Zum Inhalt springen

Gottlieb Daimler

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. Mai 2006 um 23:03 Uhr durch Enslin (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Gottlieb Daimler
Gottlieb Daimler
Daimlers Standuhr-Motor
Daimlers Versuchswerkstatt im Cannstatter Kurpark

Gottlieb Wilhelm Daimler (eigentlich Däumler, * 17. März 1834 in Schorndorf; † 6. März 1900 in Cannstatt bei Stuttgart) war ein deutscher Ingenieur, Konstrukteur und Industrieller. Daimler entwickelte das erste funktionsfähige Kraftfahrzeug modernen Typs.

Leben

Daimler wurde am 17. März 1834 in Schorndorf, als Sohn des Bäckermeisters Johannes Däumler und dessen Ehefrau Frederika geboren. Nachdem er die Realschule 1848 abgeschlossen hatte, ließ sich Daimler zum Büchsenmacher ausbilden. 1852 beendete er die Ausbildung mit der Gesellenprüfung. 1853 begann er durch Vermittlung des württembergischen Wirtschaftsförderers Ferdinand von Steinbeis in einer Maschinenbaufirma im elsässischen Graffenstaden zu arbeiten. 1857 verließ er die Firma und begann ein Maschinenbaustudium an der Polytechnischen Schule in Stuttgart, wo er sich dem Corps Stauffia anschloss. Nach Ende seines Studiums und mehreren von Steinbeis initiierten Studienreisen ins Ausland begann er 1862 als Konstrukteur für die Metallwarenfabrik Straub in Geislingen an der Steige zu arbeiten. 1865 wurde ihm die Leitung der Maschinenfabrik eines Waisenheims in Reutlingen übertragen, wo er zum ersten Mal mit Wilhelm Maybach zusammentraf. 1867 heiratete Daimler die Apothekerstochter Emma Kunz, mit der er fünf Kinder hatte, darunter Sohn Paul Daimler.

1869 übernahm Daimler den Vorstand der Werkstätten der Karlsruher Maschinenbaugesellschaft. Kurze Zeit später fing auch Maybach an, als Technischer Zeichner in der Firma zu arbeiten. Nach drei Jahren wechselte Daimler von der Maschinenbaugesellschaft zur Gasmotorenfabrik Deutz, wo er von Nikolaus Otto die Leitung der Werkstätten übertragen bekam. Auch Maybach wechselte zu Deutz und brachte 1872 unter der Leitung Daimlers den Ottomotor zur Serienreife. Unter der Leitung Daimlers entwickelte sich die Firma von einer kleinen Werkstatt zu einem seinerzeitigen Weltunternehmen.

Daimlers Reitwagen von 1885 (Nachbau)
Daimlers Motorkutsche von 1886 (Nachbau)
DMG-Lastwagen von 1896

Nach einem Streit zwischen Daimler und Otto verließ Daimler 1882 die Firma Deutz und gründete in Cannstatt eine Versuchswerkstatt. Sein Ziel war die Entwicklung kleiner, schnell laufender Verbrennungsmotoren, die universell einsetzbar sein sollten und Fahrzeuge aller Art zu Lande, zu Wasser und in der Luft antreiben konnten. Nach einem Jahr (1883) meldete er einen gemeinsam mit Maybach entwickelten Einzylinder-Viertaktmotor an und optimierte den Einsatz von Benzin als Treibstoff.

Eine weitere Erfindung von Daimler und Maybach war der 1885 konstruierte "Reitwagen", das erste Motorrad der Welt. Darauf folgte der Einbau des "Ottomotors" in ein Boot und damit die Erfindung des Motorbootes. Im Oktober 1886 baute Daimler seinen Motor in eine von Wilhelm Wimpff gefertigte Kutsche, womit er als Erfinder der 4-rädrigen Kraftwagens gilt. (Die "Kraftdroschke" von Carl Benz besaß nur 3 Räder. Und die noch immer kolportierte Meinung, der in Wien lebende Mecklenburger Siegfried Marcus sei Benz und Daimler bereits 1875 zuvor gekommen, wird durch eindeutige Geschichtsquellen widerlegt.) 1887 baute Daimler einen Motor in eine Ausstellungsbahn (Straßenbahn) ein. Nicht lange danach "erfand" Daimler den Lastwagen.


