Samois
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Begründung:Ist eine Gruppe von laut Artikel 14 Personen relevant genug? --((ó)) Käffchen?!? 18:05, 8. Mai 2006 (CEST)
Samois war eine amerikanische, feministische Lesben-Gruppe, die sich in den 80er Jahren politisch für die Rechte von lesbischen Sadomasochisten engagierte. Sie gilt als weltweit erste bekannte Organisation sadomasochistischer Lesben.
Mit Coming to Power:Writing and graphics on Lesbian S/M brachte die Gruppe später auch das weltweit erste bekannte BDSM-Handbuch heraus, dessen didaktischer Aufbau auch heute noch Vorbild für viele aktuelle Ratgeber ist.
Der Name der Gruppe ist der des fiktiven Anwesens der lesbischen Dommina Anne-Marie aus dem Roman "Geschichte der O", auf dem O durch diese gepierct und gebranntmarkt wird.
Entstehung
Bekannte Mitglieder und Mitgründerinnen der Gruppe waren die im angelsächsischen Raum sehr bekannte Schriftstellerin Pat Califia und die feministische Wissenschaftlerin und spätere Begründerin des Sex-Gender-Systems und des Sexpositiver Feminismus Gayle Rubin.
Die Wurzeln von Samois gehen auf eine Frauendiskussionsgruppe namens Cardea, innnerhalb der bekannten gemischtgeschlechtlichen BDSM-Gruppe Society of Janus, zurück. Cardea existierte nur kurz zwischen 1977 und 1978, bevor sie sich auflöste, aber ein kleiner Kern lesbischer, sadomasochistischer Teilnehmer, inklusive Califa und Rubin, wurde im Rahmen ihrer damaligen Aktivitäten dazu angeregt, Samois als rein lesbische BDSM-Gruppe ins Leben zu rufen.
Die Gruppe wurde am 13. Juni 1978 in San Francisco von Pat Califia, Gayle Rubin und 15 weiteren Frauen gegründet. Im selben Monat hielten die Mitglieder ihre erste Veranstaltung in einem Haus einer der Frauen ab. Der Name wurde bei dem zweiten Treffen am 10. Juli übernommen, unter anderem, um gegen die Zensur-Bestrebungen gegen den Roman "Geschichte der O" zu protestieren. Die erste öffentliche Vorstellung von BDSM hielt Samois am 18. Januar 1979 in dem Buchladen Old Wives Tales vor rund 140 Frauen, nachdem ursprünglich 30 bis 40 erwartet worden waren.
Aktivitäten
Im Sommer 1979 nahm Samois gegen den Widerstand der Organisatoren gemeinsam mit der BDSM-Gruppe Janus an der homosexuellen Veranstaltung Gay Freedom Day Parade teil und trug dabei erstmals T-Shirts mit der Aufschrift "The Leather Menace". Dies gilt als erstes öffentliches Auftreten einer sadomasochistischen Lesben-Gruppe auf einer öffentlichen Veranstaltung. Das Auftreten der Gruppe bei dieser Veranstaltung machte erstmals Differenzen zum nichtsadomasochistischen Lesben deutlich.
Auf der Parade wurde auch die erste Veröffentlichung von Samois "What Color Is Your Handkerchief", und eine Liste des Hanky Codes verkauft. Das Druckwerk wurde später regulär in Buchhandlungen zum Verkauf angeboten.
Im Jahr 1980 wurde im Speziellem Samois und auch BDSM allgemein in der Frauenpresse der USA scharf angegriffen. Die Angriffe zielten in der Regel darauf ab, das BDSM und Pornographie generell frauenfeindlich und entwürdigend für Frauen sei.
Pat Califia listet sieben Magazine mit sadophoben Artikeln auf, darunter das Lesbenmagazin "Off Our Backs". Zudem sah sich die Gruppe massiver Zensur in der lesbischen Subkultur ausgesetzt, die versuchte, die Existenz von Samois und von "What Color" zu verleugnen. Der offen zutage getragene Sadomasochismus der Gruppe brach ein Tabu innerhalb der in diesen Jahren sehr feministisch orientierten lesbischen Community. Samois lieferte sich während ihres Bestehens einen laufenden Schlagabtausch mit sadophoben Radikalfeministen, insbesondere mit der anti-pornographischen Feministinnengruppe "Women Against Violence in Pornography and the Media" (WAVPM).
Ähnlich wie die später von Alice Schwarzer im deutschsprachigem Raum initierte sadophobe PorNO-Kampagne, vertrat WAVPM ausdrücklich die Auffassung, dass BDSM rituallisierte Gewalt gegenüber Frauen darstellt.
