Zum Inhalt springen

Berolinismus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 27. April 2017 um 21:21 Uhr durch Lommes (Diskussion | Beiträge) (Gebäude und Denkmäler: Beleg für "Höhere Beamtenlaufbahn" auf der Bundestag-Website). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Als Berolinismus oder Berlinismus wird ein nur in der Berliner Umgangssprache üblicher Ausdruck bezeichnet. Dazu gehören unter anderem Spitznamen für bestimmte Gebäude und Bezeichnungen für berlintypische Gewohnheiten.

Spitznamen

Viele Berliner Spitznamen sind weit über die Grenzen Berlins bekannt, und der Berliner Volksmund ist mit diesen Spitznamen durchsetzt, wobei es bei einer Reihe von Begriffen für Gebäude Diskussionen darüber gibt, ob sie tatsächlich zur Berliner Umgangssprache gehören oder doch eher von verschiedenen Touristenführern dem Berliner Volksmund „untergeschoben“ werden.

Wie bei allen Spitznamen (im 17. Jahrhundert spitz: ‚verletzend‘) handelt es sich meist um Spottnamen, die einen kurzen Ersatznamen für den realen Namen geben, der sich aus den Charakteristika der Sache oder der Person ergeben. Die Alltagssprache des Berlinischen soll eine vergleichsweise ruppige Art besitzen und gehe ziemlich frei mit Spottnamen um. Dies wird auch von Touristenführern und Reiseliteratur gern kolportiert; tatsächlich ist das aber wohl eine Legende. Im Alltag werden der Fernsehturm („Telespargel“) und der Funkturm („Langer Lulatsch“) gerade so, nämlich in der offiziellen Form genannt. Die alternativen Namen werden zumeist ironisch gebraucht, um journalistische Volksnähe zu zeigen oder um Touristen mit dem „Witz“ der Berliner zu beeindrucken. Ein Gegenbeispiel ist der Bierpinsel, der eher selten mit der öffentlichen Bezeichnung „Turmrestaurant Steglitz“ oder „Turmrestaurant an der Schloßstraße“ benannt wird.

Viele spitze Bezeichnungen sind stark zeitbezogen. Da jedoch echte und angebliche Spitznamen vor allem von den Medien zur Herstellung eines Berliner Lokalkolorits verbreitet werden, kann zumindest zeitweise so manche sehr eigenartige Bezeichnung auch ohne weiteren Satzbezug von den Berlinern verstanden werden. Die funktionellen Namen überwiegen jedoch im allgemeinen Sprachgebrauch.

Gebäude und Denkmäler

Bienenhaus – Junggesellenhaus im Hansaviertel

Straßen, Plätze und Gegenden

Viele Gegenden und bestimmte Stadtgebiete oder wichtige Straßenkreuzungen werden nach dortigen oder ehemals bestenden Kneipen oder Restaurants bezeichnet. Auch wenn diese Restaurationen nicht mehr existieren, überleben deren Namen. Es werden zum Teil auch berlininterne oder sogar offizielle Bezeichnungen daraus, beispielsweise das Alte Fährhaus (Landsberger Allee /Ecke Oderbruchstraße), Schillerglocke (Weißenseer Weg /Ecke Konrad-Wolf-Straße), Roseneck auf der Grenze zwischen Schmargendorf und Grunewald, Hubertus in Mahlsdorf oder Wiesenbaude in Lichterfelde (Kreuzung Goerzallee/Königsberger Straße/Hindenburgdamm/Drakestraße).[5]

Andererseits bestehen zahlreiche Kurznamen oder Umbildungen für Straßen, Gegenden, Plätze und Einrichtungen, von denen hier einige gängige oder bedeutsame Bezeichnungen exemplarisch aufgeführt werden.

Berolinica

Im Gegensatz zu den beschriebenen Spitznamen verbirgt sich hinter dieser Bezeichnung eine Literaturkategorie. Berolinica sind Bücher oder Schriften, die sich mit berlintypischen Sachverhalten oder der Berliner Geschichte befassen. Diese Kategorisierung findet sich in Antiquariaten oder im gutsortierten Buchfachhandel.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2012/40236033_kw33_melh_haus/209142
  2. a b c d e f g h i j k Peter Cürlis, Rolf Opprower: Im Spitznamen des Volkes. Laokoon Verlag, München 1965.
  3. Michael Zaremba: Reinickendorf im Wandel der Geschichte. be.bra verlag, Berlin 1999, ISBN 3-930863-63-4, S. 99
  4. Langer Lulatsch. In: Die Zeit, 3. September 1976.
  5. Taxi-Ruf Wiesenbaude, Hindenburgdamm 138
  6. „Kreuzkölln“ – Ein Kiez beginnt zu leben. In: Berliner Morgenpost, 16. Juni 2007