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Akademie der Wissenschaften und der Literatur

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Hauptgebäude, Geschwister-Scholl-Straße, Mainz
Logo der Akademie der Wissenschaften und der Literatur

Die Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz (AdW-Mainz) ist eine deutsche Wissenschaftsakademie, mit dem Ziel der Pflege der Wissenschaften und der Literatur und der Bewahrung und Förderung der Kultur. Sie ist einerseits eine interdisziplinäre und die Landesgrenzen überschreitende Gelehrte Gesellschaft, andererseits Trägerin von Forschungsvorhaben aus verschiedensten Fachrichtungen.

Geschichte

Die Wurzeln der Mainzer Akademie liegen schon in der Gründung der »Kurfürstlichen Brandenburgischen Sozietät der Wissenschaften« durch Gottfried Wilhelm Leibniz im Jahre 1700. Aus dieser Sozietät gingen später die »Preußischen Akademie der Wissenschaften«, nach dem zweiten Weltkrieg die »Akademie der Wissenschaften der DDR« sowie die »Akademie der  Wissenschaften und der Literatur zu Mainz« hervor. Schon Leibniz' Anliegen, auf den das Siegel der Mainzer Akademie mit dem Motto »Genio Leibnitii« (»Im Geiste Leibniz«) Bezug nimmt, war die Vereinigung herausragender Wissenschaftler aller Disziplinen zur Förderung interdisziplinärer Spitzenforschung und zum Dialog über brennende Gegenwarts-und Zukunftsfragen der Gesellschaft.

Die Idee zur Gründung einer Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Westdeutschland ist 1949 unter ehemaligen Mitgliedern der Preußischen Akademie entstanden. Sie wollten nach dem Zweiten Weltkrieg in der neugegründeten Bundesrepublik ihre Forschungen und Projekte fortsetzen.

Verbündete für die Gründung der Mainzer Akademie fanden sie in der französischen Besatzungszone. Dabei ist General Raymond Schmittlein zu nennen, der schon den Wiederaufbau der Mainzer Universität und die Gründung des Instituts für Europäische Geschichte beförderte. Ebenso Alfred Döblin, der – aus dem Exil zurückgekehrt – in Baden Baden als Kulturoffizier arbeitete und ebenfalls eine Wiedergründung der Preußischen Akademie der Künste und deren Sektion für Dichtkunst im Sinn hatte.

Am 9. Juli 1949 wurde eine Wissenschaftsakademie gegründet, die eine singuläre Stellung in der deutschen Akademienlandschaft einnahm, da sie außer einer Mathematisch-Naturwissenschaftlichen sowie einer Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Klasse auch eine Klasse der Literatur (inzwischen erweitert um die Musik) aufwies. Als Sitz für die neugegründete Akademie wurde von Beginn an der heutige Standort in Mainz ausgewählt.

Ort der Forschung

Die AdW-Mainz ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts. Sie ist einerseits eine die Landesgrenzen überschreitende Gelehrte Gesellschaft, andererseits Trägerin verschiedener Forschungsvorhaben und Veranstalterin wissenschaftlicher Tagungen und Symposien. Die AdW-Mainz ist außerdem Mitglied in der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften.

Die Akademie legt bei ihrer Arbeit den Schwerpunkt auf das Gebiet langfristiger Grundlagenforschung, sofern diese nicht durch andere Institutionen wie beispielsweise die Max-Planck-Gesellschaft getragen wird.

Die AdW-Mainz betreut viele Gesamtausgaben bekannter Komponisten (Bach-Ausgabe, Haydn-Gesamtausgabe, Mozart-Ausgabe, Wagner-Gesamtausgabe, Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe, Schönberg-Gesamtausgabe) und das Répertoire International des Sources Musicales (RISM) mit einer Zentralredaktion an der Universitätsbibliothek in Frankfurt am Main.

Struktur

Die AdW-Mainz hat drei Klassen:

  • Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse
  • Geistes- und sozialwissenschaftliche Klasse
  • Klasse der Literatur und der Musik

An der Spitze der Akademie steht die Präsidentin oder der Präsident, unterstützt von den durch die drei Klassen gewählten Vizepräsidentinnen und Vizepräsidenten sowie einer Generalsekretärin oder einem Generalsekretär. Jede der drei Klassen kann bis zu 50 ordentliche Mitglieder aus ganz Deutschland wählen, die ein möglichst breites Fächerspektrum präsentieren und zu den führenden Wissenschaftlern ihres Faches gehören. Die meisten der Mitglieder –Wissenschaftler und Schriftsteller – sind vielfach ausgezeichnet worden. Den Nobelpreis erhielten u. a. Niels Bohr, Otto Hahn, Konrad Lorenz, Halldór Laxness, Heinrich Böll, und Jean-Marie Lehn.

Jede Klasse hat 50 ordentliche und bis zu 50 korrespondierende Mitglieder. Während die ordentlichen Mitglieder aus den Reihen von Professoren oder Schriftstellern aus der ganzen Bundesrepublik gewählt werden, sind die korrespondierenden Mitglieder international renommierte Wissenschaftler. Eine Neuerung im Jahre 2010 war die Erweiterung der Klasse Literatur um den Bereich Musik und die Zuwahl von namhaften Musikern und Komponisten..

Amtierender Präsident der AdW-Mainz ist derzeitig der Altorientalist Gernot Wilhelm.

Ort des Dialogs

Viermal im Jahr finden reguläre Sitzungen statt, in denen sich alle Klassen zu einem fächerübergreifenden Diskurs treffen. Dazu gibt es öffentliche Vorträge mit anschließenden Diskussionen, ebenso Symposien und Tagungen, die aus dem Forschungsumfeld der Mitglieder und der Projekte entstehen und sich aktuellen Themen widmen. In der Reihe ›Zukunftsfragen der Gesellschaft‹ setzen sich hochrangige Experten interdisziplinär z. B. mit Problemen der Globalisierung, der biomedizinischen Ethik, dem Klimawandel, Religionsfragen oder dem Problem der Alterung unserer Gesellschaft auseinander. Die Antworten auf solche Fragestellungen liefern dabei auch Erkenntnisse für Politik und Gesellschaft. Auch zusätzlich durchgeführte Symposien zu Themen wie ›Perspektiven zukünftiger Energieversorgung‹, zur Eurokrise oder zu Fragen des Fundamentalismus greifen aktuelle Debatten auf.

Forschungsprojekte

  • Altägyptische Kursivschriften. Digitale Paläographie und systematische Analyse des Hieratischen und der Kursivhieroglyphen
  • Augustinus-Lexikon
  • Controversia et Confessio. Quellenedition zur Bekenntnisbildung und Konfessionalisierung (1548-1580)
  • Das Corpus der hethitischen Festrituale: staatliche Verwaltung des Kultwesens im spätbronzezeitlichen Anatolien
  • Corpus der Quellen zur Geschichte der Juden im spätmittelalterlichen Reich
  • Corpus Vitrearum Medii Aevi
  • Das Digitale Familiennamenwörterbuch Deutschlands (DFD)
  • Forschungskontinuität und Kontinuitätsforschung. Siedlungsarchäologische Grundlagenforschung zur Eisenzeit im Baltikum
  • Frühwarnsysteme für globale Umweltveränderungen und ihre historische Dokumentation in natürlichen Klimaarchiven
  • Funde der älteren Bronzezeit
  • Die Deutschen Inschriften
  • Leichenpredigten der Frühen Neuzeit
  • Lessico Etimologico Italiano
  • Mittelhochdeutsches Wörterbuch
  • Propyläen. Forschungsplattform zu Goethes Biographica. Briefe, Tagebücher, Begegnungen und Gespräche. Chronologie. Quellen. Recherche. Fokus
  • Quellensammlung zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1867 bis 1914
  • Regesta Imperii (Quellen zur Reichsgeschichte)
  • regionalsprache.de (REDE)
  • Die Schule von Salamanca
  • Siedlungen der Bronzezeit
  • Winckelmann-Ausgabe
  • Handschriftencencus - Kompetenzzentrum Deutschsprachige Handschriften des Mittelalters
  • Beethovens Werkstatt: Genetische Textkritik und Digitale Musikedition
  • Johannes Brahms - Neue Ausgabe sämtlicher Werke
  • Christoph Willibald Gluck - Sämtliche Werke
  • Georg Friedrich Händel - Hallische Händel-Ausgabe
  • Joseph Haydn – Werke
  • Max Reger, Auswahlausgabe
  • Arnold Schönberg - Sämtliche Werke
  • Franz Schubert - Neue Ausgabe sämtlicher Werke
  • Robert Schumann - Neue Ausgabe sämtlicher Werke
  • Richard Wagner Schriften (RWS). Historisch-kritische Gesamtausgabe
  • Carl Maria von Weber - Sämtliche Werke, Tagebücher, Briefe und Schriften
  • Bernd Alois Zimmermann-Gesamtausgabe. Historisch-kritische Ausgabe seiner Werke, Schriften und Briefe
  • Corpus monodicum. Die einstimmige Musik des lateinischen Mittelalters. Gattungen – Werkbestände – Kontexte
  • OPERA - Spektrum des europäischen Musiktheaters in Einzeleditionen
  • Répertoire International des Sources Musicales (RISM), Zentralredaktion Frankfurt
  • Répertoire International des Sources Musicales (RISM), Arbeitsgruppe Deutschland

