Sea-Watch
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Die Sea-Watch ist ein privat betriebenes Seenotrettungsschiff unter deutscher Flagge.
Die Sea-Watch 2 ist der Nachfolger seit 2016.
Träger des Projektes ist der gemeinnützige Verein „Sea-Watch e.V.“
Sea-Watch
Das Schiff wurde 1917 bei der Werft Verenigde Scheepswerf "Vooruit" in Enkhuizen unter der Baunummer 122 auf Kiel gelegt und als Segellogger Waakzaamheid (VL226) für die Visserijmaatschapij Waakzaamheid in Vlaardingen fertiggestellt. Es zählte zu einer Reihe von 15 stählernen Aaken für den Muschel- und Fischfang, die die Bauwerft zwischen 1910 und 1926 baute. 1923 wurde das Schiff an P. J. de Baare aus Breskens veräußert, der es als Catholina (BR20) einsetzte und 1929 mit einem 1921 gebauten Kromhout-Dieselmotor mit 50 PS Leistung ausrüstete.
Im Jahr 1941 beschlagnahmte die Deutsche Kriegsmarine die Catholina. Am 24. Juli 1946 erhielt der Eigner sein Schiff in Delfzijl zurück.
1949 ersetzte ein 1943 gebauter und 112 PS starker Deutz-Dieselmotor das ältere Kromhout-Aggregat. 1952 wurde das Schiff gemeinschaftlich auf J. A., A. J. und P. J. de Baare übertragen. Nachdem 1961 erneut ein neuer Motor, diesmal ein Berliet-MDO.3.M mit 150 PS, eingebaut wurde, kam ein 1961 geplanter Verkauf an C. J. Walbroek aus Breskens mit der Umbenennung des Schiffes in Klaas (BR29) nicht zustande. Stattdessen veräußerten die Gebrüder de Baare das Schiff im April 1964 an J. M. van Dorpel, der es als Wilhelmina (YE138) in Yerseke registrieren ließ. 1966 erhielt das Schiff einen nach vorne überfallenden Kuttersteven statt des vorherigen Aakstevens – die Länge stieg dabei auf die heutigen 20,99 Meter. 1969 ersetzte ein Kromhout-12.TV.120-Dieselmotor mit einer Leistung von 248 PS den vorherigen Motor und 1971 erwarben die Gebrüder A. & W. Sinke aus Colijnsplaat das Fahrzeug ohne Umbenennung. 1973 übernahm M. Letsch aus Scheveningen die Wilhelmina und benannte sie in Alida Jojanna (SCH138) um und schon im Jahr darauf kaufte der 24-jährige Douwe Amels aus Makkum das Schiff und taufte es auf Albertina (WON52). Im Jahr 1976 wurde das Schiff erneut veräußert, diesmal an H. Bout aus Colijnsplaat, der es in Kortgene registrierte und bis 1979 als Zeearend (KG5) nutzte, bevor er es dann an die Gebrüder Nelis weitergab, die den Namen Albatros (KG12) wählten. 1981 übernahm das Unternehmen Van Dienst & Westdorp aus Goedereede den Kutter, nannte ihn De Wil en ’t Gemoed mit dem Fischereikennzeichen (GO46) und ließ einen Mitsubishi-S6-BTK-Dieselmotor mit 240 PS einbauen. Nachdem das Schiff 1983 noch einmal auf A. van Dienst übertragen worden war, schied es 1985 aus der Berufsschifffahrt aus und wurde als Freizeitfahrzeug Ran GO 46 von J. A. L. Jansen-Fijnaart erworben. 1987 erhielt das Schiff wieder einen neuen Motor, einen MAN mit 340 PS, der bis heute eingebaut ist.
Nach einer langjährigen Privatnutzung und einem zwischenzeitlichen Verkauf an die Familie de Vogel, erwarb Harald Höppner das Schiff 2015 vom Unternehmen Multiships für den Einsatz des privat finanzierten Projekts Sea-Watch. Nach einem Umbau und Ausrüstung für die medizinische Erstversorgung, einer Satellitenanlage, Schwimmwesten und Rettungsinseln begann das Schiff seine Reise ins Mittelmeer, wo der ehemalige Fischkutter bei der Seenotrettung von Bootsflüchtlingen eingesetzt wird.
Sea-Watch 2

Die Sea-Watch 2 ist die Nachfolgerin der Sea-Watch und fährt seit 2016 zwischen der libyschen Küste und der Insel Malta in 14-tägigen Operationen, um in Seenot befindliche Flüchtlingsboote zu finden und zu versorgen.
Das 1968 von der Werft Hall, Russell & Company in Aberdeen gebaute ehemalige Forschungsschiff Clupea wurde 2015 angekauft und auf der Pella Sietas Werft zum Rettungsschiff Sea-Watch 2 umgebaut. Am 18. März 2016 wurde sie in Hamburg getauft und startete anschließend zur Überfahrt nach Malta ins Operationsgebiet Mittelmeer.
Verein Sea-Watch e.V.
Träger des Projektes ist der gemeinnützige Verein „Sea-Watch e.V.“, der seinen Vereinszweck angibt mit:
- der Rettung von Menschen aus Lebensgefahr und
- der Förderung der Bildung bürgerschaftlichen Engagements zu Gunsten gemeinnütziger Zwecke.
Dazu gehören insbesondere die Rettung von Menschenleben aus Seenot, der Unterhalt und Betrieb von Schiffen zur Durchführung von Rettungsaktionen und die Förderung der Bereitschaft von Menschen zu einem selbstlosen Einsatz zur Rettung von Menschenleben.[1]
Sea-Watch finanziert auch zu großen Teilen die 2015 gegründete Schweizer Piloteninitiative, die mit Flugzeugen von Malta startet, um mit eigenem Personal und Sea-Watch-Aktivisten an der Grenze der libyschen Hoheitsgewässer nach Flüchtlingsbooten zu suchen.[2]
Rezeption
In seiner Reportage über Sea Watch nannte der Fotojournalist und Sea-Watch-Aktivist Ruben Neugebauer[2] deren Arbeit „Search and Rescue diy“ und verwies damit auf das hohe Engagement der Freiwilligen und die gleichzeitig zunächst geringe Professionalität.
Die Organisation Sea-Watch betreibt nach einem Bericht in der Neuen Züricher Zeitung vom Mai 2017 ein EU-kritisches Politmarketing und schreibt die Schuld an der Krise der Festung Europa zu.[2]
Die italienische Staatsanwaltschaft wirft Sea Watch vor mit Schleppern zusammenzuarbeiten bzw. sogar Geld von ihnen zu bekommen. Bei einer Anhörung vor dem italienischen Parlament am 10.05.2017 wies Sea Watch die Vorwürfe zurück.[3]
Weblinks
- Internetauftritt des Sea-Watch-Projekts
- Datenseite des Histoarysk Wurkferbân Wûnseradiel (niederländisch)
- Carolin Fromm: Leinen los für die „Sea-Watch“ gen Mittelmeer, NDR, 20. April 2015
Einzelnachweise
- ↑ Satzung des „Sea-Watch e.V.“ (PDF-Datei, 312 kB).
- ↑ a b c Flurin Clalüna: «Salam aleikum, Tripolis, wir suchen nach Flüchtlingen», Neue Zürcher Zeitung, 7. Mai 2017.
- ↑ Deutschlandfunk, Deutsche Flüchtlingsretter vor Parlament geladen, 10.05.2017