Jerichow
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
![]() |
| |
Basisdaten | ||
Koordinaten: | 52° 30′ N, 12° 2′ O | |
Bundesland: | Sachsen-Anhalt | |
Landkreis: | Jerichower Land | |
Höhe: | 37 m ü. NHN | |
Fläche: | 269,98 km2 | |
Einwohner: | 6588 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 24 Einwohner je km2 | |
Postleitzahlen: | 39307 (Brettin, Demsin, Kade, Karow, Klitsche, Roßdorf, Schlagenthin, Zabakuck), 39319 (Jerichow, Nielebock, Redekin, Wulkow) | |
Vorwahlen: | 03933, 039341, 039343, 039347, 039348 | |
Kfz-Kennzeichen: | JL, BRG, GNT | |
Gemeindeschlüssel: | 15 0 86 080 | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Karl-Liebknecht-Str. 10 39319 Jerichow | |
Website: | www.jerichow.de | |
Bürgermeister: | Harald Bothe | |
Lage der Stadt Jerichow im Landkreis Jerichower Land | ||
![]() |


Jerichow [Sachsen-Anhalt und namensgebende Stadt des Landkreises Jerichower Land. Mit fast 270 km² gehört die Einheitsgemeinde Stadt Jerichow zu den nach Fläche größten Kommunen Deutschlands.
] ist eine Stadt inGeographie
Die Stadt Jerichow liegt an einem alten Elbarm zwischen Stendal und Genthin. Durch das Stadtgebiet zieht der Elbe-Havel-Kanal.
Das Gebiet der Einheitsgemeinde erstreckt sich von der Kernstadt nach Osten entlang der Nordgrenze des Landkreises Jerichower Land bis zur Landesgrenze nach Brandenburg und von dort ein einem Streifen weiter nach Süden. Die südlichen Gebiete liegen teilweise auf der eiszeitlich gebildeten Hochfläche der Karower Platte, teilweise im Niederungsgebiet Fiener Bruch. Höchster Punkt ist der Westhang des in Brandenburg liegenden Gollwitzer Berges. Einziges natürliches Fließgewässer der Karower Platte ist der Steinbach. Dieser fließt der Havel über den Karower Landgraben und dem Fiener Hauptvorfluter dem Elbe-Havel-Kanal zu.
Stadtgliederung
Zur 2010 gegründeten Einheitsgemeinde Stadt Jerichow gehören die Ortsteile Annenhof, Altbellin, Altenklitsche, Belicke, Blockdamm, Brettin, Dreihäuser, Dunkelforth, Elisenau, Großdemsin, Großwulkow, Güssow, Hahnenhütten, Havemark, Hohenbellin, Jungviehhof, Kade, Kader Schleuse, Karow, Kleindemsin, Kleinmangelsdorf, Kleinwulkow, Kleinwusterwitz, Klietznick, Kuxwinkel, Mangelsdorf, Neubuchholz, Neue Hütten, Neuenklitsche, Neuredekin, Nielebock, Redekin, Roßdorf, Scharteucke, Schlagenthin, Seedorf, Steinitz, Werdershof und Zabakuck sowie die Wohnstätten Schäferei Wilhelmsthal.
Klima
Der Jahresniederschlag liegt bei 530 mm und damit im unteren Zehntel der in Deutschland erfassten Werte. An sieben Prozent der Messstationen des Deutschen Wetterdienstes werden niedrigere Werte registriert. Der trockenste Monat ist der Februar, die meisten Niederschläge fallen im Juni. Im Juni fallen zwei Mal mehr Niederschläge als im Februar.
Geschichte
Jerichow wurde Ende des Jahres 1144 erstmals urkundlich erwähnt. Anlass war die Gründung des Klosters Jerichow durch Prämonstratenser-Chorherren aus Besitzungen des Grafen von Stade (Bestätigung durch den römisch-deutschen König Konrad III.). Im folgenden Jahr ließen sich Prämonstratenser-Chorherren aus dem Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg im Ortszentrum nieder. 1148 verlegten die Prämonstratenser-Chorherren den Standort wegen des störenden Markttreibens an den heutigen Platz. Sie errichteten von 1149 bis 1172 die Stiftskirche als dreischiffige Basilika sowie den Ostflügel der Klausur. Die Gebäude gelten als wichtige Werke der Backsteinromanik.
