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Aderlass

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Aderlass. England, 14. Jahrhundert. Miniatur aus dem Luttrell-Psalter.[1]

Der Aderlass oder das (Zur-Ader-)Lassen, auch Phlebotomie (mittelhochdeutsch lâze, lâzen bzw. bluot lâzen; griechisch phlebotomia; lateinisch minutio und mittellateinisch venaesectio)[2] ist ein seit der Antike bekanntes und bis ins 19. Jahrhundert häufig bei Menschen und Tieren[3] angewandtes Heilverfahren. Beim Aderlass wird dem (erwachsenen) Patienten etwa zwischen 50 und 1000, heute meist maximal 500 ml Blut entnommen. Heute ist belegt, dass der Aderlass nur bei sehr wenigen Krankheitsbildern eine positive Wirkung hat, sodass er weitgehend aus dem medizinischen Alltag verschwunden ist.

Der Aderlass ist, wie auch das Schröpfen, eine der ältesten medizinischen Behandlungsformen. Er war schon vor der Zeit des Hippokrates (ca. 460–370 v. Chr) bekannt und galt bis ins 19. Jahrhundert als eine der wichtigsten, wenn auch umstrittenen, medizinischen Therapieformen.

Umgangssprachlich wird gelegentlich auch die Blutspende als Aderlass bezeichnet. Auch finanzielle Einbußen oder Verluste an Soldaten und Material können im übertragenen Sinn gemeint sein.

Theorie und Praxis

Theorie

Zodiak-Mann mit Tierkreiszeichen in Analogie zu den Körperteilen und mit Ratschlägen zum Aderlass. Kalender, Straßburg 1518.[4]

Die Anwendung des Aderlasses beruhte auf dem System der Säftelehre, welches Krankheit als Ungleichgewicht (Dyskrasie) in der Vermischung der Säfte (Blut – Cholera/gelbe Galle – Melancholia/schwarze Galle – Phlegma/Schleim) oder als Degeneration einzelner dieser Säfte deutete.[5]

Zwei Aderlass-Verfahren wurden unterschieden:

  1. Die „Derivation“ (derivatio) = Ableitung, die von der Vorstellung ausging, die „verdorbenen Säfte“ oder die „fehlerhafte Säftemischung“ müssten aus dem Körper auf direktem Wege entfernt werden. Dazu wurde der Aderlass in der Nähe der erkrankten Region mit der Ausleitung von großen Blutmengen ausgeführt.
  2. Die „Revulsion“ (revulsio) = Umwälzung, die von der Befürchtung ausging, bei der „Derivation“ würden mit den „schlechten Säften“ auch die „guten Säfte“ entfernt. Bei der „Revulsion“ wurde der Aderlass weit entfernt von der erkrankten Region mit der Ausleitung von geringen Blutmengen ausgeführt. Das Ziel war, die in der erkrankten Region angesammelten „schlechten Säfte“ von dort abzuleiten und durch „besser durchmischte Säfte“ zu ersetzen.

Die frühesten exakten Angaben über vermutete Beziehungen zwischen dem Aderlass und der Stellung der Planeten finden sich im Regimen sanitatis der Schule von Salerno. Es enthält die Anweisung, den Aderlass vornehmlich im April, Mai und September auszuführen, sowie die Feststellung, dass Jupiter und Venus dem Eingriff günstig, Saturn und Mars ihm hingegen ungünstig sind. Überdies müsse auch den verschiedenen Mondphasen Rechnung getragen werden. Ausdrücklich wird jedoch gesagt, dass in dringlichen Fällen diese Regeln außeracht gelassen werden dürfen.[6]

Es finden sich jedoch auch andere, mehr oder weniger davon abweichende Anweisungen, so etwa bei dem Salernitaner Arzt Archimatheus, der um 1165 schrieb: „Ferner achte beim Aderlaß auf die Zeit der Krankheit, die Jahreszeit, die Kräfte und das Alter des Kranken. Vom Beginn des Herbstes an bis zum Frühling entnimm das Blut aus dem linken Arm, vom Frühlingsanfang an aus dem rechten Arm. Wegen einer Erkrankung des Gehirn schneide in die Vena cephalica, bei einer Erkrankung der Atmungsorgane in die Vena mediana, bei einem Leiden der ernährenden Organe in die Vena hepatica; wenn du den Kranken zur Ader läßt, halte alle Sorgen von ihm fern“.[7]

Praxis

Aderlassmann. Abbildung aus einer Handschrift des 15. Jh.[8]
Abbildung von Messern für den Aderlass an der Stirn. Abulcasis (10. Jh.). Druck des 16. Jh. einer lateinischen Übersetzung [9]
Abbildung von zeitgenössischen Aderlassinstrumenten 1749.[10]

Beim Aderlass wurde das Blut meist durch die Eröffnung von Venen entfernt (Phlebotomie). Spätestens seit Galen (2. Jh. n. Chr.) wurde der Aderlass aber auch, wenn auch selten, durch die Eröffnung von Arterien (Arteriotomie) praktiziert. Ob die Arteriotomie bereits von den Griechen ausgeführt wurde, kann nur vermutet werden, da nicht sicher abzuklären ist, ob vor Galen mit der Bezeichnung „Arterien“ auch wirklich diese Gefäße gemeint waren. Galen verordnete die Arteriotomie an den Schläfenarterien bei chronischem Kopfschmerz. Er beschrieb das Vorgehen genau. Für den Fall, dass die Blutung nach dem Eingriff nicht durch einfache Kompression des Blutgefäßes zu stillen war, empfahl er die Exzision eines Teils der Arterie mit anschließender doppelter Ligatur der Gefäßenden.[11][12]

Mittelalter

Als für die praktische Ausführung bezüglich etwa der Schnitttechnik, der Lassstellen (bis zu 25 Aderlass-Stellen waren geläufig[13]) und der Indikationen beim Aderlass wichtige Schrift im Mittelalters gilt die (pseudo-hippokratische) Phlebotomia Hippocratis, ein als Quästionentext vorliegender Aderlass-Traktat, der sich bis ins 8. Jahrhundert zurückverfolgen lässt, von Maurus von Salerno bearbeitet wurde, bearbeitet ins Deutsche übersetzt wurde und Einfluss auf weitere mittelalterliche Aderlasstexte nahm.[14][15] Der zu Beginn des 12. Jahrhunderts in einer rheinfränkischen Handschrift erstmals belegte und vielleicht eher entstandene lateinische Kurztraktat Laus phlebotomiae (Lob des Aderlasses), unter anderem auch als De minutionis utilitate (wörtlich: Über den Nutzen des Aderlasses) überliefert, findet sich im Anhang zur Phlebotomia Hippocratis und hatte ebenfalls großen Einfluss auf die spätmittelalterliche Medizinliteratur.[16][17]

Die Ausführungen im Chirurgieteil der Schrift At-Tasrif des andalusisch-arabischen Arztes Abulcasis (10.-11. Jh.) haben die europäische Chirurgie- und Aderlass-Praxis bis ins 16. Jahrhundert, teilweise bis ins 19. Jahrhundert geprägt. Abulcasis hat auch diverse zum Eingriff benötigte Geräte, so die Lasseisen (deutsch „fliete“ aus griechisch-lateinisch „phlebotom“), bereits beschrieben.

Im Frühmittelalter und im Hochmittelalter praktizierten Mönchen den Aderlass zunächst im Rahmen der Klostermedizin. Nachdem jedoch der 18. Canon der Beschlüsse des vierten Laterankonzils aus dem Jahre 1215 festgelegt hatte, dass „kein Subdiakon, Diakon oder Priester den Teil der Chirurgie ausüben dürfe, der Kauterisation und Schneiden umfasst,“ wurde der Aderlass an die außerhalb der Klöster lebenden Barbiere und Wundärzte delegiert. Im Spätmittelalter boten dann auch Klöster wieder den Aderlass an.[18][19]

Neben dem therapeutischen Aderlass existierte bereits im Mittelalter ein diagnostischer Aderlass, die Blutschau (Hämatoskopie), welche vor allem von Maurus von Salerno, beruhend auf der ins 8. Jahrhundert zurückreichenden pseudohippokratischen Phlebotomia Hippocratis, geprägt war und in Lehrwerken von Bernhard von Gordon, Heinrich von Mondeville und Ortolf von Baierland verbreitet wurde. Zur Blutschau wurde das in einem sogenannten Lassbecher aufgefangene Blut vom Arzt inspiziert und daraus für den Patienten die Krankheit bestimmt.[20][21] Entwickelt hatte sich die Blutschau gemäß Friedrich Lenhardt „aus den Anweisungen zur Bemessung der Menge des Aderlaßblutes […], als deren Kriterien u. a. Konsistenz und Farbe des frischen Aderlaßbluts genannt werden“.[22]

Möglicher Risiken eines Aderlasses war man sich auch schon im Mittelalter bewusst und hatte auch ein Repertoire zur Behandlung unerwünschter Nebenwirkungen.[23]

Für den praktischen Arzt des (Spät-)Mittelalters gab es sogenannte Lasszettel und Aderlassbüchlein, in welchen – meist im „Kitteltaschenformat“ – die wichtigsten Aderlassvorschriften (Lassregeln) verzeichnet waren.[24][25]

In den Aderlassbüchlein wurden oft sowohl die Anweisungen zum Aderlass als auch die zur Blutschau beschrieben. Ein vor 1480 verfasstes sogenanntes Bairische Aderlaßbüchlein enthält wie auch das etwa zur gleichen Zeit entstandene rheinfränkische Genter Aderlaßbüchlein[26] unter anderem Exzerpte aus Ortolf von Baierland und diente als kompiliertes Nachschlagewerk der schnellen Information des zur Ader lassenden Arztes. Im um 1520 in Südböhmen aus spätmittelalterlichen Quellen zusammengestellten Asanger Aderlaßbüchlein sah der Verfasser den Aderlass als „wichtigste Methode heilkundlichen Handelns“ an.[27][28][29]

Auch ohne Arzt in Eigentherapie bei Pest durchführbare Aderlässe, beispielsweise nach der derivierenden Methode eines Jakob Engelin von Ulm, wurden um 1400 von Laienärzten mittels von diesen publizierten sogenannten Pestlassmännlein empfohlen, welche in Demonstrationszeichungen die entsprechenden Lassstellen anhand einer Ganzkörperfigur („Aderlassmann“) übermittelten.[30]

Neuzeit

Im 16. Jahrhundert trugen „Humanisten“ und „Arabisten“ eine Fehde unter dem Titel „Aderlassstreit“ aus. Der französische Arzt und Humanist Pierre Brissot (1478–1522) forderte unter Berufung auf den „ursprünglichen Hippokrates“, dass der Aderlass bei Erkrankungen des Brustraums immer auf der Seite der Erkrankung, also „derivativ“ auszuführen sei. Der „revulsive“ Aderlass sei erst durch die Araber eingeführt worden. Obschon einige Vertreter der Pariser Fakultät sich den Lehren Brissots anschlossen, gelang es deren Gegnern dennoch, ein Dekret zu erwirken, das die Anwendung des derivativ wirkenden Aderlasses verbot. Der Kampf um den Aderlass führte zu einer Spaltung in der medizinischen Welt. Brissot starb in der portugiesischen Verbannung. Seine Schriften wurden jedoch kommentiert und je nach der Einstellung des Kommentators überaus gelobt oder heftig bekämpft. Damit war aber das Ende der Aderlass-Therapie noch nicht angebrochen.

Trotz aller Fortschritte der anatomischen und physiologischen Forschung seit dem 16. Jahrhundert prägten die Praxisanweisungen von Aderlass-Befürwortern wie Leonardo Botallo („König der Aderlasser“ 1530–1570), Guy Patin (1601–1672), Thomas Sydenham (1624–1689), Giovanni Rasori (1766–1837) und François Joseph Victor Broussais (1772–1838) den medizinischen Alltag bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts. Nur wenige Ärzte, wie z. B. Johann Baptist van Helmont (1577–1644), Bernardino Ramazzini (1633–1714) und René Laënnec (1781–1826) sprachen sich offen gegen die Aderlass-Therapie aus.

Geschichte

Antike

Schulen / Personen Besonderheiten Relevante Werke / Quellen
Ägypten Auf Grund der zur Verfügung stehenden Quellen scheint es, dass der Aderlass im alten Ägypten weder im Rahmen der ursprünglich magischen Medizin noch von den diese ablösenden Priestern und Ärzten vorgenommen wurde. Der Aderlass beim Menschen wird weder im Papyrus Ebers noch im Papyrus Smith noch in den Medizinischen Papyri aus Lahun erwähnt.[31]
Bibel In der Bibel wird der Aderlass nicht erwähnt und auch bei den alten Hebräern war er unbekannt. Letzteres ist auf die Lehre zurückzuführen, nach der das Blut der Sitz der Seele ist (Lev. III, 17) und nach der jener mit dem Tode bestraft wird, der „das Blut des Menschen vergießt“. Das Blut darf nur vergossen werden, wenn es dem Herrn geweiht wird, wie dies bei den Tieropfern und bei der Beschneidung der Fall ist.[32]
Corpus Hippocraticum

(5. Jh. vor Chr. bis 2. Jh. nach Chr.)

In der Schrift Über die Diät bei akuten Krankheiten im Corpus Hippocraticum wird der „derivativ“ auszuführende Aderlass an mehreren Stellen erwähnt und bei verschiedenen Krankheiten empfohlen. Über die an der Lunge und am Brustfell auftretenden Krankheitszeichen heißt es z. B.:
„Wenn sich der Schmerz nach oben zu gegen das Schlüsselbein erstreckt oder um die Brustwarze oder am Arm auftritt, so muss man die innere Ader am Arm auf der Seite, auf der es eben ist, eröffnen. Man entziehe Blut der Körperverfassung, der Jahreszeit, dem Alter und der Farbe entsprechend, und zwar mehr und getrost, wenn der Schmerz heftig ist, man treibe es bis zur Ohnmacht, dann gebe man ein Klistier. Wenn der Schmerz dagegen unterhalb des Brustkorbes auftritt und eine starke Spannung vorhanden ist, so führe man bei dem an Brustfellentzündung Erkrankten nach unten ab.“[33]

In derselben Schrift finden sich noch eine Anzahl weiterer Indikationen zur Vornahme des Aderlasses: entzündliche Anschwellungen der Oberbauchgegend, Anspannung des Zwerchfells, Atemnot, heftige Leberschmerzen … Das Verfahren wurde in der Abhandlung Über die Diät bei akuten Krankheiten immer als „derivativ“ beschrieben. Das heißt, es sollte in der Nähe der erkrankten Region durch Aderlass eine große Blutmenge entzogen werden.

Im Corpus Hippocraticum wurde lediglich in der Schrift Über die Natur des Menschen ein „revulsiv“ wirkendes Verfahren angegeben. Diese Abhandlung wurde Polybos (um 400 v. Chr.), dem Schwiegersohn des Hippokrates zugeschrieben. Zur Behandlung von Schmerzen in der Lende und in den Hoden wurde darin der Aderlass in der Kniekehle und unter den Innenknöcheln empfohlen.[34]

Ärzteschule der Empiriker

(ca. 250 vor Chr. begründet)

Die Empiriker standen dem Aderlass im Allgemeinen positiv gegenüber. Sie schränkten ihn aber ein und verwendeten stattdessen mehr Klistiere und Purgativa. Diokles von Karystos (4. oder 3. Jh. vor Chr.) gehörte zur Schule der Empiriker und empfahl den „derivativ“ auszuführenden Aderlass vor allem bei Pleuritis und bei Pneumonie. Herakleides von Tarent (um 75 vor Chr.) und Menodotos von Nikomedeia (um 100 vor Chr.) gehörten beide der Schule der Empiriker an und standen dem Aderlass im Allgemeinen positiv gegenüber. Gegner des Aderlasses und Empiriker war Chrysippos von Knidos (um 365 vor Chr.). Er empfahl stattdessen Umschläge und Bandagen.
Alexandrinische Ärzteschule

(300 vor Chr. bis 600 nach Chr.)

Erasistratos (um 305 vor Chr. bis um 250 vor Chr.) war zusammen mit Herophilos (4. bis 3. Jh. vor Chr.) Haupt-Vertreter der alexandrinischen Ärzteschule. Erasistratos war ein erklärter Aderlassgegner. Herophilosos dagegen war kein Aderlassgegner.[35][36]
  • Galen. De venae sectione adversus Erasistratum liber. Ausgabe Carl Gottlob Kühn, Bd. XI, Leipzig 1826, S. 147–378 (Digitalisat)
Ärzteschule der Methodiker

(2. Jh. bis 1. Jh. vor Chr.)

Die Methodiker praktizierten den Aderlass „revulsiv“ in Bezug auf die örtliche Wahl der Aderlasstelle, „derivativ“ in Bezug auf die gelassenen Blutmengen. Themison von Laodikeia (2. bis 1. Jh. vor Chr.), ein Schüler des Asklepiades, wählte für den Eingriff zwar vom Krankheitsort weit entfernte Orte („Revulsion“), entzog andererseits aber große Blutmengen bis zum Eintreten der Ohnmacht („Derivation“). Soranos von Ephesos (1. Jh. vor Chr.) war der einzige Methodiker, der eine gewisse Zurückhaltung bei der Aderlassanwendung zeigte.
Aulus Cornelius Celsus

(1. Jh. vor Chr. bis 1. Jh. nach Chr.)

