Echelon
Echelon ist der Name eines Spionagenetzes. Die Staaten USA, Großbritannien und Nordirland, Kanada, Australien und Neuseeland sind daran beteiligt.
War Echelon zunächst nur dazu gedacht, die militärische und diplomatische Kommunikation der Sowjetunion und ihrer Verbündeten abzuhören, so wird es heute angeblich zur Suche nach terroristischen Verschwörungen, Aufdeckungen im Bereich Drogenhandel und als politischer und diplomatischer Nachrichtendienst benutzt. Kritiker behaupten, dass dieses System hauptsächlich der Wirtschaftsspionage diene.
Das Echelonsystem ist im Aufbau einfach. Alle Mitglieder der englischsprachigen Allianz sind Teil der nachrichtendienstlichen Allianz UKUSA, deren Wurzeln bis zum Zweiten Weltkrieg zurückreichen. Diese Staaten stellten Abhörstationen und Weltraumsatelliten auf, um Satelliten-, Mikrowellen- und Mobilfunk-Kommunikation abzuhören. Die eingefangenen Signale werden durch eine Reihe Supercomputer verarbeitet, die dazu programmiert wurden, Zieladressen, Wörter, Sätze oder sogar individuelle Stimmen zu erkennen. Dabei ist es mittlerweile sogar möglich, nach ganzen Sachverhalten zu suchen und nicht nur nach einzelnen Schlagwörtern. Das Echelon-System unterliegt der Verwaltung der National Security Agency (NSA). Die NSA hat alleine in Maryland über 28.000 Mitarbeiter und ist damit die wohl größte Spionageabteilung weltweit.
Das System soll über 120 Landstationen und geostationäre Satelliten verfügen. Diese sollen in der Lage sein, mehr als 90% des Internetverkehrs mitverfolgen zu können. Die Antennen des Echelonsystems sind in der Lage, elektromagnetische Wellen einzufangen und dann zur weiteren zentralen Auswertung weiterzuleiten. Abgefangen werden die Nachrichten wahllos, die Auswertung erfolgt nachträglich über Stimm-, Schlüsselwort- oder sonstige Filter. Diese Vorgehensweise wird als "strategische Fernmeldekontrolle" bezeichnet.
Nach Beendigung des Kalten Krieges 1990 fiel der Hauptfeind, der Ostblock, als potentieller Gegner weg. Die US-Geheimdienste sollen 1991 ein neues Konzept vorgelegt haben, das der veränderten geopolitischen Lage angepasst wurde. Dieses Konzept bestimmte die Wirtschaftsspionage zum Hauptziel der Geheimdiensttätigkeiten.
Die neue geheimdienstliche Priorität, die Wirtschaftsspionage, wurde von George Bush sen. durch die Nationale Sicherheitsdirektive 67 - herausgegeben vom Weißen Haus am 20. März 1992 - festgelegt. Die freigewordenen Kapazitäten sollen die Echelon-Beteiligten genutzt haben, um die eigenen Verbündeten auf dem Gebiet der Wirtschaft auszuspionieren. Dies bestätigt auch die Aussage des ehemaligen CIA-Chefs James Woolsey im Wall Street Journal vom 17. März 2000, in dem er offen eine Spionage in Europa zugab. Er versuchte das Vorgehen mit dem Vorwurf zu begründen, europäische Firmen würden bestechen, um eigene Vorteile und Aufträge zu erlangen. Die Absicht war, den eigenen Unternehmen in der zunehmend globalisierten Welt Informationsvorteile zu beschaffen, um so die eigene Wirtschaft zu stärken. Als weiteren Grund führte er an, dass die europäischen Regierungen noch immer die Wirtschaft dominierten, so dass sie unflexibler und unattraktiver für Kapital sei und zu hohe Kosten hätte.
