Bleiakkumulator

Ein Bleiakkumulator (kurz Bleiakku) ist ein Akkumulator, bei dem die Elektroden aus Blei bzw. Bleidioxid bestehen und deren Elektrolyt aus verdünnter Schwefelsäure besteht.
Bleiakkumulatoren gelten für eine Lebensdauer von einigen Jahren als zuverlässig und preisgünstig. Im Vergleich mit anderen Akkumulatortechnologien haben sie im Verhältnis zum Volumen eine große Masse sowie mit 0,11 MJ/kg eine geringe Energiedichte. Die Energiedichte bezogen auf das Volumen ist durchaus vergleichbar mit anderen Akkumulatortechnologien. Die bekannteste Anwendung ist die Starterbatterie für Kraftfahrzeuge. Daneben werden sie auch als Energiespeicher für Elektrofahrzeuge eingesetzt. Aufgrund der großen Masse und ihrer Temperaturabhängigkeit sind sie hierfür allerdings nur mit Einschränkungen zu verwenden. Das hohe Gewicht kann aber auch vorteilhaft genutzt werden, beispielsweise in Gabelstaplern, bei denen der Bleiakkumulator gleichzeitig als Gegengewicht an der Hinterachse dient.
Geschichte
Luigi Galvani legte durch die Entdeckung der Muskelkontraktionen bei toten Fröschen durch Berührung mit Eisen und Kupfer die Grundlage zur Entwicklung der galvanischen Zelle durch Alessandro Volta im Jahre 1792. Volta erkannte, dass die zuckenden Froschschenkel in Galvanis Versuch eine physikalische Grundlage haben, er untersuchte daraufhin die Kontaktspannung verschiedenster Metalle und entwickelte die elektrochemische Spannungsreihe. 1802 entwickelte Johann Wilhelm Ritter ein ähnliches System, jedoch waren Ritters Zellen – im Vergleich zu Voltas Zellen – nach der Entladung wieder aufladbar. Dieses wiederaufladbare Sekundärsystem war eine Vorform für heute bekannte Akkumulatoren.
1854 entwickelte der deutsche Mediziner und Physiker Wilhelm Josef Sinsteden den ersten Bleiakkumulator. Sinsteden stellte zwei große Bleiplatten, die sich gegenseitig nicht berührten, in ein Gefäß gefüllt mit verdünnter Schwefelsäure. Durch Anschließen einer Spannungsquelle und häufiges Ent- sowie Aufladen (Formieren) erreichte er nach einer gewissen Zeit eine messbare Kapazität. An einer der Platten bildete sich Bleidioxid (Blei(IV)-oxid), und an der anderen reines Blei. 1859 wurde Sinstedens Bleiakkumulator von Gaston Planté durch eine spiralförmige Anordnung der Bleiplatten erheblich weiterentwickelt, diese Konstruktion kommt auch heute noch in Bleiakkumulatoren zum Einsatz.
In der Industrie gab es zunächst kaum Verwendung für Strom speichernde Zellen, dies änderte sich erst zwanzig Jahre später. 1866 entwickelte Werner von Siemens den Elektrischen Generator und die Nachfrage nach Möglichkeiten zur Speicherung der elektrischen Energie stieg rasant an. 1880 wurde der Bleiakkumulator vom französischen Ingenieur Camille Alphonse Faure entscheidend weiterentwickelt, durch eine Beschichtung aus Bleipulver und Schwefel erreichte der Bleiakkumulator bereits nach wenigen Ladezyklen (dem Formieren) eine hohe Kapazität.[1]
Den ersten großen wirtschaftlichen Erfolg konnten die Bleiakkumulatoren durch Henri Tudor aufweisen. Bereits 1882 soll es ihm gelungen sein, eine Gleichstromanlage unter Benutzung eines Wasserfalles zu entwerfen, die diverse Bleiakkumulatoren stetig wieder aufladen konnte. Er verwendete hierzu das Wasserrad der Mühle auf dem Landsitz seiner Eltern, dem sogenannten Irminenhof. Dieses System verwendete er, um die elektrische Beleuchtung im Irminenhof zu realisieren. Der Irminenhof war somit eines der ersten privaten Gebäude in Europa, das durchgehend elektrisches Licht hatte. Der erste große Auftrag für Tudor war die Umsetzung einer elektrischen Beleuchtung für die Stadt Echternach im Jahr 1886.[2]
1887 wurde von Adolph Müller die erste Akkumulatorenfabrik Deutschlands gegründet, aus ihr entwickelte sich später der Konzern VARTA.