In der Tradition der alexandrinischen Ärzteschule verfasste Celsus seine Enzyklopädie De Medicina, in deren Buch II er dem Aderlass ein besonderes Kapitel widmete. Dabei grenzte er sich von der überbordenden Aderlass-Praxis der Methodiker ab. Bei der Festlegung der Aderlass-Indikationen forderte er eine flexible Beurteilung nach dem Alter und nach dem Kräftezustand der erkrankten Person. Wenn danach ein Übermaß an Säften vorhanden sei, mit rotem Körper und prall gefüllten Adern, oder wenn die Säfte selbst verdorben seien, so würden heftiges Fieber, Krankheiten der Eingeweide, Lähmungen, Starrkrampf, klonische Krämpfe, alle heftigen Atmungsbeschwerden, der plötzliche Verlust der Stimme und alle akuten Krankheiten die Blutentziehung fordern.

Für den Fall, dass die Krankheit den Aderlass fordere, die allgemeine Kräftezustand dem aber entgegenstehe, wie zum Beispiel bei einem akuten Schlaganfall und vermindertem Kräftezustand, sei es die Pflicht des guten Arztes, die mit dem Eingriff verbundene Gefahr offenzulegen, aber auch mitzuteilen, dass ohne Aderlass keine Hoffnung vorhanden sei. „Dann sei es besser, ein zweifelhaftes Mittel anzuwenden, als gar keines“ („Satius est enim anceps auxilium experiri quam nullam“)

In der Regel sollte der Aderlass auf zwei Tage verteilt werden. Bei allgemeinen Krankheiten lasse man am Arm zur Ader, bei Lokalleiden am leidenden Teil. Celsus warnte vor der Gefahr einer Verletzung der Arterien und der „Nerven“ (lateinisch nervi: Nerven, auch Sehnen) beim Aderlass. Er gab auch Hinweise zur Beurteilung des gelassenen Blutes und zur Versorgung der durch den Aderlass entstanden Wunde.[37][38][39]

  • Aulus Cornelius Celsus. Aur. Corn. Celsi De Medicina : Libri Octo ; Cum Notis Integris Joannis Caesarii, Roberti Constantini, Josephi Scaligeri, Isaaci Casauboni, Joannis Baptistae Morgagni. Ac locis Parallelis ; Cura & Studio Th. J. ab Almeloveen, … Accedunt J. Rhodii vita C. Celsi, Variae Lectiones ex tribus antiquis editionibus, itemque Loci aliquot Hippocratis Et Celsi Ab Henrico Stephano parallelōs concinnati. Thurneisen, Basel 1748 (Digitalisat) Darin: Celsi Medicina. Buch II, Kapitel 10, S. 77–82 De sanguinis detractione per venas (Digitalisat)
    • Eduard Scheller (Übers.). Aulus Cornelius Celsus. Über die Arzneiwissenschaft in acht Büchern. Nach der Textausgabe von Charles Victor Daremberg. 2. Aufl. Vieweg, Braunschweig 1906. Darin: Buch II, Kapitel 10, S. 81–86 : Vom Aderlassen (Digitalisat)
Galen

(1. bis 2. Jh. nach Chr.)

Galen gilt als der Begründer der Lehre von der Fülle (plenitudo), auf der er ein ganzes medizinisches System aufbaute, das die „ausleerende Therapie“ und darunter auch den Aderlass zur wichtigsten Heilmethode werden ließ. Klar wurden jedoch auch die Richtlinien für diesen Eingriff angegeben: Sie wurden bestimmt vom Charakter der Krankheit, dem Kräftezustand und dem Alter des Patienten ebenso wie von einer eventuellen Schwangerschaft. Der Eingriff durfte nicht vorgenommen werden bei Kleinkindern sowie bei alten und schwächlichen Patienten. Ungleich Hippokrates verschrieb Galen den Eingriff in der Regel „revulsiv“ an einer vom Herd des Übels weit entfernten Stelle. Bei Pleuritis und Pneumonie habe der Eingriff keinen oder doch nur einen geringen Nutzen, wenn er „derivativ“ am Arm der kranken Körperhälfte ausgeführt werde.[40][41] Leonhard Fuchs (Hrsg. und Kommentar).
  • Claudij Galeni Pergameni Medici Praestantissimi. De curatione per sanguis missionem, libellus. Johann und Franciscus Frellonius, Lyon 1546 (Digitalisat)
  • Claudij Galeni Pergameni, Medicorum facile Principis, aliquot opera. Birckmann & DuPuis, Paris 1550
    • S. 254v-290r: Claudii Galeni Pergameni, de Ratione curandi per sanguinis missionem. Leonharto Fuchsio Medico interprete. (Digitalisat)
    • S. 290r-293r: Claudii Galeni pergameni, de hirudinibus, revulsione, cucurbitulae et Scarificatione Libellus. Leonharto Fuchsio Medico interprete. (Digitalisat)

Karl Gottlob Kühn (Hrsg.)

  • Claudii Galeni Opera Omnia. Leipzig 1821, Band XI
    • S. 147–186 : Galeni de venae sectione adversus Erasistratum liber. (Digitalisat)
    • S. 187–249: Galeni de venae sectione adversus Erasistrateos Romae Degentes. (Digitalisat)
    • S. 250–316: Galeni de curandi ratione per venae sectionem. (Digitalisat)
    • S. 317–322: Galeni de hirudinibus, revulsione, cucurbitula, incisione et scarificatione. (Digitalisat)

Mittelalter

Arabisches Mittelalter

In der von griechischen und byzantinischen Quellen geprägten persisch-arabisch-islamischen Medizin des Mittelalters (7. bis 13. Jh.) wurde der Aderlass überwiegend als „revulsiv“ wirkendes Verfahren verstanden und praktiziert. Der Eingriff wurde an einem vom Krankheitsherd entfernten Ort vorgenommen. Kleine häufigere Blutentzüge wurden den selteneren und reichlicheren vorgezogen. Schließlich wurde die Phlebotomie auch zu prophylaktischen Zwecken empfohlen.

Schulen / Personen Besonderheiten Relevante Werke / Quellen
Rhazes

(865-925)

Zu prophylaktischen Zwecken verordnete Rhazes (865-925) den Eingriff z. B. zur Zeit der ersten Reife des Organismus, da er der Auffassung war, dass diese Zeit eine Reinigung des Blutes erfordere. Bei Windpocken und Krankheiten des Schlundes, bei denen Erstickungsgefahr besteht, hielt er es für angezeigt, den Aderlass an der Cephalica vorzunehmen.[42][43]
  • Liber Rasis ad Almansorem, Venedig 1497, Traktat 7, Cap. 21 (Digitalisat)
Avenzoar

(1091–1161)

Aveonzar empfahl eine „revulsive“ Technik, indem er den Aderlass bei Pleuritis an einem dem Krankheitsherd entgegengesetzten Ort vorschrieb. Er griff jene Ärzte heftig an, die nicht so vorgingen, und behauptete, dass am Krankheitsherd ausgeführte Aderlässe den Tod des Patienten zur Folge haben könnten.[44]
  • Kitāb at-Taisīr fī l-mudāwāt wa-t-tadbīr (Buch der Vereinfachung/Wegbereitung von Therapie und Diätetik), Buch I, Traktat 16, Kapitel 3 (Digitalisat)
Abulcasis

(936-1013)

Avicenna (um 980- 1037)

Die Ausführungen über den Aderlass im Chirurgieteil der Schrift At-Tasrif des Abulcasis und im ersten Buch des Kanon der Medizin Avicennas haben die europäische Aderlasspraxis bis ins 16. Jahrhundert, teilweise bis ins 19. Jahrhundert, geprägt.[45][46]
  • At-Tasrif Albucasis. Chirurgia. Lib. tres. Schott, Straßburg 1532, Pars secunda. De phlebotomia Venarum. Caput XCVII, S. 259–270 (Digitalisat).
  • Aboul Kasim Al Zahravi / Albucasis / Abulcasis . – La chirurgie d'Abulcasis… ; trad. [de l'arabe] par le Dr. Lucien Leclerc. J.-B. Baillière, Paris 1861 Livre II, Chapitre LXXXXVII De la section des vaisseaux sanguins (Digitalisat)

Lateinisches Mittelalter

Schulen / Personen Besonderheiten Relevante Werke / Quellen
Henri de Mondeville (1260–1320)
  • Julius Pagel. Die Chirurgie des Heinrich von Mondeville nach Berliner, Erfurter und Pariser Codices zum ersten Male herausgegeben. August Hirschwald, Berlin 1892, S. 365–382 Aderlass
  • Edouard Nicaise. Chirurgie de maître Henri de Mondeville, chirurgien de Philippe le Bel, roi de France. Composée de 1306 à 1320. Baillière, Paris, 1893, S. 532–555 : Aderlass
  • Max Neuburger. Geschichte der Medizin. Enke, Stuttgart 1911, Band II, Teil 1, S. 488–495: Literarhistorische Übersicht. Henri de Mondeville. (Digitalisat)
Guy de Chauliac

(um 1298–1368)

Im 7. Traktat, 2. Doktrin, 1. Kapitel seiner Großen Chirurgie schrieb Guy de Chauliac über Aderlass, Schröpfen und Blutegelbehandlung. Er zitierte Hippokrates, Erasistratos, Galen, Rhases, Abulcasis, Avicenna … Den Aderlass nannte er das nobelste Heilmittel. Bei Bedarf könne er jederzeit abgebrochen werden, während ein eingenommenes Medikament nicht mehr aus den Gedärmen zu entfernen sei. Mit Bezug auf seine Gewährsleute gab er einen Überblick der Indikationen, der Technik und der Vorsichtsmaßnahmen des Eingriffs. Die einzelnen Aderlassstellen wurden nur beiläufig erwähnt. Er unterschied zwischen „revulsivem“ Aderlass und „derivativem“ Aderlass und ordnete jedem dieser Verfahren spezifische Indikationen zu. Die Astrologie wurde von ihm zur Bestimmung der Aderlasszeit herangezogen und auch die verbotenen (ägyptischen) Tage wurden von ihm benannt. Den Schluss der Abhandlung über den Aderlass bildete eine Beurteilung des Aussehens des gelassenen Blutes.

Chirurgia Magna (1363)

  • La grande chirurgie de Guy de Chauliac, chirurgien, maître en médecine de l'Université de Montpellier composée en l'an 1363. 7. Traktat, 1. Doktrin, 1. Kapitel. Venedig, 23. Dezember 1499 S. 62v-64r Aderlass. Lyon 1585, S. 358–366 Aderlass
  • Transkribiert und kommentiert durch E. Nicaise, Alcan, Paris 1890, S. 555–570 Aderlass

Neuzeit

Spagyrik und Iatrochemie. Paracelsus – Johann Baptista van Helmont

Schulen / Personen Besonderheiten Relevante Werke / Quellen
Paracelsus

(1493–1541)

In seiner Abhandlung über den Aderlass polemisierte Paracelsus, der Begründer der Spagyrik gegen die „ungelernten Aderlassärzte“, die ihre ganze Weisheit aus Volkskalendern bezögen. Er selbst ließ sich beim Aderlass zwar auch von traditionellen Regeln – auch nach den Regeln der Astrologie – leiten, bestand jedoch darauf, dass vor deren Anwendung eine individuelle Diagnose durchgeführt wurde.

Bei der Behandlung der Manie z. B. war für Paracelsus der Aderlass ein Arcanum, während er ihn beim Asthma als kontraindiziert ansah.[47][48]

  • Paracelsus. Appendix deß fünfften Theils Operum Theophrasti. … (Huser-Ausgabe) Conrad Waldkirch, Basel 1589, S. 45–98: Aderlassens Underricht : Auch vom Schrepffen : Durch den Hochgelehrten Herrn Th. von HH. beyder Artzney Doctorn (Digitalisat)
Paracelsus
Johann Baptista van Helmont

(1577–1644)

Wieder das Aderlassen

Van Helmont, der Begründer der Iatrochemie, lehnte den Aderlass grundsätzlich als einen Eingriff ab, der notwendigerweise zu einem Kraftverlust führe, und der damit die Heilung verzögere oder verhindere.

  • Johannis Baptistae von Helmont … Schrifften. J. A. Endters Söhne, Sultzbach 1683. - S. 6.8: Wieder das Aderlassen … (Digitalisat). - S. 311–318: Traktat von den Fiebern. … das vierte Kapitel. Das Aderlassen bei den Fiebern wird untersucht (Digitalisat)
Johann Baptista van Helmont

Aderlass-Streit

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts initiierte der französische Arzt und Humanist Pierre Brissot den „Aderlass-Streit“, eine Kontroverse, die entbrannte, als er im Gegensatz zur damaligen Lehrmeinung dafür eintrat, den Aderlass möglichst nahe am erkrankten Organ durchzuführen („Derivation“ statt „Revulsion“). Insbesondere vertrat er dies bei Brust- und Lungenentzündungen, bei denen er anlässlich einer Epidemie 1514 mit seiner Methode Erfahrungen sammeln konnte. Er berief sich dabei auf die entsprechenden Aussagen in der Schrift Über die Diät bei akuten Krankheiten im Corpus Hippocraticum. Brissot gab an, die „Revulsion“ beim Aderlass sei erst durch die Araber eingeführt worden. Obschon einige Vertreter der Pariser Fakultät sich den Lehren Brissots anschlossen, gelang es deren Gegnern dennoch, ein Dekret zu erwirken, das die Anwendung des derivativ wirkenden Aderlasses verbot. Der Kampf um den Aderlass führte zu einer Spaltung in der medizinischen Welt. Brissot starb in der portugiesischen Verbannung. Seine Schriften wurden jedoch kommentiert und je nach der Einstellung des Kommentators überaus gelobt oder heftig bekämpft.

Zu den Anhängern Brissots zählten die Humanisten Giovanni Manardi (1462–1536)[49], Gerolamo Cardano (1501–1576) und Emilio Campolongo (1550–1604)[50] sowie die Iatrophysiker Santorio Santorio (1561–1636) und Lorenzo Bellini (1643–1704)[51].

Pierre Brissot – Andreas Vesal
Schulen / Personen Besonderheiten Relevante Werke / Quellen
Pierre Brissot

(1478–1522)

Brissots Schlussfolgerung für die Praxis war, dass der Aderlass in der Ellenbeuge der Seite des Krankheitssitzes durchzuführen sei, wobei bedeutende Blutmengen entzogen werden sollten.
  • Pierre Brissot. Apologetica disceptatio, qua docetur per quae loca sanguis mitti debeat in viscerum inflammationibus. Colinaeus, Paris 1525 (Digitalisat)
Andreas Vesal

(1514–1564)

Vesal untersuchte die von Hippokrates für den Aderlass angegebenen Indikationen und stellte fest, dass sich der von diesem verwendete Ausdruck „dolor lateralis“ nicht allein auf die Pleuritis, sondern auch auf andere Erkrankungen des Thorax beziehe. Die richtige Wahl der Aderlassstelle bei Pleuritis hängt nach Ansicht Vesals vom genauen Verlauf der Vena azygos ab, den er als erster erkannte. Vesals Folgerung war, dass bei linksseitiger wie bei rechtsseitiger Pleuritis der Eingriff stets an der Vene des rechten Armes vorzunehmen sei.
Abbildung der Vena azygos in der Epistola … Löwen 1538
  • Andreas Vesalius. Epistola, docens venam axillarem dextri cubiti in dolore laterali secandam. Löwen 1538 (Digitalisat)
Andreas Vesal
Leonhart Fuchs

(1501–1566)

Lorenz Fries (ca. 1490–1531/32)

Im deutschsprachigen Raum wurde Brissots Standpunkt insbesondere durch den Humanisten Leonhart Fuchs verteidigt, während der Arabist Lorenz Fries die Gegenposition vertrat.[52][53]
  • Leonhart Fuchs. Errata recentiorum medicorum, LX. Numero adiectis eorundem confutationibus. Hagenau März 1530. Error 37 (falsch: 38), S. 46–51: In interiorum membrorum inflammationibus incidenda est vena quae directo est. (Digitalisat)
  • Leonhart Fuchs. Apologia Leonhardi Fuchsii contra Hieremiam Thriverum Brachelium, Medicum Lovaniensem, qua monstratur quod in viscerum inflammationibus, pleuritide praesertim, sanguis e directo lateris affecti mitti debeat. Peter Braubach, Hagenau August 1534 (Digitalisat)
Leonhart Fuchs
Lorenz Fries

Santorio Santorio

Schulen / Personen Besonderheiten Werke / Quellen
Santorio Santorio

(1561–1636)

Santorio gilt als Begründer der iatromechanischen Schule. Nach ihm sollte der Aderlass „derivativ“ auf der Höhe des erkrankten Organs erfolgen. Dabei sei es aber egal, auf welcher Seite man den Eingriff vornehme.[54]
  • Santorio Santorio. Methodi vitandorum errorum omnium, qui in arte medica contingunt libre quindecim. Franciscus Barilettus, Venedig 1603. Darin: Liber XIV (S. 204r-215r) De Revulsione & derivatione. (Digitalisat)
Stoffwechselwaage aus: Santorio Santorio. Ars de statica medica

Leonardo Botallo („König der Auslasser“ ) – Gui Patin

Schulen / Personen Besonderheiten Relevante Werke / Quellen
Leonardo Botallo

(1530 – ca. 1570)

Der in Asti geborene Chirurg und Anatom Leonardo Botallo (1530 – ca. 1570) gilt als „König der Aderlasser“. Den größten Teil seines Lebens verbrachte er in Paris. Er war Leibarzt der französischen Könige Karl IX. und Heinrich III. Die Pariser Fakultät verurteilte Botallos Methoden, nach denen Greise und Kinder sechsmal im Jahr zur Ader gelassen wurden. Seine Anhänger wollten den Eingriff bei Fieberepidemien, Pleuropneumonien, Koliken und Blähungen vorschreiben und haben auch die Möglichkeit erwogen, selbst die Schwindsucht durch die Entnahme von zwei bis drei Litern Blut zu heilen.