Eine in Bad Aibling in Bayern befindliche Echelonbasis (Bad Aibling Station) konnte bis 2004 große Bereiche Deutschlands oder sogar Europas abhören. Hier wurde in einem Verfahren der EU festgestellt, dass diese Anlage nach dem Ende des Kalten Krieges mehrheitlich der Wirtschaftsspionage dient und es wurde beschlossen, diese zu schließen. Bedingt durch die Ereignisse des 11. September 2001 wurde dieser Beschluss erst verspätet im Jahre 2004 umgesetzt.
In seinem Bericht an das EU-Parlament am 5. September 2001 stellte der "Berichterstatter des nicht ständigen EU-Untersuchungsausschusses zu Echelon" Gerhard Schmid fest, dass innereuropäische Kommunikation kaum betroffen ist, sondern hauptsächlich transatlantische Verbindungen über Satellit oder Unterseekabel (siehe Weblinks).
Doch für Bad Aibling wurde ein Nachfolger gefunden: Auf dem ehemaligen August-Euler-Flughafen in Griesheim bei Darmstadt - direkt an der Autobahn A5 steht der neue Horchposten mit mindestens fünf Radomen, der im Frühjahr 2004 fertiggestellt wurde.
Ob Satelliten bereits fähig sind, die Bodenantennen zu ersetzen ist fraglich. Die einzelnen Staaten dieser UKUSA-Allianz haben zugewiesene Verantwortung für die Überwachung der verschiedenen Teile des Globus.
Der Öffentlichkeit bekannt gemacht wurde das Spionagesystem erstmals 1976 durch Winslow Peck.
Herkunft des Begriffes
Die Echelonformation war eine Schlachtordnung, die dazu diente, ein gemischtes Heer vorteilhaft aufzustellen.
Sie ist entstanden aus der frühantiken Phalanx, im Bestreben, die Phalanx durch das Marschieren über Eck noch mächtiger zu machen, indem die Krieger noch dichter stehen konnten, das Zurückfallen der Flügel oder der Mitte unwahrscheinlicher wurde, etc.
Der Name „Echelon“ stammt angeblich aus dem französischen, von en chelon (?) und soll bedeuten, dass nur die vorderste Linie aus Pikenieren besteht, dahinter laufen die Grenadiere und Eliteinfanteristen. Sie können aus den Lücken der geblockten Phalanx, sobald sich die Fronten verkeilen, quer auf den Feind schießen und so den Schildüberdeckungsvorteil der Schräg-Phalanx zunichte machen.
Das Wort bedeutet in diesem Fall „aus der Lücke“ oder „aus dem verborgenen“. Daraus erwächst auch die Bedeutung des Wortes im Zusammenhang mit dem amerikanischen Spionagesystem.
Nachdem die klassische Phalanx durch den Einsatz von schnellen Reitereien empfindlich geworden war, schien es notwendig, hinter der Hauptkampflinie, bestehend aus Lanzenträgern, eine Reihe Schwertkämpfer zu plazieren. Es war jedoch unökonomisch, diese Soldaten nur für den Fall einzusetzen, dass der Feind die Phalanx einkesselt, oder die Phalanx mittig einbricht (Reiterei, Plänkler etc.) Daher entwickelte sich das Echelon-System, bei dem die gesamte Formation ihre Kampfkraft konzentriert entfalten kann.
Siehe auch
Literatur
- Alexander Dix: ECHELON auf dem parlamentarischen Prüfstand. In: DuD 2000, S. 659-661.
Weblinks
- Telepolis special: Echelon
- Bleibt das Echelon-Lauschsystem Deutschland erhalten? Telepolis Magazin
- Der offizielle Echelon-Bericht von Gerhard Schmid an das EU-Parlament (nur Teil 1), EU-Server, pdf-Dokument
- dito, plus Teil 2: Minderheitenansichten und Anhänge, XML-Dokument
- Rede von Gerhard Schmid vor dem EU-Parlament, Zusammenfassung des Berichts, EU-Server
- Echelon Artikel - enthält eine Liste der Echelon Stationen
- ZDF: Lauschen für Amerika
- Homepage von Kai Raven: Echelon - Das globale Abhörnetzwerk
- Weiterführende Links zum Thema Echelon