitteleuropa, zu dem Deutschland, die Schweiz und Österreich gehörten.

1936 entstand in Deutschland aus politischen Gründen die Zentralkonferenz der Bischöflichen Methodistenkirche in Deutschland unter Bischof F.H. Otto Melle, während der nun sogenannte Genfer Sprengel, zu dem neben der Schweiz und Österreich auch Bulgarien, Ungarn, Jugoslawien, Belgien, Polen und die Tschechoslowakei gehörten, weiterhin unter der Leitung von Bischof Nuelsen stand. Dieser Sprengel bekam 1940 den Status einer Zentralkonferenz, deren Gemeinden jedoch auf Grund des Zweiten Weltkrieges zwischen den einzelnen Ländern keine Verbindung hatten. Nach dem zweiten Weltkrieg waren Kontakte mit Belgien und dem neu zum Genfer Sprengel gestossenen französischen Methodisten möglich. Nur die Verbindungen mit den Methodisten in den Ländern des Ostblocks blieben noch immer sehr erschwert. 1954 wurde der Schweizer Ferdinand Sigg zum Bischof des Genfer Sprengels gewählt, der erste Bischof, den diese Zentralkonferenz selbst wählte.

Besonders stark war die Trennung zwischen Ost und West in Deutschland zu spüren. Trotz Erfolge, die Kontakte auf offizieller und auf Gemeindeebene zu erhalten, konnte in Deutschland erst 1992 wieder eine gemeinsame Zentralkonferenz stattfinden. Die deutsche Teilung brachte es zuvor mit sich, dass es zwei Zentralkonferenzen mit je einem eigenen Bischof für die beiden deutschen Staaten gab.

Besonderheiten der Evangelisch-methodistischen Kirche

Siehe: Besonderheiten der Wesleyanischen Tradition

Diakonie und Soziales

Die Diakonie gehört zur Wesens- und Lebensäußerung der Evangelisch-methodistischen Kirche. Sie engagiert sich traditionell in verschiedenen Diakoniewerken. Zudem hat die Kirche ein soziales Bekenntnis verabschiedet, in dem sie sich auf soziales Engagement verpflichtet und welches heute Bestandteil ihrer Lehrgrundlagen ist.

Soziales Bekenntnis der Evangelisch-methodistischen Kirche

Wir glauben an Gott, den Schöpfer der Welt, und an Jesus Christus, den Erlöser alles Erschaffenen, und an den Heiligen Geist, durch den wir Gottes Gaben erkennen.
Wir bekennen, diese Gaben oft missbraucht zu haben und bereuen unsere Schuld.
Wir bezeugen, dass die natürliche Welt Gottes Schöpfungswerk ist. Wir wollen sie schützen, und verantwortungsvoll nutzen.
Wir nehmen dankbar die Möglichkeiten menschlicher Gemeinschaft an. Wir setzen uns ein für das Recht jedes Einzelnen auf sinnvolle Entfaltung in der Gesellschaft.
Wir stehen ein für das Recht und die Pflicht aller Menschen, zum Wohl des Einzelnen und der Gemeinschaft beizutragen.
Wir stehen ein für die Überwindung von Ungerechtigkeit und Not.
Wir verpflichten uns zur Mitarbeit am weltweiten Frieden und treten ein für Recht und Gerechtigkeit unter den Nationen.
Wir sind bereit, mit den Benachteiligten unsere Lebensmöglichkeiten zu teilen. Wir sehen darin eine Antwort auf Gottes Liebe.
Wir anerkennen Gottes Wort als Maßstab in allen menschlichen Belangen jetzt und in der Zukunft.
Wir glauben an den gegenwärtigen und endgültigen Sieg Gottes. Wir nehmen seinen Auftrag an, das Evangelium in unserer Welt zu leben.

Diakonische Werke in Deutschland

Unter dem Dach der Evangelisch-methodistischen Kirche gibt es in Deutschland eine Reihe von diakonischen Einrichtungen, welche im Verband der Evangelisch-methodistischen Diakoniewerke (EmD) organisiert sind.

Zu diesen Diakoniewerken gehören:

  • 13 Krankenhäuser
  • Altenwohnungen
  • 11 Seniorenzentren mit Pflegeheimen
  • 3 Krankenpflegeschulen
  • 2 Kindertagesstätten
  • 2 Ferienheime
  • 3 Diakonie-Sozialstationen

Zudem gibt es weitere Schwerpunkte, wie die Suchtkrankenhilfe und die Arbeit mehrerer Sozialwerke. Unterschiedlichste Einrichtungen sind so auch auf diese Weise in der Evangelisch-methodistischen Kirche Deutschlands beheimatet: Altenheime und Seniorenzentren, Einrichtungen für die Rehabilitation und Suchtkrankenhilfe, Kurbetriebe sowie Erholungs- und Freizeitstätten.

Diakonische Werke in der Schweiz

Die in der Schweiz aus der Arbeit der Evangelisch-methodistischen Kirche entstandenen Diakoniewerke, sind heute für gewöhnlich juristisch selbständig, werden aber von den Gemeinden finanziell und personell stark unterstützt. Darunter befinden sich zwei Spitäler, acht Alters- und Pflegeheime, zwei Wohngemeinschaften, ein Kindertagesheim, drei Hotels und ein Backpacker-Hotel.

Ökumene

Die evangelisch-methodistische Kirche gehört dem Weltrat methodistischer Kirchen an und nimmt an allen seinen ökumenischen Dialogen teil.

Daneben ist diie Evangelisch-methodistische Kirche auch selbst sowohl weltweit als auch lokal stark in der Ökumene engagiert. In Gegensatz zu fast allen andern Kirchen gilt dieses Engagement sowohl der Ökumene aller Kirchen wie auch der Ökumene unter den evangelischen Freikirchen. So ist beispielsweise der Methodist Dr. Samuel Kobia der Präsident des Ökumenischen Rates der Kirchen. Die EmK ist bei Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, hat die europäische Charta Ökumenika mitunterzeichnet, ist als evangelische Kirche Mitglied der Leuenberger Konkordie und in der Schweiz im Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund, aber sie ist ebenso in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen resp. im Verbands Evangelischer Freikirchen und Gemeinden in der Schweiz und arbeitet mit der Evangelischen Allianz zusammen.

Siehe auch

Literatur

  • Rupert E. Davies: Methodism. 4. Auflage, Epworth, London 1999, ISBN 0-7162-0280-8
  • Martin Schmidt: John Wesley. 2 Bände, Zürich und Frankfurt/M. 1953-1966, ASIN: B0000BUJE4 / ASIN: B0000BUJE5
  • Karl Steckel und Ernst Sommer: Geschichte der Evangelisch-methodistischen Kirche, Christliches Verlagshaus, Stuttgart 1982, ISBN 3-7675-7496-9
  • Walter Klaiber, Manfred Marquardt: Gelebte Gnade. Grundriss einer Theologie der Evangelisch-Methodistischen Kirche , Christliches Verlagshaus, Stuttgart 1993, ISBN 3-7675-9497-8