Im 13. Jahrhundert erhielt Jerichow das Stadtrecht. 1336 wurde die Stadt durch ein Elbhochwasser fast vollständig zerstört. Um 1530 hielt mit der Reformation die lutherische Lehre Einzug und 1552 erfolgte die Säkularisierung des Klosters durch Hans von Krusemark; ein Teil der Stiftsgebäude wurde als kurfürstliche Domäne genutzt. Im Dreißigjährigen Krieg fanden 1631 in der Stadt Zerstörungen und Plünderungen statt. Seit 1680 gehört die Stadt zum brandenburg-preußischen Herzogtum Magdeburg und lag im damaligen Jerichower Kreis. 1684/85 wurde die Klosterkirche durch den Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm für eine neue Reformierte Gemeinde instand gesetzt. Die Neustadt wurde im 18. Jahrhundert gegründet.
1853 bis 1856 restaurierte Ferdinand von Quast auf Wunsch König Friedrich Wilhelms IV. die Klosterkirche. Um 1870 wurden die Stiftsgebäude als Brauerei, Sprit- und Branntweinbrennerei genutzt. Im gleichen Zeitraum erfolgte eine umfangreiche Restaurierung der Klosterkirche mit weitgehender Wiederherstellung des romanischen Zustands.
1902 wurde ein psychiatrisches Fachkrankenhaus eingeweiht, anfangs als Nebenstelle des Krankenhauses in Uchtspringe. Es firmiert heute als AWO-Fachkrankenhaus.[2] 1964 wurde eine katholische Kapelle eingeweiht, die 2006 wieder aufgegeben wurde.[3]
Eingemeindungen
Am 6. August 2002 wurde Mangelsdorf eingemeindet.[4]
Am 1. Januar 2010 wurden die Verwaltungsgemeinschaft Elbe-Stremme-Fiener und deren Mitgliedsgemeinden aufgelöst. Aus ihnen entstand die Einheitsgemeinde Jerichow neu.[5]
Politik
Gemeinderat
Bei der Kommunalwahl am 25. Mai 2014 erhielten verschiedene Wählergruppen insgesamt 85,5 % der gültigen Stimmen und 17 Sitze im Gemeinderat. Je einen weiteren Sitz erhielt Die Linke mit 6,8 %, die SPD mit 5,8 % und ein Einzelbewerber mit 1,8 % der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 51,2 %.[6]
Wappen
Das Wappen der Einheitsgemeinde Stadt Jerichow wurde am 11. Mai 2011 durch den Landkreis Jerichower Land genehmigt.
Blasonierung: „In Blau zwei silberne Kirchtürme mit beknauftem goldenen Spitzdach, Rundbogenfenstern, Schalllöchern und Simsen, dazwischen ein silbernes Kirchenschiff, golden bedacht, mit Fenstern und Simsen. Die Türme begleitet von zwei goldenen Ähren. Der goldene Schildfuß belegt mit einem blauen Wellenbalken.“[7]
Das Wappen wurde vom Kommunalheraldiker Jörg Mantzsch gestaltet und präsentiert in zentraler Mitte die stilisierte Stiftskirche des Klosters Jerichow auf einem Schildfuß, der mit einem Wellenbalken belegt ist. Der Wellenbalken symbolisiert die Elbe, die in der Früh- und Vorgeschichte eine wesentliche Bedeutung für die Ansiedlung hatte. Zwei begleitende Ähren mit je elf Körnern bilden den Bezug zu den elf der früher eigenständigen und nun mit der Stadt vereinten Gemeinden, deren Hauptwirtschaftszweig über viele Jahrhunderte die Landwirtschaft war.[8]
Die Farben der Stadt sind: Weiß-Blau.
Wappen des Ortsteils Jerichow

Blasonierung: „In Blau St. Georg in silberner Rüstung, in der Rechten eine silberne Kreuzlanze, die Linke gestützt auf einen rot-silbern geteilten Schild mit einer silbernen doppeltürmigen Kirche im oberen Feld, rechts ein goldener Drache.“
Jerichow besaß bis 1999 kein offiziell genehmigtes Wappen, führt jedoch seit Jahrhunderten in sich zeitweilig wandelnder Form das Bild des Heiligen Georg in Rüstung mit Lanze und Drachen.