Zu den leidenschaftlichsten Anhängern Botallos gehörten Jean Riolan der Jüngere (1589–1657) und Guy Patin (1601–1672).

  • Leonardo Botallo. De curatione per sanguinis missionem. De incidendae venae cutis scarificandae, & hirudinum amplicandarum modo. Joan. Hugueta, Lyon 1580. (Digitalisat)
  • Leonardo Botallo. Opera omnia. Lyon 1660 (Digitalisat)
Leonhardo Botallo. Opera Omnia. Titelbild

Beschreibung des Blutkreislaufs. William Harvey – Marcello Malpighi – Francesco Redi – Jean Riolan der Jüngere

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William Harvey (1578–1657)

Marcello Malpighi (1628–1694)

Francesco Redi (1626–1697)

Die Experimente William Harveys, die 1628 zur Darstellung des Blutkreislaufes führten, und die darauf aufbauenden Untersuchungen Marcello Malpighis und Francesco Redis lieferten neue Grundlagen in der Diskussion über den Aderlass, stellten diesen selbst aber nicht in Frage.[55]
  • William Harvey. Exercitatio Anatomica de Motu Cordis et Sanguinis in Animalibus oder kurz De Motu Cordis (Anatomische Studien über die Bewegung des Herzens und des Blutes), Frankfurt 1628 (Digitalisat)
William Harvey

Jean Riolan der Jüngere (1580–1657)

Harveys Lehre vom Kreislauf des Blutes blieb nicht unwidersprochen. So argumentierte der Pariser Chirurg Jean Riolan der Jüngere u. a. damit, dass im Falle der Existenz eines Blutkreislaufes der Aderlass weitgehend seinen Sinn verlieren würde, denn „was soll eine »derivatio« am Orte der Blutanhäufung und Entzündung, wenn das Angesammelte sogleich ersetzt wird? Was soll dann noch eine »revulsio«, also ein Abziehen von Blut durch Aderlass an entfernter Stelle am Fuß, z. B. bei Plethora des Gehirns?“ [56]
  • Jean Riolan der Jüngere. Opuscula Anatomica Nova, quae nunc primum in lucem prodeunt. Instauratio magna physicae et medicinae per novam doctrinam de motu circulario sanguinis in corde. Accessere notae in J. Wallaei duas epistulas de circulatione sangunis. London 1649, S. 60 (Digitalisat)
Jean Riolan der Jüngere

Thomas Sydenham

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Thomas Sydenham

(1624–1689)

Sydenham war ursprünglich Hauptmann in Cromwells Armee. Erst 1663, im Alter von 39 Jahren, erhielt er seine ärztliche Lizenz und eröffnete in London eine Praxis. Als Freund von Robert Boyle und John Locke teilte er deren Ideen von der zentralen Rolle der direkten Beobachtung. Am Krankenbett beobachtete und dokumentierte er den Verlauf der Erkrankung, das Verhalten des einzelnen Kranken gegenüber dem Leiden und gegenüber den ärztlichen Maßnahmen. Indem er die Gesetzmäßigkeiten seiner Beobachtungen herausarbeitete, schuf er einen Vorentwurf zum Aufbau einer Nosologie.[57][58][59]

Nach dem Vorbild des Corpus Hippocraticum sah Sydenham Krankheit als das Bestreben der Natur an, die Krankheitsstoffe, welche sich unter der Einwirkung von Schädlichkeiten allmählich entwickeln, hinauszuschaffen. Sydenhams Therapie bestand darin, die Natur in ihrem Kampfe zu unterstützen, ohne sie jedoch in ihrem ganzen Umfang zu bestimmen. Vehement argumentierte er gegen die zu seiner Zeit allgemein verbreitete Meinung, bei fieberhaften Erkrankungen seien schweißtreibende Therapien anzuwenden. Er forderte dagegen Therapiemaßnahmen, die Entzündungen abschwächen. Mit ausleitenden Verfahren begann er seine Behandlungen, wobei ein Aderlass von 10 Unzen (ca. 300 g) das Standardmittel darstellte. Den Aderlass ergänzte er meist durch die Gabe von Abführmitteln. Brechmittel verordnete er seltener. Nach dieser Ausleerungsphase gab er schmerzstillende Mittel[60] und kräftigende Mittel. Die Auswahl seiner Mittel war von einem ausgeprägten Eklektizismus geprägt.[61]

Den Aderlass setzte Sydenham differenziert ein. Das Alter und der Kräftezustand der Kranken sowie der Charakter der Krankheit waren für ihn Kriterien die bestimmten, ob und in welcher Intensität das Verfahren anzuwenden war. Bei der „podagra“, einer Erkrankung an der er selbst zeitlebens litt, fand er den Aderlass kontraindiziert weil die „schädlichen Stoffe“ sich bereits auf den Gelenken abgesetzt hätten und durch den Aderlass oder andere ausleitende Verfahren nicht zu entfernen seien[62]. Bei der „pleuritis“ dagegen empfahl er einen Aderlass von 10 Unzen (ca. 300 g), der nach eintägigen Pausen bis zu zwei Mal wiederholt werden konnte.[63]

  • Thomas Sydenham. Methodus curandi febres, propriis observationibus superstructa … Schagen, Amsterdam 1666 (Digitalisat)
  • Thomas Sydenham. Observationes Medicae circa morborum acutorum historiam et curationem. London 1676. (Digitalisat)
  • Médecine pratique de Sydenham, avec des notes ; ouvrage traduit en François, sur la dernière édition Angloise, par feu M.A.F. Jault. Didot le jeune, Paris 1774 (Digitalisat)
  • Thomas Sydenham. Medizinische Werke. Übersetzt und mit Anmerkungen über einige Medikamente versehen von Joseph Johann Mastalir. Johann David Hörling, Wien Band I 1786 (Digitalisat) Band II 1787 (Digitalisat)
  • Thomas Sydenham’s sämmtliche medicinische Schriften in die deutsche Sprache übersetzt von J. Kraft. Edner, Ulm Band I 1838 (Digitalisat) Band II 1839 (Digitalisat)
  • Carl Gottlob Kühn (Hrsg.) Th. Sydenhami opera universa medica. Voß, Leipzig 1827 (Digitalisat)
Thomas Sydenham

Bellinis Lehre

Lorenzo Bellini, ein Schüler von Marcello Malpighi und Francesco Redi, versuchte die Lehre von der „Revulsion“ und „Derivation“ mit den Gesetzen des Kreislaufes zu vereinbaren. Aufgrund theoretischer Erwägungen stellte er die Behauptung auf, dass nach Beseitigung der Widerstände durch die Venenöffnung mehr Blut mit größerer Schnelligkeit in das verwundete Gefäß hineinströmen müsse als in alle übrigen Gefäße, wo die Blutsäule der Geschwindigkeit des venösen Blutes ein Hindernis entgegensetze. Denn Geschwindigkeit und Blutmenge in einem Gefäß seien allgemein umgekehrt proportional zu den Widerständen. Diese erhöhte Geschwindigkeit teile sich allmählich der zuführenden Arterie und schließlich dem ganzen Gefäßsystem mit und dauere so lange, bis die Kraft des Herzens geschwächt werde. Auch nach Verschluss der Vene dauere die Geschwindigkeitserhöhung noch eine Zeit lang fort, und zwar in dem entleerten Gefäß am meisten. Auf diese Weise entstehen ein Zufluss zur Aderlassstelle und eine Ableitung aus anderen Teilen.

Lorenzo Bellini – Jean-Baptiste Silva
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Lorenzo Bellini

(1643–1704)

Bellinis Schlussfolgerung für die Praxis war, dass ein kräftiger Aderlass, der weit entfernt vom Krankheitsort ausgeführt wird, die größte Heilwirkung haben müsste.[64]
  • Lorenzo Bellini. De sanguinis missione. In: De urinis et pulsibus, de missione sanguinis, de febribus, de morbis capitis, et pectoris. Antonius Pisarius, Bologna 1683, S. 76–214 (Digitalisat)
Lorenzo Bellini
Jean-Baptiste Silva

(1682–1742)

Der Pariser Chirurg J. B. Silva stützte sein System auf den Hypothesen Bellinis ab und er gab den Begriffen „Derivation“ und „Revulsion“ eine neue Bedeutung, indem er mit Hinweis auf den Blutkreislauf zwar weit vom Krankheitsort entfernte Venen eröffnete, dabei aber große Blutmengen ausleeren ließ. Als er 1721 bei einer Erkrankung des Königs Ludwig XV. um Rat gefragt wurde, riet er zu einem Aderlass am Fuß, der Heilung brachte.[65]
  • Jean-Baptiste Silva. Traité de l’usage des differentes sortes de saignées, principalement de celle du pied. Seconde partie. Anisson, Paris 1727 (Digitalisat) Premiere partie. François l’Honoré, Amsterdam 1729 (Digitalisat)
  • Jean-Baptiste Silva. Des indications qui demandent l’évacuation du sang. In : Traité des fiévres malignes … J. Vincent, Paris 1742, Livre second, Chap. premier, S. 356–387 (Digitalisat)
  • Jean-Baptiste Silva. Dissertation. Où l’on examine si dans les inflammations il faut toujours donner la préférence à la saignée révulsive. In: Dissertations et consultations médicinales, de Messieurs Chirac … & Silva, Médecin consultant du Roi … Tome premier. Durand, Paris 1744, S. 195–258 (Digitalisat)
Jean-Baptiste Silva
Jean Claude Adrien Helvétius – Julien Offray de La Mettrie
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Jean Claude Adrien Helvétius

(1685–1755)

Bei „Blattern“ („petites véroles“) war nach Helvétius keine Therapie effektiver als ein möglichst schon vor Ausbruch des Ausschlages durchzuführender Aderlass. Dieser würde das aufgestaute Gift entleeren. Um die bei aufgestauten Blattern bestehende Anschwellung des Gehirns abklingen zu lassen, sei der Aderlass nach der Methode Bellinis auszuführen.[66]
  • Idée générale de l’économie animale, et observations sur la petite-vérole. Paris 1722 (Digitalisat)
    • Jean Besse. Lettre à Monsieur … (Helvétius) auteur du nouveau livre de l'oeconomie animale et des observations sur les petites véroles. François Fournier, Paris 1723 (Digitalisat)
    • Lettres à M. au sujet de la Lettre critique de M. Besse, contre l'Idée général de l' Oeconomie Animale et les observations sur la petite vérole. Paris 1725 (Digitalisat)
  • Principia Physico-Medica. D. A. Pierres, Paris 1752. Band I (Digitalisat). Band II (Digitalisat)
Julien Offray de La Mettrie

(1709–1751)

Der französische Arzt-Philosph Julien Offray de La Mettrie praktizierte von 1735 bis 1742 als Arzt in seiner Heimatstadt Saint-Malo. Die dabei gesammelten Erfahrungen veröffentlichte er in zwei Abhandlungen zur praktischen Medizin, die 1740 und 1743 in Paris veröffentlicht wurden. Er berief sich darin auf seinen Lehrer Herman Boerhaave sowie auf die von ihm geschätzten Thomas Sydenham, Jean-Baptiste Silva und Jean Claude Adrien Helvétius.

Bei der Behandlung der „Blattern“ („petites véroles“) orientierte er sich an dem 1722 von Helvétius aufgestellten Behandlungsprinzip, bei dem der Aderlass vor dem Ausbruch des Ausschlags in Anlehnung an die von Bellini angegebene Methode ausgeführt wurde.

  • Traité de la Petite Vérole avec la manière de guérir cette maladie, suivant les principes de Mr. Herman Boerhaave, & ceux de plus habiles Médecins de notre tems. Huard, Briasson und Durand, Paris 1740 (Digitalisat). Darin S. 62–68 : De la Saignée (Digitalisat)
  • Observations de Médecine pratique. Huard, Briasson und Durand, Paris 1743 (Digitalisat)
Julien Offray de La Mettrie
Georg Erhard Hamberger
Schulen / Personen Besonderheiten Relevante Werke / Quellen
Georg Erhard Hamberger

(1697–1755)

In Anlehnung an Bellini erkannte Hamberger keinen Unterschied an hinsichtlich der „derivatorischen“ und „revulsorischen“ Wirkung und er erklärte, alle Wirkungen des Aderlasses beruhten auf der Verminderung der Flüssigkeitsmenge und in der Veränderung der Zirkulationsgeschwindigkeit.[67]
  • Dionys Krägel und Georg Hamberger. De Venaesectione quatenus motum sanguinis mutat. 2. Aufl. Jena 1737 (1. Aufl. 1723) (Digitalisat)
  • Simon Paul Hilscher und Georg Hamberger. Prolusio qua demonstratur medicum non esse debere haemophobum. Jena 1748 (Digitalisat)
Georg Erhard Hamberger
Francois Quesnay – Jean Baptiste Senac
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François Quesnay

(1694–1774)

Der französische Arzt und Ökonom François Quesnay widersprach Bellinis Thesen aufgrund von hydraulischen Versuchen, die er im Labor angestellt hatte.
  • François Quesnay. Observations sur les effets de la saignée, tant dans les maladies du ressort de la médecine que de la chirurgie, fondées sur les lois de l'hydrostatique: avec des remarques critiques, sur le traité de l'usage des différentes sortes de saignées, de Monsieur Silva. Osmont, Paris 1730 (Digitalisat)
François Quesnay
Jean-Baptiste Sénac

(1693–1770)

Sénac, der Leibarzt des Königs, veröffentlichte 1730 unter Pseudonym eine Streitschrift, in der er Bellinis Theorien angriff. In der von ihm kommentiert herausgegebenen Anatomie Heisters und in seinem Hauptwerk über die Anatomie des Herzens griff er die Thesen aus dieser Streitschrift wieder auf.
  • Unter Pseudonym. Lettres de Julien Morisson sur le choix des saignées, Paris, 1730
  • Jean-Baptiste Sénac. L' Anatomie d'Heister avec des essais de physique sur l'usage des parties du corps humain. … Vincent, Paris 3. Aufl. 1753 (1. Auflage: 1724, 2. Auflage: 1735),
    • Band II, S. 315–354 La rapidité du sang et des veines. (Digitalisat)
    • Darin, S. 318–354 : La dérivation et la révulsion. (Digitalisat)
  • Jean-Baptiste Sénac. Traité de la structure du cœur, de son action, et de ses maladies. J. Vincent, Paris 1749,
    • Band II (Buch III, Kapitel VI, Abschnitt 1-8), S. 162–198: Des loix que suit le sang dans son cours. (Digitalisat)
    • Band II (Buch III, Kapitel VI, Abschnitt 3) S. 176–179: Loix … selon Bellini … (Digitalisat)
    • Band II (Buch III, Kapitel VI, Abschnitt 4-8) S. 179–198: Révulsion & dérivation … (Digitalisat)
Jean-Baptiste Sénac
Anton de Heyde – Albrecht von Haller
Schulen / Personen Besonderheiten Relevante Werke / Quellen
Anton de Heyde

(Mitte 17. Jh.)

1686 widerlegte der niederländische Arzt Anton de Heyde aus Middelburg Bellinis Thesen durch Untersuchungen der Blutzirkulation am Bauchfell des Frosches.
  • Anton de Heyde. Anatome Mytuli, Belgicè Mossel, Structuram elegantem ejus motumque mirandum exponens. Nec non Centuria observationum medicarum. Jansson-Waesberg, Amsterdam 1683 (Digitalisat)
Darin: S. 172–174: Observatio LXXXV. Experimenta sanguinis circulationem spectantia. (Digitalisat)
  • Anton de Heyde. Experimenta circa sanguinis missionem, fibras motorices, urticam marinam &c. Accedunt … Observationes medicae, nec non Anatome Mytuli. Editio nova. Jansson-Waesberg, Amsterdam 1686 (Digitalisat) (Digitalisat)
Skizze zum Versuch am Bauchfell des Frosches. De Heyde 1668, Observatio LXXXV
Albrecht von Haller

(1708–1777)

1754 bestätigte Albrecht von Haller de Heydes Untersuchungsergebnisse von 1686 durch eigene Beobachtungen am Bauchfell von lebenden Fröschen und Kröten.

Durch seine Arbeiten über die Irritabilität ließ von Haller das Zeitalter der Iatromechanik ausklingen.[68]

  • Albrecht von Haller. Venae sectionis in mutando motu sanguinis effectus. In: Commentarii Societatis Regiae Scientiarium Gottingensis Tomus IIII. Ad annum 1754, S. 396–483: Alberti von Haller. De sanguinis motu experimenta anatomica. D. 8. Octobris 1754, S. 446–459 (Digitalisat)
    • Französisch: Effets de la saignée sur la direction du sang. In: Albrecht von Haller. Deux mémoires sur le mouvement du sang, et sur les effets de la saignée, fondés sur les expériences faites sur des animaux. Par Monsieur Alb. de Haller … Marcel-Michel Bousquet, Lausanne 1756, S. 96–119 (Digitalisat)
  • Julius Walbaum. Disputatio medico-chirurgica, de venae sectione. Praeside Alberto de Haller. Göttingen 30. September 1749 In: Disputationes physico-medico-anatomico-chirurgicae selectae, quas collegit, editit, praefatus est Albertus Hallerus. Band X, Neapel 1757, S. 119–163 (Digitalisat) Anhang: Abbildungen (Digitalisat)
Göttingen, Sommer 1754. Albrecht von Haller experimentiert mit einem Gehilfen an der Leiche. Titelbild aus: Deux mémoires sur le mouve­ment du sang … Lausanne 1756

Friedrich Hoffmann – Georg Ernst Stahl

Die sich lange Jahre hindurch feindlich gegenüberstehenden Systematiker und Häupter zweier Schulen, Friedrich Hoffmann und Georg Ernst Stahl, stimmten wenigstens in einem Punkt überein: Beide empfahlen den Aderlass.

Schulen / Personen Besonderheiten Relevante Werke / Quellen
Friedrich Hoffmann

(1660–1742)

In Hoffmanns System hatte die Therapie die Aufgabe, das Überschüssige auszuleeren, das Mangelnde zu ergänzen, die heftigen Bewegungen zu bändigen und die schlaffen Bewegungen anzuspornen. Den Aderlass als ausleerendes Mittel bei Überschuss (Plethora) nannte Hoffmann wegen der Raschheit und Zuverlässigkeit seiner Wirkung und wegen seiner gefahrlosen Anwendung ein göttliches Heilmittel. Der Blutentzug sei bei Plethora nicht schwächend, da er ja eine Überfülle beseitige, welche gerade eine Quelle der Schwäche und als Bewegungshindernis die unmittelbare Veranlassung zu Stockungen sei. Zur Verhütung von Schlaganfällen ließ er Menschen kraftvoller Konstitution zwei bis drei Mal im Jahr zur Ader. Weitere Indikationen sah er bei drohendem Abort, bei Rheumatismen, Gicht, Asthma, Blutspeien – immer vorausgesetzt, es lag eine plethorische Konstitution vor.[69]
  • Friedrich Hoffmann. Betrachtung des herrlichen Nutzens / den man sich vom Aderlassen / zur Erhaltung eines gesunden und langen Lebens / versprechen kann. In: Gründliche Anweisung wie ein Mensch seine Gesundheit erhalten / und vor allerhand Kranckheiten / durch ordentliche Lebensart / sich verwahren könne. 2. Teil Halle 1716, S. 407–464 (Digitalisat)[70]
Friedrich Hoffmann
Georg Ernst Stahl

(1659–1734)

Georg Ernst Stahls System ging aus von einer „Anima“, die der toten Materie das Leben mitteilt, im normalen Körper alle Funktionen im Gleichgewicht hält und dem Zerfall entgegen wirkt. Dieser Zerfall und damit der Tod können daher nur dadurch eintreten, dass die „Anima“ den Körper verlässt. Die Kraft, deren sich die „Anima“ zu ihren Funktionen im Körper bedient, ist die Bewegung, und zwar eine Bewegung, die einen bestimmten „Tonus“ der zu bewegenden Teile oder Organe bedingt. Krankheit ist somit eine Behinderung des normalen Tonus und das dadurch automatisch ausgelöste Bestreben der „Anima“, ihn wiederherzustellen. Sie bewirkt dieses hauptsächlich durch Einfluss auf den Kreislauf des Organismus, denn dessen Behinderung ist eine der wichtigsten Ursachen der Bewegungshemmung. Für die Krankheitsätiologie spielt die „Vollblütigkeit“ eine große Rolle, für die die „Anima“ im Kindesalter durch Nasenbluten, im Jünglingsalter durch Blutspeien, im reifen Alter bei der Frau durch die Monatsblutung, beim Mann durch Hämorrhoidalblutungen einen Ausgleich selbständig schafft. Stahls oberster Behandlungsgrundsatz ist folgerichtigerweise die Unterstützung der „Anima“ in allen ihren Bestrebungen. Ein sehr wichtiges Mittel ist dabei der die natürlichen Blutentleerungen nachahmende Aderlass.[71][72]
  • Georg Ernst Stahl. Herrn George Ernst Stahls … Gründliche Abhandelung des Aderlassens : So wohl dessen Gebrauchs und Mißbrauchs Als auch dessen besonderen Application auf dem Fusse und andern gewissen Theilen des Leibes ; Nebst einem ausführlichen Bericht, Was von Aderlassen in hitzigen Fiebern zu halten sey. Eyssel, Leipzig 1719 (Digitalisat)[73]
Georg Ernst Stahl

Herman Boerhaave – Gerard van Swieten

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Herman Boerhaave

(1668–1738)

Herman Boerhaave, der erfolgreichste Kliniker und medizinische Lehrer des 18. Jh., gründete keine Schule, sondern verband Erkenntnisse der Iatrochemiker und der Iatromechaniker mit eigenen Beobachtungen. Seine Pathologie teilte Störungen der Funktionen in Krankheiten der festen Teile, Krankheiten der Säfte und Krankheiten beider zusammen. Entzündung erklärte er vor allem als Stockung des arteriellen Blutes und als ein Aneinanderkleben seiner Teile in den feinsten Kanälen. Der Aderlass war für ihn ein wichtiges Therapiemittel.[74]
  • Institutiones medicae in usus annuae exercitationis domesticos digestae ab Hermanno Borhaave. 2. Ausg. (1. Ausg. 1708) Johann van der Linden, Leiden 1713 (Digitalisat) Phlebotome. (Digitalisat)
Hermann Boerhaave
Gerard van Swieten

(1700–1772)

Van Swieten war zunächst Schüler und Stellvertreter Boerhaaves in Leiden, ab 1745 Leibarzt der österreichischen Kaiserin Maria Theresia in Wien und Gründer der Älteren Wiener Medizinischen Schule.

Den Aderlass verordnete er sparsam. Er sprach sich gegen prophylaktische Aderlässe aus, da diese nach seiner Einschätzung die Plethora eher vermehrten.[75] Andererseits empfahl er kräftige Aderlässe zu Beginn fieberhafter Erkrankungen.[76][77] Unter Berufung auf Celsus[78] empfahl van Swieten, in der akuten Phase eines Schlaganfalls den Aderlass durchzuführen, „denn es ist besser, ein gefährliches Hilfsmittel anzuwenden, als gar keines.“ [79]

  • Des Freyherrn Gerhards van Swieten Beyder Röm. Kayserl. und Königl. Maj. Rathes und ersten Leibarztes … Erläuterungen der Boerhaavischen Lehrsätze von Erkenntniß und Heilung der Krankheiten. Aus dem Lateinischen in das Deutsche übersetzet. Johann Paul Krauß, Frankfurt und Leipzig. 1. Teil 1755 (Digitalisat) --- 2. Teil 1767 (Digitalisat) --- 3. Teil 1769 (Digitalisat) --- 4. Teil 1771 (Digitalisat) --- 5. Teil 1. Band 1775 (Digitalisat) --- 5, Teil, 2. Band 1775 (Digitalisat) --- Register: Aderlass
Gerard van Swieten

William Cullen

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William Cullen (1710–1790) Der schottische Arzt und Chemiker William Cullen genoss zu Lebzeiten einen großen Ruf aufgrund der methodischen Klarheit seines Unterrichts und aufgrund der Vielseitigkeit seines Wissens. Seine Lehrbücher wurden bald ins Französische und Deutsche übersetzt. Insbesondere seine Abhandlungen über die Materia medica [80] und seine Anfangsgründe der praktischen Arzneiwissenschaft [81] wurden als Leitfäden für die ärztliche Praxis stark beachtet. So hatte er auch großen Einfluss auf die Aderlasspraxis seiner Zeitgenossen.

Ausführlich schrieb er über den Aderlass in der „Brustentzündung mit inflammatorischem Fieber“.[82] In dieser Krankheit sei der erste Aderlass entscheidend für die Heilung. Er sollte so stark wie möglich, bis zum Nachlassen des Schmerzes oder bis zur Erleichterung des Atemholens ausgeführt werden, eventuell bis der Patient in Ohnmacht fiel.[83] Ähnlich wie Gerard van Swieten empfahl auch Cullen im Anfangsstadium des Schlaganfalls einen Aderlass. Dieser sollte vorzugsweise aus der Halsvene, ersatzweise aus einer Vene an der Ellenbeuge oder aus der Schläfenarterie, eventuell durch die Anwendung von blutigem Schröpfen an der Schläfe und im Nacken geschehen.[84] Als weitere Indikation für den Aderlass sah Cullen die Vorbeugung von epileptischen Anfällen bei vollblütigen Personen an.[85] Auch für ausgesuchte Fälle von Engbrüstigkeit sei der Aderlass hilfreich.[86] Um „ertrunkene Personen wiederherzustellen“ sollte neben allgemeiner Erwärmung und Belüftung der Lungen durch Einblasen in ein Nasenloch auch ein Aderlass im Kopfbereich ausgeführt werden.[87] Bei Raserei schließlich empfahl Cullen zunächst die Einwirkung von Furcht, die mittels Ausführung oder Androhung von Peitschen- und Stockhieben zu erreichen sei. Daneben sollte auch ein Aderlass, vorzugsweise im Kopfbereich, ausgeführt werden.[88]

  • Anfangsgründe der praktischen Arzneywissenschaft. C. Fritsch, Leipzig.
Band I 1778 (Digitalisat)
Band II 1780 (Digitalisat)
Band III 1784 (Digitalisat)
Band IV 1785 (Digitalisat)
2. Auflage 1789.
Band I (Digitalisat)
Band II (Digitalisat)
Band III (Digitalisat)
Band IV (Digitalisat)
William Cullen

John Brown – Giovanni Rasori

Schulen / Personen Besonderheiten Relevante Werke / Quellen
John Brown

(1735–1788)

Im Krankheitskonzept des schottischen Cullen-Schülers John Brown wurde die Therapie auf die Anwendung von anregend wirkenden Mitteln bei „asthenischen“ Krankheiten und von dämpfend wirkenden Mitteln bei „sthenischen“ Krankheiten reduziert. Den Aderlass betrachtete er als das stärkste der dämpfend bei „sthenischen“ Krankheiten wirkenden Mittel.
„Findet man also eine heftige Diathesis vor, wie in der Peripneumonie, der Phrenitis, den Blattern und Masern und dem Rotlauf (wenn letztere drei Krankheiten in ihrem höchsten Grade da sind), so muss man sogleich zu dem kräftigsten, schnell wirksamen Mittel seine Zuflucht nehmen, und Blut lassen, und zwar nicht so viel, wie manche tun, die darauf ihre ganze Heilart gründen, aber doch mehr, als einige andere anraten.“[89]

Die Menge des zu lassenden Blutes richtete sich nach der Verschiedenheit des Alters, Geschlechts, der Leibesstärke und der Heftigkeit der schädlichen Einwirkungen. Im kraftvollsten erwachsenen Alter sollte die Menge 10 bis 12 Unzen (ca. 300-360 g) betragen. Als beste Regel gab Brown aber an, dass die zu lassende Blutmenge aufgrund der Wirkung des Aderlasses bestimmt werde.

  • John Brown’s System der Heilkunde. Nach der letzteren, vom Verfasser sehr vermehrten und mit Anmerkungen bereicherten Englischen Ausgabe übersetzt und mit einer kritischen Abhandlung über die Brownischen Grundsätze begleitet von C. H. Pfaff … Prost und Storch, Kopenhagen 1796 (Digitalisat) Darin: S. 269–270: Heilart der sthenischen Krankheitsform. (Digitalisat)
John Brown
Giovanni Rasori

(1766–1837)

Giovanni Rasori entwickelte Browns System zu einer Lehre vom „Contrastimulo“, in der Aderlass eine zentrale Rolle spielte. So entzog er zum Beispiel bei einem Fall von Lungenentzündung in vier Tagen insgesamt 4230 Gramm Blut.[90]
  • Giovanni Rasori. Storia della febbre epidemica di Genova negli anni 1799 e 1800. Pirotta e Maspero, Mailand 1801 (anno IX) (deutsch Wien 1803; französisch Paris 1822) (Digitalisat)
  • Giovanni Rasori. Principii nuovi di terapeutica. Opera postuma. Band I und II. Ducale, Parma 1842 (Digitalisat)
Giovanni Rasori

Jean-Nicolas Corvisart

Schulen / Personen Besonderheiten Relevante Werke / Quellen
Jean-Nicolas Corvisart

(1755–1821)

Corvisart, der Begründer der medizinischen Klinik Frankreichs, beschrieb mit Bezug auf Hippolito Francesco Albertini und Antonio Maria Valsalva eine Kur, die den schädlichen Einfluss der Vollblütigkeit auf das Fortschreiten der beginnenden Herzinsuffizienz („aktive Aneurismen des Herzens“) verhindern sollte. Dazu wurde
„durch wiederholte Aderlässe und eine fortgesetzte strenge Diät der Kranke so herunter gebracht, dass er kaum die Hände vom Bett heben konnte. Das Aneurisma verminderte sich in dem Maße wie der Kranke schwächer wurde, und man hob seine Kräfte durch reichere Diät nicht eher, bis die aneurismatisch erweiterten Teile durch ihre natürliche, jetzt nicht mehr gehinderte, Kontraktilität sich wieder zusammengezogen hatten, und das Organ ungefähr wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückgekehrt war.“ [91][92]

Bei Pericarditis und bei Carditis empfahl Corvisart, die Therapie mit allgemeinen und örtlichen Blutentleerungen zu beginnen und diese bei jeder folgenden Verschlimmerung zu wiederholen. Die örtlichen Blutentleerungen sollten durch den Einsatz von Blutegeln in der Brustregion oder am After erfolgen.[93]

Bei Herzinsuffizienz im fortgeschrittenen Stadium („passive Aneurismen des Herzens zweiten Grades“) empfahl er einen unblutigen Aderlass nach der Methode von Giovanni Battista Morgagni:

„Nemlich die Eintauchung der Arme in warmes Wasser, die Fußbäder, mit einem Worte, alles was eine Hinleitung der Blutes nach den Gliedmaßen eine Entleerung des Herzens und der großen Gefäße bewirkt, ist auch in dieser Periode von großem Nutzen, umso mehr, da es gewissermaßen die Stelle der Aderlässe vertreten kann, wo die häufige Anwendung derselben bedenklich sein würde.“ [94][95]
  • Jean Nicolas Corvisart. Essai sur les maladies et les lésions organiques du coeur et des gros vaisseaux. Extrait des leçons cliniques. Migneret, Paris 1806 (Digitalisat)
    • Jean Nicolas Corvisart. Versuch über die Krankheiten und organischen Verletzungen des Herzens und der großen Gefäße. Nach der zweiten Auflage übersetzt von Ludwig Rintel. C. Salfeld, Berlin 1814 (Digitalisat)
Jean Nicolas Corvisart

François Broussais – Jean-Baptiste Bouillaud – René Laënnec

Schulen / Personen Besonderheiten Relevante Werke / Quellen

François Joseph Victor Broussais (1772–1838)

René Laënnec (1781–1826)

Nach Broussais System der „Physiologischen Medizin“ („doctrine physiologique“) beruhen sämtliche Krankheitsformen auf Entzündung, und die höheren Grade derselben erregen auf sympathischem Wege Irritationen anderer Organe; so entsteht das Fieber und zwar liegt den meisten fieberhaften Erkrankungen eine Gastroenteritis zugrunde. Zur Therapie dienten Schleimsuppen und ausgiebigste lokale Applikationen von Blutegeln in der Magengegend.[96]

Angeregt durch Broussais und seine Schüler erlangte die Behandlung mit Blutegeln in Frankreich in der ersten Hälfte des 19. Jh. eine besondere Verbreitung. Die Nachfrage nach Blutegeln konnte bald nicht mehr gedeckt werden und so wurden Vorrichtungen entwickelt, mit denen sich die Aktion der Blutegel nachahmen ließ.[97][98][99]

Broussais Gegenspieler, der Diagnostiker und Systematiker René Laënnec, war ein offener Gegner des Aderlass.[100][101]

  • François Broussais. Examen de la doctrine médicale généralement adoptée : et des systèmes modernes de nosologie … Gabon, Paris 1816 (Digitalisat)
  • François Broussais. Traité de physiologie appliquée à la pathologie. Delaunay, Paris. Band I, 1822 (Digitalisat) Band II, 1823 (Digitalisat)
François Broussais
René Laënnec
Jean-Baptiste Bouillaud

(1796–1881)

Der klinische Forscher Jean-Baptiste Bouillaud, der als erster den Zusammenhang zwischen akutem Gelenkrheuma und Endokarditis sowie die Lokalisation des Sprachzentrums im Frontallappen beschrieb, nannte seinen Lehrer Broussais einen „Messias der Medizin“. Akute Entzündungen, wie das rheumatische Fieber, behandelte er durch „forcierte Aderlässe“ („saignés coup sur coup“).
  • Jean-Baptiste Bouillaud. Essai sur la philosophie médicale et sur les généralités de la clinique médicale, précedé d’un résumé philosophique des principaux progrès de la médecine, et suivi d’un parallè des résultats de la formule des saignès coup sur coup avec ceux de l’ancienne mèthode, dans le traitement des phlegmasies aigues. Rouvier et Bouvier, Paris 1856 (Digitalisat)
Jean-Baptiste Bouillaud

Pierre Charles Alexandre Louis

Schulen / Personen Besonderheiten Relevante Werke / Quellen
Pierre Charles Alexandre Louis

(1787–1872)

Pierre Charles Alexandre Louis entwickelte die „numerische Methode“, eine Form der Statistik. Die erste Studie mit seiner neuen Methode machte er über die Behandlung durch Aderlass bei einer Gruppe von 77 Patienten mit einer sehr ähnlichen Form der Lungenentzündung. Er bestimmte den Zeitpunkt des Beginns, die Dauer, sowie die Sterberaten der Krankheit; und ob der Aderlass entweder früh (1-4 Tage seit dem Beginn der Krankheit) oder spät (5-9 Tage) im Verlauf vorgenommen wurde. Basierend darauf fand Louis, dass diejenigen, die früh behandelt wurden, sich früher erholten, aber eine höhere Sterberate aufwiesen. Daraus schloss er, dass Aderlass nur in den späten Stadien der Krankheit wirksam sei. Seine Beobachtungen wurden 1828 in den „Archives générales de médecine“, 1835 in Paris in Buchform veröffentlicht und sie leiteten das Ende der Aderlassroutine ein. Wie fest verwurzelt die Aderlasstherapie damals noch war, geht daraus hervor, dass Louis nur die geringere oder stärkere Verwendung des Aderlasses diskutieren konnte. Den Aderlass an sich konnte er aber nicht in Frage stellen.[102]
  • Pierre Charles Alexandre Louis. Recherches sur les effets de la saignée dans plusieurs maladies inflammatoires. In : Archives générales de médecine. November 1828, S. 321–336 (Digitalisat)
  • Pierre Charles Alexandre Louis. Recherches sur les effets de la saignée dans quelques maladies inflammatoires, et sur l'action de l'hémétique et des vésicatoires dans la pneumonie. Baillière, Paris 1835 (Digitalisat)
Pierre-Charles Alexandre Louis

Marshall Hall

Schulen / Personen Besonderheiten Relevante Werke / Quellen
Marshall Hall

(1790–1857)

Der englische Arzt Marshall Hall, der Begründer der Lehre von den Reflexen, befasste sich in eingehenden Studien mit den Folgen des Blutverlustes beim Aderlass. Hall wies nach, dass seröse Ergüsse und Lungenödeme durch den Aderlass verschlimmert werden und dass der Aderlass als Prophylaxe gegen Apoplexie nutzlos sei. Er vertrat die Auffassung, dass alle Arten von Schwächezuständen den Eingriff verbieten, befürwortete jedoch, dass dieser bei mit Fieber verbundenen Delirien oder bei lokalen Entzündungen angezeigt sei.[103]
  • Marshall Hall. Observations on blood-letting founded upon researches on the morbid and curative effects of loss of blood. Sherwood Gilbert and Piper, London 1836 (Digitalisat)
Marshall Hall
Schulen / Personen Besonderheiten Relevante Werke / Quellen
Joseph Dietl

(1804–1878)

Der Wiener Kliniker Joseph Dietl erklärte 1849 die bei Lungenentzündung durch Aderlass erzielten Erfolge mit einer durch diesen Eingriff ausgelösten kurzfristigen Erleichterung der Atemnot, die nach seiner Einschätzung aber durch eine erhöhte Sterblichkeit erkauft werde. Er hatte den Einfluss des Aderlasses auf die einzelnen Symptome der Lungenentzündung beobachtet. Die gesammelten Beobachtungen hatte er statistisch ausgewertet. Dietl kam zum Schluss:
„Unseren Erfahrungen zu Folge ist der Aderlass in der Pneumonie nie angezeigt, d. h. zur Wiederherstellung der Gesundheit nie notwendig. … er steigert … die Letalität des pneumonischen Leidens. Hingegen verläuft die Pneumonie am regelmäßigsten, am schnellsten und am günstigsten, wenn sie sich selbst überlassen, d. h. bloß mit diätetischen Mitteln behandelt wird.“
  • Joseph Dietl. Der Aderlass in der Lungenentzündung. Kaulfuss, Wien 1849 (Digitalisat)
Joseph Dietl 1844

Rückblick und Ausblick

„Wir fragen uns vielleicht, warum die Praxis des Aderlassens so lange bestand. … Mit unserem gegenwärtigen Verständnis der Pathophysiologie könnten wir versucht werden, über solche Methoden der Therapie zu lachen. Aber was werden Ärzte in 100 Jahren von unserer aktuellen Praxis denken? Vielleicht staunen sie über unsere Überbeanspruchung von Antibiotika, über unsere Neigung zur Polypharmazie und über die Schwerfälligkeit von Behandlungen wie Strahlentherapie und Chemotherapie.“

Gerry Greenstone: The history of bloodletting. In: British Columbia Medical Journal, Bd. 52 (2010), No. 1 (Januar/Februar), S. 12–14 [104]

Aderlass und Akupunktur

China

In der traditionellen chinesischen Medizin wird therapeutische Blutentnahme als „Trakt-Stechen“ (luòcì 絡刺) im Rahmen der Akupunktur eingesetzt. Dabei wird nach dem Grundprinzip der „Revulsion“ behandelt, das heißt, die therapeutische Einwirkung findet meist weit entfernt vom Krankheitsort statt und das „verdorbene Blut“ (yūxuè 瘀血) wird nur tropfenweise aus den Kapillaren entfernt. Zwei Beispiele:

  1. Bei der Behandlung von Lendenschmerzen werden oberflächliche Venen in der Kniekehle zur Entnahme von geringen Blutmengen eröffnet.
  2. Zur Behandlung von beginnenden Halsschmerzen wird am inneren Nagelrand des Zeigefingers mit einer kleinen Nadel ein Stich angebracht, durch den einige Tropfen Blut entnommen werden.[105][106][107]

Die Quellen legen die Vermutung nahe, dass das „Trakt-Stechen zur Blutentnahme“ älter als die Therapieform ist, welche wir heute Akupunktur nennen.

Europa 17. bis 19. Jahrhundert

Antoine Pierre Demours 1819. Schröpfgerät. Es ermöglichte Schröpfen und gleich­zeitigen Aderlass oder Schröpfen und gleichzeitige Akupunktur [108]

Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Akupunktur in Europa besonders durch zwei Ärzte der Niederländischen Ostindien-Kompanie bekannt gemacht: Willem ten Rhijne und Engelbert Kaempfer. Es lag nahe, dass sie dieses für sie neue Therapieverfahren mit dem ihnen aus Europa vertrauten Aderlass verglichen. Die als Leitbahnen (jīngluò) bezeichneten Verbindungslinien der Akupunkturpunkte verglichen sie mit den ihnen bekannten Blutgefäßen. Bei der Beurteilung des Wirkungsmechanismus der Akupunktur schwankten sie zwischen „derivativer“ Wirkung (ten Rhijne) und „revulsiver“ Wirkung (Kaempfer).

In die europäische Praxis wurde die Akupunktur erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch den französischen Arzt Louis Berlioz eingeführt. Über seine seit 1810 mit diesem Therapiemittel gesammelten Erfahrungen berichtete er 1816 in einer „Denkschrift über chronische Krankheiten, den Aderlass und die Akupunktur“.[109] Ab 1819 – schwerpunktmäßig um 1825 unter Jules Cloquet – ausklingend in den 1830er Jahren – wurde die Akupunktur in Frankreich zu einer häufig angewendeten Therapieform. Gleichzeitig wurden der Aderlass und die Behandlung mit Blutegeln durch François Broussais und seine Schüler exzessiv betrieben.

Die Akupunktur wurde in dieser frühen europäischen Praxis als „derivativ“ wirkendes Verfahren verstanden, d. h., es wurden Punkte in der Nähe des Krankheitssitzes mit großer Stichtiefe und langer Verweildauer der Nadeln behandelt. Einzig der Pariser Augenarzt Antoine Pierre Demours verwendete ein „revulsiv“ wirkendes Verfahren, das er von der europäischen Behandlung von Augenerkrankungen durch das Haarseil ableitete.[110]

Japan

Stimuliert durch den von Ärzten der Niederländischen Ostindien-Kompanie vorgestellten und an Europäern in Japan praktizierten Aderlass, griffen Ärzte der im 18. Jahrhundert aufgekommenen „Schule der alten Praxis“ (ko-ihōha) das bereits in den klassischen chinesischen Schriften beschriebene „Trakt-Stechen“ (shiraku, 刺絡) erneut auf. Eigentlich wurden dabei an Kapillargefäßen und einigen Stellen an den Finger- und Fußnägeln wenige Tropfen „verdorbenen Blutes“ (oketsu, 瘀血) entnommen. Nunmehr aber nahmen Pioniere wie der Hofarzt des Tenno, Ogino Gengai, in Fällen, in denen sofortige Maßnahmen zur Rettung des Patienten nötig waren, Mengen von einer Teeschale ab. Ogino, der kein Anhänger der „Holland-Studien“ (Rangaku) war, schrieb hierzu ein einflussreiches „Buch über das Traktstechen“ (Shiraku-hen, 1771), in dem er westliche Techniken und traditionelle Krankheitskonzepte kombiniert.[111] Seit 1994 widmet sich eine wissenschaftliche Gesellschaft (Nihon Shiraku Gakkai, Japan Association for Shiraku Acupuncture) der Modernisierung und Verbreitung dieses Ansatzes.[112]

Aderlass in der ayurvedischen Medizin

Die ayurvedische Medizin kannte den Aderlass ebenfalls, wie in der Sushruta-Samhitâ (Buch III, Kapitel 8) dargestellt ist.[113] So wurden Aderlässe beispielsweise bei der Behandlung von „Blut-entstandenen“ Geschwüren eingesetzt.[114]

Unfreiwilliger Aderlass – Prominente als (vermeintliche) Aderlassopfer

Aulus Gellius berichtete in seinen Noctes Atticae, dass der Aderlass eine der schmachvollsten Strafen bedeutete, zu der die römischen Soldaten verurteilt werden konnten.[115] Auch noch im Tristan des Gottfried von Straßburg wird ein unfreiwilliger Aderlass erwähnt.[116]

In den USA favorisierte der Arzt Benjamin Rush ein extensives Aderlassen. George Washington wurden wegen einer Kehlkopfinfektion mehr als 1,5 Liter Blut entnommen; dieser Verlust kann zu seinem Tode beigetragen haben. Auch beim Tod des Kaisers Leopold II. beschleunigte, so die Kritik Samuel Hahnemanns, ein vierfacher Aderlass innerhalb von 24 Stunden durch seinen Leibarzt Lagusius das Ableben des Herrschers.

Einsatz in der heutigen Medizin

Verlauf der beiden Venenstämme des Armes

Der Aderlass spielt heute bei wenigen Erkrankungen eine wichtige Rolle:

  • Bei der Polycythaemia vera, einer Erkrankung, die insbesondere zu einer krankhaft vermehrten Bildung von Erythrozyten (rote Blutkörperchen) und damit zu einer Erhöhung der Blutviskosität führt. Zur Behandlung der Erkrankung werden anfänglich häufig sechs bis acht Aderlässe im wöchentlichen Abstand (jeweils bis zu 500 ml) durchgeführt, um den lebensbedrohlich hohen Hämatokritwert (teilweise über 60 %) auf einen Normalwert (ca. 45 %) abzusenken. Danach erfolgt diese Maßnahme in sechs- bis zwölfwöchigen Abständen, wenn nicht andere medizinische Schritte eingeleitet werden.[117]
  • Bei der Hämochromatose, einer Erkrankung des Eisenstoffwechsels, werden lebenslang Aderlässe zur Senkung des Eisengehaltes im Körper durchgeführt.[118]
  • Bei einer Polyglobulie[119] kann eine Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes durch Aderlass erforderlich werden, wenn beispielsweise eine Zentralvenenthrombose im Auge droht oder bereits aufgetreten ist. Bei reaktiven Formen der Polyglobulie ist die Aderlass-Therapie jedoch kontraindiziert, da die Patienten die vermehrten Sauerstoffträger benötigen.[120]
  • Bei Porphyria cutanea tarda, einer Störung der Synthese des roten Blutfarbstoffs Häm, kann durch Aderlässe Eisen entfernt werden, das ansonsten in der Leber Schäden anrichtet.[121]
  • Klinische Studien deuten darauf hin, dass häufige Blutspenden eine nicht nur vorübergehende, deutlich blutdrucksenkende Wirkung bei Bluthochdruck zeigen. Diese Beobachtung wurde noch nicht durch ausreichend große, randomisierte kontrollierte Studien überprüft.[122][123][124]

Einsatz in der Alternativmedizin

  • In der Alternativmedizin zählt der Aderlass (wie auch das Schröpfen) zu den ausleitenden Verfahren.
  • Der sogenannte Aderlass nach Hildegard von Bingen soll den Körper durch die Entnahme von „schlechtem Blut“ von Giften befreien, die durch übermäßiges Essen, Diätfehler, Stress, Sorgen, Angst und Enttäuschungen entstanden seien (vgl. Humoralpathologie). Das Blut soll dadurch von „krankmachenden Schlacken und Fäulnisstoffen“ gereinigt werden.[125]

Siehe auch

Literatur

  • Erwin Heinz Ackerknecht: Therapie. Von den Primitiven bis zum 20. Jahrhundert, Enke, Stuttgart 1970, ISBN 3-432-01621-2
  • Josef Bauer: Geschichte der Aderlässe. E. H. Gummi, München 1870 (Digitalisat)
  • Arturo Castiglioni: Der Aderlaß, in: Ciba-Zeitschrift 66, Band 6, Wehr / Baden 1954, S. 2186–2216.
  • P. Eichenberger. Johann Jakob Wepfer und seine Einstellung zum Aderlasse. Ein Briefentwurf an Georg Frank von Frankenau. In: Gesnerus. Swiss Journal of the history of medicine and sciences. Band 24 (1967), S. 108–134 (Digitalisat)
  • Konrad Goehl, Johannes Gottfried Mayer und Gundolf Keil: Der Aderlaßmann aus Michelstadt – Ein Plakat aus dem Mittelalter, in: Bewahren und Erforschen, Beiträge aus der Nicolaus-Matz-Bibliothek (Kirchenbibliothek Michelstadt, Festgabe für Kurt Hans Staub zum 70. Geburtstag), herausgegeben von Wolfgang Schmitz, Michelstadt 2003, S. 56–74.
  • Friedrich Lenhardt, Gundolf Keil: Lob des Aderlasses, Laus phlebotomiae, Utilitas phlebotomiae und De minutionis utilitate, in: Verfasserlexikon., 2. Aufl., Band 5, Spalte 862–865.
  • Antoine Louis und Louis de Jaucourt: Saignée. In : Denis Diderot. Encyclopédie, ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers. Band 14 (1751), S. 501–516 (Digitalisat)
  • Ortrun Riha: Der Aderlaß in der mittelalterlichen Medizin, in: Medizin in Gesellschaft und Geschichte 8, 1989 (veröffentlicht 1991), S. 93–118.
Commons: Aderlass – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Aderlass – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Anhang. Aderlassstellen in chirurgischen Werken des späten 15. und frühen 16. Jahrhunderts