Im Jahr 1910 wurden bereits 70.000 Tonnen Blei für Bleiakkumulatoren verwendet. Sie wurden als stationäre und transportable Gleichstromquellen für die Schwachstromtechnik eingesetzt.
Aufbau

Ein Bleiakkumulator besteht aus einem säurefesten Gehäuse und zwei Bleiplatten bzw. Plattengruppen, von denen die eine als positiv und die andere als negativ gepolte Elektrode dienen, sowie eine Füllung von 37-prozentiger (Massenanteil) Schwefelsäure (H2SO4) als Elektrolyt. Bei der handelsüblichen Ausführung sind die Elektrodenplatten dicht ineinander geschachtelt, dazwischen befinden sich Separatoren zum Beispiel aus perforiertem, gewelltem Polyvinylchlorid (PVC), die eine direkte gegenseitige Berührung (Kurzschluss) verhindern. Die Anschlüsse und Verbindungslaschen bestehen u. a. bei Starterbatterien aus metallischem Blei.
Im entladenen bzw. neutralen Zustand lagert sich an beiden Elektrodengruppen eine Schicht aus Blei(II)-sulfat (PbSO4) ab. Im aufgeladenen Zustand haben die positiven Elektroden eine Schicht aus Blei(IV)-oxid (PbO2), die negativ gepolten Elektroden bestehen aus mehr oder weniger porösem Blei (Bleischwamm).

Die Säuredichte stellt gleichzeitig ein Maß für den Ladezustand dar. Sie beträgt bei vollem Akkumulator ca. 1,28 g/cm³ (100 % Ladung) und bei entladenem Akkumulator 1,10 g/cm³ (Entladung 100 %, Tiefentladung) Der Lade- bzw. Entladezustand ist linear verknüpft mit der Elektrolytdichte und verändert sich pro 0,01 g/cm³ um ca. 5,56 %, z. B. 1,28 g/cm³→100 %, 1,19 g/cm³→50 %, 1,104 g/cm³→2 % Restkapazität.
Wirkungsweise

Die Wirkungsweise des Bleiakkumulators lässt sich anhand der bei der Ladung und Entladung bzw. der Stromentnahme ablaufenden chemischen Prozesse darstellen.
Bei der Entladung laufen folgende chemische Vorgänge ab:
Negativer Pol:
Positiver Pol:
Beim Laden laufen die Vorgänge in Gegenrichtung ab.
Die Gesamtreaktion beim Entladen und Laden:
Nach rechts findet unter Energieabgabe die Entladung des Bleiakkus statt, nach links unter Energiezufuhr die Aufladung.
Aus den elektrochemischen Equivalenten berechnet sich für die „elektrische Energie“ eine Ladungsmenge von 2 * 96485 A*s (Faraday-Konstante). Dies entspricht einem Blei-Akku mit 53,6 Ah.
Aus der elektrochemischen Spannungsreihe kann man nun die Potentialdifferenz, also letztlich die elektrische Spannung, die entsteht, berechnen.
Selbstentladung:
Blei(IV)-oxid ist in schwefelsaurer Lösung unbeständig.
Die Überspannung des Wasserstoffs, die das Laden eines Bleiakkumulators überhaupt erst möglich macht, verlangsamt diesen Vorgang.
Gebrauchseigenschaften
Die Nennspannung einer Zelle beträgt 2 V, die Spannung schwankt jedoch je nach Ladezustand und Lade- bzw. Entladestrom zwischen ca. 1,75 und 2,4 V. Die Energiedichte beträgt 0,11 MJ/kg (30 Wh/kg), während moderne NiMH-Zellen fast den dreifachen Wert erreichen.[3]
Bleiakkumulatoren zeichnen sich durch die kurzzeitige Entnehmbarkeit hoher Stromstärken aus. Diese Eigenschaft ist zum Beispiel für Fahrzeug- und Starterbatterien notwendig. Andererseits führen Kurzschlüsse aufgrund dieser Eigenschaft zu extrem hohen Stromstärken, die zu Verbrennungen (Erhitzung von Werkzeugen) oder Bränden (Verkabelung) führen können. Daher sollen Starterbatterien immer erst am Masse-Pol (Fahrzeugchassis) getrennt und zuletzt an diesem angeschlossen werden. Bei einem Kurzschluss können sich die Elektroden verformen.