Im Gegensatz hierzu betonten die Vertreterinnen von Samois immer wieder, dass ihr praktizieren von BDSM in Übereinstimmung mit dem Gedanken des Feminismus stehe und die durch WAVPM propagierte Sexualität konservativ und purtanisch sei.
Samois trat WAVPM mit dieser Position offensiv gegenüber und der sich hieraus ergebende Diskurs, legte die Grundlage für eine bis heute andauernde Auseinandersetzung, die im angelsächsischem Raum unter der Bezeichnung Feminist Sex Wars bekannt ist. Samois wird heute als eine der allerersten Vertreterinnen einer Position in diesem Streit betrachtet, die unter der Bezeichnung Sexpositiver Feminismus bekannt ist.
Im Juli 1980 bat Samois über geschaltete Anzeigen um Beiträge für ein geplantes Buch über lesbischen BDSM. Es wurde von dem Verlagskomitee der Gruppe (das selbstironisch nach dem Roman "1984" das "Ministry of Truth" genannt wurde) im November 1981 unter dem Titel Coming to Power. Writing and graphics on Lesbian S/M herausgebracht. In dem Buch wechselten sich Kurzgeschichten mit konkreten Hinweisen und Handlungsanleitungen ab. Der Band gilt aufgrund dieser aus damaligen Sicht vollkommen neuartigen Struktur als weltweit erstes BDSM-Handbuch. Die meisten späteren zum Thema BDSM erschienenen Handbücher übernahmen diesen erfolgreichen inneren Aufbau. Aufgrund externer Kritik und resultierender interner Auseinandersetzungen stellte das Buch zugleich eine ungeheuere Belastung für die Gruppe dar. Viele lesbische Buchhandlungen boykottierten die Bücher der Gruppe, da sie die Veröffentlichung sadomasochistischen Materials strikt ablehnten.
Im September hielt Samois den ersten jährlichen Leder-Tanztreffen- und Ms. Leather-Wettbewerb mit mehr als 300 Teilnehmerinnen ab. Entsprechende Veranstaltungen werden seitdem weltweit regelmäßig durchgeführt.
Selbstauflösung und Nachfolge
Samois löste sich 1983 auf, unter anderem wegen "Coming to Power". Als Nachfolgeorganisation entstanden auf Initiative von Gayle Rubin 1984 die Outcasts.
Die Outcasts setzten ihre Tätigkeit fort bis auch sie sich schließlich 1997 aufgrund interner Differenzen teilten. Eine der hieraus entstandenen Gruppen, The Exiles, existiert im Jahr 2006 noch immer und engagiert sich in der Tradition von Samois und den Outcasts. [1]
Pat Calafia und Robin Sweeny veröffentlichten 1996 unter dem Titel The Second Coming: A Leatherdyke Reader einen Sammelband der eine Fortsetzung von Coming to Power darstellt und außerdem historisches Quellenmaterial über The Outcasts und andere lesbische BDSM-Gruppen wie die Lesbian Sex Mafia und Briar Rose enthält.
Weblinks
- Datenschlag-Chronik
- The Exiles - Offizielle Webseite
- Leatherarchives - weitere Informationen zum Sexpositiven Feminismus
- Bdsmdebunkingthemyths - Detaillierte Bibliografie zur Entwicklung der us-amerikanischen Lederszene
Weiterführende Literatur
- Rubin, Gayle. 2004. Samois. Leather Times 21:3-7. Available from: http://www.leatherarchives.org/resources/issue21.pdf
- Samois. 1979. What Color is Your Handkerchief: A Lesbian S/M Sexuality Reader. Berkeley: SAMOIS. 45 p.
- Samois: Coming to Power. Writings and Graphics on Lesbian S/M. Alyson Publications, Boston, 3. Auflage Oktober 1987, ISBN 0932870287
- Arne Hoffmann: Lexikon des Sadomasochismus. Lexikon Imprint Verlag Berlin (2001) ISBN 3896022903, Eintrag zu "Samois".
- Mark Thompson, Lederlust - Der SM-Kult , 1993, Gmünder, Berlin ISBN 3-86187-001-0
- Rubin, Gayle (1984). Thinking Sex: Notes for a Radical Theory of the Politics of Sexuality. In Carole S. Vance (Hrsg.), Pleasure and Danger: exploring female sexuality, S. 267–319. Boston (Routledge & Kegan Paul). ISBN 0044408676
- Strossen, Nadine (2000). Defending Pornography: Free Speech, Sex, and the Fight for Women's Rights. New York (New York University Press). ISBN 0814781497
- Willis, Ellen (1983). Feminism, Moralism, and Pornography. In Ann Snitow, Christine Stansell, und Sharon Thompson (Hrsg.), Powers of Desire: The Politics of Sexuality, S. 460–467. New York (Monthly Review Press). ISBN 0853456097