Gersdorff [126][127] Fasciculus medicinae [128] Cpg 291 [129][130]
Aderlasspunkte. Abbildung aus: Hans von Gersdorff. Feldbuch der Wundarznei, Straßburg 1517
Aderlasspunkte. Abbildung aus: Fasciculus Medicinae. Gregoriis, Venedig 26. Juli 1491
Aderlasspunkte. Abbildung aus Cpg 291, Bayern, 2. Hälfte des 15. Jh.
01 a Die ader mitten an der ſtirnen geſchlagen
iſt gůt für all apoſtematen der augen [Augenentzündungen].
wider emigraneam / das iſt ein kranckheit mitten im haubt [Migräne].
wider alle ſchwer weetagen des haubts [starke Kopfschmerzen].
wider die ſinnloßigkeit, wider freneſim .i. hirnwütung / oder hirn dobigkeit [Manie].
vnd wider die new angond maltzey [beginnende Lepra].[131]
a Vena in medio frontis valet contra
apostemata oculorum
contra emigraneam
contra dolores capitis grauissimos
contra mentis alienationem
contra frenesim
contra nouam lepram
Dy erſt ader an der ſtirnen iſt gut gelaſſen
fur augen ſwer
vnd fur den groſſen ſchmertzen des haups
vnd fur omacht vnd der ein tebig hirn hat
vnd dem das haupt alczeit we tut
vnd auch nit wol ſlauffen mag
02 b Zwo aderen an beyden enden des ſchlafs [der Schläfe] geſchlagen
iſt gůt wider den ſchmertzen der oren.
wider den träher fluſſz [Tränenfluss] der augen.
wider das mittel we des haubts.[132]
Vnd ſzm Auicennam / ſo ſollent diße aderen nit geſchlagen werden den fruchtbaren vnd kindgeberigen, dann durch ir offnung werden vßgetriben die geiſt ſo von der natur verordenet ſeint zů der geberung.
bb Due vene in timporibus valent
contra dolorem aurium
nimiam effuſionem lachrymarum de oculis
& contra emigraneam
& ſm Auicenna non debent minui in quibus requiritur potentia generandi: quia per iſtas venas euacuantur ſpiritus : quia natura miſſi ſunt ad fetum generandum
Die ander ader. Niemant betracht vnd merkt zwo ader die da geen von dem ſlaff an paiden seiten des haubts die ſoll man laſſen
fur das geſucht der orn
vnd fur den slaff der augen [in Cpg 557: …vnd fur den flus augen…]
03 c Ein ader in beyden winckelen der augen geſchlagen
machet ein klor geſicht [klares Sehen] /
vnd iſt gůt für alle flüſſz vnd makel der augen /
vnd vorab für den wiſſzen flecken [für den grauen Star] / vnd nübelung [Trübung] der augen /
vnd verkerung der augbrawen.[133]
cc Vena in angulis oculorum in quelibet parte
valet ad clarificandum viſum
& contra omnes fluxus & maculas oculorum
& maxime albulam & nebulam
& palpebrae inuerſionem.
xxxvj. Zwo adern jn den winkcheln der augen neben der naſen las
für den nebel der augen
vnd das flos der augen.
04 d Ein ader in der höly der oren zů beyden ſyten geſchlagen /
iſt gůt für daz zytteren des haubts /
vnd das ſußen der oren [Ohrensausen] / vnd auch wider die angond touby [beginnende Taubheit].
aa Vena in concauitate aurium ex utraque parte
valet contra tremorem capitis
& contra tinnitum aurium
etiam valet contra nouellam ſurditatem
xxxiij. Zwo adern an der krumb der orn di ſol man laſſen
fur das pibenden
vnd iſt gut fur das ſchütten des haubts [Cpg 557: …fur das ſichtum das haups…]
05 e Zwo aderen hinder den oren zů beyden syten geſchlagen /
dienend zů einer gůten gedächtnüß /
vnd zů reinigung des antlitz von bloteren
vnd andern moßen [Ausschläge im Gesicht].[134]
Texttafel in der Abbildung : Due vene retro aures ex utraque parte
valent ad bonam memoriam
& ad mundificandum vultum a puſtulis
& contra omnes alias maculas faciei.
xxxiiij. Adern hinder den orn di ſol man laſſen
für die plattern des antlütz
vnd für die geſucht der zene vnd des munds geprechen.
06 f Ein ader oben vff der naßen geſchlagen
iſt gůt für all beschwerungen des haubts /
vnd wider den augenfluſſz [Augenentzündung].[135]
f Vena in ſummitate naſi valet
contra gravedinem capitis
& nimium fluxum oculorum
xxxv. Jtem die adern auf der nasen die ſol man laſſen
für das flos des haubts
vnd das floss der augen.
07 g Ein ader bey dn naßlocheren geſchlagen
purgiert das haubt /
vnd hilfet dem gehörd.
c Vena iuxta nares inciſa
purgat caput
& iuuat auditum
08 h Zwo aderen am gumme [am Gaumen] des munds geſchlagen /
dienent für die vnreinigkeit des antlitz.
wider die rud vnd grindt des haubts.
wider zän vnd backen wee.
vnd wider die beſchwerd des haubts des halß / vnd des munds.
d Due vene in faucibus oris quelibet valet
contra pustulas faciei
contra scabiem capitis
contra dolorem dentium & mandibularum
et etiam valet contra grauedinem capitis, gutturis & oris
Die vij ader. Item zwo ader vnder dem gumen ſind gut zelaſſen
für die pewln des antlitz
vnd für vnſauberkait des haubts [Cpg 557: …fur den grint des haups…]
09 i Die adern der lefftzen [Lippen] geſchlagen /
iſt gůt wider die apoſtematen des mundes
vnd der büller [Zahnfleisch] /
vnd auch des fleiſches in dem die zän gewurtzelt ſeint.
e Vena labiorum
contra apostemata in ore existentia
& etiam in gingiuis
& etiam in carne qua radicantus dentes
10 k Zwo aderen vnder der zungen geſchlagen /
dienent für der zän vnd büller wee.
wider reuma den haubtfluſſz.
wider die apoſtematen der kälen.
wider ſquinantiam der kälen geſchwer [Halsentzündung].
vnd wider all böße zůfäll des munds.[136]
g Due vene ſub lingua valent ambe
contra dolores dentium & gingiuarum
contra reuma capitis
contra apostemata gutturis
contra ſquinantiam
contra omnia vitia oris
Die vierd ader. Item zwo ader vnder der Zungen di solt du frue laſſen
fur den slaff des haubts [Cpg 557: …fur das flos des hauptes…]
vnd geprechen der zene
vnd geſwern des hirns oder der kelen
vnd fur den husten
vnd fur den smach des munds
11 l Ein ader vnder dem künn geſchlagen
iſt gůt wider den ſchmertzen der backen.
wider die rupen [Ausschlag] vnd geſtanck der naßlöcher.
wider den ſchmertzen des antlitz.
vnd wider die weetagen vnd geſchwer der brust.
Texttafel in der Abbildung : Vena ſub mento valet
contra dolorem maxillarum
et contra pruritum & fetorem narium
& dolores faciei
& contra dolores & puſtulas pectoris.
Die fünft ader. Item ain ader vnder dem kynne die iſt gut zelaſſen
für die geſwulſt der wanngen
vnd dem die prüst geſwollen ſind
vnd für den fluſs der naſen
vnd für die ruden.
xxij. Zwo adern an den wanngen die ſol man laſſen
fur die Ruden vnd auch des haubts [Cpg 557: …fur die rauden vnd den grint…]
vnd ſchebige des antlucz
vnd bibelen der augen.
12 m Zwo aderen zů beyden ſyten am hinderen teyl des haubts geſchlagen /
dienen wider die lärigkeit [Leere] des haubts.
vnd abſchühen des gemüts.
vnd wider die verlierung der vernunfft.
Վ Due vene in occipite ex utraque parte
valet contra querelam capitis inani:
& ſtuporem mentis
& amiſſionem rationis
Die dritt ader. Item zwo ader an dem hindern haubt die ſol man laſſen
vnd dienen dem hirn da es geſpallten ist
vnd für das floſs des hirns
vnd fur all geſücht des haubts.
13 n Zwo aderen am halß werden geſchlagen
von wegen der feüchtigkeit vnd flüſſz des haubts.
b Due vene in collo inciduntur
propter humores & reuma captis
Die vj. Ader. Item zwo ader vnder dem halſs die ſol man laſſen
für die geſwulſt der kinpakchen
vnd für übrigs röbtzen
vnd auch für die geprechen des hertzen [Cpg 557: …vnd auch fur gebresten des hirens…]
14 o Ein ader vnder beyden achßelen geschlagen / balſetes genant /
macht den menſchen frölich zů ſterben.
Texttafel in der Abbildung : Vena ſub utraque parte aſelle inciſa
facit hominem ridentem mori
& talis vena balſecos vel balſetes appellatur. Omnes vene brachiorum ſunt ante comeſtionem minuende.
xxv. Zwo adern haiſſen Salſoca die ſol man nicht ſlahen
denn wer ſy ſlahet dem get die ſel lachent aus.
15 p Ein ader in beyden ſyten würt geſchlagen
wider alle bloteren / vnd kalte kranckheiten.
wider die blůtrůr [blutiger Durchfall] / vnd ſo der menſch nit dowen mag.
Texttafel in der Abbildung : Vena in ambobus lateribus corporis debet incidi
contra puſtulas antiquas & contra infirmitatem frigidam
& lienteriam et quando homo non poteſt habere digeſtionem.
16 q Ein ader vff der hufft geſchlagen
reiniget die melancholy /
vnd ſtercket die nieren.
p Vena in gibbo inciſa
purgat melancoliam
confortat renes
Di xiiij. Item zwo adern über die lennd ſind gut zelaſſen
für allen geprechen der gemächte
vnd des ſtains in der plaſen
vnd der niern [Cpg 557: …vnd geilen der nyren…]
für die pewln vnd waſſer ſucht
Vnd für das geſücht in dem Rukchen.
xxvij. Ain ader an dem ennd des Rukchen die ſol man laſſen
für die geſucht der lennden vnd ſtrekchen auch den Rukchen.
Die xv. Item die ader auf dem nabel iſt gut zelaſſen
für das floſs des pauchs
vnd für die geſwulst der gemacht
vnd für das gicht
vnd für das grymmen
vnd den harmſtain.
17 r Die aderen an beyden armen ſo linck vnd krumb gond ſchlecht man
für kranckheiten der bruſt vnd lungen / vnd für ein ſchweren atem.
Texttafel in der Abbildung: Vena tranſiens a ſiniſtro & curvo modo in ambobus brachijs debet incidi
contra dolores pectoris & pulmonis.
Et inciſio ipſius valet etiam illis qui graviter anhelitum attrahunt & ſpiraminis gravamen habentibus.
h Vena Cephalica capitis percussionibus incidit ipsius vt melius ex alio latere in manu sinistra in principio. Item omnes vene manuum sunt post comestionnem minuende.
18 s Cephalica die haubt ader ſchlecht man vff der lincken hand
zů den haubt wunden. Diße ader hat ein vrsprung vom haubt.
vnd durch sye got ein ander ader die die Muß genant iſt. wo die für die cephalica vß vnwiſſenheit geſchlagen würt / ſo geſchwült der arm vnd volgt bald darnoch der todt.
Die cephalica aber am lincken arm ſchlecht man wider den fluſſz der augen /
vnd wider alle weetagen des haubts.
wider den fallenden siechtag.
vnd ist am beſten zů ſchlagen am nechſten tag nach Ambrosii (5. April).[137]
ƨ Vena Cephalica a capite habet principium & per illam venam tranſit alia vena que mus nuncupatur q aliquando inciditur loco cephalice per negligentiam : & talis inciſio importat tumoſitatem & propinquam mortem. Sed inciſio vene cephalice valet contra fluxum oculorum : & contra omnes dolores capitis : & etiam inciſio vene predicte valet contra caducum morbum : & inciſio ipſius bona eſt ſequenti die poſt festum ſancti Ambroſij ſeu in nonis Aprilis. Die x. Item zwo haubt ader auf dem arm Auf yedem arm die haiſſen cephalicam Vnd haben den namen von dem haubt vnd ligen oben an den an den armen vnd wirt ſy recht geſlagen
das iſt gut für die fülnüſs des haubts (Cpg 557: …das iſt gut für die flis des haups…)
vnd zu dem hertzen
vnd für alle zeher (Tränen) der augen
vnd für alle ſmertzen der brust
Die ſol man ſlahen auf ſand Ambroſius tag (4. April).
19 t Cordiaca die hertz ader die ſchlecht man
so die leblichen geiſt etwas lyden.
i Vena cordiaca cordis ſeu coralis hoc eſt vena mediana
inciditur pro paſſionibus ſpirituum & plenius in manu siniſtra valor eius declaratur
20 u Purpurea iſt ein ader vſſzen vff dem arm / die ſchlecht man
ſo die inneren glider etwas lyden.
k Vena purpurea
contra paſſiones minuitur interiorum
21 v Iliaca / oder titillaris ader vnden am arm geſchlagen
iſt gůt für der vnderen glider ſchmertzen.
l Vena iliaca & titillaris
aperitur pro paſſionibus inferiorum
22 y Baſilica die leberader / ſaluatella auch genant / laſſzt man an der rechten handt
ſo des blůts zůuil iſt / vnd vngeschickt / oder sye bede. dann die leber in der rechten ſyten ligt.
Sye würt auch an der lincken hand geöffenet für die ſchmertzen der leberen vnd des miltz.[138]
m Saluatella in dextra manu minuenda eſt
quando peccat ſanguis in qualitate vel in quantitate vel in utroque
quam epar eſt in dextro latere matrix ante ſplen & renes ad sinistrum latus declinant
23 ƨ Splenetica oder ſalvatella vff der rechten hand geſchlagen
iſt der milz gůt.
Die xiij. Die miltz ader hat den don von dem miltz vnd von der lungen
Vnd für die füll für das hertz ſtechen [Cpg 557: …fur dy fewlen vnd fur daz hercz ſtechen…]
