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Allstedt

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Wappen Deutschlandkarte
Allstedt
Deutschlandkarte, Position der Stadt Allstedt hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 24′ N, 11° 23′ OKoordinaten: 51° 24′ N, 11° 23′ O
Bundesland: Sachsen-Anhalt
Landkreis: Mansfeld-Südharz
Höhe: 140 m ü. NHN
Fläche: 149,81 km2
Einwohner: 7615 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 51 Einwohner je km2
Postleitzahl: 06542
Vorwahlen: 03464, 034652, 034659
Kfz-Kennzeichen: MSH, EIL, HET, ML, SGH
Gemeindeschlüssel: 15 0 87 015
Adresse der
Stadtverwaltung:
Forststr. 9
06542 Allstedt
Website: www.allstedt.info
Bürgermeister: Jürgen Richter (CDU)
Lage der Stadt Allstedt im Landkreis Mansfeld-Südharz
KarteSalzlandkreisLandkreis HarzSaalekreisThüringenSachsen-AnhaltGerbstedtAllstedtSeegebiet Mansfelder LandSüdharzAhlsdorfBenndorfBlankenheimBornstedtHelbraHergisdorfKlostermansfeldWimmelburgLutherstadt EislebenHettstedtMansfeldSangerhausenSangerhausenBerga (Kyffhäuser)Brücken-HackpfüffelEderslebenKelbraWallhausenArnstein
Karte

Die Einheitsgemeinde Allstedt (Aussprache/?) ist eine Stadt im Landkreis Mansfeld-Südharz im Südwesten Sachsen-Anhalts, nur wenige Kilometer von der thüringischen Landesgrenze entfernt.

Lage

Im Stadtgebiet von Allstedt verlaufen zwei Flüsse, die kleinere Rohne, die aus dem Hornburger Sattel im Nordosten kommt, und die größere Helme, die aus Richtung Westen kommend, bei Katharinenrieth nach Süden zur Mündung in die Unstrut abbiegt. Die Helme bildet mit der Unstrut hier eine fruchtbare Ebene (Das Ried in der Goldene Aue). Nördlich von Allstedt beginnen die Ausläufer des Südharzes, im Westen sieht man das markante Kyffhäuser-Gebirge. Im Süden, nach Überquerung des breiten Unstruttales, liegt der Bergrücken der Hohen Schrecke und im Osten fällt nach einer Hügellandschaft hinter Querfurt das Gelände allmählich zur Saale hin ab. Südöstlich von Allstedt liegt der Naturpark Saale-Unstrut-Triasland.

Die Nachbargemeinden von Allstedt sind Mansfeld im Norden, Blankenheim und die Lutherstadt Eisleben im Osten, Querfurt (Saalekreis), Roßleben, Heygendorf, Mönchpfiffel-Nikolausrieth und Voigtstedt (die letzten vier im Kyffhäuserkreis) im Süden, sowie Edersleben und Sangerhausen im Westen.

Stadtgliederung

Allstedt gliedert sich in eine Kernstadt und 12 Ortschaften, die Nachfolger der eingemeindeten Gemeinden. Diese sind in folgender Tabelle aufgelistet:

Ortschaft Einwohner Ortsteile
AllstedtBeyernaumburgEmselohHoldenstedtKatharinenriethLiedersdorfMittelhausenNiederröblingenNienstedtPölsfeldSotterhausenWinkelWolferstedtLandkreis Mansfeld-Südharz
Die Ortschaften von Allstedt
(anklickbare Karte)
Allstedt 2959 Allstedt und Klosternaundorf
Beyernaumburg 804 Beyernaumburg (763) und Othal (41)
Emseloh 557 Emseloh
Holdenstedt 666 Holdenstedt
Katharinenrieth 211 Katharinenrieth
Liedersdorf 273 Liedersdorf
Mittelhausen 541 Einsdorf (158) und Mittelhausen (383)
Niederröblingen 427 Niederröblingen
Nienstedt 363 Einzingen (162) und Nienstedt (201)
Pölsfeld 383 Pölsfeld
Sotterhausen 241 Sotterhausen
Winkel 316 Winkel
Wolferstedt 686 Wolferstedt

Die Einwohnerzahlen beziehen sich auf den 30. Juli 2013.[2]

Klima

Der Jahresniederschlag beträgt 488 mm. Die Niederschläge sind extrem niedrig. Sie liegen im unteren Zwanzigstel der in Deutschland erfassten Werte. An nur 2 % der Messstationen des Deutschen Wetterdienstes werden niedrigere Werte registriert. Der trockenste Monat ist der Februar, die meisten Niederschläge fallen im Juni. Im Juni fallen 2,1 mal mehr Niederschläge als im Februar. Die Niederschläge variieren mäßig. An 51 % der Messstationen werden niedrigere jahreszeitliche Schwankungen registriert.

