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Steinkohlenwerk Martin Hoop

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VEB Steinkohlenwerk Martin Hoop
Allgemeine Informationen zum Bergwerk
Schichtwechsel im Martin-Hoop-Schacht IV (1962)
Andere Namen Gewerkschaft Morgenstern
Abbautechnik Tiefbau
Informationen zum Bergwerksunternehmen
Betriebsbeginn 1867
Betriebsende 1983
Geförderte Rohstoffe
Abbau von Steinkohle/Steinkohle/Steinkohle/Steinkohle/Steinkohle/Steinkohle
Steinkohle

Flözname

Elliges Flöz
Steinkohle
Abbau von Steinkohle

Flözname

Zachkohlenflöz
Steinkohle
Abbau von Steinkohle

Flözname

Schichtenkohlenflöz
Steinkohle
Abbau von Steinkohle

Flözname

Rußkohlenflöz
Steinkohle
Abbau von Steinkohle

Flözname

Tiefes Planitzer Flöz
Steinkohle
Abbau von Steinkohle

Flözname

Ludwigflöz
Geographische Lage
Koordinaten 50° 43′ 34,5″ N, 12° 33′ 37″ OKoordinaten: 50° 43′ 34,5″ N, 12° 33′ 37″ O
VEB Steinkohlenwerk Martin Hoop (Sachsen)
VEB Steinkohlenwerk Martin Hoop (Sachsen)
Lage VEB Steinkohlenwerk Martin Hoop
Standort Mülsen
Gemeinde Mülsen
Landkreis (NUTS3) Zwickau
Land Freistaat Sachsen
Staat Deutschland
Revier Zwickauer Steinkohlenrevier

Das Steinkohlenwerk Martin Hoop war ein Steinkohlenbergwerk in Reinsdorf, Pöhlau und Mülsen.

Geschichte

Steinkohlenwerk Morgenstern Sarfert & Wiede

Der Markscheider Gotthelf Anton Wiede und seine Schwiegermutter Johanne Dorothea Sarfert, die Eigentümerin des Steinkohlenwerks Carl Gotthilf Sarferts Erben, gründeten 1867 das Steinkohlenwerk Morgenstern Sarfert & Wiede. Im gleichen Jahr erwarben sie Abbaurechte auf Reinsdorfer Flur und begannen mit dem Abteufen des Morgensternschachtes I. Im Jahr 1872 wurde in Reinsdorf Schacht II angesetzt und 1884 beide Schächte durchschlägig verbunden. Über Tage entstanden in der Zeit eine Kokerei auf Schacht II und eine Brikettfabrik auf Schacht I.

Gewerkschaft Morgenstern

Das Unternehmen wurde 1889 in die Gewerkschaft Morgenstern umgewandelt. Dort arbeiteten 1891 755 Mitarbeiter. Der Schacht III wurde von 1900 bis 1904 abgeteuft und war bei Erreichen seiner Endteufe von 1082 m der tiefste Schacht Deutschlands. In den Jahren 1909/10 wurde Schacht I abgeworfen. 1920 wurde Schacht IV als Abwetterschacht am Ostrand des Grubenfeldes abgeteuft. Weitere Abwetterschächte wurden 1935 mit den Schächten V und VI begonnen. Die Arbeiten an Schacht V konnten 1938 beendet werden. Die Teufarbeiten am Schacht VI wurden während des Zweiten Weltkrieges gestundet.

Die Gewerkschaft Morgenstern übernahm 1920 den Brückenberg-Steinkohlenbau-Verein als Betriebsabteilung Brückenberg und 1930 das Reinsdorfer Steinkohlenwerk Florentin Kästner & Co. mit den Schächten I und II als Betriebsabteilung Florentin Kästner. Die Schächte erhielten die Nummern VII und VIII. Im Jahr 1923 waren 5000 Mitarbeiter im Unternehmen beschäftigt.

VEB Martin-Hoop-Werk Zwickau

Ehrengabe des VEB Steinkohlenwerk Martin Hoop Zwickau

Durch den Volksentscheid in Sachsen 1946 wurde auch die Gewerkschaft Morgenstern enteignet. Auf Veranlassung der sowjetischen Besatzungsmacht wurde Schacht IV ab 1946 zum Hauptförderschacht ausgebaut. Der neue, gemauerte Förderturm wurde 1948 fertiggestellt. Im selben Jahr wurde das Werk in VEB Martin-Hoop-Werk umbenannt. Das Martin-Hoop-Werk und das Karl-Marx-Werk wurden 1949 getrennt. Bei einem Grubenbrand 1952 kamen 48 Bergleute ums Leben. Infolge dieses Unglücks wurden mehrere leitende Angestellte um Otto Fleischer vor Gericht gestellt und verurteilt.

Der Schacht IX wurde 1953 im Mülsengrund als Material- und Frischwetterschacht abgeteuft. Schacht VI wurde 1957 endgültig aufgegeben und verfüllt. Auch die Schächte VII und VIII wurden im selben Jahr abgeworfen.

