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Pfingsten

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Pfingstdarstellung im Ingeborg-Psalter (um 1200)
Pfingstdarstellung von Giotto di Bondone (ca. 1305)
Pfingsten im Stundenbuch „Les Très Riches Heures“ des Herzogs de Berry (15. Jhdt.)

Pfingsten (von griech. pentekosté (heméra) „der fünfzigste (Tag)“) bezeichnet das Fest am fünfzigsten Tag nach Ostern (das entspricht dem 10. Tag nach Christi Himmelfahrt). Das Pfingstfest entstand aus dem jüdischen Schawuot (Wochenfest). Als christliches Fest wird Pfingsten erstmals im Jahr 130 erwähnt. Seine theologischen Eckpfeiler sind die Entsendung des Heiligen Geistes, wie sie in der Apostelgeschichte (Kapitel 2) des Neuen Testaments beschrieben ist, und die offizielle Gründung der Kirche.

Pfingsten als religiöses Fest

Das Pfingstfest, auch bezeichnet als „Geburtstag der Kirche“, ist durch besondere religiöse Feiern geprägt. Es ist sowohl ein eigenes kirchliches Fest, an dem das - von Jesus angekündigte - Kommen des Heiligen Geistes gefeiert wird, als auch zugleich der feierliche Abschluss der Osterzeit. Nach dem christlichen Glauben empfängt auch heute noch jeder wahrhaft gläubige Christ den Heiligen Geist und wird dadurch "wiedergeboren". Jeder Christ ist nach dem Neuen Testament demnach ein "Tempel des Heiligen Geistes". Der Pfingstmontag wurde in einigen Ländern als zweiter Feiertag und Rest der ehemaligen Pfingstoktav beibehalten, zählt aber (nach heutiger römisch-katholischer Ordnung) liturgisch nicht mehr zur Osterzeit, sondern bereits zum Jahreskreis.

Zu den kirchlichen Feiern gehört das Gebet um das Kommen des Heiligen Geistes in der Pfingstnovene. Das Hochfest erstreckt sich von der Vesper am Vorabend bis zur Vesper am Pfingstsonntag. Zu den liturgischen Besonderheiten im feierlichen Gottesdienst der römisch-katholischen Liturgie gehört der Gesang der Pfingstsequenz Veni, Sancte Spiritus (Komm, Heiliger Geist), einer von insgesamt fünf verbliebenen Sequenzen im Ritus.

Pfingsten als gesellschaftlicher Festtag

Pfingsten ist in Deutschland heutzutage ein eher volkstümlich als kirchlich geprägtes Fest. In vielen Regionen existieren Pfingstbräuche, so zum Beispiel das Pfingstbaumpflanzen in der Lüneburger Heide, in Mecklenburg das Schmücken des Pfingstochsen oder der Wäldchestag in Frankfurt am Main. Viele Jugendgruppen führen Pfingstzeltlager durch. Auf der Zitadelle in Mainz findet alljährlich das OpenOhr Festival mit Kabarett, Foren und Livekonzerten rund um ein „Thema“ (2005: „Frauen“) statt.

Der Pfingstmontag ist ein gesetzlicher Feiertag in Deutschland, Österreich und der Schweiz. In Deutschland forderten Wirtschaftsverbände 2005 seine Abschaffung. Sämtliche im Bundestag vertretenen Parteien mit Ausnahme der FDP sprachen sich ebenso wie die Kirchen und Gewerkschaften gegen diesen Vorschlag aus. In Frankreich ist der Versuch der Regierung Raffarin, ihn 2005 erstmals zum unbezahlten Feiertag zu machen, am Widerstand der Bevölkerung gescheitert. Ein Regierungssprecher äußerte sich so dazu, dass eine Überprüfung des Gesetzes vorgenommen werden müsse, ob es nach diesen Erfahrungen dabei bleiben könne. In Schweden wurde der Pfingstmontag als Feiertag im Jahre 2005 abgeschafft. Stattdessen ist ab demselben Jahr der 6. Juni schwedischer Nationalfeiertag, auch ein gesetzlicher und damit arbeitsfreier Feiertag. In Italien wurde der Pfingstmontag als gesetzlicher Feiertag vor einigen Jahren abgeschafft.


Siehe auch

Literatur

  • Christel Dhom: Unser Frühjahrs- und Osterbuch. Mit Kindern den Jahreslauf erleben von Fasching bis Pfingsten; Stuttgart: Verlag Freies Geistesleben, 2004; ISBN 3-7725-2025-1
  • Jens Herzer: Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, Weihnachten. Was wissen wir über die Ursprünge des Christentums?; Brennpunkt: Die Bibel, Bd. 4; Berlin: Evangelische Haupt-Bibelgesellschaft und von Cansteinsche Bibelanstalt, 2000; ISBN 3-7461-0144-1 (allgemeinverständlich und wissenschaftlich fundiert)
  • Katholisches Bibelwerk (Hrsg.): Gottes Volk. Bibel und Liturgie im Leben der Gemeinde; Teil 4; Stuttgart: Katholisches Bibelwerk, 2005; ISBN 3-460-26635-X
  • Joseph Ratzinger: Komm, Heiliger Geist! - Pfingstpredigten; ISBN 3879042993
  • Maria Schwabe (Hrsg.): Pfingsten statt Babel. Zur Mystik und Spiritualität im Weltsozialforum; Bonn: Missionszentrale der Franziskaner, 2004
  • Alfons Weiser, Karl-Heinrich Bieritz, Henning Schröer, Petra Sevrugian: Art. Pfingsten/Pfingstfest/Pfingstpredigt I. Neutestamentliche Grundlagen des Pfingstfestes II. Das Pfingstfest in der Kirchengeschichte III. Praktisch-theologische Aspekte IV. Pfingstpredigt V. Ikonographisch; in: Theologische Realenzyklopädie 26 (1996), S. 379-398 (enzyklopädischer Überblick mit weiterer Lit.)