Aus der christlichen Ikonografie sind zahlreiche Darstellungen von St. Georg überliefert. Bei den frühen Darstellungen ist er mit einfachem Gewand bekleidet, oft auf dem niedergestochenen Drachen stehend; erst im Spätmittelalter und dann wieder zum Ende des 19. Jahrhunderts wandelten sich diese Bilder in kriegerische Erscheinungen, das heißt gerüstet mit Helm, Rüstung, Schild und anderem mehr. Es ist anzunehmen, dass auch das Jerichower Wappenbild eine solche Wandlung erfuhr, denn 1779 wurde das Bild noch anders beschrieben. Im Archiv des Klosters Jerichow findet sich eine Akte mit dem Titel „Nachrichten von der Stadt Jerichow de Anno 1779“. Darinnen beantwortet der Bürgermeister verschiedene Fragen zur Stadt. Die Frage Nr. 31 lautet: „Was die Stadt im Wappen führe.“ Die Antwort: „Den Ritter St. George der den Lindwurm ersticht.“
In Jerichow ist die Stadtkirche dem Heiligen Georg geweiht; hierin erklärt sich der Zusammenhang zum Wappenbild. Erste bildliche Zeugnisse des Jerichower Wappens zeigen eine recht naturalistische Darstellung mit Beiwerk und in falschen Tinkturen.
Das Redesign des Wappens übernahm 1999 der Kommunalheraldiker Jörg Mantzsch.
Historisches Wappen

Blasonierung (ehemaliges Wappen): „In Blau auf grünem Boden ein Ritter in silberner Rüstung, in der Rechten eine silberne Kreuzlanze, in der Linken einen rot-silbernen geteilten Schild mit schwarzen Doppelzinnenbalken haltend, rechts ein fauchender brauner Drache, zu beiden Seiten grüne Pflanzen mit roten Blüten.“
Das Wappen von Jerichow wurde in Gewohnheitsrecht geführt. Über den Zusammenhang des Wappeninhalts zueinander liegen keine gesicherten Erkenntnisse vor. Der Zinnenbalken im kleinen Schild wird als Symbol für die Prämonstratenserstiftkirche gedeutet.
Flagge
Die Flagge der Einheitsgemeinde Stadt Jerichow ist blau-weiß-blau (1:4:1) gestreift (Querform: Streifen waagerecht verlaufend, Längsform: Streifen senkrecht verlaufend) und mittig mit dem Wappen der Einheitsgemeinde belegt.[7]
Flagge des Ortsteils
Die Flagge ist blau-weiß-blau gestreifte Flagge mit dem aufgelegten Wappen der Stadt Jerichow.
Schutzgebiete
Da das Fiener Bruch im Süden des Stadtgebietes eines von nur noch drei Brutgebieten der in Deutschland vom Aussterben bedrohten Großtrappen, des schwersten flugfähigen Vogels ist, wurde im Gebiet der Gemeinden Tucheim, Karow und Paplitz bereits 1979 das Großtrappenschongebiet Karow im damaligen Bezirk Magdeburg mit einer Größe von 5.780 Hektar eingerichtet. In den 1990er Jahren wurde die Niederung im Rahmen des Natura 2000-Netzes als EU-Vogelschutzgebiet Fiener Bruch ausgewiesen. Innerhalb des sachsen-anhaltischen Teilgebietes erfolgte 1997 die Ausweisung des 143 Hektar großen Naturschutzgebietes Fiener Bruch.[9] Mitten im Fiener Bruch befindet sich beim zu Tucheim gehörenden Vorwerk Königsrode die Vogelwarte, der Beobachtungsturm Königsroder Hof. Im Königsroder Hof betreibt der Förderverein Großtrappenschutz e. V. ein Informationszentrum, in dem regelmäßige Veranstaltungen rund um den Großtrappenschutz stattfinden.[10]
Gedenkstätten
- Denkmal auf dem Ortsfriedhof zur Erinnerung an den Gründer der KPD-Ortsgruppe Fritz Schulenburg, der zu Beginn der Zeit des Nationalsozialismus mit hundert anderen in einem Keller des Tangermünder Stadthauses eingesperrt wurde und Misshandlungen erdulden musste, an deren Folgen er 1933 verstarb
- Gedenktafel in der Ortsmitte für die Opfer des Faschismus
- Gedenksteinensemble für die rund 930 Opfer der NS-Aktion T4 auf dem Gelände des AWO-Fachkrankenhauses, damals Landesheilanstalt
Sehenswürdigkeiten

Eine Auflistung sämtlicher ausgewiesener Kulturdenkmale der Gemeinde findet sich im Artikel Liste der Kulturdenkmale in Jerichow.
