Solaris (1972)
Film | |
Titel | Solaris |
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Originaltitel | Солярис (Soljaris) |
Produktionsland | UdSSR |
Originalsprache | Russisch |
Erscheinungsjahre | 1972 |
Länge | 165 Minuten |
Stab | |
Regie | Andrei Tarkowski |
Drehbuch | Andrei Tarkowski, Friedrich Gorenstein |
Kamera | Wadim Jussow |
Besetzung | |
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Solaris ist eine Verfilmung des Romans Solaris des polnischen Autors Stanisław Lem durch Andrei Tarkowski aus dem Jahr 1972.
Handlung
Der Psychologe Kris Kelvin (Donatas Banionis) wird zu dem weit entfernten Planeten "Solaris" geschickt, dessen Erforschung sich seit längerem in einer Krise befindet. Man nimmt an, dass die Astronauten psychisch gestört sind. Zur Vorbereitung der Reise liest er Berichte und sieht sich Videoaufnahmen an, insbesondere die einer Aussage des früheren Solaris-Astronauten Berton, den er auch aufsucht. Sein letzter Besuch gilt seinen Eltern, die in einem idyllischen Haus an einem See leben. Die Weltraumreise selbst wird nur angedeutet, Kelvin findet sich unvermittelt auf der Raumstation wieder. Die Raumstation, die um den Planeten "Solaris" kreist, befindet sich ebenso wie die beiden Wissenschaftler Snaut und Sartorius in einem verlotterten Zustand der Auflösung. Gibarian, der dritte Astronaut, hat sich umgebracht. Kelvin, der zunächst nur übermüdet, fassungslos und irritiert wirkt, wacht am nächsten Morgen in seiner Kajüte neben einer jungen Frau auf: seine ehemalige Freundin Harey, die sich seinetwegen umgebracht hatte. Bald erfährt Kelvin, was es mit dieser Erscheinung auf sich hat: Solaris, der Planet, der von einem rätselhaften Ozean bedeckt wird, aus dem Inseln und Erscheinungen auftauchen und wieder verschwinden, wurde mit starker Strahlung "gereizt" - er antwortet nun scheinbar, indem er Inhalte von Gedächtnis und Gewissen der Menschen in der Raumstation materialisiert. Im Mittelpunkt der Handlung stehen nunmehr Kelvins Versuche, sich mit "Harey" auseinanderzusetzen. Einmal schießt er sie sogar mit einer Rakete in eine entfernte Umlaufbahn - es nützt ihm nichts: Harey taucht alsbald in einer zweiten, völlig identischen Ausfertigung wieder in seiner Kajüte auf. Die beiden anderen Astronauten - Snaut, der resigniert hat, und Sartorius, der verbissen an einer Methode zur Neutralisierung der Wirkungen des Planeten arbeitet - werden zusehends zu Randfiguren. Kelvin ringt sich zu dem absurd erscheinenden Entschluss durch, bei "Harey" auf der Station bleiben zu wollen. Doch Sartorius gelingt es gegen Ende des Films, die vom Planeten ausgehenden Materialisierungen technisch zu unterdrücken. Der Film endet in visionären Bildern.
Interpretation
In "Solaris" ist Science-fiction kein Selbstzweck, sondern dient lediglich als ein technischer Kunstgriff, zur Konstruktion einer Metapher für das moralische Problem der Schuld und des Umgangs damit. Vor Schuld und Verantwortung scheitern die optimistischen Zukunftserwartungen positivistischer Wissenschaft. Vor der existenziellen Situation der unmittelbaren, körperlichen Konfrontation mit eigener Schuld werden mögliche Reaktionen gezeigt: die Unterdrückung mit technischer Raffinesse, die Resignation - und die Annahme der Verantwortung, das Sich-stellen, was von Tarkowski mit unverhohlener Sympathie bevorzugt wird. Die Bezüge zur sowjetischen Geschichte, der Auseinandersetzung mit der Stalin-Ära sind unverkennbar ebenso wie der philosophische Gehalt des Films.
- "Meine Entscheidung, Stanisław Lems SOLARIS zu verfilmen, bedeutet übrigens nicht, dass ich etwa eine Vorliebe für dieses literarische Genre hätte. Wichtig ist vielmehr, dass Lem in SOLARIS ein mir nahes Thema behandelt hat. Es geht um den Konflikt zwischen Selbstüberwindung, gefestigter Überzeugung und sittlicher Wandlungsfähigkeit einerseits, mit den Bedingtheiten des eigenen Schicksals andererseits. Der geistige Horizont des Romans hat nichts mit der Gattung Science-fiction gemein. SOLARIS nur wegen des Genres zu schätzen, würde dem Gehalt nicht gerecht." (Andrei Tarkowski)
Kritiken
Lexikon des internationalen Films: Die Konfrontation mit einer absolut fremden Lebensform wird für die Besatzung eines Raumschiffs zur metaphysischen Reise in die Innenwelt ihrer eigenen Kultur. Brillant inszenierter, äußerst reicher und vielschichtiger Film.