Geschichte

Rathaus
Stadtmühle

Allstedt hat als althüringisches Dorf schon im 5./6. Jahrhundert existiert. In einem zwischen 881 und 899 entstandenen Verzeichnis des Zehnten des Klosters Hersfeld wird Allstedt als zehntpflichtiger Ort Altstedi im Friesenfeld genannt. Heinrich I. unterschrieb im Jahr 935 in Allstedt eine Urkunde, Allstedt wurde Königshof, später Kaiserpfalz.

Das erloschene Ministerialengeschlecht „von Allstedt“ hatte vom 12. bis Mitte des 14. Jh. hier seinen Stammsitz. Um 1200 wurde die Wigberti-Kirche als Steinbau neu errichtet. Allstedt erhält 1425 die Stadtrechte, ab 1516 führte die Stadt ein Siegel. Thomas Müntzer predigte 1523 in deutscher Sprache. Er hielt in der Schlosskapelle vor Herzog Johann und dem Kurfürsten Friedrich die „Fürstenpredigt“. 1568 wurde eine neue Schule erwähnt und seit 1570 sind Weinbau-Erträge bezeugt.

Allstedt, Sitz des gleichnamigen Amtes, war 1572 von Hexenverfolgung betroffen. Die Frau von Hans Reichart geriet in einen Hexenprozess.[3]

Im Dreißigjährigen Krieg hausen Wallensteins, Tillys und Gustav Adolfs Soldaten in Allstedt. Die Pest sucht Allstedt 1681 heim: von Mai bis Dezember starben in der Stadt 817 Menschen. Die neue St.-Johannes-Kirche wurde 1765 eingeweiht.

Johann Wolfgang von Goethe weilte zwischen 1776 und 1802 oft in Allstedt zu Staatsgeschäften. Auf dem Schloss schrieb er unter anderem einige Akte seiner „Iphigenie“. Das erste Allstedter Wochenblatt erschien 1840. Eine Zuckerfabrik wurde 1851, eine Malzfabrik 1885 und ein Metallwerk 1890 errichtet. 1894 erfolgte der Anschluss ans Eisenbahnnetz (Strecke Oberröblingen – Allstedt), 1899 bekam Allstedt Straßenbeleuchtung mit Gaslaternen.

Im Ersten Weltkrieg fielen 114 Allstedter als Soldaten. 1920 kam Allstedt, ehemals Teil des Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, mit dem Landkreis Weimar als Exklave zum Freistaat Thüringen. 1922 wurde Allstedt an das Stromnetz angeschlossen.

Im April 1945 zogen die US-Amerikaner in Allstedt ohne Gewaltanwendung ein, weil der Malermeister Robert Deterra für das Hissen von weißen Fahnen sorgte, wofür er von Bürgermeister und NSDAP-Ortsgruppenleiter Conrad Kirst zum Tode verurteilt wurde. In den Wirren der Besetzung konnte er fliehen und sein Leben retten.[4] Im Juli übernahm die Sowjetarmee ihre Besatzungszone. Es erfolgte die Entnazifizierung, die Demontage der Betriebe begann. Ausgesiedelte und Vertriebene aus den Ostgebieten kommen nach Allstedt, das mit Wirkung vom 1. Oktober 1945 der Provinz Sachsen zugeordnet wurde.

1946 begann die Bodenreform. Ein Hochwasser überflutete 1947 Allstedt. 1952 wurde mit dem Bau des Flugplatzes der sowjetischen Armee begonnen. Die Kollektivierung in der Landwirtschaft erfolgte 1960. Im Jahr 1973 stellte die Reichsbahn den Personenverkehr zwischen Oberröblingen und Allstedt ein. Das Schloss wurde 1974 renoviert und ein Museum eingerichtet.

Am 1. Januar 2010 wurden die bis dahin selbständigen Gemeinden Beyernaumburg, Emseloh, Holdenstedt, Katharinenrieth, Liedersdorf, Mittelhausen, Niederröblingen (Helme), Nienstedt, Pölsfeld, Sotterhausen und Wolferstedt aus der Verwaltungsgemeinschaft Allstedt-Kaltenborn in die neue Einheitsgemeinde Allstedt eingegliedert.[5] Am 1. September 2010 folgte per Gesetz Winkel.[5]

Stadtrat

Kommunalwahl 2014[6]
Wahlbeteiligung: 50,0  %
 %
30
20
10
0
28,1 %
17,8 %
14,4 %
7,8 %
20,0 %
11,8 %
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 2009
 %p
 20
 15
 10
   5
   0
  −5
−10
−15
−20
−6,6 %p
+0,4 %p
−8,6 %p
−17,1 %p
+20,0 %p
+11,8 %p

Der Stadtrat wird für fünf Jahre gewählt und setzt sich aus 20 Mitgliedern und dem Bürgermeister (Jürgen Richter, CDU) zusammen.

