Boston Tea Party
Boston Tea Party ist die Bezeichnung für ein Vorkommnis im Hafen der (heute) US-amerikanischen Stadt Boston am 16. Dezember 1773. An diesem Tag drangen Bostoner Bürger in den Hafen ein und warfen drei Ladungen Tee der englischen East India Company von den Schiffen ins Hafenbecken. Sie waren als Indianer verkleidet, um so eventuelle Vergeltungsschläge der Briten auf die Ureinwohner zu lenken. Diese Aktion ging von einigen Mitgliedern der St. Andrews Lodge aus, die auch Angehörige der Sons of Liberty waren.


Die so genannte Boston Tea Party bildete den Höhepunkt eines länger dauernden Streits zwischen den 13 nordamerikanischen Kolonien und ihrem Mutterland Großbritannien. Seit dem Siebenjährigen Krieg versuchte Großbritannien, die Einkünfte aus den Kolonien zu erhöhen, zum Beispiel durch den Sugar Act (Zuckergesetz) von 1764 oder den Stamp Act (Stempelgesetz) von 1765. Mit diesen Geldern sollten die Kriegskosten teilweise gedeckt werden. Die Kosten, welche die Kolonien verursachten, waren aber ebenfalls gestiegen, denn seit der englische König Georg III. durch die so genannte Proklamationslinie 1763 die Kolonien von den Indianergebieten getrennt hatte, kam es immer wieder zu Konflikten entlang dieser Linie, da die Siedler trotz Verbot weitere Gebiete am Ohio erschließen wollten. Nur durch die Stationierung zusätzlicher Truppen konnte man den Ausbruch eines Krieges zwischen Siedlern und Indianern verhindern.
Zuerst versuchte die britische Regierung, die gewünschten Einnahmen durch Steuern zu erhalten. Daraus ergab sich jedoch ein ernster staatsrechtlicher Konflikt mit den Kolonien, da diese das Besteuerungsrecht des britischen Parlaments nicht anerkannten. Je nach Lesart waren nämlich die Kolonisten als englische Bürger zwar berechtigt zu wählen, konnten dieses Recht aber nicht ausüben wegen der großen Distanz – und waren folglich auch nicht im Parlament in London vertreten – oder sie waren wie die Engländer durch die Vertreter ihrer Körperschaften – des Adels, der Städte, der Geistlichen und der Gemeinen – vertreten. Es standen sich also die Kolonisten mit einem individuellen Verständnis von Repräsentation und die Briten mit einem korporativen gegenüber. Die Kolonisten fassten ihr Verständnis der Lage mit dem Slogan “no taxation without representation” zusammen.
Das britische Parlament erkannte zwar die Stellung der Kolonien nicht an und bestand auf seinem souveränen Besteuerungsrecht, der britische Finanzminister Charles Townshend versuchte jedoch weitere Komplikationen zu umgehen. Die Steuern – die bekannteste davon die Stempelsteuer – wurden wieder aufgehoben und durch eine „äußere Besteuerung“ durch Zölle ersetzt. Im so genannten Townshend Act wurden ab 29. Juni 1767 Zölle auf die Einfuhr von Leder, Papier und Tee gelegt.
Die Kolonisten reagierten heftig auf diese Zölle. Eine Gruppe amerikanischer Patrioten, die sich Sons of Liberty nannte, rief zu Boykotten auf und es kam zu einem blutigen Zusammenstoß mit britischen Ordnungstruppen, dem so genannten Boston Massacre (5. März 1770). Die Briten hoben daraufhin die Zölle wieder auf – ausgenommen davon blieb nur der Tee-Zoll.
Nachdem sich die Lage wieder etwas beruhigt hatte und der Boykott auf englische Waren praktisch aufgehoben war, führte der Tea Act vom 10. Mai 1773 wieder zu einer Eskalation. Da die britische Ostindiengesellschaft kurz vor dem Bankrott stand, erhielt sie größere Autonomie bei der Abwicklung ihres Handels.
Die Gegner der monopolistischen Aktivitäten erwirkten einen Boykott des britischen Tees und vernichteten am 16. Dezember 1773 eine Ladung Tee im Hafen von Boston. Dabei verkleideten sie sich als Indianer – eine große Menschenmenge schaute zu ohne einzugreifen. Dieses Ereignis ging als Boston Tea Party in die Geschichte ein. Der Sekretär der St. Andrews Lodge gab an diesem Abend zu Protokoll, die Loge habe ihre Versammlung auf den nächsten Abend vertagt und schrieb als Begründung über die gesamte Seite ein großes „T“.
Diese Provokation konnte sich die britische Regierung nicht bieten lassen. Sie erhoben eine Reihe von Gesetzen bekannt unter dem Namen Intolerable Acts. Diese beinhalteten die Schließung des Hafens von Boston und die Enschränkung der Freiheiten der Kolonien, insbesondere diejenigen von Massachusetts. Die Vertreter aus zwölf Kolonien trafen sich darauf vom 5. September bis 26. Oktober 1774 in Philadelphia zum ersten Kontinentalkongress, der empfahl, eine eigene Miliz, die Kontinentalarmee, zu bilden und ökonomische Sanktionen gegen Großbritannien zu verhängen. Die weitere Eskalation des Konfliktes führte ab April 1775 zum Ausbruch des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges.
John Adams vermerkt dazu in seinem Tagebuch:
„Gestern Abend wurden drei Ladungen Bohea-Tee ins Meer geschüttet. Heute Morgen segelte ein Kriegsschiff los.
Dies ist die bisher großartigste Maßnahme. Dieses letzte Unternehmen der Patrioten hat eine Würde (...), die ich bewundere. Das Volk sollte sich nie erheben, ohne etwas Erinnerungswürdiges zu tun – etwas Beachtenswertes und Aufsehen erregendes. Die Vernichtung des Tees ist eine so kühne, entschlossene, furchtlose und kompromisslose Tat, und sie wird notwendigerweise so wichtige und dauerhafte Konsequenzen haben, dass ich sie als epochemachendes Ereignis betrachten muss.“