Ein Bleiakkumulator kann ausgasen, wenn er durch Edelmetalle verunreinigt wird. Dabei lagern sich Teile des Edelmetalls an der Bleielektrode an und verringern so die Überspannung des Wasserstoffs. Vor allem bei den Ladevorgängen kann Knallgas entstehen. Dieses kann sich durch Funken entzünden und zu gefährlichen Verpuffungen führen. Die Gefahr der Funkenbildung besteht vor allem beim An- oder Abklemmen der Batterieanschlüsse oder bei elektrostatischer Aufladung (z. B. des Kunststoffgehäuses durch Reiben) oder nach Betätigen des Anlassers durch Induktionsspannungen. Daher müssen geschlossene Räume, in denen Bleiakkumulatoren geladen werden, belüftet werden.[4]
Pflege und Lebensdauer

Bleiakkus können eine recht hohe Lebensdauer von mehreren Jahren erreichen. Während minderqualitative oder ungenügend geregelte Akkumulatoren als Starterbatterie oft nur 2 bis 4 Jahre einsetzbar sind, können hochwertige Ausführungen bis zu 10 Jahre ihre Funktion erfüllen. Traktionsbatterien oder Speicherbatterien können je nach Qualität und Belastung zwischen 5 und 15 Jahre Lebensdauer erreichen. Allerdings gibt es sehr große Qualitätsunterschiede, die bei Bleiakkumulatoren teilweise schon im Gewicht abschätzbar sind. Bei Bleiakkumulatoren gleicher Kapazität und Größe, aber mit verschiedenem Gewicht, ist in der Regel der schwerere Akkumulator länger haltbar, da die Bleigerüste massiver ausgeführt sind. Die Belastbarkeit im Neuzustand ist davon nicht direkt beeinflusst, da auch eine schwächere Blei-Struktur mit großer aktiver Oberfläche ausgeführt werden kann (Strukturierung). Generell altern Akkumulatoren und zählen als Verschleißteil. Das liegt bei Bleiakkumulatoren in erster Linie an der inneren Korrosion (bei nur äußerer Korrosion, siehe auch: Polfett) der Bleigerüste der Elektroden, an der Entstehung von feinen Kurzschlüssen und an der Sulfatierung des Bleis, die bewirkt, dass sich die PbSO4-Kristalle zu immer größeren Verbünden zusammenschließen. So verringert sich die elektrochemisch aktive Oberfläche des PbSO4. Durch diese kleinere Oberfläche löst sich das PbSO4 immer schlechter. So dauert es sehr lange, bis eine hinreichend hohe Konzentration an Pb2+ vorliegt. Außerdem ist die elektrische Leitfähigkeit des Sulfats geringer als diejenige von Blei. Der dadurch erhöhte Innenwiderstand der Zelle führt bei Belastung zu einem stärkeren Spannungsabfall.
Zum Aufladen muss ein passender Laderegler verwendet werden, um die vor allem bei geschlossenen gebundenen Bleiakkumulatoren (Blei-Gel, Blei-Vlies) schädliche Überladung zu vermeiden und die Gasung zu beschränken. Bei offenen Bleiakkumulatoren mit flüssigem Elektrolyt ist Überladung weniger kritisch, da die durch Ausgasung entstandenen Verluste mit destilliertem Wasser ausgeglichen werden können und die Gasung zu einer Durchmischung der Säure führt und eine nachteilige Säureschichtung verhindert. Für Bleiakkumulatoren geeignete Laderegler stellen einen maximalen Ladestrom zur Verfügung, bis die Zellenspannung einen typischen Wert von 2,3 bis 2,35 V erreicht hat, anschließend halten sie die Spannung konstant.