Um die entwickelten Motoren vertreiben zu können, ließ Daimler in den Jahren 1886-1889 einen Motorwagen von Maybach konstruieren, der auf der Pariser Weltausstellung vorgeführt wurde. Zeitgleich konstruierte Carl Friedrich Benz das erste Automobil.

1887 gründete Daimler eine Fabrik in Cannstatt und rüstete 1888 die Gondel eines Gasballons mit einem Motor aus. So entstand eines der ersten Luftschiffe. 1890 geriet die Firma in Schwierigkeiten, da sie nicht genügend Fahrzeuge verkaufen konnte. Zur Sanierung des Betriebs gründete Daimler die Daimler-Motoren-Gesellschaft, an der neben ihm und Wilhelm Maybach die Indstriellen Max Duttenhofer und Wilhelm Lorenz beteiligt waren. Wegen Streitigkeiten mit Lorenz trat Daimler 1893 aus der Gesellschaft aus. In der Zwischenzeit hatte er zusammen mit Maybach 1892 den ersten Zweizylinder-Reihenmotor entwickelt.

Nach dem Tod seiner Frau 1889 heiratete er 1893 Lina Schwend, mit der er zwei Kinder hatte.

Durch die Unterstützung des britischen Industriellen Frederick R. Simms, der die Rechte am Phönix-Motor nur bei einer Rückkehr Daimlers in die Daimler-Motoren-Gesellschaft erwerben wollte, wurde Daimler 1894/95 wieder Anteilseigner und schließlich Vorsitzender des Aufsichtsrats. Er ließ 1899 von Maybach einen Rennwagen bauen, der auf den Namen Mercedes getauft wurde (nach dem Vornamen der Tochter von Daimlers Fahrer, Konstrukteur und Händler Emil Jellinek).

Markenname Daimler
Dieser neue Markenname Mercedes diente nicht zuletzt dazu, rechtlichen Schwierigkeiten mit dem Namen Daimler im Ausland zu umgehen, da dort andere Firmen die Lizenz auf die Daimler-Motoren bzw. damit angetriebene Fahrzeuge erworben hatten. So entstand die verwirrende Situation, dass heutzutage die Firma Ford die Rechte am Markennamen „Daimler“ hält. In England werden bis heute Luxuslimousinen unter dieser Marke produziert, größtenteils Varianten von Jaguar-Typen, wie der „Daimler Double Six Vandenplas“. Wenn die Englische Königin in einer Luxuskarosse mit kurzem, schräg abfallendem Kofferraum vorfährt, so handelt es sich meist um eine „Daimler-Limousine“, nicht - wie man meinen könnte - um einen Rolls-Royce oder Bentley.
Gottlieb Daimlers Grab in Bad Cannstatt
Gottlieb Daimler Gedenkstein im Kurpark Bad Cannstatt

1900 starb Gottlieb Daimler in Cannstatt bei Stuttgart und wurde dort auf dem Uff-Kirchhof beerdigt. Seiner Familie hinterließ er etwa ein Viertel des Aktienkapitals der Daimler-Motoren-Gesellschaft. Daimler hatte Lizenzgebühren aus Frankreich unterschlagen und Duttenhofer erwirkte, mit der Androhung eines Skandals, von der Familie einen Verzicht auf alle Führungsansprüche. Kurz darauf wurde eine Kapitalerhöhung beschlossen, durch die die Familie Daimler in die Rolle eines Kleinaktionärs der Daimler-Motoren-Gesellschaft zurückgedrängt wurde, und keinerlei Einfluss auf deren weitere Entwicklung mehr nahm. 1926 wurde die Daimler-Motoren-Gesellschaft mit der Firma Benz & Cie von Carl Benz zur |Daimler-Benz AG verschmolzen.

Siehe auch

Literatur

  • Harry Niemann: Gottlieb Daimler. Fabriken, Banken und Motoren. 1. Auflage. Delius Klasing, Bielefeld 2000, ISBN 3-7688-1210-3