Im Jahr 1958 begann eine umfassende Modernisierung des Betriebes. Am jetzigen Ostrand des Grubenfeldes wurde der neue Abwetterschacht X abgeteuft; ein Jahr darauf begann der Umbau der Hauptförderanlage zur Doppelschachtanlage durch das Abteufen des neuen Hauptförderschachtes IVa. Über Tage wurde 1962 eine neue Wäsche gebaut. Die Schächte II und III sowie die Aufbereitung auf Schacht III wurden 1962 abgeworfen. Auf Martin-Hoop IV/IVa war nunmehr die Förderung und Aufbereitung konzentriert. Das Zechenkraftwerk lieferte Strom und Fernwärme für die Stadt Zwickau und die umliegenden Gemeinden.

Stilllegung

Nachdem 1968 das Karl-Marx-Werk als „Betriebsabteilung Karl Marx“ wieder in das Martin-Hoop-Werk eingegliedert worden war, war das Martin-Hoop-Werk nun das letzte produzierende Steinkohlenwerk des Zwickauer Reviers. Auch hier wurde die Produktion nach und nach eingestellt; 1978 wurde der letzte Hunt Kohle gefördert. Schacht X wurde noch 1978 abgeworfen, Schacht IX 1979, die Schächte V und Friedrich Nickolay (der zentrale Wasserhaltungsschacht des Zwickauer Reviers; 50° 42′ 43,5″ N, 12° 29′ 59,9″ O) 1980, der Schacht IV 1982 und der letzte Förderschacht im Zwickauer Revier, Schacht IVa, 1983.

Schächte im Grubenfeld Martin Hoop

Schacht Nr. Standort Teufbeginn Teufe (m) Anzahl der Flöze Gesamtmächtigkeit (m) Querschnitt/Durchmesser (m) Funktion verwahrt
I Reinsdorf (50° 41′ 57,9″ N, 12° 32′ 8,8″ O) 1867 356,4 6 11,0 rechteckig Förderschacht 1909
II Reinsdorf (50° 42′ 23,4″ N, 12° 32′ 1,5″ O) 1872 612,8 9 17,2 m 6,65 × 3,0 Förder- und Wetterschacht 1962
III (alt) Reinsdorf 1873 180,0 - - rechteckig Wetterschacht 1905
III Pöhlau (50° 43′ 18,8″ N, 12° 32′ 29,3″ O) 1900 1079,2 3 10,0 rund / 4,1 Förderschacht 1969
IV Pöhlau (50° 43′ 33,1″ N, 12° 33′ 35,9″ O) 1920 954,8 4 9,1 rund / 5,4 Förderschacht 1982
IVa Pöhlau (50° 43′ 35,1″ N, 12° 33′ 38,5″ O) 1959 1.111,8 4 8,1 rund / 6,0 Förderschacht 1983
V Reinsdorf (50° 42′ 59,1″ N, 12° 33′ 28,7″ O) 1935 861,4 7 13,8 rund / 5,4 Wetterschacht 1980
VI Eckersbach (50° 41′ 57,9″ N, 12° 32′ 8,8″ O) 1943 202,0 - - rund / 4,2 nicht fertiggestellt 1957
VII Reinsdorf (50° 42′ 2,4″ N, 12° 32′ 24,8″ O) 1868 545,5 3 5,6 4,2 × 2,35 Förderschacht 1958
VIII Reinsdorf (50° 41′ 46,6″ N, 12° 32′ 28,1″ O) 1872 567,0 3 5,6 4,05 × 2,25 Förder- und Wetterschacht 1957
IX Mülsen St. Jacob (50° 43′ 26″ N, 12° 34′ 53,3″ O) 1953 1047,0 10 21,7 rund / 5,4 Wetter- und Materialschacht 1979
X Mülsen St. Niclas (50° 42′ 49,3″ N, 12° 35′ 38,8″ O) 1958 799,7 - - rund / 7,0 Wetterschacht 1978

Literatur

  • Rudolf Fischer: Martin Hoop IV. Dietz, Berlin 1958 (Der Brand von 1952 wurde 1955 in diesem Roman verarbeitet.).
  • Dr.-Ing. Waldemar May, Prof. Dr. Otto Stutzer, Dr.-Ing. Eckardt: 75 Jahre Gemeinschaftsarbeit der Sächsischen Steinkohlenbergwerke. Überblick über den geologischen Aufbau des erzgebirgischen Steinkohlenbeckens. Hrsg.: Bezirksgruppe Sachsen der Fachgruppe Steinkohlenbergbau Zwickau. Zwickau Juni 1936, S. 321.
  • Autorenkollektiv: Der Steinkohlenbergbau im Zwickauer Revier. Hrsg.: Steinkohlenbergbauverein Zwickau e.V. Förster & Borries, Zwickau 2000, ISBN 3-00-006207-6.
  • Löffler (Hrsg.): Bergbau um Zwickau. Silber, Kohle, Uran – 1316, 1348, 1945. Zwickau 2003, ISBN 3-933282-19-5.
  • Norbert Peschke: Der Zwickauer Steinkohlenbergbau und seine Kohlenbahnen. Zschiesche GmbH, Wilkau-Haßlau 2007, ISBN 3-9808512-9-X.
  • Steinkohlenbergbauverein Zwickau e.V. (Hrsg.): Der Grubenbrand im VEB Steinkohlenwerk „Martin Hoop“ Zwickau am 19. April 1952. Zschiesche GmbH, Wilkau-Haßlau 2012, ISBN 978-3-9813511-8-7, S. 184.
Commons: Steinkohlenwerk Martin Hoop – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien