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Hemd

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Anzughemd

Das Hemd (althochdt. Hemedi: "Haut") ist Teil der Wäsche zur Bekleidung des Oberkörpers. Ursprünglich war es Teil der Unterwäsche, da immer eine Jacke darüber getragen wurde.

Entstehungsgeschichte

Entstanden ist es aus dem Bestreben, den Oberkörper ganz zu bedecken. Bereits gegen 925 v. Chr. trugen die Hebräerinnen ein bis auf den Boden reichendes, weißes Hemd aus Leinen. Bei den Völkern des Abendlandes wurde das Hemd mal als Unter-, mal als Oberkleid für Frau und Mann verwendet. Seit dem 16. Jahrhundert ist es in der heutigen Weise bekannt und wird als Tagesgewand gebraucht. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert war der angeknöpfte hohe Stehkragen "Vatermörder" zur formellen Kleidung üblich. Die durchgehende Knopfleiste wird beim Hemd um 1900 eingeführt (Patent seit 1871), so dass das Hemd nicht mehr über den Kopf gezogen werden muss. Die Abendhemden besitzen nur 2 Leisten Knopflöcher; man kauft die zugehörigen Hemdknöpfe extra und knöpft sie in das Hemd ein - ähnlich wie Manschettenknöpfe an den Ärmelmanschetten. Diese Hemdknöpfe bestehen üblicherweise aus Silber mit Halbedelsteinbesatz oder Perlmutteinlage.

Verwendete Materialien

Das klassische, vom Altertum bis ins 19. Jahrhundert übliche Material ist Leinen. Als im Zuge der Industriellen Revolution Baumwolle billiger wurde als Leinen, setzte sich diese mehr und mehr durch. Im 20. Jahrhundert kamen Seide und Kunstfasern hinzu. Spezielle chemische Ausrüstungen der Baumwolle führen zu pflegleichten, bügelleichten oder sogar bügelfreien Hemdstoffen. Besonders hochwertige Hemden bestehen aus Sea-Island-Baumwolle mit zweifädigem Vollzwirngewebe ("two ply"), herausnehmbaren Kragenstäbchen (Messing statt Kunststoff), eingestickten Initialen (Monogramm) und echten Perlmuttknöpfen.

Hemdfarben

Hochwertiges Businesshemd mit sog. Haifischkragen, aus Baumwolle, Vollzwirngewebe/ 2ply

Lange Zeit galt ein reinweißes Hemd als Statussymbol des Herrn, da es anzeigte, dass sich sein Träger nicht mit körperlich anstrengender oder gar schmutziger Arbeit befasste und er sich täglich ein frisch gewaschenes Hemd leisten konnte. Zum Schutz der Ärmel insbesondere bei Schreibarbeiten mit der Feder oder später dem Füllfederhalter wurden früher im Büro Ärmelschoner getragen, die über die Hemdärmel gezogen wurden. Ärmelhalter sind heute kaum noch gebräuchliche verstellbare Gummibänder, die die Ärmel am Oberarm halten und so für die richtige Ärmellänge sorgen sollen. Erst im 20. Jahrhundert konnten sich farbige Hemden (meist Blautöne) und gestreifte Hemden (Nadel-, Kreide-, Hairline-Streifen) durchsetzen. Hier gilt, je breiter die Streifen, desto legerer der Anlass, zu dem das Oberhemd getragen wird.

Die wichtigsten Kragenformen

  • Klapp- oder Umlegekragen (Kentkragen), gemäßigt gespreizt, meistverbreitete Form
  • Cutaway-Kragen (Haifischkragen), modisch hoher Kragen, breit gespreizt, daher gut für besonders große Krawattenknoten (Windsorknoten) geeignet
  • Button-down-Kragen, sportlich weicher Kragen ohne Kragenstäbchen, ursprünglich von Polospielern übernommen, Kragenschenkel werden am Hemd angeknöpft, sollte nicht zum Anzug getragen werden und keinesfalls zum zweireihigen Sakko
  • Tabkragen, enge Spreizung, immer mit Krawatte getragen, die weichen Kragenenden ohne Kragenstäbchen werden mit knöpfbarem oder Druckknopfverschluss unter dem dazu passenden schmalen Krawattenknoten zusammen gehalten
  • Nadel-Kragen (Pin-Collar), nur noch selten verbreitet; Kragenecken werden mit einer speziellen Kragennadel zusammengehalten; auch mit abgerundeten Kragenenden (Clubkragen)
  • Stehkragen, diese älteste Kragenform wird nur noch bei festlichen Frackhemden getragen, siehe Vatermörder

Modeeinflüsse

Kragenhöhe und Länge der Kragenschenkel werden durch die Mode bestimmt. Bei besonders hohen Kragen werden zwei vordere Schließknöpfe verwendet. Der Kragen wird in der Regel durch eingenähte oder herausnehmbare Kragenstäbchen in Form gehalten. Sofern überhaupt vorhanden, wird bei der Rückenfalte zwischen der Kellerfalte, Charachellefalte, offener Rückenfalte und links/ rechts getrennten Bewegungsfalten unterschieden. Neben der Manschette wird der Ärmelschlitz jeweils mit einem kleinen zusätzlichen Knopf geschlossen. Besonders elegante Hemden verzichten auf die Brusttasche(n).

Problemfälle

Wenn man Probleme mit einem zu engen Hemdkragen hat, sollte man möglichst die nächstweitere Kragengröße wählen. Bei Herrenhemden ändert sich meist nur alle zwei Kragengrößen der Schnitt des Oberkörpers, z.B. 39/40, 41/42 usw. Außerdem gibt es Sondergrößen für Männer mit besonders kurzen oder langen Armen. Einige Hersteller bieten auch die Maßanfertigung von Hemden an.

Das Maßhemd

Es gibt das reine Maßhemd, welches, von einem handvermessenen oder per 3D-Laserscan im Computer erfassten Modell des Trägers ausgehend, analog dem Maßanzug geschneidert wird. Daneben gibt es auch die Möglichkeit, bei vorkonfektionierten Hemden die Kragen- und Ärmellänge anzugeben sowie eine Brusttasche zu wünschen oder nicht. Die Ärmellänge misst sich ausgehend von der Wirbelsäulenmitte über die Schulter, den Arm bis zur Hand. Der Ärmel darf nicht zu knapp sein; Manschetten sollen ein wenig aus dem Anzugärmel herausschauen. Einige Hersteller bieten auch die Aufarbeitung ihrer Hemden an, bei der die besonders verschleißintensiven Manschetten sowie der Hemdkragen ausgetauscht werden.

Hemdarten

Heutzutage wird zwischen dem Herrenhemd und der Bluse (Hemdbluse) für die Frau unterschieden. Die Skibluse ist geschlechtsneutral. Beim Militär ist das Feldhemd (auch Feldbluse genannt), ein jackenähnliches robustes längeres Hemd, üblich.

Datei:Hawaihemd2.JPG
Hawaiihemd mit Palmenmotiv

Hemden werden oft mit Accessoires versehen: z.B. Halstuch, Krawatte, Krawattennadel, Krawattenring (selten), Schleife, Krawattenschleife oder Bolotie. Die Ärmelenden (Manschetten) werden entweder einfach geknöpft oder mit schmuckvollen Manschettenknöpfen zusammengehalten.

Aus der Sportbekleidung kommt das kurzärmlige Polohemd, das mittlerweile in der Freizeitmode weit verbreitet ist. Eine nach dem 2. Weltkrieg in Europa aufgekommene Mode war das sogenannte Hawaiihemd, ein kurzärmeliges Kleidungsstück mit meist grellbuntem Palmen- und Strandmotiv.


siehe auch: Mode, Unterhemd, Accessoire, Krawatte, Krawattenschleife, Manschette (Oberbekleidung), Bluse, Uniform, Ärmel, Totenhemd


Wiktionary: Hemd – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen