Kelsterbach
Wappen | Karte |
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Kelsterbach | Deutschlandkarte, Position von Kelsterbach hervorgehoben |
Basisdaten | |
Bundesland: | Hessen |
Regierungsbezirk: | Darmstadt |
Landkreis: | Groß-Gerau |
Geografische Lage: | Vorlage:Koordinate Text Artikel |
Höhe: | 107 m ü. NN |
Fläche: | 15,38 km² |
Einwohner: | 15.089 (30. Jun. 2005) |
Bevölkerungsdichte: | 981 Einwohner je km² |
Postleitzahl: | 65451 |
Vorwahl: | 06107 |
Kfz-Kennzeichen: | GG |
Gemeindeschlüssel: | 06 4 33 007 |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Mörfelder Straße 33 65451 Kelsterbach |
Offizielle Website: | www.kelsterbach.de |
E-Mail-Adresse: | info@kelsterbach.de |
Politik | |
Bürgermeister: | Erhard Engisch (SPD) |
Kelsterbach ist eine Stadt in Hessen, Landkreis Groß-Gerau, und Teil der Stadtregion Frankfurt sowie der Metropolregion Frankfurt/ Rhein-Main.
Geografie
Geografische Lage
Die Stadt liegt an der Südseite des Mains und westlich des Frankfurter Stadtwalds. Der allgemein als Unterdorf bezeichnete ursprüngliche Ortskern grenzt sich scharf von dem wesentlich größeren, allgemein Oberdorf genannten Siedlungsbereich ab, der erst mit dem Bau der Bahnlinie und der Industrialisierung Anfang des 20. Jh. oberhalb der etwa 17 m hohen Kelsterbacher Terrasse entstand, die sich vom Frankfurter Stadtwald 8 km nach Westen zieht.
Nachbargemeinden und -kreise
Kelsterbach grenzt im Norden an die Stadt Hattersheim (Main-Taunus-Kreis), im Osten und Süden an die kreisfreie Stadt Frankfurt am Main, sowie im Westen an die Stadt Raunheim.
Stadtgliederung
Kelsterbach besteht nur aus einem Stadtteil.
Politik
Stadtverordnetenversammlung
Die Stadtverordnetenversammlung in Kelsterbach setzt sich aus 37 Ratsfrauen und Ratsherren zusammen.
- CDU 10 Sitze
- SPD 20 Sitze
- WIK 5 Sitze (grün orientierte Wählerinitiative)
- EUK 2 Sitze (Wählerinitiative von EU-Ausländern)
(Stand: Kommunalwahl am 26. März 2006)
Geschichte
Steinzeit
Bis vor kurzer Zeit wurde Kelsterbach als der Ort geführt, bei dem der älteste anatomisch moderne Mensch Europas gefunden wurde. Der als Dame von Kelsterbach bekannt gewordene und auf ein Alter von 32.000 Jahren datierte angebliche Schädel eines Cro-Magnon-Menschen verschwand jedoch spurlos im Zusammenhang mit dem Skandal um den Anthropologen Reiner Protsch und war wohl eine Fälschung. Aus der Mittelsteinzeit wurden im Bereich der Kelsterbacher Terrasse Mikrolithen gefunden. Ob es sich dabei um Siedlungsspuren handelt, muss dahingestellt bleiben. Auch aus zahlreichen in alle Epochen der Jungsteinzeit datierten Keramikfunden kann nicht unbedingt auf eine dauerhafte Besiedelung geschlossen werden.
Bronze- und Eisenzeit
Eine Besiedelung ist dagegen für die Bronzezeit wahrscheinlich. Erste wertvolle Funde aus der Frühzeit dieser Epoche wurden bereits im Jahr 1937 gemacht. 1972 wurden dann beim Bau der Kelsterbacher Spange an der Kante der Kelsterbacher Terrasse zwischen Römerschneise und Schwedenschanze mehrere bronzezeitliche Fundkomplexe angeschnitten. Aus dem Gesamtbild der archäologischen Auswertungen ergibt sich die Annahme einer mittel- bis spätbronzezeitlichen Ansiedlung etwa 10 – 15 m oberhalb des Mains. Aus der älteren Eisenzeit (700 – 450 v. Chr.) liegen ebenfalls verschiedene Siedlungsspuren vor.
Die Römer
Frühere Funde gaben bereits Veranlassung, eine römische Ansiedlung des 3. Jh in der Kelsterbacher Mainniederung zu vermuten. 1970 im nordöstlichen Gemarkungsbereich gefundene Ziegelteile und Münzen waren Anlass, 2004 und 2005 umfangreiche Grabungen durch das Institut für archäologische Wissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt auszuführen. Dabei kam mit zahlreichen Nebenfunden ein Gebäude mit Brunnen zu Tage, das als Kleinvilla angesprochen wird. Die Datierung konnte auf 200 – 220 n. Chr. vorgenommen werden.
Mittelalter
Wegen des Ortsnamens wird eine fränkische Gründung Gelsterbach vermutet (gelster = laut rauschend). Als Grundlage dieser Bezeichnung kann der namensgebende, als spärliches Rinnsal dahin ziehende Bach, der im Frankfurter Stadtwald entspringt, aber kaum gelten, selbst wenn er früher deutlich mehr Wasser geführt hat. Die erste urkundliche Erwähnung fand Gelsterbach, wie unzählige andere Orte, im Lorscher Kodex (ca. 850 n. Chr.). Über viele Jahrhunderte gehörte Kelsterbach dann zum Wildbann Dreieich, dessen zentrale Verwaltung auf der Burg Hayn ansässig war. Auch nach dem Übergang der Territorialherrschaft an Katzenelnbogen bestand das königliche Jagdrecht weiter. 1479 fiel Kelsterbach mit der gesamten Grafschaft Katzenelnbogen an die Landgrafschaft Hessen und bei der Erbteilung 1567 an Hessen-Darmstadt, dessen Geschichte der wenig bedeutsame Bauernort fortan teilte.
Neuzeit
Landgraf Ernst-Ludwig plante ob der verkehrsgünstigen Lage, Kelsterbach zu einer Handwerkerstadt auszubauen. Von 1699 – 1712 wurde dazu die großzügig angelegte Neukelsterbacher Straße mit zweigeschossigen Wohn- und Arbeitshäusern errichtet, in der calvinistische Flüchtlinge angesiedelt werden sollten. Vielfältige Probleme führten zum Scheitern dieses Vorhabens. Mitte des 18. Jh. übernahm Landgraf Ludwig VIII. eine zuvor private Fayence-Fabrik, um daraus eine Porzellanmanufaktur zu machen. Der in Meißen ausgebildete Porzellanmaler Christian D. Busch wurde mit deren Leitung beauftragt. Namhaftester in Kelsterbach arbeitender Porzellankünstler war Carl Vogelmann. Die Manufaktur bestand nur für wenige Jahre.
Im 1821 gegründeten Darmstädtischen Verwaltungsbezirk Groß-Gerau, der schon 1832 als Kreis Groß-Gerau institutionalisiert wurde, war Kelsterbach Sitz eines Amtmannes. Fortan teilte Kelsterbach bis heute die Geschichte und territoriale Zuordnung des Kreises Groß-Gerau. Einen großen Entwicklungsschritt bedeutete 1904 die Umwandlung der im Jahr 1899 gegründeten Waggonfabrik in die Vereinigte Kunstseidenfabrik, später Vereinigte Glanzstoff AG. Dieses Werk bestimmte sodann für nahezu einhundert Jahre wesentlich die weitere Entwicklung des damals etwa 3.000 Einwohner zählenden Ortes, ehe es im Jahr 2000 der Globalisierung zum Opfer fiel. Großes Kopfzerbrechen bereitet derzeit die weitere Verwendung des riesigen, mitten im Ort gelegenen Areals.
Erhebliche Gemarkungsflächen gingen ab der 2. Hälfte des 20. Jh. durch die zunehmende Ausdehnung des südlich angrenzenden Rhein-Main-Flughafens verloren. Diese Entwicklung dauert weiterhin an und stellt die kommunale Selbständigkeit zunehmend in Frage, da Kelsterbach mehr und mehr vom übrigen Gebiet des Kreises Groß-Gerau abgeschnitten wird. Im Jahr 1974 konnte durch den Beitritt zum Umlandverband Frankfurt die im Zuge der hessischen Kreisreform drohende Eingemeindung nach Frankfurt noch einmal abgewendet werden.
Kelsterbach erhielt die Stadtrechte 1952, gemeinsam mit Raunheim.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Kelsterbach hat eine Anschlussstelle an die A3, über die B40a und einen Autobahnzubringer ist man schnell auf der A66. Durch Kelsterbach führt zudem die B43. Mit den S-Bahn Linien S8 und S9 gelangt man innerhalb einer Viertelstunde zum Frankfurter Hauptbahnhof und in 3 Minuten zum Flughafen Frankfurt.
Infrastruktur
Im Jahr 1926 entstand im Zuge des Baus der Nord-Süd-Leitung in der Nähe von Kelsterbach eine große Umspannanlage. Heute verfügt dieses Umspannwerk, welches der RWE AG gehört, über die Spannungsebenen 380, 220 und 110 kV. Wegen des Ausbaus des Frankfurter Flughafens mussten die zu diesem Umspannwerk von südlicher Richtung kommenden Hochspannungsleitungen mehrfach neu verlegt werden. Sie werden heute auf Masten mit niederer Bauhöhe in Einebenenanordnung westlich des Frankfurter Flughafens vorbeigeführt. Wegen des geplanten Baus der Landebahn Nordwest wird das Umspannwerk derzeit (Stand 2006) verlegt und modernisiert.
Kelsterbach verfügt über ein großes kombiniertes Hallen- und Freizeitbad. Ein Umbau mit Modernisierung ist für 2007 geplant. Außerdem eine der größten und modernsten Stadtbüchereien im Kreis Groß-Gerau sowie eine Integrierte Gesamtschule, mehrere Grundschulen und eine Sonderschule. Als einzige kreisangehörige Kommune in Hessen hat Kelsterbach noch selbst die Schulträgerschaft. Die sieben Kindergärten unter kirchlicher Leitung werden von der Stadt koordiniert und finanziell unterstützt. Besonders die Jugendförderung (Jugendzentrum, Ferienspiele, ...) und die Seniorenberatung sind fester Bestandteil in der Gemeinde.
In den Sportstätten und den städtischen Räumlichkeiten findet ein reges Vereinsleben (ca. 90 Vereine und Organisationen) statt. Nicht umsonst wird Kelsterbach auch als "Stadt der Vereine" bezeichnet. Neben vielen kulturellen Veranstaltungen ist Kelsterbach weit über die Stadtgrenzen hinaus für seine traditionelle Kerb am ersten Sonntag im September und das Altstadtfest eine Woche später bekannt.
Ausgeprägte Einkaufsmöglichkeiten sind - abgesehen von Lebensmittelmärkten - vor Ort kaum vorhanden.
Zur Naherholung stehen das schön angelegte Mainufer, der im Sommer stark frequentierte Südpark und ein ausgedehnter Stadtwald mit See und Wildgehege zur Verfügung. Abgesehen vom Mainufer werden diese Flächen aber weitgehend von der Fraport AG für die vorgesehene Erweiterung des Frankfurter Flughafens beansprucht (Stand April 2006).
Ansässige Unternehmen
Kelsterbach profitiert von und leidet gleichzeitig an der Nähe zum Rhein-Main-Flughafen, das Gewerbegebiet Kelsterbach-Süd grenzt direkt an den Flughafen an. Zahlreiche Logistik-Dienstleister haben hier Niederlassungen, unter anderem
- Lufthansa Cargo
- Lufthansa Systems
- Nippon Express (Deutschland) GmbH
- Schenker AG
Größter Arbeitgeber mit rund 1.100 Beschäftigten ist die Ticona AG, ein führendes Unternehmen für die Herstellung von HighTech-Kunststoffen. Im Zusammenhang mit der geplanten Flughafenerweiterung muss der derzeitige Standort dieses Unternehmens aufgrund von Sicherheitsrisiken möglicherweise aufgegeben werden (Stand April 2006).
bekannte Persönlichkeiten
Aus Kelsterbach stammen u. a.
- Philipp Helfmann, Bauunternehmer (HOCHTIEF AG)
- Prof. Dr. Gert G. Wagner, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler
- Dagmar LAY.D., Countrysängerin
- Kai Hundertmarck, Radsportler
Weblinks
- Internetauftritt der Stadt Kelsterbach
- Römische Ausgrabungen bei Kelsterbach
- Vorlage:PVFRM
- Linkkatalog zum Thema Kelsterbach bei curlie.org (ehemals DMOZ)