Zum Inhalt springen

Florian Gerster

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 17. April 2017 um 16:39 Uhr durch Tonialsa (Diskussion | Beiträge) (Familie, Ausbildung und Beruf: Jazzpreis ergänzt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Florian Gerster (* 7. Mai 1949 in Worms) ist ein deutscher Politiker (SPD) und Offizier. Er war Mitglied des Deutschen Bundestages, Landtagsabgeordneter und Minister des Landes Rheinland-Pfalz sowie Vorsitzender des Vorstands der Bundesagentur für Arbeit. Seit 2004 ist er in der Privatwirtschaft tätig.

Familie, Ausbildung und Beruf

Gerster ist der Bruder der Journalistin und Nachrichtenmoderatorin Petra Gerster. Sein Onkel zweiten Grades ist der CDU-Politiker Johannes Gerster.

Nach seinem Abitur 1968 am Rudi-Stephan-Gymnasium in Worms und anschließendem Wehrdienst studierte Gerster Psychologie und Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim. Er hat den Rang eines Oberstleutnants der Reserve der Bundeswehr.

Von 2002 bis 2004 war er Vorsitzender des Vorstands der Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg. Seitdem ist er als Unternehmensberater in Frankfurt am Main tätig, bis Herbst 2007 als Partner der Personalberatung Ray und Berndtson. Gerster ist gegenwärtig als Direktor Policy Fellows für das Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit und als Lehrbeauftragter der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer tätig. Seit September 2007 ist Gerster Gründungspräsident des Arbeitgeberverbandes Neue Brief- und Zustelldienste (seit 2011 Bundesverband Briefdienste)[1] und seit dem 1. Januar 2015 Vorsitzender des Bundesverbandes Paket und Expresslogistik (BIEK).[2] Er ist ein Gründungsmitglied des Fördervereins für die arbeitgebernahe Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft.

Gerster rief im Jahr 2003 den Jazzpreis der Stadt Worms ins Leben, indem er die für die Dotierung benötigen Gelder bereitstellte, die bis ins Jahr 2013 ausreichten, den Preis zu finanzieren.[3][4]

Politischer Werdegang

Mit 17 Jahren trat Gerster 1966 in die SPD ein. Seine politische Karriere begann 1974 als Stadtrat in Worms. 1977 trat er als Nachrücker von Lucie Kölsch in den Landtag von Rheinland-Pfalz ein. 1987 wurde er in den Bundestag gewählt, woraufhin er sein Landtagsmandat niederlegte. Gerster wurde Mitglied des „Seeheimer Kreises“.[5] Von 1991 bis 1994 war er Minister für Bundesangelegenheiten und Europa des Landes Rheinland-Pfalz (Kabinett Scharping), im Oktober 1994 wechselte er in das Ressort für Arbeit, Soziales und Gesundheit (Kabinett Beck I, Kabinett Beck II). Ab 2001 war er auch für die Familienpolitik zuständig (Kabinett Beck III). Nach der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz 2001 war er von 2001 bis 2002 erneut Mitglied des rheinland-pfälzischen Landtags.

Vorstandsvorsitzender der Bundesanstalt für Arbeit

Am 27. März 2002 wurde Gerster Nachfolger des wegen eines Statistikskandals entlassenen Bernhard Jagoda als Leiter der Bundesanstalt für Arbeit, die 2004 auf seine Initiative hin in Bundesagentur für Arbeit umbenannt wurde. Gerster nahm das Amt an, nachdem seine Bezüge und später auch das Spesenkonto des Vorstandes verdoppelt worden waren. Sein Ziel war der Totalumbau der Agentur. Insbesondere führte er eine effektivere Steuerung der Bildungsmaßnahmen der Bundesagentur ein, die zu massiven Reduzierungen führte. Er war der erste Leiter der BA, der keinen Beamtenstatus innehatte. Im Mai 2002 berief er seinen späteren Amtsnachfolger Frank-Jürgen Weise in den Vorstand der BA.

Im November 2003 geriet er wegen eines PR-Auftrags in Höhe von 1,3 Millionen Euro mit der WMP Eurocom, der nicht ausgeschrieben worden war, in die Schlagzeilen. Mitte Januar 2004 wurden Verträge mit fünf Beraterfirmen und einem Gesamtvolumen von 38 Millionen Euro bekannt. Am 20. Januar 2004 wurden Vorwürfe laut, Gerster solle veranlasst haben, dass interne Protokolle der Behörde verfälscht wurden, um die Affäre zu vertuschen. Obwohl ihn ein interner Revisionsbericht am 23. Januar 2004 entlastete,[6] entzog ihm am Folgetag der Verwaltungsrat der Bundesagentur das Vertrauen mit 20 zu 1 Stimmen; er wurde im Anschluss vom Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit Wolfgang Clement entlassen.

Weitere Mitgliedschaften und Ämter

Gerster arbeitet als Beiratsvorsitzender in Deutschland unter anderem für den amerikanischen Immobilieninvestor Fortress Investment Group, der als Private Equity Fonds soziale Wohnungsbauten in Deutschland zu erwerben versucht,[7] und ist Mitglied im Aufsichtsrat des Wohnungsunternehmens GAGFAH. Außerdem ist er ehrenamtlicher Vorsitzender der Initiative Gesundheitswirtschaft Rhein-Main e. V.[8] sowie im Vorstand des Absolventennetzwerkes der Universität Mannheim, AbsolventUM e. V.[9] Seit Anfang 2010 ist er stellvertretender Vorsitzender des Netzwerks Deutscher Gesundheitsregionen e. V.

Veröffentlichungen

  • mit Dietrich Stobbe: Die linke Mitte heute. Dietz, Bonn 1989, ISBN 3-8012-0147-3.
  • mit Armin A. Steinkamm (Hrsg.): Armee 2000: Wehrpflicht und Reservistenkonzeption (= Wehrdienst und Gesellschaft. Bd. 1). Nomos, Baden-Baden 1990, ISBN 3-7890-2112-1.
  • Zwischen Pazifismus und Verteidigung. Die Sicherheitspolitik der SPD. Nomos, Baden-Baden 1994, ISBN 3-7890-3659-5.
  • Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Gewinner und Verlierer im Sozialstaat. Nomos, Baden-Baden 1997, ISBN 3-7890-5134-9.
  • (Hrsg.): Arbeit muss sich lohnen (= Schriftenreihe „Dialog sozial“. Bd. 3). Nomos, Baden-Baden 2001, ISBN 3-7890-7505-1.
  • Arbeit ist für alle da. Neue Wege in die Vollbeschäftigung. Propyläen, Berlin 2003, ISBN 3-549-07180-9.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Florian Gerster wird Präsident des Arbeitgeberverbandes „Neue Brief- und Zustelldienste e. V.“ BBD, 11. September 2011, abgerufen am 7. August 2011.
  2. Bundesverband Paket und Expresslogistik begrüßt neuen Vorsitzenden Florian Gerster. In: BIEK.de, 25. November 2014.
  3. Jazztöne und klangvolle Titel - manager magazin. In: manager-magazin.de. Abgerufen am 17. April 2017.
  4. Jazzpreis der Stadt Worms. In: bluenite.de. Abgerufen am 17. April 2017.
  5. Geschichte. In: Seeheimer-Kreis.de.
  6. Chronologie: Von der PR-Affäre bis zum Showdown in Nürnberg. In: Tagesschau.de (Archiv), 24. Januar 2004.
  7. Wenn der Investor klingelt. In: Die Zeit, Nr. 2/2006.
  8. Offizielle Webseite der Initiative Gesundheitswirtschaft Rhein-Main e. V., Stand: Dezember 2006
  9. AbsolventUM Mannheim – Vorstand. (Memento vom 11. April 2008 im Internet Archive) Stand: Dezember 2006

Vorlage:Navigationsleiste Präsident BA