- Klosterkirche und Klostermuseum (mit Stadtkirche Teil der „Straße der Romanik“)
- romanische Stadtkirche
- Holländermühle auf dem Mühlenberg, in der Nähe des ehemaligen Bahnhofs. Der technische Innenaufbau ist vollständig erhalten. 1936 wurde die Mühle auf Motorantrieb umgestellt. Um 1960 mussten die Flügel und der drehbare Turmkranz wegen Baufälligkeit demontiert werden. Nach einer Restaurierung erhielt die Mühle im Mai 2005 neue Flügel.
Das Gutshaus Karow ist ein barockes Herrenhaus. Weitere zum historischen Rittergut gehörende Gebäude wurden unter Denkmalschutz gestellt. Nach Süden erstreckt sich ein ausgedehnter Gutspark.
Verkehr
Jerichow war bis 1999 Zentrum eines Nebenbahnnetzes. Die Strecken nach Schönhausen, Genthin und Güsen waren von der Kleinbahn-AG in Genthin erbaut worden. Zugleich besaß Jerichow ein Bahnbetriebswerk zur Unterhaltung von Schienenbussen der Baureihe DR-Baureihe VT 2.09 und ihrer Nachfolgebaureihen.
Heute ist Jerichow durch den Landesbus 742, der von der Nahverkehrsgesellschaft Jerichower Land betrieben wird, direkt mit den Bahnhöfen Genthin und Tangermünde verbunden.
Söhne und Töchter der Stadt
- Scipio Ludwig Karl von Taubenheim (1787–1844), geboren in Kleinmangelsdorf, preußischer Generalmajor
- Udo von Tresckow (1808–1885), preußischer General der Infanterie, leitete die Belagerung von Belfort
- Werner Genest (1850–1920), Ingenieur und Fernmeldegerätefabrikant
- Otto Baer (1881–1966), Oberbürgermeister von Magdeburg
- Werner Usbeck (1881–1947), Eisenbahningenieur und Präsident der Reichsbahndirektion Halle
- Fritz Schulenburg (1894–1933), Kommunist und Opfer der NS-Diktatur[11]
- Sylvester Groth (* 1958), Filmschauspieler und Tenor
-
Klostergarten und Kloster
-
Kloster
-
Blick vom Ern in den Klosterhof
Seit 1902 lebte der Heimatforscher Albert Eiteljörge in Jerichow, der Arbeiten zur Geschichte Jerichows, des Klosters und der Umgebung veröffentlichte.
Trivia
Bei dem in mehreren Werken Uwe Johnsons vorkommenden Ort namens „Jerichow“ handelt es sich wahrscheinlich um eine Nachbildung der mecklenburgischen Kleinstadt Klütz, welche mit der Stadt in Sachsen-Anhalt nicht in Zusammenhang steht.
Der 2009 gestartete Kinofilm Jerichow spielt in der namensgebenden Stadt, wurde jedoch nicht vor Ort, sondern unter anderem in der Prignitz und in Mecklenburg-Vorpommern gedreht.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Bevölkerung der Gemeinden – Stand: 31. Dezember 2023 (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2022) (Hilfe dazu).
- ↑ Bericht der AWO zum 110-jährigen Bestehen, abgerufen am 7. Dezember 2012
- ↑ Katholische Kapelle auf Internetpräsenz der Pfarrei Genthin, abgerufen am 11. März 2016
- ↑ StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2002
- ↑ StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2010
- ↑ Gemeinderatswahlen in Sachsen-Anhalt 2014 – Stadt Jerichow, Endgültiges Ergebnis - Landkreis Jerichower Land
- ↑ a b Amtsblatt des Landkreis Nr. 10/2011 Seite 454
- ↑ Jörg Mantzsch: Das Wappen der Stadt Jerichow, Dokumentation zum Genehmigungsverfahren, Hinterlegt beim Landkreis Jerichower Land 2010 (Gutachten: Landeshauptarchiv Magdeburg)
- ↑ Kerstin Mammen, Ubbo Mammen, Gunthard Dornbusch, Stefan Fischer: EU SPA Vogelschutzgebiet Fiener Bruch, in: Die Europäischen Vogelschutzgebiete des Landes Sachsen-Anhalt. Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. Oktober 2013. ISSN 0941-7281.
- ↑ Museum. Eingesehen am 13. Mai 2015.
- ↑ Biografie auf www.uni-magdeburg.de