Bleiakkumulatoren sollten nicht tiefentladen (Zellenspannungen unter 1,8 V) werden, da dies den Akkumulator unbrauchbar machen kann. Aus wirtschaftlichen Gründen sollten daher die Batterien nicht unter 20 % der Kapazität entladen werden, dies entspricht einer Elektrolytdichte von ungefähr 1,16 g/cm³. Unter diesem Wert gilt ein Akkumulator als tiefentladen und ist möglichst umgehend geeignet aufzuladen.[5]
Verunreinigungen im Elektrolyten wie z. B. Eisenmetall- oder Edelmetallsalze setzen die Überspannung des Wasserstoffs herab und leiten deshalb eine spontane Selbstentladung ein.
Ladeverfahren
Zum Aufladen ist ein Ladegerät zu verwenden. Die im Gerät enthaltene elektronische Schaltung, der Laderegler, steuert den Ladevorgang und setzt das Ladeverfahren um.
Im Wesentlichen durchläuft die Ladung die Phasen
- Hauptladung
- Boostladung
- Ausgleichsladung (nur Nassakkus)
- Ladungshaltung (float)
Für Dauerbetrieb geeignete Laderegler stellen einen Ladestrom zur Verfügung, der in Ampere (A) üblicherweise 1/10 der Kapazität in Amperestunden (Ah) des Akkus entspricht. Dieser wird aufrechterhalten, bis die Zellenspannung einen typischen Wert von 2,3 bis 2,35 V erreicht hat. Anschließend wird die Betriebsart automatisch auf Konstantspannung umgeschaltet, der die Selbstentladung ausgleicht.
Der Laderegler dient bei geschlossenen gebundenen Bleiakkumulatoren (Blei-Gel, Blei-Vlies) insbesondere dazu, schädliche Überladung zu vermeiden und die Gasung zu beschränken. Bei Zellspannungsgesteuerten Ladegeräten wird in der Hauptladephase die Zellspannung überwacht, bis diese 2,35 V je Zelle erreicht hat. Danach wird die Ladespannung für wenige Stunden auf 2,4 V angehoben, um danach auf die Ladehaltungsspannung zu reduzieren.
Bei offenen Bleiakkumulatoren mit flüssigem Elektrolyt ist Überladung weniger kritisch, da die durch Ausgasung entstandenen Verluste mit destilliertem Wasser ausgeglichen werden können. Die Gasung ist bei Nass-Bleiakkus sogar erwünscht, da die aufsteigenden Gasbläschen nach dem Prinzip der Mammutpumpe eine Durchwälzung der Säure bewirkt und so eine sich im Laufe der Zeit mögliche Ausbildung von Säureschichten verschiedener Dichten vermindert.
Verwendung

Wichtig für die Verwendung sind vor allem die Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit durch günstige Kosten. In Deutschland nahm der Bleiakkumulator aufgrund der großen Erfahrungen durch den Einsatz in U-Booten ab dem Ersten Weltkrieg eine herausragende Stellung bei Forschung und Produktion ein. Allerdings steht die Wirtschaftlichkeit von Bleiakkumulatoren durch fallende Kosten für andere Akkumulatorensysteme, vor allem bei robusten Lithium-Eisenphosphat-Akkumulatoren zunehmend in Frage. Hinzu kommt der Nachteil des hohen Gewichts, was oft ein Hemmnis in der Elektromobilität darstellt, weil dadurch die Reichweite des Fahrzeugs eingeschränkt wird. Gegenüber Lithium-Akkumulatoren haben Bleiakkumulatoren im stationären Einsatz (z.B. als Solarbatterie) den Vorteil, dass sie zur Überwachung der Akkuzellen kein Batteriemanagementsystem benötigen. Stationäre Speichersysteme mit Bleiakkumulator können daher preiswerter angeboten werden und arbeiten üblicherweise wirtschaftlicher als Systeme mit Lithium-Akkumulator.[6]
EFB/AFB-Autobatterie
Eine EFB- (enhanced flooded battery) bzw. AFB-Batterie (advanced flooded battery) ist eine verbesserte Starterbatterie für Kraftfahrzeuge mit Start-Stopp-System. Sie eignet sich für Anwendungen mit Teilentladung.