Vnd für die pöſen feuchtigkeit
vnd für ſwerde des adtems
die man ſlahen mag wenn man will.
24 z Pulſatilis geſchlagen
in der hertz ſucht iſt vaſt gůt.
Texttafel in der Abbildung: Vena pulſatilis inciſa
in cardiaca paſſione multum profert.
25 aa Die median ader nimpt iren vrſprung von der lungen / vnd iſt mitten in dem arm do die muß nit ist. vnd ſo die nit wol troffen würt / ſo gibet ſye dick blůt. würt ſye aber recht geſchlagen /
so iſt ſye gůt gelaſſen für alle wetagen der glider / des hertzen / des magens / der ripp vnd lenden.
Jtem ſo ſye nit recht geſchlagen würt / ſo macht ſye vil eyter / übelryechende wunden / vnd verderbt den menschen.
Diße ader iſt am beſten geſchlagen nonis septembris vmb vnser frawen geburt tag (8. September).[139]
Շ Vena mediana capit initium suum a pulmone. Et eſt in medio brachii poſita ubi non est mus. Et ſi non bene inciſa fuerit dat ſpiſſum ſanguinem. Et ſi bene inciditur
valet contra omnes dolores membrorum cordis ſtomachi costarum & laterum.
Et etiam ſi non bene inciſa fuerit ſaniem plurimam & peſſimam mitteret : & vulnera famoſa : & ad perniciem hominem deducit.
& precipue : & principaliter inciſio vene predicte debet fieri nonis ſeptembris : hoc est circa feſtum Nativitatis beate virginis Marie.
Die viiij ader. Item dj mittel ader an paiden armen die ſolt du laſſen
zu dem hertzen
vnd zu der lungen
vnd zu dem miltz
der niern
vnd dem adtem.
Dj xj. Item zwo michel (große) adern haiſſent Median vnd ligent enmitten vber dem arm. Wer die recht ſlahent
So machent enmitten wunden hail
Vnd iſt gut für das hertzlaid
Vnd pringen den menschen zu vil klugkait
Vnd ist gut für allen ſmertzen der glider vnd des magens der Ripp vnd ſeytin.
Die ader ſol man laſſen an ſand Larentzen tag (10. August).
26 bb Epatica die leberader hat iren vursprung von dem magen / vom hertzen / vnd von der leberen / vnd ligt zů end des arms.
ſo die nit wol geſchlagen würt ſo geſchwüllt der arm / vnd werden apoſtematen / vnd der krampff in armen vnd fingeren / im magen vnd miltz. Aber recht troffen /
ist ſye wider den blůtfluß der naßen / vnd wider das ſtechen der ſyten.
Diß ader ist am beſten zeſchlagen nonis maij / am nechſten tag noch Joannis mit dem guldin mundt (7. Mai).
z Vena epatica habet inicium a ſtomacho, a corde, a iecore & eſt poſita vel locata ad extremam partem brachii & ſi non bene incidunt predictum locum facit tumeſcere.
Et etiam ex hoc generantur apostemata & ſpaſmus in brachiis & digitis : & etiam ſtomachi & ſplenis
& etiam contra fluxum ſanguinis de naribus : & etiam contra punctiones ſeu ſtimulationes lateris.
Et inciſio ipſius precipue & principaliter debet fieri in nonis maij : hoc eſt ſequenti die poſt feſtum ſancti Joannis chryſoſtomi.
Die xij. Item zwo adern an yetweder ſeyten des arms. Vnd haiſſent Epatica. Wer ſy recht ſlahen kann
ſo iſt ſy gut für all fülnüſs vnd ſmertzen der lebern vnd der Rippen
Vnd des magen
vnd des miltzes.
Vnd für das flieſſen in der naſen
Vnd für allen geprechen der naſen
Vnd des ſtechentz in der ſeyten
die man loſſen ſol in dem mayen an des heiligen Chrewtz tag (3. Mai).
xxxj. Zwo adern an paiden armen haiſſet man die leber ader. Vnd die ander dy miltz ader. Die ſind gut zelaſſen
für zyttern der armen vnd der hend
Vnd für alle füll der vnrainigkait
vnd für alle geprechen der lebern vnd des miltzes
vnd für den vberlauf der galln auf der lebern
vnd für die gilim (?) der leber galln
vnd fur die geſucht des Rukches vnd der Rippen vnd der ſeyten vnd aller glider
vnd vbrigs plitten der naſen
vnd für den Ritten
vnd für alles zittern
ſol man laſſen jn dem mayen vnd ſind auch allczeit gut zelaſſen.
n Vena in politibus inciſa facit hominem inceſſanter incedere. Jtem omnes vene crurium ac pedum poſt commeſtionem ſunt minuende.
27 cc Ein ader vff beyden henden ob dem kleinſten finger dienet
wider die gelſucht / vnd all böß zůfäll des miltz.
auch wider die hirnwütung / vnd febres.
y Vena in utraque manu supra minimum digitum valet
contra ictericiam & contra omnia vitia ſplenis
et contra freneſim & quamcunque ferbrem
xxviij. Jtem zwo ader zwiſchen den klainen vingern an paiden henden ſind gut zelaſſen
für ain verstoppet pruſt
vnd da für so ains nicht gelangt zeeſſen
vnd für das geſucht
vnd fur alle pöſe ding des milczes
Es komen auch von Ryten oder wo von es kom.
28 dd Die ader bey dem dumen geſchlagen
iſt gůt den waſſerſuchtigen vnd geſchwollenen /
vnd wider alle bößen wind des leibs.
q Vena veniens ad pollocem inciſa
valet hydropiſis & inflatis
etiam contra ventoſitatem
Die viij. Die ander ader auf dem dawmen ſol man laſſen
für das gesichte des haubts
vnd für den plutgang
vnd für die pewln vnd ander geprechen des haubts.
29 ee Ein ader zwiſchen dem dumen vnd zöigfinger vff beyden henden gesſchlagen
ist gůt wider das heubtwee / augenwee /
wider febres / vnd überſchuß der gallen.
wider obtalmiam .i. augen geſchwer. auch wider die röty vnnd füſſz der augen.
u Vena inter pollicem & indicem in utraque manu valet
contra dolorem capitis & contra dolorem oculorum
contra febres & contra fellis effusionem
contra obtalmiam & contra ruborem et fluxum oculorum
30 ff Die ſaluatelle aderen geſchlagen
bringen vil gutthät.
Nehmen dem hertzen überige hitz.
reinigen die leber / das miltz / die bruſt / dz vorhertz / die ſtimm.
Texttafel in der Abbildung : Vene ſalvatelle in dextra parte corporis
valent contra ictericiam. Ver. Dat ſalvatella mihi plurima dona minuta.
Jnnaturalem tollit de corde calorem.
Purgat epar ſplenem pectus precordia vocem.
31 gg Zwo geſchrenckte aderen zu beyden ſyten bey der ſcham ſeint gůt geſchlagen
wider alle böß zůfäll vnd gebreſten der heimlichen glider.
wider die harnwind [schmerzhafte Harnentleerungsstörungen] /
blůtrůr /
vnd kranckheiten der bloßen vnd hoden.
r Due vene ſecte in utraque parte coniuncte pudibundis valent
contra omnia vitia verendorum
ſtrangurie
lienterie paſſionibus
veſice & teſticulorum dolores
32 hh Zwo adern hinden vff der rör gelaſſzen
iſt gůt für geſchwulſt der hoden /
vnd kranckheiten der nieren.
Texttafel in der Abbildung: Due vene inferiores iuxta prepucium
valent tumefactionibus teſticulorum
et dolori renum et sicteris & vitijs
Dy xvj. Ain ader vornen auf dem zumppfen die ſol man laſſen
für das pärlin [Cpg 557: …fur das parley (Lähmung)…]
vnd für den Ryſenſtain [Cpg 557: …fur den reiſſen ſtain (austreibender Harnwegsstein)…]
vnd für den getzwang der gemächt
vnd auch für die waſſer ſucht.
33 ii Ein ader vff dem hütlin des manns růten gelaſſzen
iſt gůt wider die geſchwulſt vnd vff bloßung der hoden /
wider zůfäll der bloßen vß der harnwindung [schmerzhafte Harnentleerungsstörung] / ſtein / vnd ander kranckheiten.
Texttafel in der Abbildung : Vena ſupra preputium
valet contra tumores et inflationes teſticulorum
et contra omnia vicia veſice ex arena calculo et contra alia mala.
34 kk Ein ader vnder dem hütlin des manns ſwantz geſchlagen /
iſt gůt für die waſſerſucht / vnd für all geſchwulſt des gantzen leibs.
Texttafel in der Abbildung : Vena ſub prepucio
valet contra ydropiſim & contra omnes corporis tumores.
xjx. Jtem ain ader vnder an dem zumppen die ſol man laſſen
für das gruen [Cpg 557: …fur das grin (Harnwegssand)…]
für die geſwulſt der gemacht
Auch für die waſſer ſucht.
35 ll Ein ader oben am ſchenckel geſchlagen
macht den menſchen gerad vnd eins ringen gangs.
36 mm Die ader vnder beyden knüen geſchlagen /
iſt gůt wider die apostematen vnd ſchmertzen der nieren / lenden beindyechen [Oberschenkel] vnd bloßen /
vnd heylet wunderbarlich die glidſůcht.
Die findtrußen oder schrepff hörnlin dohin geſetzt /
nehmen hin die rud vnd geſchwer der beindyecher /
podagram /
winde der bloßen /
vnd das bruſt geſchwer.
o Vena sub utroque genu valet
contra apoſtemata & dolores renum & lumborum coxarum & veſice
arteticas preciſiones mirabiliter curat
xviij. Item zwo adern vnder den kyen an baiden painen die ſol man laſſen
für das wee der darmen vnd grymen des leibs
vnd für die geſwulſt der painen.
37 nn Zwo aderen an den beindiecheren [Oberschenkel] / vnd zwo an den knüſchyben an beyden ſchenckelen geſchlagen /
iſt gůt für jre kranckheiten / für jre glidſucht podagram / ſciaticam / vnd waſſerſucht.
Auch wider alle jnſtrupffung oder vfflauffen der nerui / vnd abſtellung der frawen kranckheit / menstruum genant.
Texttafel in der Abbildung : Due vene de coxis & due de tibiis & una quoque in vtroque pede
valet contra dolorem coxarum & tibiarum & crurium vtriusque pedis aut ſi infirmitas evenit ex veſica artetica podagra ſciatica ydropiſi
valet etiam contra nervorum conſtrictionem & tumorem & menstruorum ſubtractionem.
Dy xvij. Itel Zwo ader in yetweder ſeyten der ſchinpain ſind gut zelaſſen
für die waſſerſucht ob ſy von der plaſen iſt
vnd für die zertenung der adern
vnd für die maſſelſucht [Aussatz] [1] dauon der menſch ſein varb verlürt die wirt Jm wider.
xxj. Jtem zwo adern Jnnwendig den waden ſind gut zelaſſen
für die geſucht vnd für ander prechen des leibs.
38 oo Die ader vff beyden füſſzen bey der groſſzen zeh geſchlagen
iſt gůt wider dz augen geſchwer / bloteren des antlitz /
vnd ſo der frawen kranckheit verhalten würt. wider die entpfengknüß /
vnd geschwären der bein.
s Vena in utroque pede ſupra pedicam maiorem valet
contra obtalmiam & contra faciei puſtulas
& menſtruorum retentiones & contra conceptionem
& contra puſtulas crurium
xxiiij Jtem ain ader auf der groſſen zehen die ſol man laſſen
für das flus der augen vnd der augſchwern
vnd flekchen vnd geſchwer bey den painen
vnd für den ſtain
vnd für die nisel [aisel?] an den schinpain
vnd wo ain frau jr zeit nicht hat die kombt jr dauon.
39 pp Ein ader vff der kleinſten zehe geſchlagen an beyden fůſſzen
iſt gůtt für die cholera.
t Vena ſuper minimam pedicam inciſa
valet in vtroque pede ad coleram
xxvj. Jtem zwo adern yetweder ſeyten an den klainen zehen ſind gut zelaſſen
für geſucht der lennd der plaſen vnd der muter
vnd für das parly vnd ander pos fluſs.
Die xx. Jtem Zwo adern oben an den knoden an paiden painen die solt du laſſen auf paiden painen
für die plattern vnd fur die Ruden der pain.
40 qq Zwo adern innwendig neben der fůßhüly an beyden füſſzen geſchlagen /
iſt gůt für den ſandigen harn vnd ſtein.
vnd iſt gůt den frawen ſo nit wol gereiniget ſeint noch der geberung.
Vnd iſt gůt den vnberhafftigen frawen der můter halb /
vnd die ire kranckheit nit haben.
Texttafel in der Abbildung : Due vene interiores ſub talis in vtroque pede
valet contra arenam & calculum
& valent mulieribus post partum non bene purgantis
valet etiam illis qui non ſunt bene diſpoſite ad recipiendum ſemen
& etiam mulieribus qui ius ſuus non habent.
xxij. Jtem zwo adern an paiden engkeln ſind gut zelaſſen
für den sanndt in der plaſen der von den lenndt kombt
vnd ſunderleich frawn iſt es nucz die da nicht gerainnigt ſind nach der gepurt
vnd die zeit zu rechter zeit nicht haben.
xxiij. Jtem zwo adern bey den knoden auſwendig bey den painen ſind aller nuczeſt zelaſſen
fur die ſucht des rukches der lennd der niern des jngewaid
vnd für geſchwern der vnnaturlichen glidern zu frawn vnd zu mannen
vnd für hindernüſs des harms
Vnd man ſol deſter dikcher laſſen vnd nicht zevil. Wann man auch geläſſt. So ſol man nicht ſlaffen noch kain arbait tun. Auch nicht zeuil eſſen. Man ſol eſſen prot das freiſch ist. Vnd friſch ayer vnd huner vnd die pru. Vnd alles das leicht zedewen iſt.
41 rr Saphene ſeint zwo adern vnden an der fůßhüly bey den füſſzen / die geſchlagen
ſeint gůt für vff lauffen vnd geſchwullſt der hoden.
x Due vene exteriores Saphene ſub tales in utroque pede fleubotomia contra dolores Auchaium
& contra inflationes & apostemata testiculorum