Die Junge Akademie

Die ›Junge Akademie‹ der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz setzt sich zusammen aus 37 Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler, welche in Anerkennung ihrer bisherigen herausragenden wissenschaftlichen und künstlerischen Leistungen für die Dauer von vier Jahren aufgenommen werden. Die Mitgliedschaft in der Jungen Akademie unterstützt sie bei der Weiterverfolgung ihrer wissenschaftlichen Laufbahn und bietet ihnen die Möglichkeit, ihr wissenschaftliches Netzwerk unter dem Zeichen der Interdisziplinarität zu erweitern.

Ziel der ›Jungen Akademie‹ ist der fächer- und generationenübergreifende Dialog zwischen exzellenten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, der zu einem fruchtbaren Austausch und zu wissenschaftlicher Exzellenz führen soll. Die Mitglieder nehmen durch die Beteiligung an den Plenarsitzungen und an weiteren Veranstaltungen am Akademiegeschehen aktiv teil. Darüber hinaus können sie eigene Forschungsinitiativen und Veranstaltungen initiieren.

Die finanzielle Unterstützung der Jungen Akademie erfolgt durch die Fritz Thyssen Stiftung, die einen besonderen Wert in der Integration von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern in die bereits etablierte Gelehrtengesellschaft der Mainzer Akademie sieht. Es besteht außerdem eine Kooperation mit der Werner Reimers Stiftung in Bad Homburg, die der Jungen Akademie ihre Räumlichkeiten für zusätzliche Veranstaltungen zur Verfügung stellt.

 Mainzer Zentrum für Digitalität und die Digitale Akademie

In ›mainzed‹, dem Mainzer Zentrum für Digitalität in den Geistes- und Kulturwissenschaften, ist die Akademie zusammen mit fünf weiteren Mainzer Wissenschaftsorganisationen (Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V., Leibniz-Institut für Europäische Geschichte, Hochschule Mainz, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Römisch-Germanisches Zentralmuseum und Leibniz-Forschungsstelle für Archäologie), verbunden, um sich gemeinsam der Forschung und Vermittlung im Bereich der Digitalen Geistes- und Kulturwissenschaften (Digital Humanities) zu widmen.

›mainzed‹ hat sich zum Ziel gesetzt, die gesellschaftlichen Prozesse im Zuge des medialen Umbruchs kritisch zu reflektieren, in der Forschung unterstützend zu begleiten und somit die Geistes- und Kulturwissenschaften am Wissenschaftsstandort Mainz zukunftsfähig zu machen. Die Mainzer Akademie trägt schon seit Jahren dem digitalen Wandel in Gesellschaft und Wissenschaft durch die erfolgreiche Einrichtung ihrer Digitalen Akademie Rechnung. Das Aufgabenspektrum der Digitalen Akademie umfasst die Bereiche der Konzeption, Gestaltung und Realisierung geisteswissenschaftlicher Forschungsapplikationen bzw. virtueller Forschungsumgebungen mittels informatischer Verfahren, die Beratung der Akademie zu allen Aspekten von Digitalisierungsvorhaben sowie die Projektbegleitung bei der Umsetzung digitaler Komponenten zusammen mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft. Gleichzeitig forscht die Digitale Akademie an Kernfragen der Digitalen Geisteswissenschaften mit speziellem Fokus auf dem Langzeitcharakter des Akademienprogramms.

Aus Sicht der Akademie erfordert die inzwischen umfassende Digitalität in allen Bereichen unserer Gesellschaft, dass die Methoden und Konzepte der Digitalen Geisteswissenschaften im Zentrum der Fachdisziplinen verankert werden und zum selbstverständlichen Bestandteil des Repertoires von Geisteswissenschaftlerinnen und Geisteswissenschaftlern gehören. Diese große Herausforderung kann nur in enger Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftsinstitutionen gelingen. Aus diesem Grund engagiert sich die Digitale Akademie als aktiver Forschungspartner von ›mainzed‹ und stellt dem Zentrum ihre vielseitigen Kompetenzen und Erfahrungen aus dem Bereich der digitalen geisteswissenschaftlichen Grundlagenforschung zur Verfügung.

Preise

Die Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, vergibt folgende Preise:

Außerdem vergibt die Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, Unterstützungen der folgenden Stiftungen:

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Literatur im Landtag
  • Musik im Landtag
  • Mainzer Musikdozentur
  • Mainzer Poetikdozentur
  • Mainzer Poetikrunde

Mitglieder

Commons: Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 49° 58′ 35,7″ N, 8° 16′ 14,6″ O