Um die Emissionswerte zu senken, werden auch Kleinwagen mit Start Stopp System ausgestattet. Hierfür wird oftmals eine relativ neue EFB-Batterietechnologie verwendet. Es ist eine Weiterentwicklung der herkömmlichen Nassbatterie (Akkumulator) und wurde speziell für den Start Stop Betrieb konzipiert. Diese Batterien sind deutlich zyklenfester und rüttelfester als herkömmliche Starterbatterien. Sie haben eine bessere Alterungsstabilität gegenüber herkömmlichen Starterbatterien. Sie sind außerdem günstiger als AGM Batterien und werden überall dort eingesetzt, wo die Tiefentladeeigenschaften (deep cycle) einer AGM Batterie nicht benötigt werden. Batterien mit EFB Technologie haben eine bessere Ladungsaufnahme und thermische Stabilität als konventionelle Starterbatterien. Ein weiterer Vorteil gegenüber konventionellen Starterbatterien ist die längere Lagerfähigkeit dieser Batterie. Das kommt nicht nur den Händlern sondern auch den Autofahrern zugute, die ihr Fahrzeug nur saisonal nutzen. Ihr Grundaufbau ist analog zu einer herkömmlichen Nassbatterie. Der Unterschied liegt im Detail.
Durch die Zugabe von speziellen Kohlenstoffadditiven in die Bleiplatten, reduziert man die Sulfatbildung und verringert somit den inneren Widerstand. Die Batterie kann somit tiefer entladen werden und hat eine bessere Ladungsaufnahme. Sie kann somit schneller aufgeladen werden und weist eine bessere thermische Stabilität auf. Dies ermöglicht einen Einsatz in übermäßig kalten sowie auch heißen Regionen.
Ein weiterer Unterschied liegt im Plattenaufbau. Die positiven Bleiplatten werden in ein spezielles Polyestergewebe eingepackt und in einen ionendurchlässigen Taschenseparator gesteckt. Die Plattensätze einer EFB-Batterie haben eine mittlere Kompression. Nach dem Auffüllen der EFB-Batterie mit flüssigem Elektrolyt saugt sich das Polyestergewebe damit voll und dehnt sich aus. Dadurch wird ein Druck auf die positiven Platten erzeugt und somit ein zusätzlicher Halt des aktiven Materials gewährleistet.
Diese Weiterentwicklungen erlauben eine höhere zyklische Beanspruchung der EFB-Batterie und somit einen Einsatz in Fahrzeugen mit Start-Stopp-System. Eine weitere Einsatzmöglichkeit findet in Fahrzeugen mit verstärkten Vibrationen wie Traktoren, Geländefahrzeugen, Baggern und Booten.
Verschlossene Bleiakkumulatoren
Bleiakkus können auch in einer verschlossenen Bauform hergestellt werden, die lageunabhängig betrieben werden können. Hierzu gehören die VRLA-Akkumulatoren. Die Säure wird dabei in Glasfasermatten (engl.: AGM, Absorbing Glass Mat) oder als Gel in Kieselsäure gebunden. Ihr Vorteil besteht darin, dass beim regulären Laden kein Gas entsteht und das Nachfüllen von destilliertem Wasser entfällt. Sollte durch nicht sachgerechtes Laden Gasentwicklung eintreten, öffnen sich Überdruckventile bevor es zu einer Explosion kommen kann.
Stationäre Anwendung

Bleiakkumulatoren werden vorrangig als Pufferbatterien eingesetzt. Pufferbatterien unterstützen oder ersetzen bei Ausfall die Stromversorgung. Dabei spielen das hohe Gewicht und das Volumen nur eine untergeordnete Rolle. Anwendungsbeispiele:
- Unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) (Notstromversorgung, Alarmanlagen)
- zentrale Stromversorgungssysteme für Notbeleuchtung
- Solarbatterien in Photovoltaikanlagen (Inselanlagen)
In vielen Fällen werden Bleiakkumulatoren heute schon durch Lithium-Ionen-Akkumulatoren ersetzt. Der derzeit (2012) höhere Anschaffungspreis wird oft durch die höhere Leistungsfähigkeit und Lebensdauer ausgeglichen.[7]
Mobile Anwendung

Bleiakkumulatoren werden als Starterbatterien und wurden auch als Traktionsbatterien im mobilen Bereich eingesetzt. Starterbatterien liefern Strom zum Starten eines Verbrennungsmotors mit einem Anlasser und puffern ständig die Bordspannung. Sie liefern Strom beim Ausfall der Lichtmaschine und bei stehendem Motor. Traktionsbatterien liefern die Antriebsenergie für Fahrzeuge. Bei Gabelstaplern dienen Bleiakkumulatoren auch als Ausgleichsmasse (Gegengewicht) bei der Lastanhebung.