Einzelnachweise

  1. Luttrell-Psalter, London, Brit. Mus., Add. Ms. 42130, fol. 61r (Digitalisat)
  2. Gundolf Keil: Phlebotomie (Aderlaß). In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1155.
  3. Kurt Engert: Geschichte des Aderlasses bei den Haustieren bis zur Gründung wissenschaftlicher Pflegstätten der Tierheilkunde. Dresden 1912.
  4. Ähnlich in: Kalender, iatromathematisches Hausbuch. Ulm 1498, Blatt 28v (Digitalisat)
  5. Lorenz Fries. Spiegel der Artzny. Straßburg 1518, Blatt 21v-22r (Digitalisat)
  6. Arnoldus ‹de Villa Nova›: Regimen sanitatis Salernitanum, mit Kommentar des Pseudo-Arnaldus de Villanova und der Doctores Montispessulani regentes, 1480 (?), [Lyon], [ca. 1486/87] , Kapitel 92 (Digitalisat)
  7. Die Schrift ‚De adventu medici ad aegrotum‘ nach dem Salernitaner Arzt Archimatheus. Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von Hermann Grensemann. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 14, 1996, S. 233–251; hier zitiert: S. 245.
  8. Cpg 291, Bayern, 2. Hälfte des 15. Jh. (Digitalisat)
  9. Abulcasis. Chirurgie. Teil II, Kapitel 97: De phlebotomia venarum. Druck Schott, Straßburg 1532, S. 262 (Digitalisat)
  10. Julius Walbaum. Disputatio medico-chirurgica, de venae sectione. Praeside Alberto de Haller, Göttingen, 30. September 1749. In: Disputationes physico-medico-anatomico-chirurgicae selectae, quas collegit, editit, praefatus est Albertus Hallerus. Band X, Neapel 1757, S. 119–163. Erklärung der Tafel S. 157–163: (Digitalisat)
  11. Galen. Ausgabe Karl Gottlob Kühn. Leipzig 1821, Band X, De methodo medendi 13, S. 940 (Digitalisat). Band XI, S. 312–315 (Digitalisat)
  12. Josef Bauer: Geschichte der Aderlässe. E. H. Gummi, München 1870, S. 76 (Digitalisat). Arturo Castiglioni. Der Aderlaß, in: Ciba-Zeitschrift 66, Band 6, Wehr / Baden 1954, S. 2195
  13. Konrad Goehl, Johannes Gottfried Mayer: Variationen über den Phlebotomie-Traktat ›Venarum minutio‹. Die Vorlage des sogenannten ›24-Paragraphen-Textes‹. In: Konrad Goehl. Johannes Gottfried Mayer (Hrsg.): Editionen und Studien zur lateinischen und deutschen Fachprosa des Mittelalters. Festgabe für Gundolf Keil. Königshausen und Neumann, Würzburg 2000. ISBN 3-8260-1851-6, S. 45–65.
  14. Gundolf Keil: ‚Phlebotomia Hippocratis‘. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1154 f.
  15. Friedrich Lenhardt: ‚Phlebotomia Hippocratis‘ (‚Epistula de phlebotomia I‘). In: Verfasserlexikon. 2. Aufl., Band 7, Sp. 616–620.
  16. Friedrich Lenhardt, Gundolf Keil: ‚Lob des Aderlasses‘. In: Verfasserlexikon. 2. Aufl., Band 5, Sp. 862–865.
  17. Gundolf Keil: ‚Lob des Aderlasses‘. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 859.
  18. Claudius F. Mayer. A medieval english leechbook and its 14th century poem on bloodletting. In: Bulletin of the history of medicine. Band 7 (1939), Johns Hopkins Press, Baltimore S. 380–391
  19. Gerhard Jaritz: Aderlaß und Schröpfen im Chorfrauenstift Klosterneuburg (1445–1533). In: Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg, Neue Folge, 9 (Wien/Köln/Graz 1975), S. 67–108.
  20. Friedrich Lenhardt: Blutschau. Untersuchungen zur Entwicklung der Hämatoskopie. Königshausen & Neumann, Würzburg 1980 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen, 22).
  21. Johannes Gottfried Mayer: Die Blutschau in der spätmittelalterlichen deutschen Diagnostik. Nachträge zu Friedrich Lenhardt aus der handschriftlichen Überlieferung des ‚Arzneibuchs‘ Ortolfs von Baierland. In: Sudhoffs Archiv. Band 72, 1988, S. 225–233.
  22. Friedrich Lenhardt: Hämatoskopie-Traktate (Blutschau-Traktate). In: Burghart Wachinger u. a. (Hrsg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 2., völlig neu bearbeitete Auflage, Band 3. De Gruyter, Berlin/ New York 1981, ISBN 3-11-007264-5, Sp. 422–425.
  23. Friedrich Lenhardt: „Wann ain mensch geswillet von lassen“. Anweisungen zur Therapie von Komplikationen beim Aderlaß. In: „gelêrter der arzeniê, ouch apotêker“. Beiträge zur Wissenschaftsgeschichte. Festschrift zum 70. Geburtstag von Willem F. Daems. Hrsg. von Gundolf Keil, Horst Wellm Verlag, Pattensen/Hannover 1982 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen, 24), ISBN 3-921456-35-5, S. 269–300
  24. Gundolf Keil: Nachträge zum Verfasserlexikon: Aderlassbüchlein. In: Studia neophilologica. Band 43, Nr. 2, 1971, S. 377–383.
  25. Gundolf Keil, Gerrit Bauer: ‘Haager Aderlaßbüchlein’. In: Burghart Wachinger u. a. (Hrsg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 2., völlig neu bearbeitete Auflage, ISBN 3-11-022248-5, Band 3: Gert van der Schüren – Hildegard von Bingen. Berlin/ New York 1981, Sp. 357 f.
  26. Friedrich Lenhardt, Gundolf Keil: Genter Aderlaßbüchlein. In: Burghart Wachinger u. a. (Hrsg.): Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. 2., völlig neu bearbeitete Auflage, ISBN 3-11-022248-5, Band 2: Comitis, Gerhard – Gerstenberg, Wigand. Berlin/ New York 1980, Sp. 1192 f.
  27. Friedrich Lenhardt: Oberdeutsches Aderlaßbüchel. In: Verfasserlexikon. Band VI, Sp. 1274–1276.
  28. Gundolf Keil: ‚Bairisches Aderlaßbüchlein‘. In: Verfasserlexikon. Band I, Sp. 581 f.
  29. Gundolf Keil: ‚Asanger Aderlaßbüchlein‘. In: Verfasserlexikon. Band I, Sp. 507.
  30. Gundolf Keil: Pestlaßmännlein. In: Verfasserlexikon. Band VII, Sp. 416–418.
  31. Arturo Castiglioni. Der Aderlaß, in: Ciba-Zeitschrift 66, Band 6, Wehr / Baden 1954, S. 2187
  32. Arturo Castiglioni. Der Aderlaß, in: Ciba-Zeitschrift 66, Band 6, Wehr / Baden 1954, S. 2187
  33. Richard Kapferer. Die Werke des Hippokrates. Die hippokratische Schriftensammlung in neuer deutscher Übersetzung. Bd. 1-5, Hippokrates, Stuttgart / Leipzig, 1934–1939, IV, 80 (Zitiert nach Castiglioni 1954, S. 2190)
  34. Richard Kapferer. Die Werke des Hippokrates. Die hippokratische Schriftensammlung in neuer deutscher Übersetzung. Bd. 1-5, Hippokrates, Stuttgart / Leipzig, 1934–1939, VII, 29-30 (Zitiert nach Castiglioni 1954, S. 2191)
  35. Karl Friedrich Heinrich Marx. Herophilus. Ein Beitrag zur Geschichte der Medizin. Karlsruhe 1838. S. 51–52 (Aderlass)
  36. Galeni de venae sectione adversus Erasistratum liber. In: Karl Gottlob Kühn (Hrsg.) Claudii Galeni Opera Omnia. Leipzig 1821, Band XI, S. 147–186, hier: S. 163: (Digitalisat)
  37. Aulus Cornelius Celsus. Aur. Corn. Celsi De Medicina : Libri Octo ; Cum Notis Integris Joannis Caesarii, Roberti Constantini, Josephi Scaligeri, Isaaci Casauboni, Joannis Baptistae Morgagni. Ac locis Parallelis ; Cura & Studio Th. J. ab Almeloveen, … Accedunt J. Rhodii vita C. Celsi, Variae Lectiones ex tribus antiquis editionibus, itemque Loci aliquot Hippocratis Et Celsi Ab Henrico Stephano parallelōs concinnati. Thurneisen, Basel 1748 (Digitalisat) Darin: Celsi Medicina. Buch II, Kapitel 10, S. 77–82: De sanguinis detractione per venas (Digitalisat)
  38. Eduard Scheller (Übers.). Aulus Cornelius Celsus. Über die Arzneiwissenschaft in acht Büchern. Nach der Textausgabe von Charles Victor Daremberg. 2. Aufl. Vieweg, Braunschweig 1906. Darin: Buch II, Kapitel 10, S. 81–86 : Vom Aderlassen (Digitalisat)
  39. Iwan Bloch. In: Max Neuburger und Julius Pagel (Herausgeber). Handbuch der Geschichte der Medizin. (Begründet von Theodor Puschmann). Fischer, Jena 1902 Band I, S. 422–423: Celsus … Allgemeine Therapeutik, Diätetik und Hygiene (Digitalisat)
  40. Josef Bauer. Geschichte der Aderlässe. E. H. Gummi, München 1870, S. 68–76 (Digitalisat)
  41. Arturo Castiglioni: Der Aderlaß, in: Ciba-Zeitschrift 66, Band 6, Wehr / Baden 1954, S.2195
  42. Josef Bauer. Geschichte der Aderlässe. E. H. Gummi, München 1870, S. 99–102 (Digitalisat)
  43. Arturo Castiglioni: Der Aderlaß, in: Ciba-Zeitschrift 66, Band 6, Wehr / Baden 1954, S.2197
  44. Josef Bauer. Geschichte der Aderlässe. E. H. Gummi, München 1870, S. 109 (Digitalisat)
  45. Josef Bauer. Geschichte der Aderlässe. E. H. Gummi, München 1870, S. 108 (Digitalisat)
  46. Josef Bauer. Geschichte der Aderlässe. E. H. Gummi, München 1870, S. 103–106 (Digitalisat)
  47. Erster Theil der Bücher und Schrifften des Edlen / Hochgelehrten und Bewehrten Philosophi unnd Medici, Philippi Theophrasti Bombast von Hohenheim … (Huser-Ausgabe) Conrad Waldkrich, Basel 1589, S. 86: (Digitalisat)
  48. Dritter Theil der Bücher und Schrifften des Edlen / Hochgelehrten und Bewehrten Philosophi unnd Medici, Philippi Theophrasti Bombast von Hohenheim … (Huser-Ausgabe) Conrad Waldkrich, Basel 1589, S. 402 (Digitalisat)
  49. Giovanni Manardi. Galeni ars medicinalis. Rom 1525. (Digitalisat)
  50. De arthritide liber unus … Meietus, Venedig 1586, S. 49 : Qua vena in arthriticis secanda. (Digitalisat)
  51. Lorenzo Bellini. … de missione sanguinis … Antonius Pisarius, Bologna 1683. S. 76–214 (Digitalisat) … de morbi pulmonis et pectoris. Antonius Pisarius, Bologna 1683. S. 562–603 (Digitalisat)
  52. Theodor Meyer-Steineg und Karl Sudhoff. Geschichte der Medizin im Überblick mit Abbildungen. Fischer, Jena 4. Aufl. 1950, S. 268–269
  53. Lorenz Fries. Defensio medicorum princeps Avicennae, ad Germaniae Medicos. Johann Knoblauch, Straßburg 24. August 1530. (Digitalisat) Teilübersetzung bei: Felix Klein-Franke. Die klassische Antike in der Tradition des Islam. Darmstadt 1980 (Erträge der Forschung, Bd. 136.), S. 24–28
  54. Josef Bauer. Geschichte der Aderlässe. E. H. Gummi, München 1870, S. 149–150 (Digitalisat)
  55. Josef Bauer. Geschichte der Aderlässe. E. H. Gummi, München 1870, S. 153–155 (Digitalisat)
  56. Karl Eduard Rothschuh. Jean Riolan jun. (1580–1657) im Streit mit Paul Marquart Schlegel (1605–1653) um die Blutbewegung Harveys. Ein Beitrag zur Geschichte der Psychologie des wissenschaftlichen Irrtums. In: Gesnerus. Swiss Journal of the history of medicine and sciences. Band 21 (1964), S. 72–82, hier: S. 80 (Digitalisat)
  57. Josef Bauer. Geschichte der Aderlässe. E. H. Gummi, München 1870, S. 164–167 (Digitalisat)
  58. Theodor Meyer-Steineg. Die Reform der praktischen Medizin durch Thomas Sydenham. In: Theodor Meyer-Steinegg und Karl Sudhoff. Geschichte der Medizin im Überblick mit Abbildungen. 4. Aufl. Jena 1950, S. 325–328
  59. Erwin H. Ackerknecht. Geschichte der Medizin. 3. Aufl. Enke, Stuttgart 1977, S. 108–109
  60. Das Laudanum liquidum Sydenhami. Safranhaltige Opiumtinktur war bis ins 19. Jh. offizinell. Friedrich Mohr. Commentar zur Preussischen Pharmacopoe … nach der 6. Auflage. Braunschweig 1854, Band II, S. 381–382: Tinctura Opii crocata. (Digitalisat)
  61. Thomas Sydenham (Hrsg. J. Krafft 1839). Medizinische Schriften. Band II, S. 326–332: Verzeichnis einiger in der Praxis gebräuchlichen Hilfsmittel. Digitalisat
  62. Medizinische Schriften in der Übersetzung von J. Krafft, Ulm 1839, 2. Teil S. 161 (Digitalisat)
  63. Medizinische Schriften in der Übersetzung von J. Krafft, Ulm 1839, 1. Teil S. 296 (Digitalisat)
  64. Josef Bauer. Geschichte der Aderlässe. E. H. Gummi, München 1870, S. 155–156 (Digitalisat)
  65. Josef Bauer. Geschichte der Aderlässe. E. H. Gummi, München 1870, S. 156–157 (Digitalisat)
  66. Idée générale de l’économie animale, et observations sur la petite-vérole. Paris 1722, S. 250 (Digitalisat)
  67. Josef Bauer. Geschichte der Aderlässe. E. H. Gummi, München 1870, S. 156 (Digitalisat)
  68. Josef Bauer. Geschichte der Aderlässe. E. H. Gummi, München 1870, S. 179–180 (Digitalisat)
  69. Josef Bauer. Geschichte der Aderlässe. E. H. Gummi, München 1870, S. 170–172 (Digitalisat)
  70. Friedrich Hoffmann und J.J. Zerbach. De venaesectionis prudenti administratione. Halle 1723 (Digitalisat) – Friedrich Hoffmann und Johann Gottlieb Türcke. Dissertatio inauguralis medica. De iudicio ex sanguine per venaesectionem emisso. Halle 1727 (Digitalisat) – Friedrich Hoffmann und Christian Gottlob Wahl. De venaesectionis abusu, vom Mißbrauch des Aderlassens. Halle 1730 (Digitalisat)
  71. Josef Bauer. Geschichte der Aderlässe. E. H. Gummi, München 1870, S. 172–175 (Digitalisat)
  72. Theodor Meyer-Steineg. Systembildung in der Medizin des 18. Jahrhunderts. In: Theodor Meyer-Steinegg und Karl Sudhoff. Geschichte der Medizin im Überblick mit Abbildungen. 4. Aufl. Jena 1950, S. 340–350.
  73. Georg Ernst Stahl und Christian Albert Richter. Disputatio medica inauguralis, quae exhibet venaesectionis patrocinium, simul indicans ejus usum et abusum. Salfeldius, Halle 1698 (Digitalisat) Christian Henckel, Halle 1715 (Digitalisat) Christian Henckel, Halle 1730 (Digitalisat) – Georg Ernst Stahl und Andreas Hoffmann. Diss. inaug. chir. med. de phlebotomia. Zeitlerus, Halle 1701 (Digitalisat) – Georg Ernst Stahl und Johann Wolfgang Loges. Dissertatio medico-practica inauguralis de venae sectione in febribus acutis. Henckel, Halle 1703 (Digitalisat) – Georg Ernst Stahl und Paul Daniel Bleibel. Disputatio medica inauguralis de venae sectione in pede et aliis certis corporis regionibus. Henckel, Halle 1705 (Digitalisat)
  74. Josef Bauer. Geschichte der Aderlässe. E. H. Gummi, München 1870, S. 177–179 (Digitalisat)
  75. Des Freyherrn Gerhards van Swieten … Erläuterungen der Boerhaavischen Lehrsätze … Band I, S. 314–315 (Digitalisat)
  76. Des Freyherrn Gerhards van Swieten … Erläuterungen der Boerhaavischen Lehrsätze … Band II, S. 254–255 (Digitalisat)
  77. Josef Bauer. Geschichte der Aderlässe. E. H. Gummi, München 1870, S. 186–188 (Digitalisat)
  78. Zitat Celsus: „Wenn sich in allen Gliedern des Leibes eine starke Lähmung eingefunden hat, so wird ein Aderlass den Patienten entweder gesund machen, oder töten.“ Eduard Scheller (Übers.). Aulus Cornelius Celsus. Über die Arzneiwissenschaft in acht Büchern. Nach der Textausgabe von Charles Victor Daremberg. 2. Aufl. Vieweg, Braunschweig 1906, S. 83 (Digitalisat)
  79. Van Swieten. Erläuterungen der Boerhaaveschen Lehrsätze. (Digitalisat)
  80. Lectures on the Materia medica. H. Whitestone, Dublin 1761 (Deutsche Übersetzung: J. P. Ebeling. Weygand, Leipzig 1781) und A treatise of the Materia Medica. Charles Elliot, Edinburgh 1789 (Deutsche Übersetzung: Samuel Hahnemann. Schwickert, Leipzig 1790)
  81. First lines of the practice of Physic. C. Elliot, Edinburgh 1783 (Deutsche Übersetzung: Anfangsgründe der praktischen Arzneywissenschaft. C. Fritsch, Leipzig 1784)
  82. Anfangsgründe der praktischen Arzneywissenschaft. C. Fritsch, Leipzig 1778, Band I, No 69: Einteilung in inflammatorische und Nervenfieber (Digitalisat)
  83. Anfangsgründe der praktischen Arzneywissenschaft. C. Fritsch, Leipzig 1778, Band I, No. 348-353 (Digitalisat)
  84. Anfangsgründe der praktischen Arzneywissenschaft. C. Fritsch, Leipzig 1784, Band III, No. 1069 (Digitalisat)
  85. Anfangsgründe der praktischen Arzneywissenschaft. C. Fritsch, Leipzig 1784, Band III, No. 1264-165 (Digitalisat)
  86. Anfangsgründe der praktischen Arzneywissenschaft. C. Fritsch, Leipzig 1784, Band III, S. 216 (Digitalisat)
  87. Anfangsgründe der praktischen Arzneywissenschaft. C. Fritsch, Leipzig 1784, Band III, S. 332 (Digitalisat)
  88. Anfangsgründe der praktischen Arzneywissenschaft. C. Fritsch, Leipzig 1785, Band IV, S. 37 (Digitalisat)
  89. John Brown’s System der Heilkunde … übersetzt .. von C. H. Pfaff Kopenhagen 1796, S. 269 (Digitalisat)
  90. Josef Bauer. Geschichte der Aderlässe. E. H. Gummi, München 1870, S. 207–211: Die Lehre vom Contrastimulus: (Digitalisat)
  91. Versuch über die Krankheiten und organischen Verletzungen des Herzens … Berlin 1814, S. 171 (Digitalisat)
  92. Jean Nicolas Corvisart. Essai sur les maladies et les lésions organiques du coeur et des gros vaisseaux. Extrait des leçons cliniques. Migneret, Paris 1806, S. 154–156 (Digitalisat)
  93. Versuch über die Krankheiten und organischen Verletzungen des Herzens … Berlin 1814, S. 386 (Digitalisat)
  94. Versuch über die Krankheiten und organischen Verletzungen des Herzens … Berlin 1814, S. 392 (Digitalisat)
  95. Jean Nicolas Corvisart. Essai sur les maladies et les lésions organiques du coeur et des gros vaisseaux. Extrait des leçons cliniques. Migneret, Paris 1806, S. 157–158 (Digitalisat)
  96. Josef Bauer. Geschichte der Aderlässe. München 1870, S. 216 (Digitalisat)
  97. Antoine Pierre Demours. Notice sur l’acupuncture et sur une nouvelle espèce de ventouse armée de lancettes… In: Journal universel des sciences médicales. Band XV, Paris 1819, S. 107–113 (Digitalisat)
  98. Jean-Baptiste Sarlandière. Bdellomètre. Im Artikel Ventouse (Schröpfglas) , im : Dictionnaire des sciences médicales Panckoucke, Paris 1821, Band 57, S. 174–189 (hier: S. 180–185) Text (Digitalisat) Abbildung; (Digitalisat)
  99. Charles Louis Stanislaus Heurteloup (1793–1864). Künstlicher Blutegel. (Digitalisat)
  100. Adolphe Aimé Lecadre. Etude comparative, Broussais et Laënnec. Lepelletier, Le Havre 1868 (Digitalisat)
  101. Henry E. Sigerist. Große Ärzte. Eine Geschichte der Heilkunde in Lebensbildern. Lehmann, München 1931, S. 251–260 (Laennec und Broussais)
  102. Erwin Heinz Ackerknecht. Die Therapie der Pariser Kliniker zwischen 1795 und 1840. In: Gesnerus. Swiss Journal of the history of medecine and sciences. Band 15 (1958), S. 151–163 Hier: S. 159 (Digitalisat)
  103. Josef Bauer: Geschichte der Aderlässe. E. H. Gummi, München 1870, S. 218–219 (Digitalisat)
  104. Gerry Greenstone. The history of bloodletting. In: British Columbia Medical Journal, Bd. 52 (2010), No. 1 (Januar/Februar), S. 12–14 (Digitalisat)
  105. Lu Gwei-Djen und Joseph Needham. Celestial lancets. A history and rationale of acupuncture and moxa. Cambridge University Press, London 1980, S. 5, 8, 129
  106. Gerhart Feucht. Gegenüberstellung einiger Aderlassstellen und Akupunkturpunkte. In: Deutsche Zeitschrift für Akupunktur, 10 (1961) H. 1, S. 10–18
  107. Bleeding Peripheral Points: An Acupuncture Technique
  108. Journal universel des sciences médicales. Band XV, Paris 1819, S. 107–113. (Digitalisat hathitrust)
  109. Louis Berlioz: Mémoire sur les maladies chroniques, les évacuations sanguines et l'acupuncture. Croullebois, Paris 1816
  110. Michael Eyl: Chinesisch-japanische Akupunktur in Frankreich (1810–1826) und ihre theoretischen Grundlagen (1683–1825). Dissertation. Zürich 1978.
  111. W. Michel-Zaitsu: Wechselwirkungen – Zum Traité inédit de l'acupuncture et du Moxa chez les Japonais in J. B. Sarlandières Mémoires sur l'Électro-Puncture (1825). In: Deutsche Zeitschrift für Akupunktur, Vol. 58 (4), 2015; Vol. 59 (3), 2016; Vol. 59 (4), 2016;
  112. japanische Webseite Nihon Shiraku Gakkai
  113. An English translation of the Sushruta Samhita … Bd. II, Calcutta 1911, S. 198–208
  114. Heinrich Wallnöfer: Der Arzt in der indischen Kultur. J. Fink, Stuttgart 1966; Sonderausgabe Esslingen a. N., S. 50.
  115. Buch X, Kapitel 8 Übersetzung Fritz Weiss, Leipzig 1875
  116. Gerhard Eis: Der Aderlaß in Gottfrieds Tristan. In: Medizinische Monatsschrift 2, 1948, S. 162 ff.
  117. Polycythaemia Vera (PV). Leitlinie. (PDF) Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie, S. 10.
  118. Hämochromatose-Therapie. Universitätsklinikum Ulm.
  119. Aderlass. Kliniken Essen-Mitte.
  120. D. Köhler, D. Dellweg: Polyglobulie. In: Deutsche medizinische Wochenschrift. 2010; 135(46): 2300–2303. doi:10.1055/s-0030-1267515
  121. Wie kann die PCT behandelt werden? Europäische Porphyrie-Initiative (EPI) (Memento vom 18. Mai 2015 im Internet Archive)
  122. Michalsen et al.: „Effects of phlebotomy-induced reduction of body iron stores on metabolic syndrome: results from a randomized clinical trial“. In: BMC Medicine, 10.1186/1741-7015-10-54
  123. Manco, Fernandez-Real: „Back to past leeches: repeated phlebotomies and cardiovascular risk“, in: BMC Medicine, 10.1186/1741-7015-10-53
  124. Sundrela Kamhieh-Milz et al. Regular blood donation may help in the management of hypertension: an observational study on 292 blood donors. In: Transfusion. Band 56, Heft 3 (März 2016), S. 637–644.
  125. Naturheilverfahren: Richtig glücklich und entspannt nach dem Aderlass. In: Die Welt. 14. Juli 2012.
  126. Hans von Gersdorff. Feldbuch der Wundarznei. Schott, Straßburg 1517, Blatt 14v-18r (Digitalisat)
  127. Siehe dazu auch: Lorenz Fries. Spiegel der Arznei. Grüninger, Straßburg 1518, Blatt 72v-76v (Digitalisat)
  128. Fasciculus Medicinae. Gregoriis, Venedig 26. Juli 1491. (Digitalisat)
  129. Iatromathematisches Hausbuch, Bayern, nach 1477 – vor 1496, Blatt 48v-52r (Digitalisat)
  130. Gleicher Text (mit einem Ausriss) in: Cpg 557, (1468) Iatromathematisches Hausbuch, nördliches Bodenseegebiet, 1468, Blatt 84v-88r, Blattverlust (Digitalisat)
  131. Albucasis: … Indikationen: chronische Erkrankungen des Gesichts, Migräne, entstellende Geschwüre und Rötungen (Digitalisat)
  132. Albucasis: … Indikationen: chronische Migräne, starkes Kopfweh, eitrige Augenentzündung, Augenfluss (Digitalisat)
  133. Albucasis: … Indikationen: Augenerkrankungen wie die Krätze, die Wundrose und Erkrankungen des Gesichts (Digitalisat)
  134. Albucasis: … Indikationen: chronischer Katarrh, Migräne, üble und langdauernde Geschwüre und Grind des Kopfs (Digitalisat)
  135. Albucasis: … Indikationen: akute Fieber, starke Kopfschmerzen, Gesichtserkrankungen wie Ausschläge, besonders wenn sie chronisch sind Digitalisat
  136. Albucasis: … Indikationen: Angina tonsillaris, Erkrankungen des Zäpfchens und des Mundes Digitalisat
  137. Albucasis: … Indikationen: Blutfülle im Kopf, Augenerkrankungen Digitalisat
  138. Albucasis: … Indikationen: Krankheiten unterhalb der Kehle im Brust- und Bauchbereich Digitalisat
  139. Albucasis: … Indikationen: Da sie mit den beiden anderen Adern im Ellbogen verbunden ist, eignet sie sich bei Blutfülle im Kopf und bei Erkrankungen der unteren Teile Digitalisat