Seit der Kommunalwahl am 25. Mai 2014 verteilen sich die Sitze folgendermaßen auf die einzelnen Parteien und Listen:

Partei / Liste Sitze
CDU 6
Linke 3
SPD 3
FDP 2
Freie Wähler Allstedt 4
Einzelbewerber 2

CDU und FDP haben sich wie auch SPD und Freie Wähler jeweils zu einer Fraktion zusammengeschlossen.

Wappen und Flagge

Blasonierung: „Gespalten und halbgeteilt; vorn in Rot ein gekrönter silberner Adler am Spalt, hinten Schwarz über Silber, belegt mit zwei schräg gekreuzten roten Schwertern.“

Die Flagge der Stadt zeigt – abgeleitet vom Wappen – die Farben Weiß-Rot.

Städtepartnerschaften

Mit Vrbove in der Slowakei und Vítkov in Tschechien pflegt Allstedt partnerschaftliche Beziehungen.

Wirtschaft und Infrastruktur

Niederländische Investoren planten eine große Schweinemastanlage bei Allstedt. Eine Bürgerinitiative konnte dieses Vorhaben 2010 verhindern. Dafür soll nun entlang der Rollbahn des Flugplatzes ein 2,5 km langer Solarpark errichtet werden.

Allstedt liegt an der neu erbauten A 38 GöttingenLeipzig (Ausfahrt Allstedt). Der Bahnhof Allstedt an der Bahnstrecke Oberröblingen–Allstedt wird im Personenverkehr seit 1973 nicht mehr bedient, die nächsten Bahnhöfe befinden sich in Sangerhausen und Artern an der Bahnstrecke Sangerhausen–Erfurt. Zu diesen Orten existieren mehrmals täglich Busverbindungen.

Allstedt hat den kleinen Flugplatz Allstedt, der bis 1992 von der Roten Armee genutzt wurde.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

In der früheren Kaiser- und Königspfalz Allstedt veränderte sich die Burg Allstedt im Laufe der Jahrhunderte. Heute beherbergt die häufig auch als Schloss bezeichnete Burg ein Museum über die Geschichte Allstedts und der Burg sowie ein Schlosscafé, in dem die Kräuterhexe Tilly mit ihren regelmäßigen Programmen zu einer kulturellen Sehenswürdigkeit wurde. Auf der Burg finden auch regelmäßig Feste statt.
  • Sitz des Verbandes deutscher Schwarzpulverkanoniere (VDSK) auf Burg Allstedt
  • Im Ortsteil Holdenstedt betreibt der Verein Feuerwehrhistorik Holdenstedt ein Feuerwehrmuseum, in dem die Geschichte der Feuerwehr zwischen 1933 und 1990 in der Region dargestellt wird.

Allstedt verfügt über ein Freibad sowie ein Rollhockey- und Tennisstadion. Der örtliche Rollhockeyverein SV Allstedt spielt in der 2. Bundesliga. Zudem besitzt Allstedt den Waldsportplatz mit Hauptplatz, Nebenplatz mit Flutlicht und einem Kleinspielfeld. Im Spielbetrieb befinden sich die erste Männermannschaft (Kreisoberliga), die Damenmannschaft (Landesliga), auf Kreisebene drei Jugendmannschaften und das Oldie-Team als Spielgemeinschaft mit den Nachbarn aus Wolferstedt.

Obwohl die Bahnverbindung eingestellt wurde, findet immer im Mai auf dem Bahnhof ein Bahnhofsfest statt.

Persönlichkeiten

Burg und Schloss Allstedt
Erinnerungsplakette zum Besuch der Thomas-Müntzer-Gedenkstätte aus der DDR-Zeit

Ehrenbürger

Söhne und Töchter der Stadt

Personen, die mit der Stadt in Verbindung stehen

Literatur

Commons: Allstedt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Bevölkerung der Gemeinden – Stand: 31. Dezember 2023 (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2022) (Hilfe dazu).
  2. http://www.allstedt.info/cms/1/?i=1.128..22....de Flächen und Einwohnerzahlen der Ortsteile von Allstedt
  3. Manfred Wilde, Die Zauberei- und Hexenprozesse in Kursachsen. Köln, Weimar, Wien 2003, S. 595; Ronald Füssel: Die Hexenverfolgungen im Thüringer Raum, Veröffentlichungen des Arbeitskreises für historische Hexen- und Kriminalitätsforschung in Norddeutschland, Band 2, Hamburg 2003, S. 251.
  4. Alfred Harendt: Das betrunkene Standgericht, in: Die Stunde Null, Berlin 1966, S. 156
  5. a b StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2010
  6. Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt
  7. Friedrich Meinhold: Pfarrerbuch - Band 8: Großherzogtum Sachsen (-Weimar-Eisenach) Landesteil Weimar mit Jena und Neustadt/Orla (Neustädter Kreis), Entwurf online als pdf, S.1392 (abgerufen am 29. Oktober 2016)