Jenissei
Der Jenissei (russisch Енисей) ist ein 4.092 km langer Strom in Sibirien (Russland, Asien).
Flussname
Die Flussbezeichnung Jenissei ist auf türksprachlichen Ursprung zurückzuführen. Die Bezeichnung ist dabei eine Zusammensetzung aus den Begriffen ana (Mutter) und say (Fluss). Die zweite, nächst mögliche Deutung ist; dass in der alttürkischen- wie auch in der neutürkischen Sprache "Yeni" = Neu (ausgesprochen wie Jeni) und das Wort "Su" (wie ßu) = Wasser, bedeuten. Dem nach bedeutet Jenissei/Jenissej nach der (neu-) türkischen Schreibweise "Yenisu" ⇔ Yenisuy ⇔ Yenissey = Neues Wasser; Neuer Fluss. Siehe auch Turksprachen.
Flusslauf
Der Fluss Jenissei entsteht im südlichen Russland zwischen den südsibirischen Hochgebirgen Tannu-ola und Sajan in der "Autonomen Republik" Tuwa am Ostrand der Stadt Kysyl durch die Vereinigung seiner beiden Quellflüsse – Großer- und Kleiner Jenissei (Bi- und Kao-Chem) – auf der Position Vorlage:Koordinate Text Artikel.
Während der Große Jenissei (605 km lang) rund 330 km westlich vom Südende des Baikalsees im Ostsajan entspringt, liegt die Quelle vom Kleinen Jenissei (680 km lang; obwohl er Kleiner Jenissei heißt ist er trotzdem 75 km länger als sein "Großer Bruder") rund 525 km westlich vom Südende dieses Sees im Tannu-ola-Gebirge; von dort aus fließen beide Flüsse, die jeweils nicht weit von der Grenze zur Mongolei entspringen, hauptsächlich in westlicher Richtung nach Kysyl, wo aus ihrem Zusammenfluss der Jenissei entsteht. Nur etwas unterhalb dieser Stadt durchfließt er den über 300 km langen, aber nur wenige Kilometer breiten Sajano-Schuschensker Stausee.
Danach fließt der Jenissei in Richtung Norden in einem Durchbruchstal durch die Gebirgswelt des Westsajans. Bei der Stadt Abakan mündet er - wie der Abakan - in den Südteil des rund 400 km langen Krasnojarsker Stausees (182 m. ü. NN.) ein. Seine Staumauer befindet sich bei Divnogorsk. Vom Minusinsker Becken, das etwa zwischen den Nachbarstädten Abakan und Minusinsk am Einlauf der zwei eben genannten Flüsse in den Krasnojarsker Stausee beginnt, ist der Strom schiffbar; möglich wird dies durch ein großes Schiffshebewerk, durch das Binnenschiffe in 90 Minuten den Höhenunterschied an der eben erwähnten Staumauer überwinden können. Etwa 100 km unterhalb bzw. nordöstlich der Staumauer liegt Krasnojarsk, die größte Stadt am Fluss. Nordöstlich dieser Großstadt mündet der Kan in den Jenissei ein, wonach sich das Tal zu einer breiten Niederung weitet. In deren Nordbereich mündet die von Osten kommende Angara ein, die ihm nach dem Durchfließen des Mittelteils der Jenisseiberge bei Strelka zufließt. Etwas unterhalb der Angaraeinmündung passiert der Jenissei das an seinem Westufer gelegene Jenissejsk (ca. 67 m. ü. NN.).
Von dort an fließt der Jenissei, der eine wichtige Schifffahrtsstraße darstellt, direkt westlich des großen Mittelsibirischen Berglands weiter nach Norden. Westlich des Flusses liegt die die große Westsibirische Tiefebene, die zwischen dem Uralgebirge und dem zuletzt erwähnten Bergland liegt. Hier durchfließt der Jenissei weit ausgedehnte Nadelwaldgürtel. An der Westabdachung dieses Gebirges mündet direkt nördlich der Jenisseiberge und nahe des am Westufers des Jenisseis gelegenen Bor (ca. 28 m. ü. NN.) die Steinige Tunguska ein.
Rund 600 km weiter flussabwärts mündet in den Unterlauf des Jenisseis, in dem er als Tieflandfluss die weit ausgedehnten nordsibirischen Tundren durchfließt, bei Turuchansk (ca. 20 m. ü. NN.) die Untere Tunguska ein. Danach entfernt er sich in leicht nordwestlicher Richtung etwas vom Mittelsibirischen Bergland und überquert den Nördlichen Polarkreis, vor dem das Wasser der von Nordosten kommenden Kureika bei der Stadt Kureika einmündet. Etwas weiter nördlich erreicht er Igarka und später Dudinka, dessen Hafen zur Verschiffung der in der Gegend der rund 100 km östlich von Dudinka liegenden Großstadt Norilsk gewonnenen Bodenschätze von Bedeutung ist.
Anschließend ist es für russisch-sibirische Verhältnisse nur noch ein "Katzensprung" bis zur Mündung des Jenisseis in die weiter nördlich bei Karaul beginnende und 435 km lange sowie bis zu 60 km breite Jenissei-Bucht ("Jenisejskij zal."); diese ist kein Flusslauf mehr, sondern als Ästuar bereits eine Meeresbucht der Karasee, die wiederum ein Teil des eisigen Nordpolarmeers ist. Allerdings weist sie - angetrieben von den unaufhaltsamen Wassermassen des Jenissei - eine starke nach Norden fließende Strömung auf.
Flusslänge
Die Länge des Jenisseis kann auf verschiedene Weise gemessen werden:
- 3.412 km = Länge Jenissei ohne "Kleinem Jenissei" (sein längster Quellfluss)
- 4.092 km = Länge Jenissei mit "Kleinem Jenissei"
- 5.940 km = Ider–Selenga–Angara–Jenissei = Gesamte Länge der drei zuerst genannten Flüsse + Länge des Jenissei-Unterlaufs
Zu diesen Längen kann man je noch die 435 km lange Jenissei-Bucht dazuzählen.
Einzugsgebiet, Jahresabfluss & "Eiszeit"
Das Einzugsgebiet des Jenissei beträgt 2.580.000 km² (mehr als die 7,2-fache Fläche Deutschlands; ein anderer Wert berichtet sogar von 2.605.000 km²). Der mittlere Jahresabfluss beträgt etwa 19.600 m³/s. Er gilt als der wasserreichste Fluss Sibiriens. Ab November bildet sich Eis auf dem Jenissei, das nach und nach zu Eisschollen verhärtet, die den Fluss schließlich ganz zufrieren lassen. Dies dauert in der Regel bis Mai, wenn es zu tauen beginnt. Das daraus resultierende Hochwasser, das dem Jenissei auch von seinen Nebenflüssen zufließt, lässt ihn im Ober- und Mittelauf um bis zu 10 m, im Unterlauf bis zu 20 m ansteigen.
Stauseen
- Sajano-Schuschensker Stausee (142 km²; 31,30 km³)
- Krasnojarsker Stausee (2.130 km²; 73,30 km³)
Nebenflüsse
In den Jenissei münden unter anderen diese Nebenflüsse:
Orographie: L = Linker Nebenfluss; R = Rechter Nebenfluss:
- L - Abakan – von Südwesten kommend - Mündung in Krasnojarsker Stausee
- R - Tuba – von Osten kommend - Mündung in Krasnojarsker Stausee
- R - Mana – von Südosten kommend - Mündung bei Divnogorsk
- R - Kan – von Südosten kommend - Mündung bei Ust-Kan
- R - Angara – von Osten kommend - Mündung bei Strelka
- R - Steinige Tunguska – von Osten kommend - Mündung bei Bor
- R - Untere Tunguska – von Osten kommend - Mündung bei Turuchansk
- R - Kureika – von Osten kommend - Mündung bei Kureika
Orte am Fluss
- Kysyl – Hauptstadt von Tuwa am Zusammenfluss von Bi- und Kao-Chem zum Jenissei
- Tschernogorsk – etwas abseits des Jenisseis
- Schuschenskoje – etwas abseits des Jenisseis (der einstige Verbannungsort von Lenin)
- Abakan – an der Einmündung des Abakan
- Divnogorsk – an Staumauer des Krasnojarsker Stausees
- Krasnojarsk – die größte Stadt am Jenissei - einiges unterhalb des Krasnojarsker Stausees
- Jenissejsk – "Vater der Sibirischen Städte"
- Bor – an Einmündung der Steinigen Tunguska
- Turuchansk – an Einmündung der Unteren Tunguska
- Kureika – unmittelbar südlich des Nördlichen Polarkreises
- Igarka – bis in dessen Seehafen kann der Jenissei mit Seeschiffen befahren werden
- Norilsk – 100 km östlich, einzige Großstadt „nahe“ des Jenissei-Unterlaufs
- Dudinka – mit Seehafen, wo die Bodenschätze von Norilsk verschifft werden
- Ust-Port – mit einem "natürlichem Kühlraum" in einer Höhle im Permafrostboden und ehemaliger Pelztierzucht (etwa 500 Einwohner)
- Karaul – an der Einmündung des Jenisseis in die Jenissei-Bucht
- Dikson – am Nordende der Jenissei-Bucht an der Karasee (etwa 1.000 Einwohner)