Der Bleiakkumulator wird wegen seiner hohen Masse, geringen Leistungsfähigkeit und Lebensdauer zunehmend durch andere Akkumulatorbauarten ersetzt werden.[8] So sind dezentrale oder andere mobile Einsatzfälle aufgrund der hohen Masse heute (2017) eher selten und beschränken sich auf wenige Anwendungen (zum Beispiel manche Haushaltsstaubsauger sowie Weidezaungeräte). Demgegenüber stehen die Robustheit und die relative Kälteresistenz von Bleiakkumulatoren.
Anwendungsbeispiele:
- Starterbatterien für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor
- elektrische Rollstühle
- ältere bzw. preiswerte Elektrofahrräder
- ältere bzw. preiswerte Elektroroller
- ältere Elektroautos
- elektrische Gabelstapler
- U-Boote und Elektro-Torpedos
Literatur
- Thomas B. Reddy (Hrsg.): Linden's Handbook of Batteries. 4. Auflage. McGraw-Hill, New York 2011, ISBN 978-0-07-162421-3.
- Karl-Joachim Euler: Sinsteden – Planté – Tudor. Zur Geschichte des Bleiakkumulators. Gesamthochschule Kassel, Kassel 1980.
- Heinz Wenzl: Batterietechnik / Optimierung der Anwendung – Betriebsführung – Systemintegration. Expert-Verlag, Renningen-Malmsheim 2002, ISBN 3-8169-1691-0.
- D. A. J. Rand, P. T. Moseley, J. Garche, C. D. Parker: Valve-regulated Lead-Acid Batteries. Elsevier, 2004, ISBN 0-444-50746-9.
Weblinks
- Bleiakku-Interna, technische Details
- Zur Polarität von Anode und Kathode
- Übersicht über die chemischen Vorgänge
- Exide, Dezember 2008: Handbuch für stationäre Bleiakkumulatoren (PDF; 3,1 MB), 101 Seiten, 3. Auflage
- basytec, Andreas Jossen, Die Bleibatterie – Grundlagen, verschlossene Bauart, Alterung
- Varta-Batterielexikon ( vom 8. April 2006 im Internet Archive)
- Artikel über Bleiakkumulatoren auf elektronikinfo.de
Einzelnachweise
- ↑ Der Bleiakkumulator – Kapitel 2: Geschichte. Abgerufen am 21. Oktober 2009.
- ↑ Jos. A. Massard: 1886–1996, Hundertzehn Jahre elektrisches Licht in Echternach. (PDF; 13,6 MB) S. 9–10 (108–109 lt. Seitennummerierung), abgerufen am 21. Oktober 2009.
- ↑ Batterien, Ladekonzepte und Ladegeräte. EGSTON Holding GmbH, abgerufen am 31. Oktober 2009: „NiMH-Akku Energiedichte bis 90 Wh/kg“ .
- ↑ EN 50272-3
- ↑ Rotek Bilder-Dienst: Diagramme Zyklenfestigkeit, Leerlaufspannungen bei Entladung, aufgerufen 23. März 2012.
- ↑ Akku-Grundlagen, Abschnitt Wirtschaftliche Betrachtung. RN-Wissen.de, abgerufen am 14. September 2014.
- ↑ Winston Battery: Intelligent Uninterruptible Energy Storage Cabinet. Abgerufen am 8. März 2012.
- ↑ Winston Battery: WB-LP12V90AH, Datenblatt Blockakku 12V 90Ah LiFePO4 als Starterbatterie. Abgerufen am 8. März 2012.